Sir Lionel Alfred Luckhoo KCMG CBE QC (* 2. März 1914; 12. Dezember 1997) war ein Politiker, Diplomat und bekannter Rechtsanwalt in Guyana, der für 245 erfolgreiche Verteidigungen in Mordprozessen einen Eintrag ins Guinnessbuch erhielt. Er war der Bruder des letzten Generalgouverneurs von Guyana, Sir Edward Luckhoo.
Leben
Jugend und Ausbildung
Luckhoos Großvater, Moses Luckhoo, war einer von vielen Indern, die als indentured labourers für die Zuckerindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts nach Guyana kamen. 1899 wurde Lionels Vater, Edward Alfred Luckhoo, der erste indische Solicitor von Guyana.
Luckhoo wurde in New Amsterdam, Britisch-Guayana geboren. Er war einer von drei Söhnen und zwei Töchtern aus einer prominenten Anwaltsfamilie. Seine Mutter war Evelyn Maude Mungal-Singh und seine Schwestern Ena Luckhoo und Renee Luckhoo. Seine zwei Brüder, Edward Victor Luckhoo und Claude Lloyd Luckhoo, wurden ebenfalls Queen’s Counsels.
Er erhielt seine Ausbildung am Queen’s College, Georgetown, Guyana. Dann begann er ein Medizinstudium am St Thomas’ Hospital in England, aber bei chirurgischen Eingriffen wurde ihm schlecht. Daraufhin ging er zu einem Jura-Studium über und erhielt 1940 seine Anwaltslizenz (called to the English bar) in Middle Temple. Zu der Zeit, als die Alliierten sich im Zweiten Weltkrieg aus Dunkerque zurückzogen, verließ Luckhoo England und kehrte heim. Er eröffnete zusammen mit einem seiner Brüder (Luckhoo and Luckhoo) eine Anwaltspraxis (Solicitor’s practice).
Karriere
Luckhoo führte seine private Anwaltspraxis von 1940 bis 1985 und wurde 1954 Queen’s Counsel. Sein Ruf als „erfolgreichster Anwalt“ („most successful lawyer“) der Welt brachte ihm einen Eintrag im Guinness Book of Records (1990). Sein Rekord bestand in der erfolgreichen Verteidigung bei 245 Mordanklagen in Folge. In einigen Fällen waren seine Klienten in den Prozessen vor der Jury verurteilt worden, wurden aber in den Berufungsprozessen freigesprochen. Er praktizierte auch als Barrister in England und später als Richter am Supreme Court of Guyana.
Ein Teil seiner juristischen Verfahrenstechnik ist in Fred Archers Biographie von Luckhoo überliefert:
„Such dir zwei Personen heraus. Suche den einen, der nickt und dir zuzustimmen scheint; dann such dir einen aus, der sich abwendet, weil du ihn nicht überzeugst. Sprich zuerst zu dem, welcher nickt. Wenn du denkst, dass du ihn komplett gewonnen hast, geh über zu dem, der zweifelnd erscheint. Konzentrier dich auf ihn, schau ihm in die Augen und gib ihm das Gefühl, dass du alles andere vermeiden wirst, um seine Aufmerksamkeit zu halten, weil das Leben deines Klienten in seiner Hand liegt und, dass er überzeugt werden müsste, so wie er überzeugt werden kann, dass dein Mann unschuldig ist und einen Freispruch verdient.“
Er wurde noch bekannter als der persönliche Rechtsvertreter des Reverend Jim Jones. Jones war der Gründer und Führer der People’s Temple Church. Er hatte Kalifornien in den 1970ern verlassen, um in Guyana die Kommune Jonestown zu gründen. Ein Streit entstand zwischen Jones und zwei früheren Mitgliedern, Timothy Stoen und Grace Stoen. Die Stoens behaupteten, dass Jones ihr Kind, John Victor Stoen, in der Kommune festhielt. Jones behauptete, dass er der biologische Vater sei, und gab zu, dass Grace Stoen die Mutter sei. Die Stoens hatten im August 1977 vom California Superior Court eine Order for Custody für das Kind erhalten. Als die Stoens im Januar 1978 in Georgetown rechtliche Schritte unternahmen, um das Erziehungsrecht einzufordern, nahm Jones Kontakt über Kurzwellen-Radio mit Luckhoo auf. Jones drohte, dass er, John Victor, und die gesamte Kommune lieber gemeinsam Selbstmord begehen würden, als den Jungen gehen zu lassen. Luckhoo konnte Jones zu der Zeit von der Tat abbringen. Jedoch beging am 18. November 1978 tatsächlich eine große Zahl der Mitglieder der Kommune Massenselbstmord und John Victor Stoen war unter den Toten.
Politiker und Diplomat
Neben seiner Rechtsanwaltpraxis verfolgte Luckhoo auch eine politische Karriere. Er wurde Vorsitzender von vier Gewerkschaften, einschließlich der Manpower Citizens’ Association, und diente im Legislative Council von 1952 bis 1953. Er war 1955, 1956, 1960 und 1961 Mayor (Bürgermeister) von Georgetown. In den späten 1950er-Jahren gründete er die konservative Partei National Labour Front, die bei den Wahlen 1957 antrat. Luckhoos Kandidatur als Premierminister war jedoch erfolglos und auch seine Partei konnte nur einen Sitz gewinnen.
Er war auch an den Verhandlungen zur Unabhängigkeit von Guayana und von Barbados beteiligt. Er wurde zum High Commissioner for Guyana und Barbados in Großbritannien (1966–1970) ernannt und war zudem Botschafter für beide Länder. Von 1967 bis 1970 diente er als Botschafter für Guayana und Barbados in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. In dieser Zeit wurde er scherzhaft als „der einzige Mann im Britischen Commonwealth of Nations“ bezeichnet, „der zwei Stimmen hatte“ („the only man at the British Commonwealth of Nations who had two-votes“).
Er war Präsident der Guyana Olympic Association (1974–1979) und ein wichtiger Betreiber der Pferderennen in Guayana. Er besaß mehrere Rennpferde. Ihm gehörten eine Insel und ein Resorthotel.
Familie
Luckhoo war in erster Ehe mit Sheila Chamberlin verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Söhne und drei Töchter. Diese Ehe endete 1972 in einer Scheidung. Seine zweite Frau war die Genealogin Jeannie Willis Carter.
Ehrungen
Zu den 1962 Birthday Honours von Königin Elisabeth II. wurde Luckhoo zum Commander des Order of the British Empire (CBE) ernannt, 1966 folgte der Knight Bachelor und 1969 der Knight Commander of St Michael and St George (GBR KCMG).
Religiöse Überzeugungen
Luckhoo wuchs in einer nominell christlichen Familie auf. Im Alter von 64 Jahren erlebte er eine tiefgehende religiöse Konversion bei einem Treffen der Full Gospel Business Men’s Fellowship International (FGBMFI) am 7. November 1978; danach beteiligte er sich aktiv an der protestantisch evangelikalen Bewegung.
Nach seiner Konversion gründete er Luckhoo Ministries in Fort Worth, Texas, und betätigte sich als Wanderprediger für den christlichen Glauben in Guayana, England, Australien und den Vereinigten Staaten. Er verfasste mehrere Booklets, in denen er christlich-apologetische Argumente herausarbeitet, um andere vom christlichen Glauben zu überzeugen.
- Veröffentlichungen
What is Your Verdict? (Was ist dein Urteil?), The Question Answered: Did Jesus Rise from the Dead? (Die Frage beantwortet: Stand Jesus von den Toten auf?) und The Quran is not the Word of God (Der Koran ist nicht das Wort Gottes). Er verfasste zusammen mit einem anderen Schriftsteller auch den apologetisch ausgerichteten Roman The Silent Witness (Der stumme Zeuge). Luckhoos Beiträge zur Apologetik kennzeichnen ihn als Anhänger der Evidentialistischen Denkschule und der Tradition der juridischen Apologetik. Sein geistliches Leben und Apologetik wurden in die Schriften von Ross Clifford und Lee Strobel aufgenommen.
Quellen
- The Guinness Book of World Records, 1990 edition, p. 211.
- Fred Archer: Sir Lionel. Costa Mesa: Gift Publications, 1980. ISBN 0-86595-005-9
- Ross Clifford: Leading Lawyers Look at The Resurrection Sutherland: Albatross Books/Oxford: Lion, 1991. ISBN 0-86760-127-2
- Lee Strobel: The Case for Christ Grand Rapids: Zondervan, 1998.
Literatur
- The Silent Witness: A Novel (mit John R. Thompson) Nashville: Thomas Nelson, 1995. ISBN 0-7852-8007-3
Einzelnachweise
- ↑ Most successful lawyer: Sir Lionel Luckhoo (b. 2 March 1914), senior partner of Luckhoo and Luckhoo of Georgetown, Guyana, succeeded in getting 245 successive murder-charge acquittals. guinnessworldrecords.com.
- ↑ „Pick out two individuals. Look for one who is nodding his head and seems to be agreeing with you; then seek out another who is turning his head away because you do not convince him. Speak first to the one who is nodding. When you think you have won him over completely, move on to the one who appears dubious. Concentrate on him, look him in the eye make him feel that you are eschewing everything else to hold his attention because the life of your client is in his hands and that he must be convinced, as he ought to be convinced, that your man is innocent and deserves an acquittal.“ Fred Archer: Sir Lionel. S. 33.
- ↑ London Gazette. is. 42683, 25. Mai 1962: S. 4329.
- ↑ London Gazette. iss. 44745. 20. Dezember 1968: S. 49.
Weblinks
- Sechs Booklets von Lionel Luckhoo über Glauben, Apologetik und Überzeugungen: hawaiichristiansonline.com
- Aufnahme von Lionel Luckhoos Zeugnis: vulcanhammer.org