Spiegelwelten:Quadratl

Freistaat Quadratl
Freistaat Quadratl
Wahlspruch: Wenn die bösen Buben locken, bleib zuhause, stopfe Socken.
Kontinent Sibirska
Amtssprache Itzerdeutsch
Staatsform Stadtrepublik
Regierungsform Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt und Regierungschef Irmgard Mauerblum
Fläche 206,11 km²
Einwohnerzahl 1.670.000
Bevölkerungsdichte 8.102 Einwohner pro km²
Währung Quadratler Quartaler
Unabhängigkeit 26. 08. 2011
Nationalfeiertag 23. 12.
Internet-TLD .qua
Telefonvorwahl +0190
Freistaat Quadratl
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Der Freistaat Quadratl ist ein Stadtstaat auf der Spiegelwelt, der wie viele Großstädte ein eigenes Universum darstellt. Vom gesunden Menschenverstand her gehört Quadratl zum Vereinigten Königreich Hinterwald und ist eigentlich sogar dessen Hauptstadt - in der Praxis jedoch ist die Sache wesentlich komplizierter: Rein juristisch gesehen (das heißt aus der Perspektive eines anderen Paralleluniversums) existieren weder die Stadt noch seine Bewohner, folglich sind sie eigentlich kein Teil Hinterwalds und schon gar nicht dessen Hauptstadt. Da derlei juristische Haarspaltereien auf Dauer anstrengend sind, sorgte Irmgard Mauerblum, Generalsekretärin der Sekretariatsliga im August 2011 für die Unabhängigkeit Quadratls und wurde zur neuen Lord-Bürgermeisterin (wobei der Titel aus Feingefühl meist vermieden wird). Seitdem ist Quadratl wie Apark sowohl souveräner Staat als auch Dominion des Vereinigten Königreichs Hinterwald.

Eine ganz besondere Stadt

Auf den ersten Blick ist Quadratl eine durchschnittliche Großstadt von der Stange: ein groß gewordenes Dorf an in einer Flussmündung, das dank merkantiler Ambitionen der dem Fischfang abholden Bewohner schnell herangewachsen und schon frühzeitig politisch aktiv geworden ist. Den Rang einer Hauptstadt erhält man auf diesem Wege fast ohne eigenes Zutun: Die meisten Staatsoberhäupter handeln früher oder später nach der Devise "Halte dir deine Freunde nahe und deine Feinde noch näher". Im Grunde läuft es auf Bequemlichkeiten hinaus, weil man das Attentat auf den politischen Gegner in Pantoffeln ausführen kann, da dieser nebenan wohnt.

So sieht's die Möwe:
Aus dieser Höhe könnte man meinen, die Stadt sei schön.

Bevölkerung

Die gut anderthalb Millionen Einwohner der Stadt sind zum größten Teil typische Hinterwalder Löffelschnitzer, jedoch gibt es anders als im Rest des Vereinigten Königreiches eine ganze Reihe von kleineren Ethnien, Gruppen, Spezies und eine Menge Leute, die nicht ins betuliche Kleinstadt- und Landleben Hinterwalds passen. Uninspirierte Soziologen und Demografen bezeichnen die Stadt oft als Schmelztiegel und klopfen sich anschließend ob dieses Bildes auf die Schulter. Dabei verkennen sie den leider mehr als zutreffenden Charakter des Bildes: Wenn man verschiedene Dinge nur lang genug im selben Topf erhitzt, bildet sich unweigerlich ein angebrannter Bodensatz, eine unangenehm brodelnde Masse und ein blubbernder Abschaum obendrauf. Wenn man sich Quadratl anschaut, muss man feststellen: die phantasielosen Schreibtischtäter aus den Universitäten haben leider recht.

Flüchtlinge

Frisch aus Dunkeldeutschland kommen diese Neubürger Quadratls.

Die zahlenmäßig größte Nichtlöffelschnitzergruppe bilden Flüchtlinge aus den endlosen Weiten Dunkeldeutschlands. Wovor genau sie auf der Flucht sind bzw. waren, kann niemand genau sagen – vielleicht waren es die absurden Lebensumstände, vielleicht die Unterdrückung durch Hauke Ackermann und seine Glebs, vielleicht auch einfach nur das miese Wetter und die das noch miesere Essen.
Was sie sich durch ihre Flucht erhofften, bleibt in weiten Teilen unklar. Alle Versuche, irgendein hoch angesetztes Freiheitsideal als Motiv zu verabreichen, müssen scheitern. Der Wunsch nach – sowohl metaphorisch als auch wortwörtlich – zwei oder drei Sonnentagen mehr im Jahr reicht erstaunlicherweise aus, Menschen zu halsbrecherischen Bootsfahrten über die Itzer Meerenge zu bewegen, eine verschwiemelt-euphorische Freiheitssehnsucht ist dafür nicht notwendig, auch wenn Berufsrevolutionäre das bedauern.

Gestrandete

Neben den Flüchtlingen von außerhalb gibt es diejenigen, die aus den gottverlassenen Regionen Hinterwalds in die Stadt geströmt sind, um ihr Glück zu finden. Leider ist die Stadt ziemlich groß und bietet eine ganze Reihe von Verstecken, so dass nur sehr wenige fündig werden. Dennoch gehören die gestrandeten Glückssucher zum Stadtbild wie der Tripper zur Bulldogge: Überall wühlen sie sich – vorzugsweise in engen Nebenstraßen – durch Müllcontainer, sie drehen Zeitungen um und suchen die Parks nach dem Glück ab. Die wenigen erfolgreichen Glückssucher finden dagegen ihr Glück in Form von neuen Namen samt zugehöriger Funktion: Der Pater von Quadratl, Kehlenschlitzer-Jona oder Abraham Bordelli sind nur einige Beispiele für die Karrieren, die sich nach dem Finden des Glücks auftun.

Politik

Wie in vielen Belangen der Darlegung staatlicher Ist-Zustände ist das politische System Quadratls leicht zu benennen, jedoch nur schwer zu erklären. Ursache hierfür ist in neuneinhalb von zehn Fällen der Störfaktor Tradition. Aproximativ handelt es sich bei Quadratl um eine parlamentarische Demokratie (von lat. demonstrare: (jemand oder etwas) vorführen).

Gelebte Demokratie
In der Praxis sieht das dann so aus: Der Lord-Bürgermeister der Stadt (der sich wählen lassen kann, wenn er Lust dazu hat – hat er keine, lässt er es bleiben; an seinem Status ändert das nichts) hält im Grunde alle Fäden in der Hand, muss sich aber auch um alles kümmern. Vor allem muss er sich der Horden derer erwehren, die auch mitquatschen wollen. Zu diesem Zweck gibt es ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament (von frz. parler: dummes Zeug reden), wobei jede identische Rechte hat. Jedes Mitglied verfügt über ein Vetorecht. Eigentlich sollte damit bereits eine vollständige Lähmung garantiert sein, jedoch hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass einige Hartgesottene trotzdem noch durchkommen. Für sie gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Ausschüssen, Gremien, Konsortien, Zirkeln, Salons und Foren, die samt und sonders mit sich überschneidenden Rechten und Zuständigkeiten ausgestattet sind, die in völlig kruden Verfahren neu besetzt werden und qua fein abgestimmter Besetzung bei beispielsweise zehn Mitgliedern mindestens elf Ansichten zu einem Thema haben. Hinzu kamen bis vor kurzem noch die gesamte Reichsadministration, die Halbkönige und die Großkanzler, die es sich nicht nehmen ließen, bei wirklich allem auch ihrem Senf dazuzugeben – Zuständigkeit hin oder her.

Kritiker bezeichnen das politische System Quadratls daher gerne als lupenreine Tyrannei, verkennen dabei aber gerne, dass Politik in Hinterwald als eine Art Freizeitbeschäftigung gilt, der man erst nachgehen kann, wenn die wirklich wichtigen Dinge des Lebens geregelt sind, und das tun sie – wie oft in der Welt – von ganz allein. Im Grunde sorgt das Quadratler System für ein erstaunlich geringes Maß an Politikverdrossenheit und Ärger: Jeder weiß, dass es nicht die Schuld des Staates, sondern des verdammten Nachbarn ist, der mit seiner engstirnigen Kleinbürgermentalität mal wieder alles blockiert. Nirgendwo sonst auf der Welt haben faschistische, sozialistische, neoliberale, kommunistische, nationalistische – kurz, Bewegungen, die Menschen wie Dinge behandeln (und zwar solche aus der Massenproduktion) – so wenige Chancen wie in Quadratl: von e pluribus unum (ganz zu schweigen von der Kamelvariante e pluribus kamelum) hält man hier rein gar nichts.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswert dank Sicherheitsabstand
Eine achtlos aus dem Luftschifffenster geworfene Zigarette sorgt für einen Großbrand - so macht Quadratl Spaß.

Sehenswürdigkeiten im eigentlichen Wortsinn (Dinge, die das Leben schöner, reicher und irgendwie auch erfüllter machen, weil sie einfach nur schön sind) besitzt Quadratl leider nicht, wenngleich es eine Reihe von Orten, Gebäuden und Zuständen gibt, die man durchaus gesehen haben sollte (im Sinne von: es ist gut, wenn man mit eigenen Augen gesehen hat wozu Menschen und Löffelschnitzer fähig sind; allein das Sehen solcher Dinge erleichtert es, die eigene Sterblichkeit zu akzeptieren, zusammenfassend etwa in dem auf dem Totenbett gesprochenen Satz Seit ich weiß, wie man in Quadratl mit dem Problem der städtischen Müllentsorgung umgeht, schreckt mich nicht einmal mehr die Aussicht meines unmittelbar bevorstehenden Todes.).

Evolutionspark

Im Herzen der zentralen Halbinsel liegt ein langgestrecktes Rechteck, das bei der Auswertung von Satellitenbildern gern mit einem Park verwechselt und folglich auch oft als Grüne Oase im Herzen einer wundervollen Stadt bezeichnet wird. Leider ist nichts irreführender als diese Bezeichnung. Vielmehr handelt es sich um den Ort, an dem sich alle Quadratler ihres Mülls entledigen – und das schon seit Jahrhunderten. In der Folge ist nicht nur die Geruchskulisse beeindruckend, sondern auch die Wesen, die sich dazwischen tummeln. Trotz des überreichlichen Angebotes an Nahrungsrest- und -endprodukten ist ein gnadenloser Kampf beispielsweise um bis an den Rand des Verfalls getragenen Stiefeln zu beobachten (sie gelten bei den Bewohnern des Evolutionsparks nicht nur als höchst kleidsam, sondern auch als nahrhafte Delikatesse). Dieser seit Jahrhunderten ausgetragene Kampf ums Dasein hat eine Reihe von Spezies in der Grauzone zwischen tierischem und humanoidem Leben hervorgebracht, unter anderem die so genannten Mammutanten (eine extrem widerliche Kreuzung zwischen Ratte, Floh und sozial und kognitiv benachteiligtem Löffelschnitzer), die Humusdschinns (ätherische Wesen, die gewissermaßen als Geist die Essenz des jeweiligen Müllsacks repräsentieren, aus dem sie entstanden sind) und die so genannten Kloakenprinzen (humanoide Wesen unbestimmbarer Herkunft und Spezies, die in selbst gefertigten Rüstungen aus alten Autoreifen die Hügel der Deponie durchstreifen und sich den anderen Bewohnern des Parks und auch eventuellen Besuchern gegenüber so verhalten, wie es der Löwe der Gazelle gegenüber tut). Alles in allem finden sich im Evolutionspark die abgefallenen Äste vom Stammbaum der Arten, vom Rest der Welt glücklicherweise getrennt durch eine mehr als dreißig Meter hohe, aus massivem Stahl gefertigte und unter Starkstrom gesetzte Mauer. Besuchern wird vor einem Ausflug ein intensives Nahkampftraining empfohlen.

Beliebtes und belebtes Viertel:
Touristen stürmen das Quadratler Rotlichviertel

Rotlichtviertel

Fälschlicherweise nehmen viele Besucher aus unbekannten Gründen an, es handle sich dabei um eine Art Amüsierviertel mit stark sexuellem Einschlag. In Wahrheit ist es jedoch das wirtschaftliche Herz der Stadt, da hier alle regional und international agierenden Unternehmen (siehe hierzu: Organisierte Kriminalität) Hinterwalds mindestens eine Dependance, meist aber den Hauptsitz unterhalten. Der Namenszusatz Rotlicht- entstammt der üblichen Praxis der Solvenzprüfung von Kunden: In Quadratl gilt es als Zeichen von unlauteren Absichten (siehe hierzu: Ehrlichkeit), wenn eine Person nicht schwitzt, wenn sie Geschäfte bespricht. In der Folge sind in allen Geschäftsräumen Rotlichtlampen installiert, die für eine brachiale Raumtemperatur sorgen – Großaufträge werden zusätzlich in eigens dafür vorgesehenen Saunen besprochen. Kreislaufkollaps und/oder Herzinfarkt gelten im übrigen als gute und gesunde Zeichen wirtschaftlichen Engagements.


Strafvollzug in Quadratl

Verurteilte vor ihrem Marsch in die Kanalisation.

Wer einmal gesehen hat, wie in Quadratl Delinquenten aller Art der Prozess gemacht wird und wie sie ihre Strafe verbüßen, nimmt fürderhin selbst vom Falschparken Abstand. Die Ursache liegt in der auf alle Hinterwalder und damit auch Quadratler zutreffenden Tendenz zum Traditionellen (Fortschritt ist nichts, Tradition ist alles.), die in archaischen Strafmaßen nichts Verwerfliches oder gar Menschenverachtendes erblickt. Niemand weiß mehr genau, warum bestimmte Leute für bestimmte Vergehen einen Hund quer durch die Stadt hat tragen müssen, aber wer die Hunde aus dem Evolutionspark kennt, weiß um die Härte der Bestrafung. Auch die Heranziehung zu Reinigungsarbeiten in der städtischen Kloake kommen eigentlich einem Todesurteil gleich, wird aber schon als Strafe für Taschendiebstahl und – warum weiß leider niemand mehr – öffentliches Niesen ohne Kopfbedeckung von den Richtern angeordnet. Allerdings findet sich hier der Grund für das Funktionieren der Stadt (die ansonsten sicherlich schon durch Seuchen völlig vernichtet worden wäre): Nirgendwo sonst auf der gesamten Spiegelwelt werden die Kanalisationen so gründlich vermittels Zahnbürste gereinigt.

Weitere kulturelle Highlights

Darüber hinaus erfreuen sich eine Reihe von Orten bei den Besuchern der Stadt ausgeprägter Beliebtheit. Zu nennen wären hier das Heilig-Geiz-Spital (in dem Opfer von Finanzspekulationen totgepflegt werden), das Duodezstaatsgebäude (das höchste Bauwerk der Stadt, besonders beliebt bei sprunghaften Bänkern, die es nicht bis ins Heilig-Geiz-Spital schaffen) die Schnäuzerbrücke (der einzige Ort in Quadratl, an dem Niesen ohne Kopfbedeckung erlaubt ist und der in der Folge als Herd aller Epidemien in Hinterwald gilt; alle überlebenden Besucher heben den extremen Nervenkitzel lobend hervor) und die Bockbeinbrücke (benannt nach ihrem Erbauer, der sich standhaft weigerte, sein Kunstwerk durch die Anbindung an so profane Dinge wie andere Straßen zu verschandeln. Sie befindet sich im Süden der der zentralen Halbinsel, ist mit nichts verbunden und kann nur mit dem Boot erreicht werden – gewissermaßen ist sie die Essenz einer Brücke, bei der sich die Form von der Funktion emanzipiert.).

Hinterwald - Hund abschaffen, selber bellen.



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