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Staatliche Ebene | bilateral | ||
Stellung der Behörde | Botschaft | ||
Bestehen | seit vor 1871 | ||
Hauptsitz | Berlin | ||
Botschafter | Ahmet Başar Şen (seit September 2021) | ||
Mitarbeiter | 100 | ||
Website | berlin.emb.mfa.gov.tr |
Die türkische Botschaft in Berlin (offiziell: Botschaft der Republik Türkei Berlin; türkisch Türkiye Cumhuriyeti Berlin Büyükelçiliği oder T.C. Berlin Büyükelçiliği) ist die diplomatische Vertretung der Republik Türkei in der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist die größte Auslandsvertretung des Landes weltweit und verfügt über mehrere Generalkonsulate und Honorarkonsulate in Deutschland.
Seit dem 1. September 2021 ist Ahmet Başar Şen Botschafter.
Lage
Das Gebäude in der Tiergartenstraße 19–21 im Berliner Botschaftsviertel südlich des Tiergartens im gleichnamigen Ortsteil des Bezirks Mitte befindet sich am alten Standort der Vertretung, den die Botschaft von 1918 bis 1945 besaß.
Es steht zwischen der südafrikanischen und der italienischen Botschaft.
Geschichte der diplomatischen Beziehungen
Anfänge im 16. Jahrhundert
Seit dem frühen 16. Jahrhundert bestand eine Gesandtschaft der römisch-deutschen Kaiser an der Hohen Pforte, andere deutsche Staaten unterhielten diplomatische Beziehungen mit dem Osmanischen Reich in Form von Agenturen oder Konsulaten, die nach und nach zu akkreditierten Gesandtschaften umgewandelt wurden, wie in Sachsen (ab 1712), Preußen (ab 1756) oder in den freien Hansestädten (ab 1841).
Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
Intensiviert wurden die gegenseitigen Beziehungen vor allem mit der Gründung des Deutschen Reiches ab 1871.
Der türkische Generalkonsul hatte in Berlin (so im Jahr 1890) seinen Wohn- und Arbeitssitz in der Gertraudenstraße 16.
Später erwarb das Osmanische Reich ein Baugelände in der Tiergartenstraße 19 und baute darauf nach heimischen Architektenentwürfen ihr Botschaftsgebäude. Die Botschaft hatte hier seit 1918 ihren Standort. Im August 1944 beendete die Türkei die diplomatischen Beziehungen und erklärte im Februar 1945 dem Deutschen Reich den Krieg. Das Botschaftsgebäude fiel in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs den Kriegshandlungen zum Opfer und wurde später aufgegeben. Die Ruine blieb stehen und wurde schrittweise von der Natur zurückerobert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre
Die Türkei und die Bundesrepublik Deutschland nahmen am 21. Juni 1952 diplomatische Beziehungen auf. In der damaligen Bundeshauptstadt Bonn blieb die Vertretung, verbunden mit mehreren Umzügen, bis zum Jahr 1999.
Die Türkei und die DDR nahmen am 1. Juni 1974 diplomatische Beziehungen auf. Die Botschaft befand sich in der Schadowstraße 6 im Stadtbezirk Mitte in Ost-Berlin in einem vom DDR-Architekten Roland Korn entworfenen Gebäude, in dem auch andere ausländische Vertretungen untergebracht waren.
Der Regierungsumzug nach Berlin veranlasste die türkische Regierung, sich in der deutschen Hauptstadt nach einem geeigneten Standort für ihre Diplomaten umzusehen. Die Kriegsruine in der Tiergartenstraße wurde in einigen Teilen wieder hergestellt und diente ab etwa 1991 als Konsulat in Berlin.
Im 21. Jahrhundert
Als Botschaftsgebäude konnte ein im Jahr 1999 im Auftrag einer Bank errichtetes Haus in der Rungestraße 9 in Berlin-Mitte bezogen werden. Das Kanzleigebäude befand sich zu dieser Zeit gerade im Stadium der Fertigstellung, sodass die Innengestaltung eingepasst werden konnte und mit Einschränkungen auch die Sicherheitsanforderungen erfüllt wurden. Äußerlich unterschied sich das Kanzleigebäude jedoch nicht von einem üblichen Bürohaus und ließ seine Funktion nicht deutlich werden. Es genügte auf Dauer den Ansprüchen der Diplomaten nicht, sodass ein Neubau auf dem Gelände des bisherigen Konsulats beschlossen wurde. Damit beanspruchte die Türkei den Grundbesitz ihrer früheren Botschaft in der Tiergartenstraße 19 und kaufte noch ein Nachbargrundstück hinzu. So entstand ein rund 9000 m² großes Grundstück im Tiergartenviertel, auf dem unter Einbindung von Teilen des alten Botschaftsgebäudes etwas Neues entstehen sollte.
Neubau im Botschaftsviertel
Im Januar 2007 schrieb die Türkei einen Wettbewerb aus, zu dem 143 Beiträge eingingen, um am neuen Standort 6405 m² Nettonutzfläche (ohne Verkehrsfläche) zu schaffen. Die noch bestehenden Kellerräume der alten Botschaft sollten integriert werden.
Der Gewinnerentwurf des Wettbewerbs sah einen Bau mit zwei viergeschossigen Flügelbauten und einem verbindenden Atrium vor. Die beiden Flügel sollten laut den Architekten die Lage der Türkei auf zwei Kontinenten symbolisieren, ebenso wie die Mittlerposition zwischen Orient und Okzident. Der linke Flügel sollte traditionelle türkische, der rechte deutsche und Berliner Motive erhalten. Der Einbau einzelner Teile des Vorgängerbaus aus Bonn – wie beispielsweise der Eingangstür – war ebenso geplant wie die Verwertung von Resten des osmanischen Baus aus der Vorkriegszeit. Aufgrund der Ähnlichkeiten mit dem Bundeskanzleramt, ebenfalls ein Bau mit zwei vorragenden Seitenflügeln und einem verbindenden Mittelteil, verspottete die Berliner Presse das Gebäude als „Bündüskünzlürümt“, was wiederum für Verstimmungen bei einer türkischen Zeitung sorgte.
Nach einigen Verzögerungen fand die Grundsteinlegung im Sommer 2011 statt, wobei nicht der Siegerentwurf umgesetzt wurde, sondern der drittplatzierte Entwurf. Die Kosten des Neubaus betrugen rund 30 Millionen Euro.
Das neue Botschaftsgebäude wurde am 30. Oktober 2012, dem türkischen Nationalfeiertag, vom türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan zusammen mit dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle und 2000 Gästen offiziell eröffnet.
Architektur
Das Gebäude besteht aus zwei Teilen, die durch ein gläsernes Atrium miteinander verbunden sind und besitzt eine Fassade aus Kalkstein. Das Portal aus Kupfer ist mehrere Etagen hoch und wird bei Dunkelheit angestrahlt. Die Foyerwände haben ein Girih-Muster.
Es gibt einen Festsaal für 1400 Personen.
Organisation der diplomatischen Arbeit
Die türkische Botschaft in Berlin beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Das Generalkonsulat Berlin befindet sich an der Heerstraße 21 in Berlin-Westend.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die größte türkische Vertretung der Welt. In: Die Welt. Abgerufen am 12. März 2023.
- 1 2 Vertretungen der Türkei in Deutschland. In: www.auswaertiges-amt.de. Abgerufen am 12. März 2023.
- ↑ Akkreditierung von Botschafterinnen und Botschaftern. In: www.bundespraesident.de. 1. September 2021, abgerufen am 12. März 2023.
- ↑ Das Bauwerk als Botschaft. In: Berliner Morgenpost, 3. April 2008
- ↑ Ausländische Gen. Konsulate und Konsulate in Berlin > Türkei. In: Berliner Adreßbuch, 1890, II, S. 18.
- ↑ Nicht die Niederlande, die Türkei kollaborierte mit den Nazis. In: Die Welt. 13. März 2017, abgerufen am 12. März 2023.
- ↑ Türkei: Steckbrief. In: /www.auswaertiges-amt.de. Abgerufen am 10. März 2023.
- ↑ Diplomatische Beziehungen DDR-Türkei aufgenommen. In: Neues Deutschland, 2./3. Juni 1974, S. 2; online.
- ↑ Diplomatische und andere Vertretungen. In: Fernsprechbuch für die Hauptstadt der DDR, 1989, S. 100.
- ↑ Kurzbeschreibung des Botschaftsgebäudes Rungestraße bei BauNetz
- 1 2 Türkei im Tiergarten. Wettbewerb für Botschaftsgebäude in Berlin entschieden. Bei: baunetz
- ↑ Türkische Botschaft in Berlin. (Memento des vom 23. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. detail360
- 1 2 Brücke von Berlin nach Ankara – Wie türkische Blätter über den geplanten Botschaftsneubau berichten. In: Tagesspiegel. 5. August 2007 (Online).
- ↑ Zeichnung Sieger-Architekturbüro sic aus Köln
- ↑ Türkische Botschaft baut sich kleines Bündüskünzlürümt. In: B.Z., 31. Juli 2007.
- ↑ Türkische Botschaft eröffnet 2012. In: Der Tagesspiegel, 30. Juli 2011.
- ↑ Entwurf und Bilder vom Baufortschritt, Website des Architekten Volkmar Nickol.
- ↑ Türkei: Rückkehr an historische Stätte. Bei: Deutsche Welle, 30. Oktober 2012.
- ↑ Diplomatische Vertretungen im Bau Neue Botschaften für Berlin. In: Der Tagesspiegel, 3. Februar 2012
- ↑ Es lebe neu das Ornament. Bei: faz.net, 30. Oktober 2012, abgerufen am 30. Oktober 2012
- ↑ Patina ante portas. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 9. Dezember 2012, Seite V 11.
Koordinaten: 52° 30′ 33,5″ N, 13° 21′ 37,8″ O