Jesolo | ||
---|---|---|
Staat | Italien | |
Region | Venetien | |
Metropolitanstadt | Venedig (VE) | |
Lokale Bezeichnung | Jèxoło | |
Koordinaten | 45° 32′ N, 12° 39′ O | |
Höhe | 2 m s.l.m. | |
Fläche | 95 km² | |
Einwohner | 26.556 (31. Dez. 2022) | |
Postleitzahl | 30016, 30017 | |
Vorwahl | 0421 | |
ISTAT-Nummer | 027019 | |
Bezeichnung der Bewohner | Jesolani | |
Schutzpatron | Johannes der Täufer | |
Website | Jesolo | |
Ortszentrum von Jesolo |
Jesolo [ˈjɛːzolo] ist eine Stadt mit 26.556 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) an der italienischen Adria in der Metropolitanstadt Venedig, Region Venetien, etwa 16 Kilometer nordöstlich von Venedig.
Jesolo hat 5,6 Millionen Touristen pro Jahr und liegt auf Platz 8 unter den Reisezielen in Italien.
Geschichte
Von der Spätantike bis ins Hochmittelalter, Ende der antiken Stadt
Das heutige Jesolo wurde unter dem Namen Equilium zur Zeit des römischen Kaiserreichs als Vicus (Dorf) auf einer Insel in der Nähe der Piave-Mündung gegründet – spätestens im 4. Jahrhundert. Es war auf dem langen Wasserweg von Ravenna eine der zahlreichen Etappen innerhalb der Lagune – archäologisch fassbar in einem mansio –, wo die Handelsschiffe besonders im Winter halt machten, um sich vor den starken Winden (der Bora) und den Meeresstürmen zu schützen. Fischfang, Landbau, Viehhaltung, aber auch eine gewisse Spezialisierung in der Metallbearbeitung sowie in der von Knochen und Horn kennzeichnen die lokale Ökonomie.
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches bildete der Ort zusammen mit anderen Städten der Oberen Adria ein eigenes Machtzentrum mit Jesolo und Civitas Nova (Heracleia) als Hauptstadt, archäologisch durch erhöhte Siedlungstätigkeit und Landgewinnung auch in Jesolo gekennzeichnet. Allerdings ist der Kern der Siedlung, Stand 2023, noch nicht entdeckt worden. Das nahe gelegene Gebiet wurde jedenfalls völlig anders organisiert, und es wurden hölzerne Strukturen errichtet, um Land zu gewinnen.
Im 7. Jahrhundert entstanden die einschiffige Kathedrale mit ihren Mosaiken sowie ein Friedhof. Erster Regent wurde nach der venezianischen Tradition 697 der Doge Paulicius. In den folgenden Jahrhunderten erlebte Jesolo eine erste Blütezeit, die vor allem dem Handel, der Flussschifffahrt und der Salzgewinnung zu verdanken war. Schon im 5. Jahrhundert bestand ein Raum mit Apsis, also vor der Entstehung der Kathedrale, deren Ruinen seit langem beforscht werden.
Im 9. Jahrhundert wurde Jesolo Bischofssitz. Das Bistum wurde 1466 aufgehoben und dem Patriarchat von Venedig eingegliedert.
Equilium hatte mit zahlreichen Überschwemmungen durch den Piave zu kämpfen. Der Piave verlegte – wie alle anderen norditalienischen Flüsse damals – oft sein Bett, was dramatische Auswirkungen auf die Bewohner der Stadt hatte. In den folgenden Jahren wurde durch Sedimentablagerungen des Flusses der Hafenbetrieb immer schwieriger und der Landweg immer leichter erreichbar. Dadurch konnten um 900 wohl die Ungarn in Equilium einfallen, wie sie zahlreiche andere Städte plünderten. Allmählich verlor Jesolo jedoch wieder an Bedeutung, da Teile der Bevölkerung nach Venedig abwanderten.
Gründung von Cavazucharina (15. Jahrhundert) unweit von Jesolo
Seit dem 15. Jahrhundert entwickelte sich an der Kreuzung, die der Fluss und der Kanal bildeten, ein neuer Ortskern. Der Name der Familie Zucharin, die mit der Betreuung des Kanalverkehrs beauftragt waren, wurde zum neuen Ortsnamen: Cavazucharina, „Kanal der Zucharins“.
Im 17. Jahrhundert wurde im Zuge der venezianischen Flussumleitungen auch der Piave in ein neues Bett verlegt. Er fließt seitdem nicht mehr durch Jesolo, sondern ostwärts und mündet bei Cortellazzo in die Adria, während über das alte Flussbett, das auch heute noch Piave Vecchia (alter Piave) genannt wird, der Sile in die Adria mündet. Die beiden Flüsse verbindet seitdem ein Kanal.
Kriegszerstörungen, Übernahme des antiken Namens
Im Ersten Weltkrieg kam es um Cavazuccherina zu Gefechten zwischen der italienischen und der österreichisch-ungarischen Armee.
Im 20. Jahrhundert wurde die Kirche Santa Maria Assunta zerstört. 1930 erhielt der Ort den Namen Jesolo. Etwa zu derselben Zeit setzte ein erneuter Aufschwung des Tourismus ein. Die erste Badeanstalt eröffnete in der Nähe der Piazza Marconi. 1934 gab es bereits zahlreiche Villen und Hotels.
Dem Charakter eines Seebades gemäß wurden seit den 1960er Jahren der Stadtkern und der Strandbereich mit immer höheren Hotel- und Wohngebäuden bebaut. Eine Bauplanungskampagne nannte sich Jesolo City Beach 2012. Die Kampagne schloss die Neugestaltung von Straßen und Plätzen sowie die Verbesserung der Strände und ihrer Bauten ein.
Gliederung
Jesolo teilt sich in zwei Bereiche: Jesolo Paese, etwa zwei Kilometer vom Strand entfernt, und das heute bedeutsamere Lido di Jesolo an der Lagune von Venedig.
Lido di Jesolo breitet sich zwischen den Flüssen Sile und Piave aus. An der Piavemündung liegt der ehemalige Fischerort Cortellazzo. An der Silemündung steht ein Leuchtturm. Dahinter breitet sich zwischen Lagune und Meer die Litorale del Cavallino mit der Gemeinde Cavallino-Treporti aus. Von dort gibt es Schiffsverbindungen nach Venedig.
Lido di Jesolo besteht aus mehreren Teilen:
- Faro liegt an der Mündung des Sile und wird von der kath. Kirche Chiesa del Cuore Immacolata di Maria architektonisch geprägt.
- Centro Ovest ist das westliche Stadtzentrum, im engeren Sinn auch das Zentrum von Lido di Jesolo. Flankiert wird es im Westen mit dem Hochhaus Torre Aquileia und im Osten mit den beiden Hochhaustürmen an der Piazza Drago. Weitere nennenswerten Gebäude sind die kath. Kirche Chiesa di Santa Maria Ausiliatrice und die ATVO-Autostatione des venezianischen Busnahverkehrssystems mit Busanschluss an den Flughafen Venedig-Tessera.
- Centro Est ist das kleinere, östliche Stadtzentrum welches als markantes und weithin sichtbares Zeichen den Hotelturm Hotel Caravelle unmittelbar an der Strandpromenade besitzt.
- Pineta verfügt über einen Pinienwald und mehrere Campingplätze.
- Cortellazzo an der Mündung des Piave mit dem Hotelturm La terrazza sul blue.
An der Gemeindegrenze zwischen Jesolo und Eraclea liegt die Laguna del Mort, eine von allen Seiten mit Dünen und Pinien umgebene Lagune, die einen beliebten Lebensraum für Vögel bildet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Leuchtturm
Der Leuchtturm von Jesolo ist 48 Meter hoch und wurde zwischen 1948 und 1950 am Platz des alten Leuchtturms aus dem Jahre 1840 errichtet. Heute prägt er an der Mündung des Sile die Skyline von Jesolo an der Küste von Lido di Jesolo. Obwohl er auf dem Gemeindegebiet von Cavallino-Treporti am westlichen Ufer des Sile liegt, trägt er den Namen „Leuchtturm von Jesolo“.
Archäologische Stätten
- Archäologisches Gebiet im Norden Jesolos mit Mauerresten aus der Römerzeit
- Torre Caligo
- Kirche Santa Maria Assunta
Museen, Bibliotheken und Galerien
- städtisches Naturkundemuseum
- Aquarium und Reptilarium
- Militärmuseum „Vidotto“
Freizeitparks
- Caribe Bay, Wasservergnügungspark
- Tropicarium Park
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus
Jesolos wirtschaftliche Grundlage ist der Tourismus. In seiner Blütezeit hatte Jesolo bis zu sechs Millionen Besucher pro Jahr, in den letzten Jahren sank diese Zahl auf etwa 5,3 Millionen jährlich. Entlang der Südseite der Lagune befinden sich zahlreiche Campingplätze und Hotels aller Preisklassen.
Verkehr
Nach Jesolo führen zwei Provinzstraßen: die SP 43 Portegrandi–Jesolo und die SP 42 Jesolana San Michele al Tagliamento–Jesolo. Die Autobahn A4 ist etwa 20 Kilometer entfernt. Der nächstgelegene Bahnhof ist San Donà di Piave. Der nächste internationale Flughafen ist der Flughafen Venedig. Ebenfalls in der Nähe befindet sich der Flughafen Treviso.
In Jesolo gibt es einen Busbahnhof mit regelmäßigen Verbindungen nach Venedig. Lokale Busse fahren u. a. auch zum Punta Sabbioni, wo Anschluss an das System der Vaporetti von Venedig besteht.
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister von Jesolo ist Christofer de Zotti. Er setzte sich in der Stichwahl am 26. Juni 2022 mit 57,29 % der Stimmen gegen Renato Martin durch. De Zotti, der vorher schon zehn Jahre als Stadtrat aktiv war, erhielt bereits im ersten Wahlgang am 12. Juni 2022 mit 44,90 % den größten Stimmenanteil und lag vor Renato Martin (39,22 %), Roberto Rugolotto (12,59 %) und Antonio Lunardelli (3,29 %). De Zottis Vorgänger, Valerio Zoggia, übte 10 Jahre das Amt des Bürgermeisters aus und durfte nach zwei Amtsperioden am Stück nicht mehr kandidieren.
Wappen
Roter Drache auf blauem Grund.
Städtepartnerschaften
Seit dem 28. April 2006 sind Jesolo und Velden (Kärnten) durch eine Städtepartnerschaft verbunden.
Söhne und Töchter der Stadt
- Alberto Bozzato (1930–2022), Ruderer
- Dino Nardin (1932–2010), Ruderer
Literatur
- Silvia Cadamuro, Alessandra Cianciosi, Claudio Negrelli: Nuove comunità lagunari tra l’età di transizione e l’alto medioevo: i casi di Jesolo e Cittanova, in: Reti Medievali Rivista, 16 (2015) 151–195. (online, PDF)
- Sauro Gelichi, Silvia Cadamuro, Alessandra Cianciosi (Hrsg.): In limine. Storie di una comunità ai margini della laguna, All’Insegna del Giglio, Sesto Fiorentino 2016 (Archäologie, italienisch und englisch).
- Giorgio Fedalto: Jesolo nella storia cristiana tra Roma e Bisanzio. Rilettura di un passo del Chronicon Gradense, in: Antichità altoadriatiche 27 (1985) 91–105.
- Giuseppe Artesi: Jesolo. Storia, arte e società civile dal 700 ad oggi, Gaspari, 2013.
- Fabrizio Cibin: Jesolo. Cinquant'anni di storia in foto, Zambon Edizioni, 2010.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑ I PRIMI 50 COMUNI ITALIANI PER NUMERO DI PRESENZE TURISTICHE, abgerufen am 19. Juli 2019
- ↑ Anita Granzo: Il contesto ambientale / Environmental context, in: Sauro Gelichi, Silvia Cadamuro, Alessandra Cianciosi (Hrsg.): In limine. Storie di una comunità ai margini della laguna, All’Insegna del Giglio, 2018, S. 14–16, hier: S. 15.
- ↑ Alessandra Cianciosi: Il contesto storico-insediativo / Historical-urban context, in: Sauro Gelichi, Silvia Cadamuro, Alessandra Cianciosi (Hrsg.): In limine. Storie di una comunità ai margini della laguna, All’Insegna del Giglio, 2018, S. 21–27.
- ↑ catholic-hierarchy.org
- ↑ Bürgermeisterwahl Jesolo – Ergebnisse erster Wahlgang, auf jesolo-magazin.com
- ↑ Christofer de Zotti ist neuer Bürgermeister von Jesolo, auf jesolo-magazin.com