Zweckel
Stadt Gladbeck
Koordinaten: 51° 35′ N,  59′ O
Fläche: 6,48 km²
Einwohner: 10.882 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte: 1.679 Einwohner/km²
Postleitzahl: 45966
Vorwahl: 02043
Lage von Zweckel in Gladbeck
Blick von der Brücke Beethovenstraße Richtung Herz-Jesu-Kirche, Zentrum Zweckel

Zweckel ist ein Stadtteil im Norden der Stadt Gladbeck im Kreis Recklinghausen.

Geschichtliche Entwicklung

Der Siedlungsname [sueclo] wurde erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Der später so genannte Abdinghof im östlichen Teil von Zweckel gehörte seit dem 11. Jahrhundert mit der Kirche St. Lamberti (Gladbeck) in der Stadtmitte der Abtei Deutz. 1660 zählten mehr als 30 Höfe zu Zweckel (Schwicheler Burschafft). Mit dem Ortsnamen verbunden war der Bauernhof Schulte Zu Schwichel. Er gehörte in die Vikarie der St. Lamberti-Kirche in der Gladbecker Dorfmitte. Die Bauernhöfe in Zweckel waren besonders im Besitz von Haus Brabeck, Reichsstift Essen, Kanonissen in Essen, Vikarie St. Lamberti, Wersabe, Haus Beck und Pfarrei St. Lamberti. Zahlreiche Höfe gehörten in den Essener Oberhof Ringeldorf, der südlich des Gladbecker Dorfes lag und offenbar schon im 9. Jahrhundert existierte. Zweckel war bis 1910 eine typische Siedlung mit Bauernhöfen. Erst der Bergbau mit der Schachtanlage Zweckel, die zunächst Potsdam hieß, veränderte dieses Bild.

Mit dem Bau einer eigenen Kirche Herz-Jesu nach Zuwanderung vieler Arbeiterfamilien wurde erst 1912 begonnen, kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Am 27. Mai 1914 erfolgte die Einweihung. Die Kirche ist im Stil des Bergischen Barocks errichtet. Die Gemeinde wurde 1916 im Ersten Weltkrieg (1914–1918) gegründet. Die Herz-Jesu-Kirche wurde am 21. Juni 1944 durch eine Luftmine zerstört und nach dem Krieg wiederaufgebaut. Bekanntester Pastor war Heinrich Krekeler von 1966 bis zu seinem Tod am 31. August 2002. Die dreimanualige Orgel der Herz-Jesu-Kirche (2008 aus Gelsenkirchen-Rotthausen mit 45 Registern zugekauft) gehört zu den herausragenden Instrumenten Gladbecker Kirchen, auf der mehrmals im Jahr öffentliche, äußerst attraktive Orgelkonzerte präsentiert werden. Sie wird von bekannten Organisten der Region sehr gern gespielt. Nicht nur Zweckler Bürger nehmen an den Konzerten teil, sondern auch Liebhaber der Kirchenmusik aus benachbarten Städten.

Die Hermann-Schule in der Schulstraße 11 im Norden von Zweckel war nach ihrer Erbauung 1905 eine katholische Volksschule. 1939 wurde sie durch die Nationalsozialisten in eine „deutsche Schule“ umgewandelt. Der Rektor war Angehöriger der SS. Die Gemeinschaftsschule wurde in Hermann-Löns-Schule umgetauft. 1939 wurden die Räume von der Wehrmacht übernommen. Im Juli 1943 wurden alle Gladbecker Schulen wegen der Luftangriffe geschlossen. An der Hermann-Schule unterrichtete der bekannte Gladbecker Heimatforscher Theodor Holländer. Die Schule wurde 1945 wieder katholische Volksschule. In ihr fand der Unterricht von 1945 bis zum 27. Juni 2015 statt. Bekannte Schulleiter waren Josef Pollmüller (1954–1966), Ernst Tewes (1966 bis 1982) und seine Nachfolgerin Hedwig Stratmann.

In Zweckel entstand 1908 das Steinkohlenbergwerk Zweckel durch Vereinigung. Die Bewohner von Zweckel fanden schon vor dem Ersten Weltkrieg im Bergbau viele spezialisierte Arbeitsplätze. Die Zeche Zweckel förderte 1913 vor dem Ersten Weltkrieg 97.731 Tonnen Kohle durch 2.897 Arbeiter. Sie förderte 1920 310.937 Tonnen Kohle mit 5.233 Arbeitern. Erste Wohnungen für die Bergarbeiter wurden ab 1911 errichtet. (Kolonie Zweckel). Sie entstanden im Westen der neuen Schachtanlage. Es handelte sich um Häuser für zwei oder für vier Familien. Bis 1914 waren etwa 570 Wohnungen fertiggestellt. Die ältesten Häuser lagen an der Beethoven-, der Richard-Wagner- und der Serlostraße, dazu an der Händel-, Söller-, Weber-, Mozart-, Krug- und der Arenbergstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Ortsteile Zweckel und Schultendorf nicht nur durch den Alltag der Zechen und die Bergarbeiterschaft geprägt. Alliierte Luftangriffe richteten sich von Frühjahr 1943 bis März 1945 gegen die Phenol-Chemie und das Hydrierwerk Scholven. Die Bevölkerung wurde besonders hart betroffen.

Der Ortsteil Zweckel der Stadt Gladbeck belebte sein Bild nach 1945 besonders durch zahlreiche Geschäfte mit Einzelhändlern. Das Zentrum von Zweckel am neuen Kreisverkehr wird optisch (Blickrichtung hier das beigestellte Foto) durch das Sparkassenzentrum mit zusätzlichen Arztpraxen und von den Zwillingstürmen der Herz-Kirche-Kirche sehr eindrucksvoll akzentuiert. Der Grün-Bereich vor der Kirche erweitert den Platz und lockert das Bild zur Natur angenehm auf. In den letzten zehn Jahren wurden städteplanerisch mit glücklicher Hand die Bausubstanzen der Häuser aus der Jahrhundertwende ausgetauscht oder ergänzt. Ideal ist der Haltepunkt der Deutschen Bahn AG im Zentrum von Zweckel. Von diesem Haltepunkt werden Städte wie Dortmund in 60 Minuten, Bochum in 50 Minuten, Oberhausen in 30 Minuten, Essen in 30 Minuten, Gelsenkirchen in 20 Minuten, Dorsten in 15 Minuten und Borken in 40 Minuten problemfrei erreicht.

In der 1909 erbauten Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Zweckel werden über das Jahr verteilt regional hoch interessante Events angeboten. Die Zeche Zweckel förderte bis 1963 und ihr Zentrum, die Maschinenhalle, wurde 1988 als Industriedenkmal unter Schutz gestellt. Teile der Gladbecker Bevölkerung beziehen ihre Identität über ihre Vorfahren im Bergbau und blicken demzufolge gern nach Zweckel. Der am Kreisverkehr gelegene Kardinal-Franz-Hengsbach-Platz, des ersten Bischofs von Essen, der das Kreuz über Kohle und Stahl sah, verbindet sehr sinnbildlich die Gladbecker Geschichte in Zweckel von ihren christlichen Ursprüngen bis in die Arbeitswelt des 20. Jahrhunderts.

Lage

Der Stadtteil Zweckel liegt im Norden von Gladbeck im Kreis Recklinghausen.

Der nördlichere Ortsteil Zweckel grenzt an folgende Städte, Stadt- und Ortsteile:

  • im Nord-Westen an Feldhausen und Kirchhellen (beide Bottrop)
  • im Osten an Scholven (Gelsenkirchen)
  • im Süden an den Ortsteil Schultendorf und den Stadtteil Mitte (Ortsteil Mitte II)
  • im Westen an den Stadtteil Rentfort (Ortsteil Rentfort-Nord)

Infrastruktur

Verkehr

Im Stadtteil befindet sich der Bahnhof Gladbeck-Zweckel, welche Zugverbindungen ins nördliche Dorsten, sowie über Dorsten hinaus auch nach Borken und Coesfeld erlaubt. In Richtung Süden verzweigen sich die Zugverbindungen in eine Relation in Richtung Gladbeck West, Bottrop und Essen (nächster Fernbahnhof) und in eine weitere Relation in Richtung Gladbeck Ost, Wanne-Eickel, Herne und Dortmund. Bei Nutzung der Umsteigemöglichkeit am Bahnhof Gladbeck West können auch die Direktverbindungen zur Kreisstadt Recklinghausen, Haltern am See, Wuppertal und Hagen mit der S 9 genutzt werden.

Die VRR-Buslinien 188, 247, 252, 253, 254 und 257 verbinden Zweckel mit den umliegenden Stadtteilen und der Innenstadt.

Linie Verlauf Takt (Mo–Fr) Betreiber
188 Dorsten ZOB Bottrop-Feldhausen Gladbeck-Zweckel Gladbeck West Bf  Gladbeck Goetheplatz Gladbeck Oberhof
Weiterfahrt ab Gladbeck Oberhof als Linie 189 nach Bottrop-Boy und Essen-Karnap.
60 min DB Rheinlandbus
247
TB247
Gelsenkirchen-Buer Rathaus – St.-Marien-Hospital Buer Gelsenkirchen-Scholven – Gladbeck-Zweckel Mentzelstr. (– Breiker Höfe Gelsenkirchen-Scholven Stadtgrenze)
Mentzelstr. – Scholven Stadtgrenze als TaxiBus
30 min (Buer–Scholven)
60 min (Scholven–Mentzelstr.)
Vestische
252 Gladbeck-Zweckel, Hartmannschule Zweckel Markt Gladbeck Goetheplatz Gladbeck Oberhof Butendorf Brauck Rosenhügel Gelsenkirchen-Horst, Buerer Str. 30 min Vestische
253 Gelsenkirchen-Horst, Buerer Str.  Schloß Horst  Brauck Butendorf Gladbeck Marktplatz Gladbeck Oberhof Gladbeck Goetheplatz Gladbeck West Bf  Rentfort Am Park – Tunnelstr. Zweckel Markt Zweckel Mitte/Bf
Ab Zweckel Mitte/Bf weiter als Linie 254 in Richtung Gladbeck Oberhof
30 min Vestische
254 Rentfort Am Park – Margaretenstr. Ellinghorst Gladbeck Marktplatz Gladbeck Oberhof Gladbeck Goetheplatz Gladbeck West Bf  Schultendorf Zweckel Zweckel Mitte/Bf
Ab Zweckel Mitte/Bf weiter als Linie 253 in Richtung Rentfort, abends als TaxiBus zwischen Gladbeck Oberhof und Zweckel Mitte/Bf
30 min Vestische
257 Zweckel Tunnelstr. – Zweckel Markt Zweckel Mitte/Bf  Gladbeck Goetheplatz Gladbeck Oberhof 20 min Vestische

Nahversorgung

Im Stadtteilgebiet befinden sich drei kleine Nahversorgungszentren.

Zweckeler Markt, Tunnelstraße:

Zweckel Mitte, Feldhauser Straße und Beethovenstraße (bis Ecke Gluckstraße)

Beethovenstraße/Händelstraße

Bevölkerung

In Zweckel leben (Stand: 30. Juni 2018) 10.978 Menschen.

Nach Alter, auszugsweise
0–3 Jahre270
6–10 Jahre365
10–18 Jahre783
27–50 Jahre3091
50–65 Jahre2801
65–80 Jahre1700

Freie Wohlfahrtspflege

  • Arbeiterwohlfahrt (AWO) Stadtverband Gladbeck. Mit 1.272 Mitgliedern in 4 Ortsvereinen ist die Gladbecker AWO der mitgliederstärkste Stadtverband im Kreis Recklinghausen.
  • Der ehrenamtliche Stadtverband ist mit seinen 3 großen Begegnungsstätten in Brauck, Rentfort und Zweckel.

Kirchen

In Zweckel existieren drei Kirchengemeinden.

Bildung und Jugendarbeit

Kindergärten:

  • AWO Kindergarten Brahmsstraße
  • Evangelischer Kindergarten Eden
  • Evangelischer Kindergarten St. Stephani
  • Katholische Kindertageseinrichtung Herz Jesu
  • Städtischer Naturkindergarten Frochtwinkel

Grundschulen:

  • Hermannschule (mit Ende des Schuljahres 2014/2015 geschlossen)
  • Pestalozzischule

Förderschulen:

  • Roßheideschule (vormals Willy-Brandt-Schule und Fröbelschule)
  • Jordan-Mai-Schule (in Trägerschaft des Bistums Essen)

Jugendtreffs:

  • Evangelischer Kinder- und Jugendtreff Offene Tür-Zweckel

Literatur

  • Ludwig Bette: Die Geschichte des Kirchbaues und die Gründung der Kirchengemeinde (Schultendorf). In: Festschrift zur Pfarrerhebung 25-jähriges Bestehen. Gladbeck ca. 1952. [Stadtarchiv]
  • Wolfgang Hinz: Die Veränderung der Sozialstruktur beim Übergang von der agraren zur industriellen Daseinsform dargestellt am Beispiel der vestischen Gemeinde Gladbeck. Dissertation. Universität Köln, 1961.
  • Tatjana Louis/Axel Scheibe, Lesebuch Zweckel Bergbaugeschichte aus Gladbeck, Dortmund 2001, ISBN 3-935783-02-7.
  • Hedwig Stratmann, Hermannschule in Zweckel – 80 Jahre –, in: Gladbeck Unsere Stadt 13. Jg. 1985, Heft, 1, S. 43–45.
  • Ludger Tewes: Mittelalter an Lippe und Ruhr. 2. Auflage. Verlag Reimar Hobbing, Essen 1988, ISBN 3-920460-40-5.
  • Paul Derks: Die Siedlungsnamen der Stadt Gladbeck. Sprachliche und geschichtliche Untersuchungen. 1. Auflage. Stadt Gladbeck, Gladbeck 2009, ISBN 978-3-923815-47-0.
Commons: Gladbeck-Zweckel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Die Stadtbezirke der Stadt Gladbeck. (PDF; 2,26 MB) In: regioplaner.de. Kreis Recklinghausen, 13. Dezember 2018, abgerufen am 24. März 2022.
  2. Bevölkerungsentwicklung in den Stadtbezirken. (PDF; 4,01 MB) In: Bevölkerungsstatistik der Stadt Gladbeck. Stadt Gladbeck, Die Bürgermeisterin, 31. Dezember 2021, S. 5, abgerufen am 24. März 2022.
  3. Statistisches Bundesamt (Hg.), Historisches Gemeindeverzeichnis, Stuttgart/Mainz 1983, S. 311, ISBN 3-17-003263-1
  4. Katrin Bürgel/Ludger Tewes, "Auf ein frohes Wiedersehen, liebe Mutter." Kriegskultur und Erfahrungshaltung im westfälischen Amt Gladbeck 1914-1918, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1579-4.
  5. Ausführlicher Artikel in den Ruhrnachrichten vom Samstag, dem 1. April 1978, der die Luftangriffe im März 1945 beschreibt.
  6. Ludger Tewes: Jugend im Krieg. Von Luftwaffenhelfern und Soldaten. Verlag Reimar Hobbing, Essen 1989, ISBN 3-920460-49-9, S. 83–111.
  7. Johannes Boden, Gladbeck in Westfalen 1939-1945, Schicksalsjahre einer Stadt 1939-1954, Recklinghausen 1954, S. 70–77.
  8. Bevölkerungsstatistik der Stadt Gladbeck mit Übersicht über die Stadtteile, S. 3. Stand 30. Juni 2013.
  9. Bevölkerungsstatistik der Stadt Gladbeck, Stand 30. Juni 2018, S. 5, S. 7
  10. 1 2 Sozialamt der Stadt Gladbeck, 2014.
  11. Bevölkerungsstatistik der Stadt Gladbeck mit Übersicht über die Stadtteile, Stand 30. Juni 2013.
  12. Schulamt der Stadt Gladbeck, 2014.
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