Gottesliebe
Die Gottesliebe (ähnlich wie Gottes Liebe, welche vor allem Bonuspunkte am Tage des jüngsten Gerichts bringt), also die Liebe zu Gott, ist eine der enttäuschendsten Arten der Liebe: selten erwidert, weitestgehend ohne Intimitäten und gewissermaßen eine Fernbeziehung. Scheidungen gibt es in der Gottesliebe selten, dagegen scheidet einer der Partner (meistens nicht Gott selbst) irgendwann aus dem Leben. Funktioniert auch.
Erste Annäherungen
Viele Menschen kommen das erste Mal im Kindesalter mit Gott in Berührung, allerdings weniger auf die Art, wie Gottes Diener es oft tun, sondern durch das Lesen der Bestseller-Teilbiographie Gottes, der Bibel. Trotzdem liebt Gott auch alle Kinder und hat der Menschheit deshalb die Kinderlähmung und AIDS geschenkt. Mit ihren Gefühlen für Gott sind die kleinen Racker jedoch heillos überfordert und gehen lieber im Sandkasten spielen.
Darauf folgt bald das Leben als Jugendlicher. Hier findet im als lästig empfundenen Konfirmandenunterricht die erneute Kontaktknüpfung zu Gott statt. Die Teenager befassen sich dort mit den romantischen Schreiben Gottes, müssen diese oft auswendig lernen und sich an Gottes Geburtstag erinnern. In Hoffnung auf einen ordentlichen Betrag Schmiergeld von elterlicher Seite wird den Jungspunden letztlich in einer rituellen Handlung eine Art Eheversprechen an Gott abgerungen.
Stellt sich bis zum frühen Erwachsensein kein inniges Zugehörigkeitsgefühl ein, so kann der Gedanke an Gottesliebe getrost begraben werden. Vorerst nur temporär, da manche noch im Alter zu Gott finden, wenn der Ehepartner verschrumpelt/griesgrämig/verstorben ist (→ siehe Abschnitt "Seitensprünge").
Verliebtheit
ElitePartner | |
Name | Jahwe |
larryTheCreator21@hotmail.com | |
Beruf | Vorbild einer Gruppe religiöser Fanatiker |
Geschlecht | göttlich-herrisch-männlich |
Interessen | Schaffung von Welten, Groschenromane diktieren |
Charakter | rachsüchtig, vergebend, gütig, eifersüchtig |
Stärken | Allmacht, Allwissenheit und Abi |
Schwächen | Haha, was? |
Sucht | Frau zur Zeugung, wenn möglich jungfräulich |
Zeigt ein Jugendlicher besonderes Interesse am Hohelied Salomos oder seufzt jedes Mal auf, wenn er das Vaterunser hört, kann man davon ausgehen, dass sich Gottesliebe anbahnt. Und wer könnte es verdenken, schrieb schon Moses angeblich in seinen verschollenen Chroniken: "Und als ich Gott erblickte, bebten mir die Sinne. Er war von hochgewachsener Gestalt, durchaus attraktiv und eines jedes Auge wert, das da auf ihn geworfen ward. Unwillkürlich dachte ich an die Sintflut und daran, dass Gott bei der Vernichtung seiner göttlichen Schopfung wohl sehr süß ausgesehen haben musste." (Genesis Fan-Fiction 9,12 - 38). Zerstört keine unvorhersehbare Wendung des Lebens das junge Liebesglück, folgt bald die Hochzeit und das Paar wird offiziell zu PriesterIn und omnipotenter Gott erklärt. Sie ziehen meist gemeinsam in ein schönes, großes Mehrfamilienhaus, das wunderbar geräumig ist, auch wenn jeden Sonntag viele Nachbarn zu Besuch kommen. Neben eher formalen Zärtlichkeiten ist zu dieser Zeit noch ein offenes Aussprechen mit Gott möglich. Weder die Tatsache, dass Gott wegen schlechter Erfahrungen mit dem Thema keine Kinder möchte ("am Ende werden sie eh in jungen Jahren von Italienern genagelt"), noch die konstante Lärmbelästigung durch Glockenspiele im Dachboden und Orgelkonzerte können der Beziehung ernsthaft schaden. Aber das ändert sich.
Seitensprünge
Betrug und Affären sind auf beider Seite sehr schnell getan. Einfach kurz Allah heiligen statt Allerheiligen, und schon verstößt man gegen Gotts erste Regel für eine reibungslose Beziehung ("du sollst nicht haben andere Götter neben mir"). Daneben unterhält gerade der Gott, der sich Monogamie wünscht, diverse Beziehungen zu diversen Gläubigen, die alle einen Teil seiner allumfassenden Liebe wollen. Das führt schließlich dazu, dass er langsam immer mehr frustrierende Kommentare wie "Natürlich bist du gut im Bett, aber Brahma kann's mir mit mehreren Köpfen gleichzeitig besorgen." zu hören bekommt. Dafür macht Gott aus Eifersucht und Rache wiederum Menschen erfolgreich, die es nicht im Ansatz verdient hätten.
Praktische Anwendung
Die praktische Ausführung der Gottesliebe ist problematisch, sagt doch Gott schon in einem sehr frühen Freundebucheintrag: "Du sollst dir kein Bild von Gott machen". Das macht nicht nur Erinnerungsfotos zu absoluten No-Gos, das Ansehen der wahren Gestalt Gottes ist auch nicht erlaubt. Blind Dates scheinen der einzig sinnvolle Lösungsansatz zu sein, man spricht von einer medusischen Liebe. Orthodoxe vertreten die Ansicht, dass Körperkontakt mit Gott ebenso inakzeptabel sei, was im Klartext die sexuelle Interaktion auf das Niveau des Gegenübersitzens im ÖPNV beschränkt.
Außerhalb des Christentums
Bei der Enthaltsamkeit geht der christliche Gott mit gutem Beispiel voraus. Seine Liebe ist allumfassend, aber im Grunde nie physisch, was für Milliarden sexuell frustrierter Christen sorgt. Andere religiöse Entitäten gehen dies dagegen vollkommen anders an. Der mormonische Gott hielt die jungfräuliche Empfängnis beispielsweise für esoterischen Blödsinn und schwängerte die nun-nicht-mehr-so-ganz-Jungfrau Maria in Person. Naturgötter nehmen lieber passivere Rollen ein, so wehren sich Bäume nur selten gegen ein bisschen Treehumping, und wenn, dann meist durch Umfallen. Ähnliches gilt für Felsen.
Am buntesten trieben es die griechischen Götter, die gerne mit Klassikern wie Entmannung, Ehebruch und Inzest aufwarteten. Auch sie begatteten gerne Sterbliche, wenn die göttliche Freakshow der Lust nicht mehr genug Abwechslung bereitstellte. Die schwindende Bekanntheit dieser Götter überrascht insofern, da noch immer ein großer Bevölkerungsanteil allabendlich die Nähe zu Dionysos oder Aphrodite zu suchen scheint.