SportartLeichtathletik
DisziplinMarathonlauf
GeschlechtMänner
Teilnehmer101 Athleten aus 60 Ländern
WettkampfortStart: Marathon
Ziel: Athen, Panathinaiko-Stadion
Wettkampfphase29. August 2004
Medaillengewinner
Italien Stefano Baldini (ITA)
Vereinigte Staaten Meb Keflezighi (USA)
Brasilien Vanderlei de Lima (BRA)
2000 2008

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wurde 29. August 2004 auf einem Kurs von Marathon zum Panathinaiko-Stadion in Athen ausgetragen. Von den 101 gestarteten Athleten erreichten 81 das Ziel.

Olympiasieger wurde der Italiener Stefano Baldini. Er gewann vor dem US-Amerikaner Meb Keflezighi und dem Brasilianer Vanderlei de Lima.

Der Österreicher Michael Buchleitner kam auf Platz 29 ins Ziel. Der Schweizer Viktor Röthlin musste das Rennen aufgeben.
Athleten aus Deutschland und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträger

Olympiasieger 2000 Gezahegne Abera ( Äthiopien) 2:10:11 h Sydney 2000
Weltmeister 2003 Jaouad Gharib ( Marokko) 2:08:31 h Paris 2003
Europameister 2002 Janne Holmén ( Finnland) 2:12:14 h München 2002
Panamerikanischer Meister 2003 Vanderlei de Lima ( Brasilien) 2:19:08 h Santo Domingo 2003
Zentralam. u. Karibik-Meister 2003 Pamenos Ballantyne ( St. Vincent/Grenadinen) 1:09:14 h – Halbmarathon St. George’s 2003
Südamerika-Meister 2002 Vanderlei de Lima ( Brasilien) 2:11:19 h São Paulo 2002
Asienmeister 2002 Satoshi Ōsaki ( Japan) 2:16:46 h Hongkong 2002
Afrikameister 2004 Marathonlauf nicht im Meisterschaftsprogramm Brazzaville 2004
Ozeanienmeister 2002 Georges Richmond ( Tahiti) 1:10:40 – Halbmarathon Christchurch 2002

Bestehende Rekorde

Anmerkung zum Begriff „Weltrekord“:
Offizielle Weltrekorde im Marathonlauf führt der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF erst seit dem 1. Januar 2004, vorher galt hier wegen der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten der Begriff „Weltbestleistung“. Paul Tergats Bestzeit aus dem Jahre 2003 wurde nachträglich als Weltrekord anerkannt. Daneben zählt die IAAF die im Jahr 2002 von Khalid Khannouchi gelaufene Zeit beim London-Marathon – 2:05:38 h – als erste offizielle Weltbestzeit zu den Weltrekorden dazu.

Weltrekord 2:04:55 h Paul Tergat ( Kenia) Berlin, Deutschland 28. September 2003
Olympischer Rekord 2:09:21 h Carlos Lopes ( Portugal) OS Los Angeles, USA 12. August 1984

Angesichts der Begleitumstände mit hohen Temperaturen und einer Strecke mit Steigungen und Gefälle waren Rekorde hier kaum möglich. Der italienische Olympiasieger Stefano Baldini blieb mit seinen 2:10:55 h 1:34 min über dem Olympia- und genau sechs Minuten über dem Weltrekord.

Streckenführung

Die Strecke begann in der Ortschaft Marathon und führte über die Nationalstraße 83 zunächst nach Süden, wobei der Grabhügel der in der Schlacht bei Marathon gefallenen Athener umrundet wurde. Anschließend durchquerte der Kurs die Stadt Nea Makri. Nach zehn flachen Kilometern kamen nun die ersten Anstiege. Bei Rafina bog die Route nach Westen auf die Nationalstraße 54 ab. Über Rafina-Pikermi, Pallini und Gerakas gelangte man bei Streckenkilometer 32 nach Agia Paraskevi, wo mit 240 Metern über dem Meer der höchste Punkt der Strecke erreicht wurde. Von dort ging es bergab durch Chalandri, Cholargos und Goudi in die Kernstadt von Athen. Das Ziel befand sich im Panathinaiko-Stadion, in dem die Läufer noch eine Runde zurückzulegen hatten.

Ausgangssituation

Zum Favoritenkreis gehörten zunächst einmal der amtierende Weltmeister Jaouad Gharib aus Marokko, der spanische Vizeweltmeister Julio Rey, der zweimalige WM-Dritte Stefano Baldini aus Italien und der früher als 10.000-Meter-Läufer sehr erfolgreiche Kenianer Paul Tergat, jetzt Weltrekordhalter auf der Marathonstrecke. Auch die bei den letzten Weltmeisterschaften nächst platzierten Läufer Alberto Chaíça aus Portugal und der Japaner Shigeru Aburaya zählten zu den Anwärtern auf ein gutes Abschneiden.

Ergebnis und Rennverlauf

29. August 2004, 18:00 Uhr – Ortszeit Athen (UTC+2)

Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
marke
Zwischenzeit Führende(r) 5-km-Zeit
5 km 15:57 min Bat-Otschiryn Ser-Od 15:57 min
10 km 31:54 min Vanderlei de Lima 15:57 min
15 km 48:15 min Ali Mabrouk El Zaidi / Han Gang 16:21 min
20 km 1:03:54 h Vanderlei de Lima 15:39 min
25 km 1:19:33 h Vanderlei de Lima 15:39 min
30 km 1:35:03 h Vanderlei de Lima 15:30 min
35 km 1:50:09 h Vanderlei de Lima 15:06 min
40 km 2:04:49 h Stefano Baldini 14:40 min
Platz Athlet Land Zeit (h)
1 Stefano Baldini  Italien 2:10:55
2 Meb Keflezighi  USA 2:11:29
3 Vanderlei de Lima  Brasilien 2:12:11
4 Jon Brown  Großbritannien 2:12:26
5 Shigeru Aburaya  Japan 2:13:11
6 Toshinari Suwa  Japan 2:13:24
7 Erick Wainaina  Kenia 2:13:30
8 Alberto Chaíça  Portugal 2:14:17
9 Tendai Chimusasa  Simbabwe 2:14:19
10 Alberico Di Cecco  Italien 2.14:34
11 Paul Tergat  Kenia 2:14:45
12 Jaouad Gharib  Marokko 2:15:12
13 Alan Culpepper  USA 2:15:26
14 Leonid Schwezow Russland 2:15:28
15 Lee Bong-ju  Südkorea 2:15:33
16 Ambesse Tolosa  Äthiopien 2:15:39
17 Gert Thys  Südafrika 2:16:08
18 Ji Young-jun  Südkorea 2:16:14
19 Antoni Peña  Spanien 2:16:38
20 Grigori Andrejew Russland 2:16:55
21 Ayele Seteng  Israel 2:17:25
22 Jonathan Wyatt  Neuseeland 2:17:45
23 Janne Holmén  Finnland 2:17:50
24 Daniel Robinson  Großbritannien 2:17:53
25 Nikolaos Polias  Griechenland 2:17:56
26 Ndabili Bashingili  Botswana 2:18:09
27 Pavel Loskutov  Estland 2:18:09
28 José Ríos  Spanien 2:18:40
29 Lee Troop  Australien 2:18:46
30 Michael Buchleitner  Österreich 2:19:19
31 Anuradha Cooray  Sri Lanka 2:19:24
32 Joachim Nshimirimana  Burundi 2:19:31
33 Dale Warrender  Neuseeland 2:19:42
34 Waldemar Glinka  Polen 2:19:43
35 Jong Myong-chol  Nordkorea 2:19:47
36 El Hassan Lahssini  Frankreich 2:19:50
37 Michał Bartoszak  Polen 2:20:20
38 Ahmed Jumah Jaber  Katar 2:20:27
39 Ali Mabrouk El Zaidi  Libyen 2:20:31
40 Samson Ramadhani  Tansania 2:20:38
41 Lee Myong-seung  Südkorea 2:21:01
42 Tomoaki Kunichika  Japan 2:21:13
43 José Alirio Carrasco  Kolumbien 2:21:14
44 Ernest Ndjissipou  Zentralafrikanische Republik 2:21:23
45 Nicholas Harrison  Australien 2:21:42
46 Teferi Wodayo  Äthiopien 2:21:53
47 Aguelmis Rojas  Kuba 2:21:59
48 Abel Chimukoko  Simbabwe 2:22:09
49 Saïd Belhout  Algerien 2:22:32
50 Matthew O’Dowd  Großbritannien 2:22:37
51 Juan Carlos Cardona  Kolumbien 2:22:49
52 Daniele Caimmi  Italien 2:23:07
53 João N’Tyamba  Angola 2:23:26
54 Roman Kejžar  Slowenien 2:23:34
55 Procopio Franco  Mexiko 2:23:34
56 Wu Wen-Chien  Chinesisch Taipeh 2:23:54
57 Antoni Bernadó  Andorra 2:23:55
58 Julio Rey  Spanien 2:24:54
59 Asaf Bimro  Israel 2:25:20
60 Sisay Bezabeh  Australien 2:25:26
61 Silvio Guerra  Ecuador 2:25:29
62 Mathias Ntawulikura  Ruanda 2:26:05
63 Róbert Štefko  Tschechien 2:27:12
64 José Amado García  Guatemala 2:27:13
65 Dan Browne  USA 2:27:17
66 Han Gang  Volksrepublik China 2:27:31
67 Eduardo Buenavista  Philippinen 2:28:18
68 Driss El Himer  Frankreich 2:29:07
69 Andrés Espinosa  Mexiko 2:29:43
70 Mpesela Ntlot Soeu  Lesotho 2:30:19
71 Franklin Tenorio  Ecuador 2:31:12
72 José Ernani Palalia  Mexiko 2:31:41
73 Dmitri Burmakin Russland 2:31:51
74 Mindaugas Pukštas  Litauen 2:33:02
75 Bat-Otschiryn Ser-Od  Mongolei 2:33:24
76 Zhu Ronghua  Volksrepublik China 2:34:02
77 Alfredo Arévalo  Guatemala 2:34:02
78 António Zeferino  Kap Verde 2:36:22
79 Waleri Pisarew  Kirgisistan 2:40:10
80 Zepherinus Joseph  St. Lucia 2:44:19
81 Marcel Matanin  Slowakei 2:50:26
DNF Zsolt Bácskai  Ungarn
Dmytro Baranowskyj Ukraine
Zebedayo Bayo  Tansania
Mustapha Bennacer  Algerien
Khalid El-Boumlili  Marokko
Gil da Cruz Trindade  Osttimor
Luis Fonseca  Venezuela
Jean-Paul Gahimbaré  Burundi
Rachid Ghanmouni  Marokko
Luc Krotwaar  Niederlande
John Nada Saya  Tansania
Hailu Negussie  Äthiopien
Asat Rakipau  Belarus
Hendrick Ramaala  Südafrika
André Luiz Ramos  Brasilien
Al Mustafa Riyadh  Bahrain
Viktor Röthlin  Schweiz
Ian Syster  Südafrika
Jussi Utriainen  Finnland
Rômulo Wagner  Brasilien

Der Start erfolgte bei Temperaturen um ca. 30 °C. Die Athleten gingen das Rennen auf Grund dieser hohen Temperaturen sehr vorsichtig an. Bei Kilometer zwanzig konnte sich der Brasilianer Vanderlei de Lima ein wenig vom Feld absetzen. In der Folgezeit vergrößerte er seinen Vorsprung kontinuierlich, bis er nach dreißig Kilometern einen Vorsprung von ca. fünfzig Sekunden herausgelaufen hatte.

Nun verschärften die Verfolger das Tempo, angeführt von Baldini, Tergat und dem US-Athleten Meb Keflezighi. Es begann eine aussichtsreiche Aufholjagd, denn es waren noch viele Kilometer zurückzulegen. Tergat verlor später den Anschluss und fiel am Ende noch bis auf den elften Platz zurück. De Limas Vorsprung schmolz bis Kilometer 35 auf ca. zwanzig Sekunden. Bei Kilometer 36 kam es dann zu einem Zwischenfall. De Lima wurde von dem suspendierten irischen Priester Cornelius Horan von der Strecke gedrängt, woraufhin der Brasilianer in die Zuschauermenge am Rande der Strecke stürzte. Mehrere Zuschauer halfen ihm auf, sodass er das Rennen fortsetzen konnte, während Horan von der griechischen Polizei festgenommen wurde. De Lima, der allerdings schon vorher sehr zu kämpfen hatte, um seine Führung zu verteidigen, fand nicht mehr zurück zu seinem Laufrhythmus, er litt an Krämpfen und Schmerzen. Bei Kilometer 38 wurde er von Baldini und Keflezighi, die jetzt weiterhin ein hohes Tempo liefen, überholt.

In der Folge schüttelte Stefano Baldini auch seinen letzten Begleiter ab und siegte mit 34 Sekunden Vorsprung vor Meb Keflezighi. 42 Sekunden hinter dem US-Amerikaner erreichte auch Vanderlei de Lima unter großem Applaus das Ziel und rettete die Bronzemedaille. Als besondere Auszeichnung für seinen Sportsgeist wurde er von IOC-Präsidenten Jacques Rogge mit der Pierre-de-Coubertin-Medaille ausgezeichnet. Nur fünfzehn Sekunden nach de Lima erreichte der Brite Jon Brown das Ziel als Vierter vor den beiden Japanern Shigeru Aburaya und Toshinari Suwa. Der Kenianer Erick Wainaina belegte Rang sieben vor dem Portugiesen Alberto Chaíça.

Vanderlei de Lima war der erste brasilianische Medaillengewinner im Marathonlauf.

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Marathon - Men, sport-record.de, abgerufen am 15. Februar 2022
  2. Track and Field Statistics, Records Progression - World Records, Men, Marathon, abgerufen am 16. Februar 2021
  3. Protester ruins marathon news.bbc.co.uk 29. August 2004 (englisch), abgerufen am 16. Februar 2022
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