Ferdinand Zvonimir Maria Balthus Keith Michael Otto Antal Bahnam Leonhard Habsburg-Lothringen (* 21. Juni 1997 in Salzburg) ist ein österreichischer Automobilrennfahrer, der ab 2022 in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft antritt. Er ist der Sohn von Francesca und Karl Habsburg-Lothringen sowie ein Urenkel von Kaiser Karl I. von Österreich. 2017 und 2018 startete er in der europäischen Formel-3-Meisterschaft, 2019 und 2020 in der DTM.

Kindheit und Jugend

Am 20. September 1997 wurde er in Zagreb von Kardinal Franjo Kuharić getauft. Seine Paten sind Georg Habsburg-Lothringen, Alois Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Margarita Sakskoburggotski (Ehefrau des abgesetzten Zaren Simeon von Bulgarien) und Agnes Husslein. Ferdinand erhielt zusätzlich den traditionellen kroatischen Vornamen Zvonimir (nach König Zvonimir von Kroatien). Diese Namensgebung in einer Zeit politischer Instabilität in Kroatien gab Anlass zu Spekulationen, die Familie Habsburg dementierte jedoch alle Restaurationsbestrebungen.

Ferdinand Zvonimir ist österreichischer Staatsbürger. Seine hergebrachten Titel (Kaiserlicher Prinz und Erzherzog von Österreich, Königlicher Prinz von Ungarn, Böhmen und Kroatien) haben keine rechtliche Relevanz und dürfen in Österreich aufgrund des Adelsaufhebungsgesetzes nicht als Namensform verwendet werden. Sie werden allenfalls in der genealogischen Literatur genutzt. In Ungarn, wo der Adel 1945 abgeschafft wurde, tritt er bei Motorsportrennen als Habsburg Ferdinánd Zvonimir an.

Sein Eintritt in den österreichischen Wehrdienst und die Zuweisung zum Heeressportverband, um während des Ableistens des Dienstes Tests und Trainings für sein Aston-Martin-DTM-Team durchführen zu können, wurden medial thematisiert.

Seine ältere Schwester Eleonore ist seit dem 20. Juli 2020 mit dem belgischen Automobilrennfahrer Jérôme D’Ambrosio verheiratet, der somit sein Schwager wurde.

Motorsportkarriere

Habsburg begann seine Motorsportkarriere 2012 im Kartsport. Sein Mentor ist Alexander Wurz. 2012 gewann er die Meisterschaft bei den Rotax Max Junioren in Niederösterreich. 2013 fuhr er ein Rennen bei den ungarischen Kartmeisterschaften und gewann den Meistertitel der Rotax Max Junioren. Bei den Rotax Max Challenge Grand Finals 2013, die vom 13. bis zum 16. November in New Orleans stattfanden, qualifizierte er sich nach mehreren Knockout-Durchgängen für das Finale der Junioren und beendete es auf Rang zehn. 2014 wurde er österreichischer Staatsmeister in der DD2-Klasse der Rotax Max Challenge.

2014 debütierte Habsburg zudem im Formelsport. Er nennt sich dort Ferdinand Habsburg. Für den österreichischen Rennstall Lechner Racing School trat er in der nordeuropäischen Formel Renault 1.6 an. Sein Fahrzeug in dieser Saison war das von der Schweizer Künstlergruppe Lang-Baumann gestaltete Art Car. Dieses Fahrzeug wird seit 2018 in der Kaiserlichen Wagenburg Wien ausgestellt.

Er erzielte vier Podest-Platzierungen und schloss die Saison auf dem vierten Rang ab. Sein Teamkollege Anton de Pasquale gewann den Meistertitel. Anfang 2015 ging Habsburg für Victory Motor Racing in der Toyota Racing Series an den Start. Mit einem zweiten Platz als bestes Ergebnis erreichte er den elften Gesamtrang. Anschließend wechselte Habsburg 2015 zu Fortec Motorsports in die nordeuropäische Formel Renault, die mit 2,0-Liter-Motoren ausgestattet war. Habsburg verließ die Serie nach dem fünften von sieben Rennwochenenden und wurde 19. in der Fahrerwertung. Darüber hinaus absolvierte Habsburg für Fortec Gaststarts in der alpinen Formel Renault und im Formel Renault 2.0 Eurocup sowie für Drivex in der Euroformula Open.

Anfang 2016 kehrte Habsburg in die Toyota Racing Series nach Neuseeland zurück und erhielt ein Cockpit bei Giles Motorsport. Er gewann den Saisonauftakt in Christchurch und entschied damit sein erstes Formelsportrennen für sich. Mit einem weiteren Sieg wurde er Vierter in der Meisterschaft. Anschließend war Habsburg in Europa in drei Rennserien aktiv. Für Drivex fuhr er in der Euroformula-Open-Saison 2016. Er gewann zwei Rennen und stand bei 16 Rennen insgesamt zwölfmal auf dem Podium. In der Fahrerwertung unterlag er Leonardo Pulcini mit 247 zu 303 Punkten und wurde Gesamtzweiter. Darüber hinaus startete er für Fortec Motorsports im Formel Renault 2.0 Eurocup und der nordeuropäischen Formel Renault. In beiden Rennserien erzielte er zwei Podest-Platzierungen. Im Eurocup wurde er Zehnter, in der nordeuropäischen Formel Renault Elfter im Gesamtklassement.

2017 wechselte Habsburg zu Carlin in die europäische Formel-3-Meisterschaft. Beim zweiten Lauf von Spa-Francorchamps gelang ihm am 28. Juli sein erster Sieg. 2019 ging Habsburg in der DTM an den Start, wo er einen der vier Aston Martin des Teams R-Motorsport pilotierte. Er trat dort als Ferdinand von Habsburg an, was aufgrund des Adelsaufhebungsgesetzes ein Problem bei der Ausstrahlung im Österreichischen Fernsehen darstellte, da ihm in Österreich die Nutzung des Adelszusatzes „von“ verboten ist. Er schloss die DTM-Saison 2019 als Letztplatzierter auf Platz 18 mit nur 3 Punkten ab.

Für die DTM-Saison 2020 wechselte Habsburg zum Team WRT Audi Sport. Die Saison war deutlich erfolgreicher als die vorherige. Beim Rennen in Zolder erreichte Habsburg die Pole Position. In der DTM Gesamtwertung belegte er Rang 10.

In der Saison 2021 gewann Ferdinand Habsburg in der Langstreckenserie European LeMans Series das Rennen für das Algarve Racing Team.

Seit März 2021 ist Habsburg außerdem als Experte in der ORF-Sendung "Formel 1 Motorhome" zu sehen.

Orden

Als Mitglied des Hauses Habsburg-Lothringen ist er zudem Mitglied in folgenden Orden:

Statistik

Karrierestationen

Einzelergebnisse in der Toyota Racing Series

Jahr Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
2015 Victory Motor Racing Neuseeland CHR Neuseeland INV Neuseeland HMP Neuseeland TAU Neuseeland MAN 490 11.
6 3 DNF 7 6 12 10 2 11 15 16 16 14 11 14 DNF
2016 Giles Motorsport Neuseeland CHR Neuseeland INV Neuseeland HMP Neuseeland TAU Neuseeland MAN 727 4.
1 7 2 13 8 4 6 9 8 6 12 4 1 7 3

Einzelergebnisse in der europäischen Formel-3-Meisterschaft

Jahr Team Motor 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Punkte Rang
2017 Carlin Volkswagen Vereinigtes Konigreich SIL Italien MNZ Frankreich PAU Ungarn HUN Deutschland NOR Belgien SPA Niederlande ZAN Deutschland NÜR Osterreich SPI Deutschland HOC 186 7.
12 13 12 3 5 5 8 8 6 15 10 12 DNF 15 8 8 1 6 4 6 2 5 6 DNF 6 9 4 3 20 DNF
2018 Carlin Volkswagen Frankreich PAU Ungarn HUN Deutschland NOR Niederlande ZAN Belgien SPA Vereinigtes Konigreich SIL Italien MIS Deutschland NÜR Osterreich SPI Deutschland HOC 87 13.
17 11 DNF DNF 8 15 18 5 9 14 5 7 DNF 10 12 13 13 9 12 7 3 DNF 10 11 5 8 6 DNF 12 6

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
2021 Team WRT Oreca 07 Robin Frijns Charles Milesi Rang 6 und Klassensieg
2022 RealTeam by WRT Oreca 07 Rui Andrade Norman Nato Rang 21
2023 WRT Team Oreca 07 Robin Frijns Sean Gelael Rang 14

Einzelergebnisse in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7
2021 WRT Oreca 07  SPA  POR  MON  LEM  BAH  BAH
29 7 5 6 4 4
2022 WRT Oreca 07  SEB  SPA  LEM  MON  FUJ  BAH
6 4 21 4 8 9
2023 WRT Oreca 07  SEB  POR  SPA  LEM  MON  FUJ  BAH
13 16 12 14 32 13

Einzelergebnisse in der DTM

Saison Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Punkte Rang
2019 Aston Martin Deutschland HO1 Belgien ZOL Italien MIS Deutschland NOR Niederlande ASS Vereinigtes Konigreich BRH Deutschland LAU Deutschland NÜR Deutschland HO2 3 18.
DNF 13 9 DNF 14 12 10 11 13 12 15* 11 15 DNF 11 15 DNS 11
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung
Commons: Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Croatians celebrate christening of Habsburg heir, 22. September 1997, S. 7 
  2. Bernhard A. Macek: Kaiser Karl I.: der letzte Kaiser Österreichs: ein biografischer Bilderbogen. Sutton, Erfurt 2012, S. 90 (Stammbaum)
  3. Martha Schad (Hg.): Macht und Mythos − Die großen Dynastien: Die Habsburger. Weltbild, Augsburg 2000, S. 72 f.
  4. Habsburg Ferdinánd Zvonimir Győrbe igazolt. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mno.hu. 7. Februar 2013, archiviert vom Original am 16. Dezember 2013; abgerufen am 8. Dezember 2013 (ungarisch).
  5. Christian Nusser: „Es ist alles so real“. Heute.at, 10. Januar 2020, abgerufen am 10. Januar 2020 (englisch).
  6. Tochter von Karl Habsburg, Eleonore, hat in Monaco geheiratet
  7. Hans Rauscher: Ferdinand Zvonimir trägt auf dem Helm den Doppeladler, Der Standard, 29. November 2013
  8. Nathalie Martens: Rasender Royal: Der Prinz der Königsklasse, news.at, 10. Oktober 2013
  9. Kaiser-Urenkel liebt es rasant auf ORF vom 3. Mai abgerufen am 8. Mai 2014
  10. Drivers 2014: Ferdinand Habsburg (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive), SpeedWorld Academy, abgerufen am 14. Februar 2014
  11. Link zu einer Veröffentlichung über die Rotax MAX Junior Meisterschaften in ungarischer Sprache (Memento vom 7. Februar 2013 im Internet Archive)
  12. Platzierungen der Rotax Max Challenge Grand Finals 2013 (Memento vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive)
  13. Bericht zu den Rotax Max Challenge Grand Finals 2013 in einem ungarischen Gokart-Magazin online
  14. Participants Spa. (Nicht mehr online verfügbar.) frcup.com, archiviert vom Original am 8. Februar 2015; abgerufen am 25. Januar 2015.
  15. BREAKING: Ferdinand Habsburg continues in Formula category. (Nicht mehr online verfügbar.) Motorsport Csatorna, 3. Dezember 2013, archiviert vom Original am 7. Dezember 2013; abgerufen am 8. Dezember 2013.
  16. Imperial Speed Hochgeschwindigkeits-Fahrzeuge der Habsburger 1814 – 2014. Abgerufen am 4. September 2020.
  17. Erfolgreiche Österreicher – Janits und Habsburg zeigen auf. In: motorline.cc. 20. Oktober 2014, abgerufen am 21. Januar 2015.
  18. Habsburg Starts Debut Toyota Racing Series Season In Ruapuna. (Nicht mehr online verfügbar.) In: http://paddocktalk.com. 15. Januar 2015, archiviert vom Original am 8. Februar 2015; abgerufen am 20. Januar 2015.
  19. Valentin Khorounzhiy: Ferdinand Habsburg graduates to Formula Renault 2.0 NEC with Fortec. paddockscout.com, 16. Januar 2015, abgerufen am 25. Januar 2015 (englisch).
  20. Gruz David: Habsburg joins Giles for second Toyota Racing Series campaign. paddockscout.com, 23. November 2015, abgerufen am 1. Januar 2016 (englisch).
  21. Gruz David: Habsburg takes confident win in first Toyota Racing Series race. paddockscout.com, 16. Januar 2016, abgerufen am 17. Januar 2016 (englisch).
  22. David Gruz: Habsburg joins Carlin for 2017 European F3 campaign. motorsport.com, 7. Dezember 2016, abgerufen am 17. März 2017 (englisch).
  23. Sven Haidinger: Aston Martin: Habsburg und Juncadella machen DTM-Quartett komplett. motorsport-total.com, 19. Februar 2019, abgerufen am 5. März 2019.
  24. Ärger um den Adelstitel von Ferdinand von Habsburg. In: ran.de. 17. Mai 2019, abgerufen am 17. November 2019.
  25. Bianca Garloff, Andreas Reiners: Streit um „von“ Habsburg. In: Auto Bild. 17. Mai 2019, abgerufen am 17. November 2019.
  26. Ferdinand Habsburg | ORF who is who. In: orf.at. Abgerufen am 27. März 2021.
  27. Geschichte: Reorganisations-Konvent 2008 (Memento des Originals vom 8. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website des St. Georgs-Ordens Abgerufen am 31. Mai 2011.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.