Großer Preis von Großbritannien 1976
Renndaten
9. von 16 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1976
Name: XXIX British Grand Prix
Datum: 18. Juli 1976
Ort: Fawkham
Kurs: Brands Hatch Circuit
Länge: 319,732 km in 76 Runden à 4,207 km
Wetter: trocken und warm
Zuschauer: ~ 80.000
Pole-Position
Fahrer: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari
Zeit: 1:19,35 min
Schnellste Runde
Fahrer: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari
Zeit: 1:19,91 min
Podium
Erster: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari
Zweiter: Sudafrika 1961 Jody Scheckter Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Dritter: Vereinigtes Konigreich John Watson Vereinigte Staaten Penske

Der Große Preis von Großbritannien 1976 fand am 18. Juli auf dem Brands Hatch Circuit statt und war das neunte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1976.

Berichte

Hintergrund

Entsprechend dem jährlichen Wechsel mit dem Silverstone Circuit, wo der Britische Grand Prix des Vorjahres ausgetragen worden war, fand das Rennen 1976 wieder in Brands Hatch statt, wo in der Zwischenzeit im Zuge der Verbesserung der Sicherheit mehrere leichte Umbauten vorgenommen worden waren.

Einige Gaststarter ergänzten das übliche Teilnehmerfeld. Darunter befand sich mit der Debütantin Divina Galica auch erstmals seit dem Auftaktrennen der Saison in Brasilien wieder eine Frau. Da auch Lella Lombardi am Steuer eines der beiden Kunden-Brabham des Teams RAM Racing in die Liste der Teilnehmer zurückkehrte, waren an diesem Wochenende zum ersten und bislang einzigen Mal in der Geschichte der Formel 1 zwei Frauen gleichzeitig für einen Grand Prix gemeldet. Mike Wilds wurde für sein Heimrennen ein privater Shadow DN3 zur Verfügung gestellt. Bob Evans kam am Steuer des zweiten Brabham des RAM-Teams zu seinem einzigen Einsatz in dieser Saison.

Während Chris Amon ins Cockpit des Ensign-Teams zurückkehrte, reduzierten die Teams Walter Wolf Racing und Copersucar-Fittipaldi ihr Engagement aus Kostengründen auf jeweils nur ein Fahrzeug.

Training

Niki Lauda sicherte sich im Ferrari 312T2 die Pole-Position vor James Hunt im McLaren M23 und Mario Andretti im stetig konkurrenzfähiger werdenden Lotus 77. Clay Regazzoni komplettierte im zweiten Ferrari die zweite Startreihe vor Patrick Depailler im Tyrrell P34 und Chris Amon, der mit dem Ensign N176 abermals eine überzeugende Trainingsleistung zeigte. Unter den vier Wagen, die die Top Ten komplettierten, befanden sich drei der vier Werks-March.

Neben Mike Wilds scheiterten beide teilnehmenden Damen sowie Jacky Ickx an der Qualifikation für einen der 26 Startplätze. Für Ickx war dies der letzte Einsatz für das Team Wolf-Williams.

Rennen

Die beiden in Führung liegenden Ferrari kollidierten unmittelbar nach dem Start in der ersten Kurve, was zu einem Dreher Regazzonis führte. Hunt versuchte, diesem auszuweichen, was jedoch nicht gelang. Sein McLaren verlor nach der Berührung mit dem Ferrari kurz den Bodenkontakt, ein Überschlag blieb jedoch aus. Jacques Laffite prallte in die Streckenbegrenzung, nachdem er ebenfalls mit dem entgegen der Fahrtrichtung ausgerichteten Wagen von Regazzoni kollidiert war. Der Rest des Feldes passierte die Unfallstelle ohne Probleme. Dennoch entschied sich die Rennleitung aufgrund der zahlreich auf der Strecke liegenden Trümmerteile, das Rennen mit der roten Flagge abzubrechen. Unterdessen fuhr Hunt mit beschädigter Aufhängung zu seiner Box und benutzte auf diesem Weg eine Abkürzung.

Während der Unterbrechung herrschte Uneinigkeit darüber, ob Regazzoni und Laffite, die beide unverletzt geblieben waren, mit ihren jeweiligen Ersatzautos zum Neustart antreten durften, obwohl sie zum Zeitpunkt des Rennabbruchs bereits ausgeschieden waren. Beide Teams entschieden sich für eine erneute Teilnahme. Hunts Wagen konnte noch vor dem Neustart repariert werden, wurde jedoch aufgrund der von Hunt gewählten Abkürzung auf dem Weg zu den Boxen als nicht mehr startberechtigt eingestuft. Begünstigt durch lautstarke Proteste der anwesenden Zuschauer erhielt Hunt schließlich dennoch von der Rennleitung die erneute Startberechtigung.

Beim zweiten Startversuch, bei dem sich ebenfalls Lauda an der Spitze behaupten konnte, gelangten die ersten Wagen ohne Probleme durch die ersten Kurven. Im hinteren Teil des Feldes kollidierten jedoch Bob Evans und Guy Edwards sowie Patrick Depailler und Hans-Joachim Stuck. Für Edwards und Stuck bedeutete dies das Ende des Rennens.

Die Rangfolge an der Spitze mit Lauda vor Hunt, Regazzoni, Jody Scheckter und Ronnie Peterson blieb während der ersten Runden konstant, bis Peterson hinter Vittorio Brambilla zurückfiel. Dieser ließ in der 15. Runde an der Box neue Reifen montieren, sodass der fünfte Rang von Arturo Merzario eingenommen wurde. Durch die technisch bedingten Ausfälle Regazzonis und Brambillas sowie das weitere Zurückfallen Petersons gelangte Gunnar Nilsson auf den vierten Rang vor Tom Pryce.

Aufgrund von Getriebeproblemen wurde Lauda in der zweiten Hälfte des Rennens langsamer. Hunt holte auf, überholte den Österreicher in Runde 45 und gewann das Rennen schließlich mit deutlichem Vorsprung vor diesem. Scheckter kreuzte die Ziellinie als Dritter und John Watson, begünstigt durch den Ausfall Nilssons, als Vierter.

Nach dem Rennen legte Ferrari Protest gegen Hunts Sieg ein, da dieser eigentlich nicht mehr am Neustart hätte teilnehmen dürfen. Der Protest wurde zunächst abgelehnt. Eine endgültige Entscheidung fiel jedoch erst rund zwei Monate später im September 1976: Niki Lauda wurde nachträglich zum Sieger des Rennens erklärt und James Hunt disqualifiziert. Die Teilnahme von Clay Regazzoni und Jacques Laffite am Neustart wurde im Nachhinein als ebenfalls unrechtmäßig beurteilt. Da beide das Rennen jedoch ohnehin nicht beendet hatten, blieb dies ohne Auswirkungen.

Meldeliste

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
 Scuderia Ferrari SpA SEFAC 1  Niki Lauda Ferrari 312T2 Ferrari 015 3.0 F12 G
2  Clay Regazzoni
 Elf Team Tyrrell 3  Jody Scheckter Tyrrell P34 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
4  Patrick Depailler
 John Player Team Lotus 5  Mario Andretti Lotus 77 G
6  Gunnar Nilsson
 Martini Racing 7  Carlos Reutemann Brabham BT45 Alfa Romeo 115-12 3.0 F12 G
8  Carlos Pace
 Beta Team March 9  Vittorio Brambilla March 761 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 March Engineering 10  Ronnie Peterson G
34  Hans-Joachim Stuck
 Ovoro Team March 35  Arturo Merzario G
 Marlboro Team McLaren 11  James Hunt McLaren M23 G
12  Jochen Mass
Shellsport/Whiting 13  Divina Galica Surtees TS16 G
 Shadow Racing Team 16  Tom Pryce Shadow DN5B G
17  Jean-Pierre Jarier
 Team Surtees 18  Brett Lunger Surtees TS19 G
19  Alan Jones
 Walter Wolf Racing 20  Jacky Ickx Williams FW05 G
 Team Ensign 22  Chris Amon Ensign N176 G
 Hesketh Racing 24  Harald Ertl Hesketh 308D G
 Penthouse Rizla Racing with Hesketh 25  Guy Edwards G
 Ligier Gitanes 26  Jacques Laffite Ligier JS5 Matra MS73 3.0 V12 G
 Citibank Team Penske 28  John Watson Penske PC4 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 Copersucar-Fittipaldi 30  Emerson Fittipaldi Copersucar FD04 G
 RAM Racing 32  Bob Evans Brabham BT44B G
33  Lella Lombardi
 Team Norev Racing with BS Fabrications 38  Henri Pescarolo Surtees TS19 G
Team P.R. Reilly 40  Mike Wilds Shadow DN3 G

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
1  Niki Lauda  Ferrari 1:19,35 190,866 km/h 1
2  James Hunt  McLaren-Ford 1:19,41 190,722 km/h 2
3  Mario Andretti  Lotus-Ford 1:19,76 189,885 km/h 3
4  Clay Regazzoni  Ferrari 1:20,05 189,197 km/h 4
5  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 1:20,15 188,961 km/h 5
6  Chris Amon  Ensign-Ford 1:20,27 188,678 km/h 6
7  Ronnie Peterson  March-Ford 1:20,29 188,631 km/h 7
8  Jody Scheckter  Tyrrell-Ford 1:20,31 188,584 km/h 8
9  Arturo Merzario  March-Ford 1:20,32 188,561 km/h 9
10  Vittorio Brambilla  March-Ford 1:20,36 188,467 km/h 10
11  John Watson  Penske-Ford 1:20,41 188,350 km/h 11
12  Jochen Mass  McLaren-Ford 1:20,61 187,882 km/h 12
13  Jacques Laffite  Ligier-Matra 1:20,67 187,743 km/h 13
14  Gunnar Nilsson  Lotus-Ford 1:20,67 187,743 km/h 14
15  Carlos Reutemann  Brabham-Alfa Romeo 1:20,99 187,001 km/h 15
16  Carlos Pace  Brabham-Alfa Romeo 1:21,03 186,909 km/h 16
17  Hans-Joachim Stuck  March-Ford 1:21,20 186,517 km/h 17
18  Brett Lunger  Surtees-Ford 1:21,30 186,288 km/h 18
19  Alan Jones  Surtees-Ford 1:21,42 186,013 km/h 19
20  Tom Pryce  Shadow-Ford 1:21,84 185,059 km/h 20
21  Emerson Fittipaldi  Copersucar-Ford 1:22,06 184,563 km/h 21
22  Bob Evans  Brabham-Ford 1:22,47 183,645 km/h 22
23  Jean-Pierre Jarier  Shadow-Ford 1:22,72 183,090 km/h 23
24  Harald Ertl  Hesketh-Ford 1:22,75 183,024 km/h 24
25  Guy Edwards  Hesketh-Ford 1:22,76 183,001 km/h 25
26  Henri Pescarolo  Surtees-Ford 1:22,76 183,001 km/h 26
DNQ  Jacky Ickx  Wolf-Williams-Ford 1:23,32 181,771 km/h
DNQ  Divina Galica  Surtees-Ford 1:25,24 177,677 km/h
DNQ  Mike Wilds  Shadow-Ford 1:25,66 176,806 km/h
DNQ  Lella Lombardi  Brabham-Ford 1:27,08 173,923 km/h

Rennen

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
 James Hunt  McLaren-Ford 76 0 DSQ 2 (1:19,82) disqualifiziert
1  Niki Lauda  Ferrari 76 0 1:44:19,66 1 1:19,91
2  Jody Scheckter  Tyrrell-Ford 76 0 + 16,18 8 1:20,76
3  John Watson  Penske-Ford 75 1 + 1 Runde 11 1:20,32
4  Tom Pryce  Shadow-Ford 75 0 + 1 Runde 20 1:21,39
5  Alan Jones  Surtees-Ford 75 0 + 1 Runde 19 1:21,55
6  Emerson Fittipaldi  Copersucar-Ford 74 0 + 2 Runden 21 1:21,95
7  Harald Ertl  Hesketh-Ford 73 0 + 3 Runden 23 1:23,74
8  Carlos Pace  Brabham-Alfa Romeo 73 1 + 3 Runden 16 1:21,51
9  Jean-Pierre Jarier  Shadow-Ford 70 0 + 6 Runden 24 1:23,20
 Gunnar Nilsson  Lotus-Ford 67 0 DNF 14 1:21,43 Motorschaden
 Ronnie Peterson  March-Ford 60 4 DNF 7 1:21,21 defekte Zündung
 Brett Lunger  Surtees-Ford 55 0 DNF 18 1:21,08 Getriebeschaden
 Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 47 1 DNF 5 1:20,51 Motorschaden
 Carlos Reutemann  Brabham-Alfa Romeo 46 0 DNF 15 1:21,90 Öldruckverlust
 Arturo Merzario  March-Ford 39 0 DNF 9 1:20,49 gebrochene Antriebswelle
 Clay Regazzoni  Ferrari 36 0 DNF 4 1:20,89 Öldruckverlust
 Jacques Laffite  Ligier-Matra 31 0 DNF 13 1:21,65 Aufhängungsschaden
 Bob Evans  Brabham-Ford 24 1 DNF 22 1:24,63 Getriebeschaden
 Vittorio Brambilla  March-Ford 22 1 DNF 10 1:21,65 Unfall
 Henri Pescarolo  Surtees-Ford 16 0 DNF 26 1:25,60 Kraftstoffdruckverlust
 Chris Amon  Ensign-Ford 8 0 DNF 6 1:23,04 Wasserleck
 Mario Andretti  Lotus-Ford 4 0 DNF 3 1:24,12 defekte Zündung
 Jochen Mass  McLaren-Ford 1 0 DNF 12 2:08,06 Kupplungsschaden
 Hans-Joachim Stuck  March-Ford 0 0 DNF 17 Kollision
 Guy Edwards  Hesketh-Ford 0 0 DNF 25 Kollision

WM-Stände nach dem Rennen

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).

Fahrerwertung

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
1  Niki Lauda Ferrari 61
2  Jody Scheckter Tyrrell 30
3  James Hunt McLaren 26
4  Patrick Depailler Tyrrell 26
5  Clay Regazzoni Ferrari 16
6  Jacques Laffite Ligier 10
7  John Watson Penske 10
8  Jochen Mass McLaren 10
9  Tom Pryce Shadow 7
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
10  Hans-Joachim Stuck March 6
11  Gunnar Nilsson Lotus 4
12  Carlos Pace Brabham 4
13  Alan Jones Surtees 4
14  Emerson Fittipaldi Copersucar 3
15  Mario Andretti Parnelli/Lotus 3
16  Carlos Reutemann Brabham 3
17  Chris Amon Ensign 2

Konstrukteurswertung

Pos. Konstrukteur Punkte
1  Ferrari 64
2  Tyrrell 43
3  McLaren 31
4  Penske 10
5  Ligier 10
6  Shadow 7
7  March 6
Pos. Konstrukteur Punkte
8  Brabham 6
9  Lotus 6
10  Surtees 4
11  Copersucar 3
12  Ensign 2
13  Parnelli 1

Einzelnachweise

  1. „Training“ (Memento des Originals vom 8. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 17. März 2012)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 17. März 2012)
  3. „WM-Stände“ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 17. März 2012)
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