Der Deutsche Winter
Der Deutsche Winter ist der Begriff, der sich unter Geschichtswissenschaftlern für den Vorfall vom 17. 02. 2010 eingebürgert hat, im Anschluss an welchen sich massive innenpolitische Turbulenzen entwickelten, die die alte Republik beendeten. Als eigentliches Ereignis wird das erfolgreiche Attentat auf die gerlaktische Regentin Angel Merkur bezeichnet. Obgleich das Attentat selber schon erheblichen politischen Zündstoff birgt, wird doch allgemein dafürgehalten, dass er lediglich der Funken ist, der sie seit Beginn des Millenniums #3 in der Republik brodelnden Konflikte entfacht hat. Der Terminus wurde als Analogie zum Deutschen Herbst gewählt, der die alte Republik kurz nach dem Hyperlebensraum im Osten-Krieg bereits einmal fast bis an den Niedergang brachte. Der Deutsche Winter endete mit der Gründung des gerlaktischen Ratzperiums.
Der Deutsche Winter | ||||||||||||||
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Vorgeschichte
Die Ausgangssituation wird von Historikern als allgemein ungünstig und sehr explosiv eingestuft, wie bereits das letzte Mal, als das Gerlaktische Reich in den Abgrund geraten ist. Als politische Ausgangssituation wird die Jahreswende 2009/10 beschrieben, das letzte Luftholen, während dem sich die Deutschen Bürger gemütlich über steigende Kartoffelpreise, die Bayern und drittklassige Fernsehshows beschweren konnten.
Wirtschaftslage
Ende 09 befand sich die alte Republik wie bereits 20 vor Gründung der Republik (v.G.R.) in massiven Schwierigkeiten, sowohl nach innen als auch nach außen - eigentlich nach überall hin. Die Wirtschaftslage war desolat, die Bild-Zeitung, Organ sequentieller Subversion, sagte den Untergang des Abendlandes in einer Eindringlichkeit voraus, die selbst Nostradamus Stolz gemacht hätte. Die Arbeitslosenquote stieg auf über 7 Arbeitslose/m² an, das BIP schrumpfte auf 17 cm im steifen Zustand und selbst die Wirtschaftsweisen waren so ratlos, dass sie sich aus Demut ihre weisen Grummelbärte grün und blau färbten.
Politisches Klima
2009 war der Gerlaktische Tag neu bestellt worden, die Vertreter der Handelsförderation um Vizekönig Guido Gunray konnten ihren Einfluss behaupten. Dieses Omen des Umbruches wurde allenthalben angstvoll aufgenommen. Vor allem fürchtete man sich davor, dass die Förderation ihre Drohungen dieses Mal wirklich wahr mache und die Steuern senkt.
In dieser Lage der Hoffnungslosigkeit keimten radikale Ideologien. Zum Beispiel schlug die SPD vor, sich auf die Wurzeln zu besinnen und die nahende Apokalypse untertage in der Zeche Zollverein auszuzitzen und mit gestärkter Arbeiterschaft nach den Jahren des Leides das Gerlaktische Reich wiederzubesiedeln.
Die Grünen hingegen erklärten das Projekt Mensch für gescheitert und empfahlen, die Niederlage einzugestehen und den Gänseblümchen die Welt zu überlassen, da sie sich im Umgang mit Mutter Natur wesentlich verantwortungsvoller gezeigt hatten. Durch diese Maßnahmen sollte unseren Nachkommen eine bewohnbare Erde hinterlassen werden.
Die FDP und in abgeschwächter Form auch die CDU verfielen in eine Heilserwartung und erhofften sich vom Gott Fiscus eine milde Wendung des Schicksals, wenn man nur die gottlose Praxis des fünffachen Zehnts bekämpfe und seinen Namen wieder herstelle.
Die CSU distanzierte sich von dieser Meinung und suchte gleich der Linken eine Meinung, möglichst weit weg von allen anderen. Dies wurde später als Eskapismus und neurotische Reaktion auf einen Erstickungsreflex angesehen. Die Linke blieb dabei weitgehend ihrer Tradition treu und beschimpfte alles unliebsame als kapitalistischen Faschismus.
Als Resumeé kann gesagt werden, dass sich die tragenden Säulen der Republik, die Parteien, einander zunehmend entfremdet hatten und ein Vormachtkampf für die künftige Richtung der Republik unumgänglich war.
Gesellschaftliche Zustände
Auch innerhalb der Gesellschaft traten alte Risse vorrepublikanischer Zeiten wieder offen zu Tage und manifestierten sich in einzelnen Gruppen. Die Unterschicht, die ihrer Arbeitslosigkeit nicht entrinnen konnte, der Kapitaladel, der dafür sorgte, dass sich das auch ja nicht ändert und die Mittelschicht, die abwechselnd Angst vor beiden hatte und dementsprechend jedes mal panisch in die andere Richtung lief. Vor allem die Mittelschicht, eines der stabilisierenden Elemente im Balancesystem war durch ungebremste Alkoholexzesse in ihrer Jugend degeneriert und im folgenden unfähig sich zu behaupten.
Tathergang
Der Tatabend
Diese gesammelten Spannungen entluden sich alle samt am 18. 02. 2010, dem Folgetag des gar grausigen Attentats. Am 17. 02. 2010 schallte folgende Nachricht aus allen Volksplasmabildschirmen der Republik:
"Wir unterbrechen das laufende Programm für eine dringende Sondermeldung: Das Bundeskanzleramt lässt verlauten, dass heute Abend gegen 23:17 ein erfolgreiches Attentat auf die gerlaktische Bundeskanzlerin Angel Merkur verübt wurde. Frau Merkur starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus an sensorischer Überreizung. Die Tat wird einem zwielichtigen Subjekt und bekennenden Bierbauchträger zugeschrieben, da kurz nach der Tat ein Bekennerschreiben im Internet erschienen ist: bäm, alda, fett weggefickt hab ich sie, alter" ist der Wortlaut des Bekenners. Nach der Meinung von Experten unterhielt er Kontakte zu antirepublikanischen Kreisen."
Herbert Schwankowiak war geschockt. Er konnte das Beben fühlen, das sein Land durchlief, es auseinanderzureißen drohte und mit ihm alles, was er an ihm liebte. Was sollte aus der Bundesliga werden? Würde die Prohibition wieder eingeführt werden? Die Notstandsgesetze aktiviert und gebeugt? War dies das Ende der Freiheit?
Kurz darauf erfolgte eine weitere Pressemitteilung, diesmal des gerlaktischen Tages: Es wurde eine Geschäftsruhe bis Montag früh beschlossen, alles kam zum Stillstand. Das ganze Land war in bangem Zittern ob der Ergebnisse der Sachverständigen, die gegen 00:15 im ARD Spätmagazin beworben wurden ("Ihr Land geht vor die Hunde, ihre Haus brennt und ihre Familie stirbt? Aber sie wissen nicht wann? Es kann noch dauern? Vielleicht länger? Dann nehmen sie sich doch ein Snickers. Snickers: Wenns mal wieder länger dauert.")
Und pünktlich auf die Minute vernahm die Republik:
"Erste Angaben des BKA ergaben, dass es sich auf Grund der als Tatwaffe verwendeten Projektils höchstwahrscheinlich um einen Täter afrikanischer Herkunft handelt. Die typischen, im Einschussgebiet vorgefundenen Dehnungen des Gewebes sind charakteristisch für die diesem Milieu zugeordnete Topfschnittbruderschaft. Trotz einiger offener Fragen wird davon ausgegangen, dass es sich um einen erfahrenen, vielleicht sogar pofessionellen Einzeltäter handelt, der die Wachen des Opfers mit Gummibärchenfährten ablenkte und die ahnungslose Regierungschefin überfiel. Nahe dem Tatort wurden Kabelbinder und eine Bibel gefunden."
Fahndung nach dem Täter
Der Morgen des 18. 02. 2010 brach frostig an. Eisige Stille lag über dem gerlaktischen Reich. Arbeit ruhte, alles wartete auf Neuigkeiten. Gegen 17:57 meldete das Bundeskanzleramt, es habe einen Tatverdächtigen gefunden, der gen Westen von Berlin flüchtete und in der Nähe von Magdeburg versuchte die Mauer zu überqueren. Dort war er gegenwärtigen Beamten durch seine unglaubliche Dummheit aufgefallen, als er es 34 Minuten lang nicht schaffte die abgerissene Mauer zu überqueren.
Darauf angesprochen verwickelte er sich in eine Schlägerei mit den Polizisten, die ihn schließlich aufs Revier führten. Dort konnte er mit Hilfe eines Phantombildes als Attentäter identifiziert werden und wurde umgehend in Gewahrsam genommen. Währenddessen hatte die Spurensicherung in Berlin neues zu Tage gefördert. Die am Tatort gefundene Bibel war auf Drängen des Vatikans in mehrstündiger Analyse durch Experten untersucht worden. Da die Kirche ihr Saubermann-Image ruiniert sah, war man dazu übergegangen, die Bibel auf korrekte Exegese zu überprüfen, um bei etwaigen Unterschieden zur Vatikanbibel dem Papa Razzi eine weiße Weste zu garantieren. Dennoch, der Schaden war getan: Paranoid durch Danbrown'sche Gehirnwäsche wurde der Täter im erzkatholischen Milieu vermutet. Vor allem die ungelegene Ähnlichkeit der Tatwaffe zum gern von katholischen Geistlichen benutzten Stoßkarabiner13, mit dem vornehmlich die Pfarrjugend auf Trab gehalten wurde, verdichteten die Spekulationen.
Zurück zur Bibel. Bei Abgleich mit Jes. 4. 15. fiel auf, dass das Bibelinnere ausgehöhlt war und dort in dreistester Gottlosigkeit ein geladener Flachmann angebracht war. Die Tatsache, dass dem Beweisstück kein Alkohol entnommen, der gefasste Täter jedoch sternhagelvoll in Hasselhoff'schen Dimensionen war, lies einige Zweifler aufhorchen.
Aufnahme in der Öffentlichkeit
Tag 3: Der Mittelstand in der Klemme
Als diese Ergebnisse am 19.02. der Öffentlichkeit zugetragen wurden, erklang millionenfaches Seufzen in gerlaktischen Einfamilienhäusern. Wieder einmal sah sich der Mittelstand mit dem Rücken zur Wand. Ein weiterer ihrer arglosen Sprosse war mit der Buddel inflagranti erwischt worden, hatte Schlagzeilen gemacht, dem ohnehin angeschlagenen Projekt "Genug zu Essen, aber doch kein Kaviar" einen weiteren Tritt versetzt. Die Angst vor kommunistischen oder gar sozialdemokratischen Repressalien griff um sich und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Das Prekariat und das Finanzheuschreckentum warteten atemlos auf eine Reaktion des Geforderten, einen Winkelzug, um die Ehre wieder herzustellen oder wenigstens das Gesicht zu wahren. So unter Zugzwang gesetzt wandte sich die Mittelschicht an den Streiter ihrer edlen Sache, Guido Gunray.
Nun hatte er seine Basis geeint hinter sich, bereit zum zuschlagen. Doch würde dies genügen? Die Entscheidende Phase war erreicht. Alea iacta est? Oder noch nicht?
In der Nacht vom 19. zum 20. gelang es durch geschickte Vermittlung von Gunrays Hintermännern die Grünen mit ins Boot zu holen. Im Gegenzug wurde ihnen versprochen, Bayern an die Gänseblümchen abzutreten, mit deren Repräsentanten einen Nichtangriffspakt zu unterzeichnen und offiziell dem Statut zur Ächtung von nichtkonventionellen Rasenmähern beizutreten. Dadurch würde er einerseits die lästige CSU eliminieren und andererseits die Woodstock-erprobten Straßenpazifisten der Grünen in seinen Reihen wissen.
Tag 4: Letzte Sitzung des Gerlaktischen Tag
In Argwohn versetzt von diesem aggressiven Zweckbündnis beriefen die übrigen Parteien eine Sitzung ein um über eine Neukonstituierung des gerlaktischen Tages zu verhandeln. Guido Gunray nutzte die Gunst der Stunde und lenkte den Volkszorn gegen den mittlerweile überstellten Verdächtigen. Seine Forderung auf standrechtliche Exekution durch Sodomie der übelsten Sorte fand in der aufgebrachten Bevölkerung (die National-11 hatte am Vortag verloren) großen Anklang.
Als scheinbare Randbedingung forderte Gunray die Interimskanzlerschaft, um den Befehl rechtmäßig ausführen zu können. Gegenüber kritischen Stimmen, die eine detaillierte Aufklärung des Vorfalles forderten berief er sich auf die Staatsräson, dass jeder "Unhold jenen grausigen Kalibers [...] umgehend ordentlich und grundlegend gefistet gehöre". In jener finalen rest-parlamentarischen Phase gelang es, Guido unter Anwendung elementarer Sätze der Zahlentheorie ("Ein halbe Mehrheit ist immer noch mehr Mehrheit als eine doppelte Minderheit") das System zu untergraben. Mit geeintem Mittelstand und Hippietum hatte er somit seinen Coup d'etat begonnen und Berlin genommen.
"Nacht der langen Prügel", Notstandsmaßnahmen und Bürgerkrieg
Neue Erkenntnisse im Fall Angel M.
Als alles gut für Gunrays Konförderation stand, das gerlaktische Reich im Handstreich zu nehmen, kam aus Dresden eine beunruhigende Meldung. Ein unbekannter Täter hatte am Stadtrand in einer strategisch heiklen Militärbasis 3 Generälinnen als Geisel genommen und sich mit ihnen in den Bunkerräumen "Jelzins strategischer Alkoholreserven" verbarrikadiert, die bei längeren Kampfhandlungen für die Truppenmoral unentbehrlich wären. Er drohte, die gefangene Generalität vollkommen "wegzuficken, alter". Aber noch viel gravierender als das Geiselszenario war die Botschaft des Täters: Er forderte die Freilassung des gefassten Bierbauchattentäters mit dem Verweis auf dessen Unschuld. Einer anwesenden Dritt-Welt-Schülerzeitungsreporterin war es gelungen Bilder vom Geiselnehmer zu machen und der glich darauf dem in Berlin seiner gerechten Strafe zuzuführendem aufs Haar ("Gott sei Dank nicht auf den Bauch" bemerkte die Reporterin, als man ihr geschockt Vergleichsfotos mit der Wampe des Beschudigten zeigte). Hatte man den falschen? Justizirrtum? Auch du mein Sohn Guido? Doch wo war das Messer? Und wer sollte zustechen? Und würde Shakespeare darüber auch ein Drama schreiben ?
"Nacht der langen Prügel" 21. 02. auf 22. 02.
Guido entschied sich, Nägel mit Pflöcken zu hämmern und mit Köpfen zu machen und die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Um historische Parallelen zu vermeiden, entschied er sich für den vergifteten Knüppel als Waffe seiner Wahl. Alle noch in Berlin weilenden Anhänger der Opposition wurden des nächtens brutal meuchlings deformiert. Nach heutigem Stand der Aufarbeitung dieser Vorgänge ist ein Schema erkennbar, demnach allen Opfern das tödliche, großkalibrige Geschoss aus 45° Bodenwinkel rücklings in die Verdaungsapperatur injiziert wurde. Die meisten Opfer starben innerhalb der nächsten 15 Sekunden an Magendurchbruch. Tausende Oppositionelle, Widerständler und Dissidenten wurden in Penetrationslager deportiert.
Als am nächsten morgen ein Flüstern über die Ereignisse der Nacht die Runde machte, war allen klar, spätestens, als Oliver Geißen es charismatisch in die Kamera gezwinkert hatte, dass die Wunde, die in der Seele der Republik klaffte, nicht mehr zu heilen war. Vizekönig Gunray hatte sich selber zum Souverän ernannt und die Notstandsgesetze ausgerufen, seine warmen Parteibrüder führten interne Säuberungen durch. Alle sozialistischen Tendenzen wurden hart verfolgt: Krankenkassen ausgeräuchert, Arbeitsämter angezündet und "Brot für die Welt" von einem wütenden liberalen Mob gestürmt und verwüstet.
Die freiheitlich-demokratische Schreckensherrschaft war errichtet.
Reorganisation und Bürgerkrieg
Dennoch, die unerwarteten Ereignisse in Dresden hatten dem Terrorregime empfindliches Zaudern zugefügt. Den Linken war es gelungen, sich dort zu sammeln und die alten Stasi-Bunkeranlagen unter Anweisung von Gysi wieder in Betrieb zu nehmen. Doch weitaus wichtiger war der Doppelgänger in ihrer Hand, mit dem sie einen legitimen Grund hatten, die Herrschaft Gunrays anzufechten. Die Führung der neu benannten Deutschen Demokratischen Linken hatte einen Generalplan Außen entworfen, in dem man tunlichst darauf bedacht war die Fehler des Vorgängermodells zu vermeiden. So sollte der neue Staat nicht nur von einer Mauer, sondern von zwei Mauern, einem Burggraben und hunderttausenden "Betreten verboten!"-Schildern geschützt werden.
Die Sozialdemokratie hatte sich im Ruhrpott verschanzt und spielte auf Heimvorteil. Sie hatten Bonn erobert und die uralte Republik wieder ausgerufen. Von dort aus versuchte man mit einem Heer aus Minenarbeitern das freiheitlich-demokratische Regime in Gerlaktia (ehem. Berlin) zu untergraben.
Die Christdemokraten hatten sich weitgehend aufgerieben und konnten ihrer endgültigen Vernichtung durch die Handelsförderation nur entgehen, indem sie Frankfurt opferten und die massierten Truppen der vereinigten Hippie-und Nudistenheere vernichteten in dem sie sogenannte "Ökonomische Massenvernichtungswaffen" einsetzten. Die grausamste unter ihnen war der T73 Ackermann aus der berüchtigten Waffenschmiede "Deutsche Parkbank".
Das bitterste Los hatten die Christsozialen Bretzelfreunde in Lederhosen gezogen. Selbst die fränkischen Clubfans blieben von den Hippieheeren nicht verschont und wurden delokalisiert, obwohl sie unter Tränen und Eiden beschworen "die Bayern [...] genauso zu hassen, wie [...] ihr".
Bürgerkrieg 2010
Kriegsverlauf bis August 2010
Die Heere der Liberalen waren in allen Teilen Deutschlands auf dem Vormarsch, nur der Ruhrpott und das Tal der Ahnungslosen konnten sich als Bastionen antiker Ideologie halten. Die Ostsee war gefallen, die Garnison von Helgoland hatte sich nach 17 Tagen erbitterten und blutigem Schiffe-Versenkens (Kapitulation nach "Treffer-Versenkt" auf F5) ergeben. Die Christdemokraten wurden bis in die Schweiz zurückgedrängt. Durch die verlassenen VW-Werke in Wolfsburg streunten herrenlose Marktwirtschaftler und lagerten in Billiglohnländer aus, was nicht niet-und nagelfest war. Die christdemokratische "Resistance für Freiheit und Chancenungleicheit" lieferte sich in den Schweizer Voralpen erbitterte Scharmützel mit der Waffel-FF. Für den Bodensee wurde ein Pegelstand von 22 cm über Normal aufgezeichnet und eine intensive rote Färbung registriert. Jeden Tag verlor die Resistance Boden und wurde in südliche Richtung zurückgedrängt, was die Freischärler aber nur um so erbitterter kämpfen lies, da sie lieber sterben würden, als ihre helvetischen Konten in die Hände von Steuerreformern kommen zu lassen. Auch an internationale Eingreiftruppen war nicht zu denken, da das Finanzloch, welches das gerlaktische Reich in die EU gerissen hatte alle Anrainer lähmte und die Amis anderweitig beschäftigt waren, da iranische Bohrtrupps in den Finanzlöchern des gerlaktischen Haushaltes auf spaltbares Uran gestoßen waren.
Humanitäre Situation und Besatzung
Die Wirren des Krieges hatten ganze Ortschaften entwurzelt und queer durchs Land verstreut. Ein besonders bewegendes Beispiel ist das Schicksal der Einwohner Frankfurts a.M., in deren Stadt für mehrere Wochen einer der bittersten Häuserkriege der Neuzeit tobte. Ähnlich grauenhaft wie die Schlachtfelder von Verdun und die Eisschelfe von Hoth wurde dort das neue Arsenal der Konföderation auf Herz und Nieren geprüft. Die berüchtigten "Bierdeckel für Steuerreformen" verkrüppelten tausende Zivilisten und das Kampfgas "Agenda ZwanzigZehn" aus den Lagerbeständen der Schröder-Diktatur brachte Zehntausende auf grausamste Weise um Brot und Lohn. Letztendlich siedelten die Flüchtlinge, die den brennenden Ruinen Frankfurts a.M. nackt und noch halb brennend entkommen waren weit östlich am Rande der sibirischen Einöde in einer fremdem Stadt namens Frankfurt a.O..
Die Besatzungspolitik fand ihren traurigen Höhepunkt in Stuttgart, einer der letzten nicht konföderiert-beherrschten Städte, in die sich der verfolgte Finanzadel geflüchtet hatte. Nach Besetzung durch liberale Truppen wurden die Jahrzehnte bewährten Ständeprivilegien abgeschafft und die drangsalierten und gedemütigten Geldplutokraten mussten sich erniedrigen, die Ärmel hochzukrempeln.
Auch international massiv kritisiert war die Behandlung der 17 Millionen Flüchtlingsbayern, von denen 9 Millionen auf dem Gewaltmarsch ins Exil gestorben waren. Der Rest wurde in notdürfitgen Almen unter menschenunwürdigen Bedingungen an der österländischen Grenze einquartiert. Als mit dem einsetzenden Winter Ende August die Kühe ihren Abstieg in niedere Gefielde begannen, war das humanitäre Disaster vorprogrammiert. Als die Wiederkäuer-Herden die Flüchtlingsdörfer auf ihrem Weg nach unten passierten, wurden sie gewaltsamn genötigt, sich von zoophil veranlagten Menschen an ihren sekundären Geschlechtsmerkmalen nuckeln zu lassen. Infolge dessen starben weitere Millionen Bayern an Laktose-Intoleranz. Als die Magenverstimmungen auch die kräfitgsten Burschen des einst so stolzen Geschlechts der Bajuwaren dahingerafft hatten, erbarmte sich der Herrgott, der wacht über ihren Fluren und Auen, und sandte seinen irdischen Knecht.
Encyclica "Ad Armas"
Als Papa Razzi Mitte September zum gerlaktischen katholischen Kirchentag nach Weißwursthausen bei München aufbrach und dort nur gänseblümchengeblümte Einöde und tanzende, singende und trippende Hippies vorfand wurde der Papst grantig. Umgehend kehrte er nach Rom zurück und schrieb seine Encyclica "Ad Armas" in der er aufrief "diesem liderlichen und gotteslästerlichen Treiben der Paganisten, Kinderfresser und Heiden Einhalt zu gebieten und sie auf den rechten Weg des Herren zurückzuführen. [...] Auserdem ist es die heilige Pflicht eines jedes gottesfürchtigen Katholiken das [...] heilige Land meiner irdischen Brüder von diesen Götzenanbetern zu befreien." Die Reconquista Bavaria hatte begonnen, und das päpstliche Heer aus Heerscharen von freiwilligem Kannonenfutter und der Schweizer Garde brach auf Elefanten über die Alpen auf um das Wort des Herren mit Gewalt in die Herzen der Finanzmarktanbeter und Götzendiener vor den Selbstheilungskräften des Marktes zu stanzen.
Internationale Intervention und Kriegsende
"Ratze Ante Portas"
Vormittags gegen 10:37 Ortszeit, die Sonne fiel ungetrübt hell und weich von Südostsüd ein, zogen sich auf einmal lange Schatten über der freihetlich-demokratischen Garnison in Garmisch-Partenkirchen. Angst ging umher und ein Horror ergriff die Herzen der treuen Mittelstandssoldaten. Ihr konservatives Wählergwissen hatte sie eingeholt und zog sie nun für ihre Umtriebe zur Rechenschaft. Mit tosendem Donnern preschten die Kriegselefanten vorwärts und sprengten eine Bresche in die Schneestadtmauer. Das Gesinde und die Leibeigenen rannten um ihre Leben, wie Ameisen in den brennenden Trümmern Garmisch-Partenkirchens, doch einer nach dem anderen fiel unter den Hellebarden und Halbautomatischen Repetierpistolen der Schweizer Garde oder wurde von grässlichen Elefantenrüsseln stranguliert. Und während die Sonne langsam sank, verübten die päpstlichen Truppen ein beispielloses Gemetzel und die wenigen hundert Gefangenen die vom heiligen Zorn der abgerichteten Elefanten verschont blieben wurden an Dreiecken entlang der Straße nach Gerlactia aufgestellt und lebendig angezündet, um ihre Seelen im Feuer zu reinigen, unter ihnen auch ein gewisser Janosch aus Diestelhausen, der später für die eurasische Geistes- und Kulturgeschichte noch eine tragende Rolle spielte. Und ein entkommender Parteikader telegraphierte in den royalen Palast nach Gerlactia "Ratze Ante Portas" und ein Gespenst ging um in Gerlactia, das Gespenst des Ratzperators.
Gegenoffensive der Opposition
Ermutigt durch diese beispiellose Niederlage der freihetlich-demokratischen Truppen starteten die neu gegründete "Große Koalition zur Befreiung des Reiches" einen Entlastungsangriff nach Mitteldeutschland, während sich das Heer seiner Heiligkeit direkt nach Gerlactia wandt. Während der süddeutschen Kampfhandlungen war die Deutsche Demokratische Linke in einer mehrmonatigen Belagerung an ihrer eigenen Planwirtschaft zugrunde gegangen und gefallen, ehe die katholischen Befreier anrückten. Die Folge war die Kesselschlacht von Dresden, in deren Verlauf die päpstlichen Truppen herbe Verluste erlitten, da sie vom früh (Oktober) einsetzenden Winter überrascht wurden und nur Flip-Flops und Badehandtücher trugen. Die Dresdner Prachtstraßen waren nun nicht mehr so prächtig und gepflastert mit abgefrorenen Gardistenzehen.
Die Truppen der Konföderierten verschanzten sich auf der östlichen Elbseite und wehrten alle Versuche, einen Brückenkopf zu bilden, erfolgreich ab. Doch letztendlich wurde ihnen die Waldschlösschenbrücke zum Verhängniss, die man 2006 errichtet hatte um endlich den lästigen Schimpfnamen eines Weltkulturerbes loszuwerden. In einem gewitzten Flankenangriff mit Stealth-Elefanten wurden die Truppen Gunrays restlos aufgerieben und die Überlebenden gedreieckt. Der Weg nach Gerlactia war frei.
Entscheidungsschlacht in Berlin
Der Päpstliche Generalstab entschloss sich auf Grund einer kürzlich erhaltenen Lieferung an Woll-Handschuhen zu einer entscheidenden Winteroffensive und tags darauf begann der Marsch nach Gerlactia. Dieses war inzwischen von Gunray so stark ausgebaut worden, dass ganz Verdun in einen einzelnen Verteidigungsring gepasst hätte.
Am 23. 12. 2010 hatten sich schließlich die großkoalitionären, päpstlichen Heere vor Berlin (ehem. Gerlactia) versammelt und begannen den Sturmangriff. Da ihnen unterwegs das Streusalz ausgegangen war, musste Berlin schnellstmöglich genommen werden, um nicht dem rauen subtropischen Klima zum Opfer zu fallen. Gegen 18:14 gelang es dem ersten Battalion der CDU, Ortsverband Grevenbroich, eine Bresche in den nördlichen Verteidigungsring zu schlagen. Um 18:29 gab das freiheitlich demokratische Oberkommando den Befehl zu totalen Mobilmachung. In den Katakomben des Berliner Olypmiastadions war es zudem gelungen, Theodor Heuss zu reanimieren, seinerseits ein gefürchteter Recke, der Conan dem Barbar schon ein paar Backpfeifen gegeben hatte. Nachdem um 20:00 der Vormarsch des Brückenkopfes anfing zu stocken beschloss seine Ratzingerheit "dem Heidenpack das Licht des Herren zu zeigen" und Berlin wurde kross knusprig gebraten. Über Nacht tobten erbitterte Häuserkämpfe in denen vor allem die Ver.di-Sturmtruppen mit ihren Spitzhacken und Bergwerkswerkzeugen für Vortrieb sorgten, indem sie feindliche Stellungen untertunnelten und diese dann von hinten mit einem gezielten Tarifstreik außer Gefecht setzten (denn nichts fürchtet ein liberaler Arbeitgeber mehr).
Gegen 6 Uhr am nächsten Morgen hatte man das Regierungsviertel eingekreist, allerdings wurde der Vormarsch von Barrikaden aus geschmückten Tannenbäumen erschwert, die die päpstlichen Truppen aus Gewissensgründen nicht einfach überfahren konnten und die erst sorgsam beiseite getragen werden mussten, was für Heckenwirtschaftschützen der Handelsföderation ein willkommenes Fressen war.
Als nach zähen Schlachten die ersten Ver.di-Truppen das Hauptquartier des freheitlich demokratischen Oberkommandos stürmten, fanden sie dutzende verbrannte Leichen vor, unter ihnen Vizekönig Gunray, der sich die Schande eines Parteiausschlussverfahrens am liebsten mit einem Möllemann erspart hätte, aber in der Not zündet der Teufel auch fliegen an.
Ende des Konfliktes - Ende der alten Republik
Nationale Auswirkungen
Am Ende dieses einjährigen Konfliktes war Deutschland zerstört, die alte Parteienlandschaft entwurzelt und das Vertrauen in Wahlversprechen für immer gebrochen. Um die Fehler der alten Republik zu vermeiden und aus Ablehnung der Termina "Freiheit" und "Demokratie", sowie "Partei" (zusammen FDP, mittlerweile verfassungsrechtlich verboten, außer zu aufklärenden oder geschichtswissenschaftlichen Zwecken) beschloss die Nationalversammlung für immer die Finger von diesen Experimenten zu lassen (mein Gott, wieso nicht gleich so?) und sich wieder in den Schoß der Kirche zu begeben. Unter Vorsitz von Imperator Ratzinger wurde das Gerlaktische Ratzperium gegründet.
Internationale Auswirkungen
Durch die Gründung des ersten totalitären Gottesstaates auf europäischem Boden, sah sich die Achse des Bösen international unter Druck gesetzt, da die Christen nun gleichgezogen hatten. Auf der All-Islamischen Gottesstaatenkonferenz Anfang 2011 in Scham-del-Scheich, Ägypten, beschloss die arabische Welt, sich diesem Druck nicht zu beugen und sich erst Recht nicht einschüchtern zu lassen. Da nun auch die anderen einen Gottestaat hatten, fand man die Idee auf einmal nicht mehr so lustig und beendete das doofe Spiel (Nachmacher!).
Literatur
- Marcel Reich-Ranicki: Ich nehme dieses Reich nicht an: Abrechnung mit dem Schurkenstaat, Fischer Verlag
- Sven Hannawald: Wie überwinde ich Elefantophobie? - kleiner Ratgeber, Gerlaktische Kongregation für den rechten Weg
- Papst Malefiz II: Schuld und Sühne: Ein Papst sieht Rot, Heiliger Vater Verlag; Georg Büchner Preis 2018