Spiegelwelten:Logbuch einer Feindfahrt

Dies ist das persönliche Logbuch der DKFS Agaton Mars, dem Kommandoschiff der 3. Transozeanischen Flotte von Aquanopolis.

Kommandant: Kapitän Walter E. Kurtz.

25.06.2007

23:35
Mit auflaufendem Wasser verlässt unsere Flotte ihren geheimen Stützpunkt, Kurs Virgin Islands. Außer mir kennt noch niemand unseren Auftrag, den der Kleine Führer mir persönlich vor gut einer Stunde mitgeteilt hat. Außer von unseren Schiffen werden wir von 240 bemannten Plesiosauri Rex major sowie 32 bemannten Plesiosauri Rex minor begleitet. Drei Einheiten des "Weissen Einhorns", davon eine auf meinem Schiff, gehören zu den Mannschaften. Kurtz

26.06.2007

01:27
Die Sax-Antriebe arbeiten einwandfrei. Und doch können wir mit den Plesiosauri kaum mithalten. Für die Durchfahrt durch die Straße von Lipari legen wir künstliche Nebelbänke. Mit Feindgeplänkel können wir uns jetzt nicht aufhalten. Kurtz
05:45 - 11:50
Durchführung einer Manöverübung. Sämtliche Plesiosauri sind bemannt und auf Tauchfahrt. Die Unterwasserkommunikation per Sonar funktioniert hervorragend. Die Plesiosauri schwimmen simulierte Angriffe auf unsere eigenen Schiffe. Trotz voller Fahrt und maximaler Alarmstufe unserer Schiffe ist die Verlustquote bei über 85%, bei nur 20% Ausfall bei den Plesiosauri. Mars sei Dank!
15:20
Zur Nahrungsaufnahme für die Kämpfer des "Weissen Einhorns" wurden mehrere amerikanesische Hummerboote aufgebracht. Das Angebot zur Teilnahme am Festmahl habe ich freundlich aber bestimmt abgelehnt.
21:50 - 23:12
Mehrere unbekannte kleinere Schiffe wurden vor der Küsten von Hetenland gesichtet und zum Beidrehen sowie Streichen der Flagge aufgefordert. Nach Weigerung wurden die Schiffe durch einen raschen Zirkular-Angriff jeweils dreier Plesiosauri Rex major versenkt. Die Mannschaften wurden lebend geborgen und, nach Identifizierung und Befragung, wohlbehalten an der hetenländischen Küste abgesetzt.
23:50
Sichtkontakt zur Feindflotte des Imperium-Verdinga. Ich teile den Mannschaften aller Schiffe unseren eigentlichen Auftrag mit: Unschädlichmachung der Verdinga-Flotte.

27. Juni 2007

00:01
Schweren Herzens gebe ich den Befehl, die als Opfer auserkorene Plesiosaurus-Einheit loszuschicken. Bereits am frühen Abend wurde den Tieren ein Schlaf- und Schmerzmittel injiziert, sodass sie einen leichten Tod haben werden. Für den Feind haben wir ein paar Attrappenschiffe vorbereitet, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Damit sie sich in noch größerem "Erfolg" suhlen können, müssen wir ein paar unserer Plesiosauri vom Feind töten lassen. Die mit Ballaststeinen beladenen Köderschiffe dümpeln träge in der Dünung. Falls der Feind unfähig sein sollte, sie mit seiner Schiffsartillerie zu versenken, werden wir sie selbst sprengen, um den Feind in Sicherheit zu wiegen. Der Rest unserer Flotte befindet sich in sicherem Abstand zum Feind.
03:57
Unser Plan (hoch lebe der geniale Kleine Führer) hat prächtig funktioniert. Die Verdinganische Flotte hat die Köderschiffe versenkt und die Plesiosauri getötet. Das letzte Köderschiff schleppen wir mit einer Spezialeinheit weg. Hoffentlich nimmt der Feind die Verfolgung auf. Wir nehmen Kurs auf die Eicheninseln.
05:01
Im Schutz künstlicher Nebelbänke verborgen beobachten wir die Aktionen des Feindes. Erfreulich, wie völlig ahnungslos sie auf unsere Finte hereinfallen. Auf diese Weise können wir wohl die gesamte Flotte Verdingas dorthin locken, wo wir sie haben wollen.
09:25
Unsere Späheinheiten berichten, dass der Feind nur ein Boot mit der Verfolgung beauftragt hat. Wir drosseln die Geschwindigkeit und fahren einen Zickzackkurs, um dem Feind den Anschluss zu ermöglichen. Aufgrund der veralteten Technik der Verdinga-Flotte wird sich unsere scheinbare "Flucht" wohl noch den ganzen Tag hinziehen.
15:21
Frohbert Brantl, hochdekorierter Held und Führer unserer Plesiosaurus-Einheiten, hat weiteren Tieren starke Schmerzmittel verabreicht. Im Laufe des Tages werden wir weitere Tiere dem Feind in die Hände spielen, um ihn weiter im Siegesrausch zu halten.
23:12
Unser Späher berichten von wüsten Gelagen an Bord der Verdinganischen Schiffe. Diese Unmenschen verspeisen einen Plesiosaurus nach dem anderen. Nur mühsam kann ich meine Truppen davon abhalten, sofort ein Gemetzel anzurichten. Ich halte eine Rede, dass die Stunde der Rache nicht mehr fern ist und diese furchtbar sein wird.

28. Juni 2007

06.45
Die Nacht verlief ruhig. Unser Plan "in die Falle locken" verläuft reibungslos weiter. Im Laufe des Tages werden wir ein zweites Attrappenschiff opfern.
9:13
Der Feind hat das zweite Köderschiff gestellt und unter Feuer genommen. Unsere Späher berichten über die unbeholfenen Versuche der Verdinganer, das wehrlose Schiff endlich zu versenken. Meine Mannschaft liegt vor Lachen auf den Decksplanken bei jeder neuen Meldung. Gottlob wird unser Zeitzünder gegen 09:53 das Schiff endlich sprengen, damit der tölpelhafte Feind seine "Beute" machen kann.
13:40
Bei ruhiger See locken wir den Feind immer weiter Richtung Süden. Vom Oberkommando erhalten wir die Meldung, dass die Auslieferung weiterer Plesiosauri-Einheiten sich verzögert. Vermutlich feilt Agaton Mars noch an letzten "Überraschungen".
23:24
Alles verläuft plangemäss. Sollte morgen kein unvorhergesehener Zwischenfall eintreten, ist der Zeitpunkt der Entscheidung nicht mehr fern. Per Funkspruch hat uns der Kleine Führer sein vollstes Vertrauen ausgesprochen. Die Mannschaften fühlen sich geehrt. Für Mitternacht habe ich das gemeinsame Singen des Lieblingsliedes des Kleinen Führers, "Hänschen klein", angeordnet, welches über Funk ins Hauptquartier übertragen werden wird. Die Kämpfer des "Weissen Einhorns" trommeln dazu den Rhythmus auf ihren Feindschädeltrommeln.

29. Juni 2007

Plesiosaurus Rex: aggressive Monsterzüchtung aus den Labors von Agaton Mars

11:48
Ein rabenschwarzer Tag für unsere Plesiosauri-Einheiten. Die wenigen ausgewählten Opfertiere riefen über ihren Plesiosaurus-Gesang ihre Artgenossen zu Hilfe, die daraufhin durch die Harpuniere des Feindes gnadenlos abgeschlachtet wurden. Die Verlustzahlen stehen noch nicht fest, gehen aber in die Hunderte. Agaton Mars soll sich aus Trauer für Stunden in seinem Labor eingeschlossen haben. Auch etliche Matrosen fanden ihr Heldengrab in den Fluten. Unser Flotte fährt für den Rest des Tages unter schwarzer Trauerflagge. Die Stimmung der Mannschaften ist ernst, aber ihr Siegeswille ist nochmals gestärkt.
13:45
Wir ziehen die Flotte noch mehr außer Feindreichweite, nur die Köderschiffe ziehen weiter ihre verderbenbringende Bahn. Mittlerweile musste der Feind eines seiner Schiffe aufgeben, welches samt Besatzung in unsere Hände fiel. Die Mannschaft wurde sofort den Köchen des "Weissen Einhorns" übergeben, das Schiff selbst wird mit unserer Flotte weiterfahren, um, zusammen mit dem Rest der verdinganischen Flotte, am Zielort seiner endgültigen Bestimmung zugeführt zu werden.
23:30
Fassungslos sehen wir aus sicherer Entfernung der Zerstörung der historischen Stadt Newburyport durch die Geschütze der Verdinganischen Flotte zu. Die Bestürzung unserer Leute kann wohl nur jemand verstehen, der auch sein Leben immer auf dem Meer verbracht hat wie das aquanopolische Volk und sich nach festem Boden, Land und Städten sehnt. Unser Mitgefühl gilt in diesem Moment der Bevölkerung des Kennedy Reiches.

30. Juni 2007

03:45
Aus der Heimat (wenn wir armen, auf See lebenden Aquanopolitaner diesen Begriff überhaupt verwenden können) erreichen uns ermutigende Nachrichten. Die Allianz, nicht zuletzt Dank der tapferen Kämpfer des "Weissen Einhorns" und der entschlossenen Hetenländer, stürmt von Sieg zu Sieg im Kennedy Reich. Dies ist uns Verpflichtung genug, auch unsererseits noch am heutigen Tag die Entscheidung gegen die Verdinganische Flotte herbeizuführen.
07:29
Ich teile den Mannschaften nun die letzten Einzelheiten des Planes mit. Hineinlocken des Gegners in das unüberschaubare Inselgewirr des nordwestlichen Mondreiches; Einkesselung; Abdrängung in die Untiefen zwischen den drei Inseln, die der Kleine Führer (er lebe hoch!) als zukünftige Heimat für uns Verfemte auserkoren hat; Versenken der verdinganischen Flotte (aus ihren Wracks sollen Plattformen und Brücken zwischen den Inseln entstehen, auf das wir ein blühendes Reich errichten werden {Hoch lebe Ingenieur Sax}). Die Aussicht auf einen eigenen Staat mit festem Boden unter den Füssen treibt meinen harten Seeleuten die Tränen in die rauen wetterzerfurchten Gesichter.
11:15
Das Mondreich ist in Sicht. Unsere Nachhut meldet, dass der Feind unter Volldampf fährt. Ich gebe Befehl, ihn näher herankommen zu lassen.
14:15
Welch herrliche Inselwelt. Hier muss es wunderbar zu leben sein!
15:15
Höchste Alarmstufe. Wir legen Nebelbänke, aus denen sich nur die höchsten Inselspitzen noch erheben. Unsere Flachrumpfschiffe gleiten sicher über die Untiefen, in denen der Feind später sein Verderben finden wird. Die Anspannung wächst. Ich verlese den Mannschaften eine persönliche Botschaft des Kleinen Führers. Alle sind ergriffen, auch unsere treuen Hebridischen Freunde. Alle Mann schreiben noch eine letzte persönliche Botschaft für den Fall der Fälle. Ab nun herrscht Funkstille, die Kommunikation erfolgt nur noch über Plesiosarusgesang.
16:14
Sämtliche verbliebenen Plesiosauri sind bemannt. Die Spähtruppen mit ihren Rex minor schwärmen aus, die Rex major Reserve geht in Lauerstellung. Das gesamte Seegebiet ist eingenebelt, aber dank unserer Späher sind wir über jede Feindposition unterrichtet. Feuerquallen- und Kugelfischbomben stehen bereit.
17:49
Ich selbst besteige meinen Kampf-Plesiosaurus. Als würde selbst die wilde Kreatur die Bedeutung der Stunde erahnen, peitscht sie wild mit der Schwanzflosse. Ab nun: Gott befohlen und der Kleine Führer mit uns!
19:48
Sieg!! Sieg!!! Sieg!!!! Die letzten zwei Stunden gehören zum Grauenhaftesten, was ich je erlebt habe. Wer vermöchte die schrecklichen Geräusche zu schildern, die die auf Grund gelaufenen verdinganischen Schiffe von sich gaben, das Ächzen und Wimmern zerberstenden Eisens; das Zischen des Wasser, wenn es in die heissen Kessel eindrang ... und die Schreie der Seeleute, die, von Feuerquallenbomben getroffen, sich selber über Bord stürzten, um dort aber nicht die Linderung des kühlen Wassers, sondern die schrecklichen Fangzähne der Plesiosauri zu erfahren. Die See war ein Meer von Blut, was durch den Nebel schimmerte. Alle Feindschiffe wurden plangemäss abgedrängt und auf Grund gesetzt. Wir selber erlitten, dank unserer Flachrumpfboote und perfekten Tarnung nur geringe Verluste. Gefangene haben wir nur wenige gemacht, vor allem Offiziere, darunter den Befehlshaber der Feindflotte. Die Helden des "Weissen Einhorns" mit ihren speziellen Befragungsmethoden werden sich dieser "Herren" später gerne annehmen.
20:49
Die Admiralität hat uns über Funk beglückwünscht. Der Kleine Führer hat uns allesamt zu "Helden zur See" und mich sowie den Führer unserer Hebridischen Freunde zu Trägern des "Seesterns am Band" erklärt. Die Plesiosauri erhalten eine doppelte Sonderration Delphinfleisch. Als besondere Ehre wird eine Abordnung meines Schiffes den ersten Landgang auf einer der Inseln durchführen und diesen Teil des Mondreiches für Aquanopolis in Besitz nehmen.
22:45
Die aquanopolitanische Flagge steckt im Sand unserer neuen Heimat. Ein historischer Moment. Über Funk sind wir mit allen kämpfenden Einheiten der Allianz verbunden und begehen feierlich gemeinsam diesen Augenblick. L'ilhi M'harleen, die Lieblingssängerin des Kleinen Führers, sing live aus dem verborgenen Hauptquartier über Funk für uns das Lied "Bei den schwarzen Klippen, nachst in fremder See...".


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