Spiegelwelten:Pjerie R'jodan auf der Flucht
ZULETZT BEI "PJERIE R'JODAN": Oberstleutnant Pjerie R'jodan, der beste Mann des jenchuischen SSD, wurde ins Kaiserreich China geschickt. Dort sollte er die bevorstehende Sprengung der chinesischen Mauer manipulieren, um so China vor der Weltöffentlichkeit in Misskredit zu bringen. Dadurch versprach sich das unfreie Großreich den Vorzug in einem Militärdeal mit Luxusburg. Auf seiner Reise durch das fremdartige, isolierte Land trifft er unter anderem auf die Japanerin Sasuka, die die einzigartige Fähigkeit besitzt, aus purer Gedankenkraft alle Arten von Fischen zu materialisieren, sowie auf den Hobby-Luftschiffingenieur Fak Huey und seinen Sohn Fak Huey-All. Verfolgt von den finsteren Schergen des Waffenhändlers Red Neck und der Cong Longer Hafenpolizei gelingt R'jodan schließlich die Manipulation der Sprengung, die nun um ein fünftausendfaches stärker wirkt aus geplant, sowie die anschließende Flucht an Bord des "Futschi Kato IV". Achja, und ein halber Kontinent geht auch noch dabei drauf.
Doch die Freude über diesen Sieg über die westliche Spiegelwelt hält nicht lange an, denn das Luftschiff wird von den luxusburgischen Berhörden aufgegriffen und R'jodan und seine Begleiter fristen seitdem ein unrühmliches Dasein als politische Gefangene auf Grollendug...
Prolog auf Grollendug: 03.10.2015
Ich könnte für immer hierbleiben. Vor etwa zwei Jahren war ich als einer von zwanzig Agenten des SSD eingeladen worden, im Goldpalast von Pjonjun zu Abend zu essen. Der Oberste Generalsekretär wollte uns dort den Orden für besondere „Herausragende Dienste im Sinne des Volkes“ verleihen, weil wir einer Untergrundorganisation aufgedeckt und ihre Mitglieder blutig abgeschlachtet hatten. Der Goldpalast war schon beeindruckend gewesen und das Festmahl überwältigend. Aber verglichen mit dem Ort, an dem ich mich jetzt befand, war es ein schmieriges Drecksloch. In meiner Zelle gibt es Dinge, die ich nie zuvor gesehen hatte: Das Wasser, dass aus der Leitung enthielt keinerlei Giftstoffe. Eine wohltuende Abwechslung für die Haut. Ich bekam drei warme Mahlzeiten am Tag und es handelte sich dabei nicht nur um geraspelte, mit Bleifarbe bemalte Schuhsohlen, wie ich es aus der SSD-Kaserne gewöhnt war. Bedauerlicherweise betäubten all diese ungewohnten Annehmlichkeiten meinen messerscharfen jenchuischen Verstand für kurze Zeit. Für etwa... was haben wir denn gerade...? OKTOBER?? Wie konnte das nur passieren? Ich sitze seit über zwei Monaten hier rum. Das muss ein Ende haben! Ich werde zu Fak Huey-All, dem Piloten des Luftschiffes, gehen, die anderen ausfindig machen und einen Weg hier raus suchen.
Ich ziehe den Bademantel aus, meine mittlerweile gewaschene und geflickte Zivilkleidung an, dusche - vielleicht zum letzten Mal - in warmem Wasserm, durch das man hindurchsehen kann und verlasse meine Zelle. Draußen auf dem Gang ist der Wächter, wie sooft, nicht zu sehen. iÍst wahrscheinlich grade auf Toilette. Schade. Ich unterhalte mich gerne ein bisschen mit ihm, wenn ich nach unten in den Pool gehe. Der ist eigentlich nur zur körperlichen Ertüchtigung der Wächter gedacht, aber bislang hat mich niemand aufgehalten.
Faks Zelle befindet sich eine Etage unter meiner, auf Ebene U7. Die Knöpfe im Fahrstuhl sind mit scharf geschliffenen Diamanten besetzt. Es gehört etwas Übung dazu, sich nicht in den Finger zu schneiden.
Fak ist nicht begeistert von meiner Idee. Ich muss zugeben, dass ich ihm in den letzten Wochen immer weniger und weniger Aufmerksamkeit geschenkt habe. Es war einfach sehr wortkarg und depremierend in seiner Zelle, die mich übrigens sehr viel mehr an Jenchu erinnert als alles andere in diesem Gefängnis. Sie ist eher karg eingerichtet und Fak mit Ketten an ein schweres, eisernes Gestell an der Wand gefesselt. Ein metallener Maulkorb hindert ihn am Sprechen. Die Tatsache, dass dieser Maulkorb die Aufschrift "R'jodan" trägt, lässt in mir den Verdacht aufkeimen, dass es hier eine Art Verwechselung gegeben haben muss. Ich erinnere mich, dass ich zu Beginn unserer Gefangenschaft öfter hier saß und Fak die bekannten Heldensagen Jenchus erzählt habe. Wie Tehan'Kolja, der Gründer unseres mächtigen Landes, die gesamte Landmasse des Kontinents Desertopia aus einem einzigen Kieselstein herausquetschte oder wie sein Sohn Tehan'Kiljor Jesus beim Triathlon geschlagen hatte. Doch jetzt gibt es wichtigeres zu besprechen.
Ich:"Fak, ich bins wieder. Es reicht mir. Wir müssen unbedingt hier raus."
Fak:"(hörbar aggressiv) Mhmm Hmmhm! Hhhmmh Mmmhm!"
Ich:"Ja, was auch immer. Wir müssen die anderen und die 'Futschi Kato IV' aufsuchen und hier raus kommen!"
Fak:"Hmhm! Mmmhm!"
Ich öffne seine Ketten mit Leichtigkeit, denn aus irgendeinem Grund hat man mir meine Schlossknack-Utensillien gelassen. Ich hebe den Maulkorb, aber die Lautstärke von dem, was aus Faks Mund kommt, gefällt mir nicht, also setze ich ihn wieder auf.
Sasuka hat man in der Kantine Arbeit gegeben, soviel weiß ich. Seitdem gibt es da oben nur Fisch. Jeden Tag. Sie ist etwas leichter von meinem Plan zu begeistern und verspricht, den 15 chinesischen Matrosen bescheid zu geben, die sich auf Faks Schiff befunden hatten. Sie soll sie über das geheime Treffen unserer Gruppe am morgigen Tag informieren.
Kapitel 1: 05.10.2015
In einem riesigen, schwach beleuchteten, feuchten Kellergewölbe in der untersten Etage des Grollendug Strafvollzugskomplexes...
Sasuka: Und dir fällt ganz sicher kein besserer Plan ein, als im untersten Stockwerk dieses Komplexes in die Kanalisation zu steigen und dadurch zur Militärbasis zu gelangen, in der die "Futschi Kato" aufbewahrt wird?
R'jodan: Offensichtlich nicht.
Fak: Mhmmhm Mhhmhmhm...
Sasuka: Willst du ihm nicht endlich den Maulkorb abnehmen?
R'jodan: Oh, ich würde wahnsinning gerne, aber leider hab ich mein Werkzeug irgendwie... verlegt... (Schiebt eine Box mit der Aufschrift "Offizielles SSD-Schlossknackset" unauffällig mit dem Fuß beiseite) Jedenfalls sollten wir uns beeilen. Selbst in diesem Gefängnis werden die Wachen uns irgendwann bemerken
Luxusburgischer Wachmann: (Aus der Ferne) Hey, kommt mal her! Ich hab da hinten was bemerkt!
R'jodan: Okay, los geht's. Alles wie abgesprochen. Sasuka, Fak: Ihr kommt mit mir (Weist auf den Einstieg in die Kanalisation). Und ihr (Spricht die 15 chinesischen Matrosen an) folgt uns in gesundem Abstand und versucht, so viele Kugeln wie möglich mit euren Körpern aufzuhalten.
Chinesischer Matrose #11: Moment, so war das nicht abgesprochen!
R'jodan: Zu spät für langwierige Planänderungen...
(Die drei relevanten Charaktere ziehen sich in die Kanalisation zurück. Die Wächter beginnen bereits zu schießen)
Sasuka: Na super. Diese Kanalisation ist das reinste Labyrinth. Wie sollen wir hier unseren Weg finden?
R'jodan: Sieh nur, ein außerordentlich praktisch plazierter Kanalisationskartenladen.
Sasuka: In diesem verdammten Land versuchen sie auch aus allem Geld zu machen...
Fak: Hhhhm mhmm hmmhmm!
Sasuka: Ich glaube, er sagt, dass die Wächter uns dicht auf den Fersen sind.
R'jodan: Ich glaube, er sagt, dass wir gerne sein Geld für so eine Kanalisationskarte ausgeben können.
Fak: Hmhmm! Hmmhhhm...
Ein Kartenkauf sowie eine Reise durch eine labyrinthische Kanalisation später...
R'jodan: Wir sind da. Dieser Gullideckel über uns führt laut Karte direkt in die Basis. Wieiviele Matrosen haben wir noch übrig?
Sasuka: Nur drei haben überlebt. Einer von ihnen ist angeschossen und ringt mit dem Leben.
Chinesischer Matrose #8: Wuäährg! (Verdreht die Augen und kotzt einen letzten Schwall Blut)
Sasuka: Jetzt nur noch zwei...
R'jodan: Das muss reichen! (Öffnet die Luke)
Über ihnen erhebt sich ein riesiger Hangar, in dem die "Futschi Kato IV" weitgehend unversehrt steht
Kapitel 2: 06.10.2015
Sasuka: ...geht's dann auch mal weiter..?
R'jodan: Wie..? Was..?
Sasuka: Wir stehen jetzt schon die ganze Nacht hier und starren das Schiff an. Die Ratten haben den toten Matrosen schon angefressen.
Chinesischer Matrose #3: Wo sind überhaupt die Wächter?
Luxusburgischer Wächter: (Aus den tiefen der Kanalisation) Vielleicht hätten wir doch die 5€$ für so 'ne Karte ausgeben sollen... Die Ratten essen meine Füße!
Fak: Hmmhmpf hmm...
R'jodan: Ist ja gut. Wir machen weiter.
Die Gruppe kriecht durch den Gullideckel. Der Hangar ist bis auf die "Futschi Kato" völlig leer. Man betritt das Schiff und die Seile werden gekappt. Fak nimmt im Pilotensessel platz, während seine zwei verbliebenen Männer den Start vorbereiten.
Sasuka: Bleibt nur die Frage, wie wir jetzt hier raus kommen (deutet auf die riesigen, verschlossenen Hangartore)
R'jodan: Das wird kein Problem sein. (Setzt sich ans Frontalgeschütz und drückt ab.)
Das Tor springt auf
R'jodan: Gib' Gas!
Fak beschleunigt. Die "Futschi Kato" verlässt den Hanger und lässt die Insel hinter sich
R'jodan: Das war verdammt anstrengend. Ich wäre dafür, dass wir alle erstmal schlafen gehen.
Sasuka: Bist du verrückt? Wir haben noch nicht mal den luxusburgischen Luftraum verlassen!
R'jodan: Details, Details! Wozu haben wir sonst diesen fantastischen Autopiloten? Zeigt auf den Hebel mit der Aufschrift "Autopilot", legt ihn um und spricht hinein Autopilot, bring mich nach Hause, nach Jenchu
Sasuka: So funktioniert ein Autopilot ni...
R'jodan: Ruhe! Alle ins Bett, undzwar sofort!
Er zerrt Fak von den Kontrollen weg und schleift ihn mit sich
Fak: Hmmpfhm!!! Hhmmh!!
Die "Futschi Kato" schwebt steuerlos über das Meer dahin...
Kapitel 3: 08.10.2015
P'jerie R'jodan erwacht an der Küste eines ihm unbekannten Landes
R'jodan: Wow, lange nicht mehr so schlecht geschlafen...
Sieht sich um. Um ihn herum liegen die ausgebrannten Reste der "Futschi Kato". Und die Überreste einiger stümperhaft zusammengebauter Holzhütten
R'jodan: Oh, verdammt! Wo bin ich? Sasuka?! Fak? Irgendwer?
Blickt sich verwirrt um
R'jodan: Sieht nicht nach Jenchu aus...
Sasuka kriecht angestrengt unter einem Trümmerstück hervor
Sasuka: P'jerie, verdammt, was hast du angerichtet?
Beide durchsuchen weiter die Trümmer. Die Matrosen sind tot. Von Fak keine Spur
R'jodan: Wo könnte er sein?
Sasuka: Vielleicht sucht er eine Möglichkeit, seinen Maulkorb loszuwerden
R'jodan: Komm, wir gehen die Küste entlang und suchen ihn. Und hier irgendwo muss es ja auch Zivilisation geben.
Sasuka: Aber unserer ganzen Sachen sind noch im Schiff... die, die es überstanden haben.
R'jodan: An denen wird sich keiner zu schaffen machen.
Er zieht eine jenchuische Flagge aus seinem linken Stiefel, entrollt sie, befestigt sie an einem herumliegenden Holzstück und rammt sie in die Mitte des Trümmerfeldes
R'jodan: Das universell respektierte Symbol jenchuischen Anspruchs. Da traut sich keiner ran.
Sasuka seufzt gernervt, dann gehen sie los. Kaum haben sie sich abgewandt, als auch schon eine Möwe auf die Flagge scheißt und den improvierten Mast umwirft
Kapitel 4: 18.10.2015
Aus Sasukas Tagebuch: 'Wir sind jetzt elf Tage ununterbrochen durch die Wildnis dieses fremden Landes marschiert. Pjerie ist immer noch zuversichtlich, aus irgendeine Form von Zivilisation zu treffen. Ich habe das Gefühl, das wir nicht mal richtig vorwärts kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in den letzten Tagen mindestens sechs Mal das Wrack der Futschi Kato gesehen habe. Mit anderen Worten: Wir laufen im Kreis...'
R'jodan: Das sieht doch nach einem guten Lagerplatz für die Nacht aus!
Sasuka: Pjerie, ich beginne an deinem Geisteszustand zu zweifeln... hier haben wir schon letzte nach geschlafen. Die "Futschi Kato" liegt da hinten...
R'jodan: Mag sein. Ich glaube trotzdem, dass wir Fortschritte machen. Ich glaube, wir sind ganz nah daran Fak zu finden.
Sasuka: Augenblick, was liegt da im Sand? Das war gestern noch nicht da.
Im Sand liegt ein zerbrochener, metallener Maulkorb
R'jodan: Ich wusste doch, wir sind ihm nahe. Da sind ja sogar Fußspuren!
Sasuka: ...die waren gerade eben noch nicht da...
R'jodan: Jetzt schon. Also los!
2½ Stunden später... R'jodan und Sasuka haben den Rand eines Waldgebietes erreicht.
R'jodan: Verdammt, im Gras lassen sich die Spuren schwerer nachvollziehen.
Sein Blick fällt auf ein verwittertes Schild an einem Baum
R'jodan: (Liest laut vor) "Willkommen in Babylon - Das vorchristliche New York!"
Darunter hängt ein weiteres, neueres Schild mit der Aufschrift "Derzeit ausgestorben". Beide folgen der Anweisung des Schildes und durchqueren das dichte Buschwerk, dass sich urplötzlich lichtet. Dahinter liegen die verfallenen, verwachsenen Ruinen einer gigantischen Stadt, in deren Mitte sich ein unvorstellbar hoher, allerdings unfertiger Turm erhebt
Sasuka: 非常に印象的!
R'jodan: (Sieht sie irritiert an) 무엇? 나는 당신을 이해하지 못하는!
(Allgemeine Verständnislosigkeit)
Kapitel 5: 19.10.2015
R'jodan und Sasuka machen sich mit Hilfe von Handzeichen klar, schnell zurückzugehen. Sie treten wieder vor das Schild.
Sasuka: Das war... seltsam... Ich konnte plötzlich nicht mehr anders, als Japanisch zu sprechen.
R'jodan: Und ich nur Hochjenchuisch, die glorreiche Sprache des Vaterlandes.
Sasuka: Es muss irgendwas mit dieser verlassenen Stadt zu tun haben. Vielleicht sogar mit diesem Turm in der Mitte.
R'jodan: Faks Spuren führen eindeutig in die Stadt. Aber wie sollen wir darin nach ihm suchen, wenn wir nicht mal einander verstehen können?
Sasukas Blick schweift ab
Sasuka: Ich habs!
Sie erzeugt einen Fisch. Einen kleinen, gelben, blutegelartigen Fisch
R'jodan: Buäh, was ist das denn?
Sasuka: Den steckst du dir jetzt ins Ohr.
R'jodan: Ins WAS?!
Einige tatkräftige Überzeugungsarbeit später...
Sasuka: (Steckt sich selbst einen weiteren Fisch ins Ohr) Durch den können wir verstehen, was uns in jeder Sprache der Welt gesagt wird, also auch einander.
Sie betreten die Stadt, wandern ziellos durch die verlassenen Straßen, vorbei an Ruinen, die kurz vor dem Zusammenbruch stehen, über- und durchwachsen sind von jeder nur erdenklichen Form von Gestrüpp
R'jodan: Fak! Fa-hak! Wo bist du?
Plötzlich und ohne jeden Zusammenhang zur vorherigen Handlungsentwicklung rollt ein Holzfass mit voller Geschwindigkeit die Straße entlang und auf Beide zu. Kurz vor dem Aufprall...
!CLIFFHANGER!
Epilog: Die Ereignisse des 20.10.2015 bis 05.11.2015, aufgezeichnet in "Jenchuische Geschichte für die 1. Klasse"
So standen Oberstleutnant R'jodan und seine Begleiterin Sasuka also jenem seltsamen Fass gegenüber, dass mit voller Geschwindigkeit auf sie zu kam. Sollte das ihr Ende bedeuten...? Natürlich nicht. Denn dank modernster, jenchuischer Kampfsimulationen war Pjerie R'jodan darin trainiert, Fässer zu überspringen. Sasuka rettete sich, in dem sie instinktiv Fisch entstehen ließ, der die Rollbewegung des Fasses stoppte. Und wieder einmal hatte sie für ihre scheinbar sinnlose Fähigkeit eine neue Einsatzmöglichkeit gefunden.
Doch was steckte dem seltsamen Fass? Nun, als der Deckel sich hob, sahen beide bekanntes Gesicht: Fak Huey-All, ohne seinen Maulkorb. Dafür hatte er in den Trümmern Babylons eine einzigartige Entdeckung gemacht. Das Fass, in dem er auf seine beiden Freunde zugerast war, war von innen größer als von außen! Der gewaltige Innenraum bot mehr als genug Platz für alle drei und für Proviant, um die lange Heimreise zu überstehen. Denn genau das hatten sie vor. Sie kehrten mit dem Fass zum Strand zurück, wo R'jodan sich verständlicherweise über die Schändung der jenchuischen Flagge beschwere, die er vorfand. In den Trümmern der "Futschi Kato IV" sowie im zerstörten Dorf, dass Bjørn Bjørnsen und seine Kameraden zurückgelassen hatten, fanden der Jenchuer und die zwei Ehren-Jenchuer genug Material, um das Fass von Innen wie außen seetüchtig zu machen.
Die Heimreise begann, nachdem alle Arbeiten abgeschlossen waren, am Morgen des 26. Oktober. Niemand konnte sagen, ob R'jodan sein geliebtes Jenchu je wiederfinden würde, schließlich befand man sich in völlig unerforschten Gewässern. Doch dank seiner einzigartigen Navigationsgabe, die ihn zum Vorbild für die jenchuische Jugend macht, sowie etwas unbedeutender Mithilfe des Navigationsgeräts, dass Fak aus den Trümmern des Luftschiffes geborgen hatte, erreichte man nach drei Tagen schließlich die erste bekannte Region. Legoland war an seiner absolut geradlinigen Küste sehr leicht zu erkennen. Und so schlug man den direkten Kurs gen Osten ein, wo man hoffte, auf die jenchuischen Besitzungen zu stoßen, über die alle drei nur wenig Informationen hatten.
Doch die nächste Etappe der Reise war gefährlich. Um sich einen zeitraubenden Umweg zu ersparen, beschloss R'jodan am 30. Oktober zwischen dem Festland Eurafrikas und den Hawaiianischen Inseln mitten durch US-amerikanische Hoheitsgewässer zu fahren. Dabei wurde das Fass gefährlich nah an die Metropole New York herangetrieben, wo der Großteil der US-NAVY ankert. Der Schütze eines amerikanischen Zerstörers hatte sogar schon sein Geschütz auf das Stück Treibgut gerichtet, als sich zwischen ihm und dem anderen wachhabenden Offizier folgender oder ähnlichen Dialog entsponnen haben muss:
Nr. 1: Sieh mal, da ist schon wieder so ein Ding.
Nr. 2: Nicht schießen! Es ist GANZ BESTIMMT kein Lebewesen an Bord!
Nur so, oder vielleicht durch das himmlische Eingreifen unseres jüngst verstorbenen Führers, kann dieses Wunder erklärt werden.
Der Kurs wurde also fortgesetzt, vorbei an einem Stück Franzoséland und schließlich, am zehnten Tag ihrer Reise, dem 04. November 2015, stieß das Fass plötzlich gegen einen Felsen, der sich ungeahnterweise mitten im Chinesischen Archipel befand. Unsere Helden entstiegen ihren erstaunlich geräumigen, aber nicht sehr schmucken Gefährt und betraten vorsichtig das unbekannte Stück Land. Doch bald machte sich große Freude unter ihnen breit, den R'jodan hatte sogleich das größte Symbol für Glück auf Erden entdeckt!
R'jodan: Die jenchuische Flagge! Ich befinde mich auf heimatlichem Boden!
Sasuka: Und darunter ist ein Schild angebracht: ROCKALL. Annerktiert als fünfter Distrikt Jenchuisch-Osteurafrikas am 30.10.2015. BETRETEN AUF EIGENE GEFAHR!. Sehr einladend.
Fak: Es wirkt sehr... gehetzt. Als wären sie nur kurz hier gewesen, um das Schild und die Fahne aufzustellen und dann gleich wieder abgehauen.
R'jodan: Du hast recht. Irgendwas stimmt hier nicht. Mein geliebtes Vaterland muss sie in Not befunden. Tehan'Kiljor würde nie eine derart schluderige Annexion gestatten!
Fak: Und was gedenkst du jetzt zu tun? Wir wissen immer noch nicht, wo genau wir sind. Und wenn die tatsächlich Schwierigkeiten haben, wird es lange dauern, bis sie hier mal wieder reinschauen...
Sasuka: Zu Essen haben wir wie immer genug...
R'jodan: Es muss irgendeinen Weg geben, unsere Position relativ zum Rest der Kolonie zu bestimmen. Es könnte schwer werden. Sicherlich hat die Armee in meiner Abwesenheit schon ganz Transvestos und Teile Sibirskas eingenommen...
Ein gewaltiges Brummen ertönte und ein mächtiger Schlagschatten legte sich über die Insel. Ein fliegendes Schiff. Doch der größte Teil des Lärms ging nicht von seinen Maschinen aus, sondern von den an Deck plazierten Lautsprechern, aus denen unentwegt Rockmusik dröhnte. Doch über den Lärm hinweg setzte sich eine Stimme durch:
Gregor von Störtebeck: Ihr verdammten Idioten, ich sagte Admiral-Brutan-Thlen-Halbinsel! Da wird diese Kolonie schon von Tag zu Tag kleiner und ihr schafft es immer noch euch zu verfliegen! Also los jetzt! Kurs Südwest!
Die Fury Sea dreht bei und verschwindet nach Südwesten.
Fak: Oder wir folgen einfach dem Ding da...
Und nach einer kurzen, letzter Fahrt entland der majestätischen Küsten Tehan'Kiljor-Landes, erreichten unsere Helden schließlich die Festung Jenchuica. Doch die Neuigkeiten, die sie dort erfahren sollten, waren für sie zunächst unerträglich und die folgenden Entwicklungen nicht abzusehen. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden...
Doch Pjerie R'jodan wird zurückkehren! Ganz bestimmt... In einem kommerziell noch erfolgloseren, mit noch größeren Schreibpausen durchsetzten Abenteuer mit einem noch fauleren Ende!