Diverses:Die letzten Tage im Leben des Leo Trotzki
Dieser geschichtliche Rückblick auf Leo Trotzki, einen Mann, der so bekannt ist wie Chemnitzer-Einsiedel Bier, wurde zusammengetragen aus den Tagebüchern Trotzkis sowie aus diversen anderen Quellen, die wir nicht nennen, da wir sie für irrelevant halten und einige auch gar nicht existieren. Vieles haben wir uns auf der letzten Sauftour in der Redaktion auch nur ausgedacht, aber das kümmert den Zuschauer ja sowieso nicht. Durch diese Sendung führt sie ein namenloser Praktikant, da Professor Doktor Guido Knopp gerade keine Lust zum moderieren hat.
Viel Spaß und Gute Unterhaltung.
Präambel
Wer war dieser Leo Trotzki?
Lew Dawidowitsch Bronstein war das fünfte Kind einer jüdischen Einwandererfamilie, womit von Anfang an seine soziale Stellung und sein Kontostand geklärt war. Er besuchte das kleinbürgerliche Plagiat einer Schule und schloss diese als Bester ab. In seiner Jugend lernte Lew einen Zirkel demokratischer Radikaler kennen, die ihn von den Lehren Marx und Engels überzeugte. Als überzeugter Sozialist in einem durch und durch toleranten Land, dauerte es nicht lange und Bronstein wurde mit einem One-Way Ticket nach Irkutsk belohnt. Als Ihm die Flucht von da gelang, brauchte Lew einen tollen, heroischen Namen. Er wählte Trotzki, in der Vorahnung, dass seine Anhänger in Ewig den bekloppten Titel Trotzkisten tragen werden.
Und warum interessiert der Uns?
Trotzkis Abstieg in der Regierung der Sowjetunion und sein spektakuläres Exilleben veranlassten uns dazu seinen Namen bei Google einzugeben und Passagen aus N24-Dokumentationen abzuschreiben. Darüber hinaus brauchte das ZDF einen Zeitfüller für Dienstagnacht.
Lenins Tod
„ | Wenn Lenin jetzt tot ist, wer führt unseren Staat? Wer dient als Symbol? Und wer sagt diesem georgischem Möchtegernpfarrer er soll woanders hetzen? | “ | Leo Trotzki-Tagebucheintrag vom 23. Januar 1924 |
Lenin, der Gott der Oktoberrevolution, verstarb im Januar 1924. Damit entstand ein Machtvakuum, welches es auszufüllen gelt, bevor die Bevölkerung es sich mit dem Sozialismus anders überlegt.
Da Lenin ahnte, dass er irgendwann das Gras von unten sieht, setzte er eine Art Testament auf, die seine Nachfolge in der Partei und damit auch als Diktator der Herzen regeln soll. Unseren gründlichen und investigativen Journalisten ist es leider nicht gelungen, diesen mal zu lesen, was daran liegen könnte, dass das ZDF uns keine Reise nach Moskau ermöglichte. Einige meinten sich aber erinnern zu können im Geschichtsunterricht mal mal was davon gehört zu haben. Lenin schrieb wohl so ungefähr:
„ | Wenn ich einmal diese Welt verlasse, möchte ich nicht, dass ein Machtkampf entbrennt, deswegen soll Trotzki meinen Platz übernehmen. Nicht Stalin! Darüber hinaus möchte ich wie ein Proletarier verabschiedet werden. P.S: Ich hasse Mausoleen. | “ | Lenin- Testament |
Mit akribischer Umsichtigkeit wurde jeder einzelne Satz ignoriert. Lenin wurde pompöser beigesetzt als jeder Zar, liegt als aufgedunsener Kadaver an der Kremelmauer und Stalin wurde der Machthaber im Land. Aber wie schaffte der kaukasische Provinzler, ohne nennenswerte Ausbildung, politische Erziehung oder Verstand das? Da sind sie die Geschichtsforscher einig: Weil im Kommunismus immer der das Amt inne hat, von dem er am Wenigsten versteht.
"Moderator: Wie das im Detail ablief sehen sie nach der Pause."
"Regisseur: Max, wir sind hier beim öffentlich-rechtlichem Fernsehen, es gibt keine Werbepause"
"Moderator: Scheiße, du weißt doch, dass ich aller halbe Stunde eine Kippe brauche! Verdammt... Was solls, dann los."
Trotkis Abstieg und die Machtergreifung Stalins
Stalin begann eine Art Troika zu bilden, die es schaffen sollte Trotzki aus all seinen Funktionen und am Besten noch aus dem Land zu schaffen. Aufgrund des riesen Erfolges dieser Troika, griff die EU später auch auf Troikas zurück. Die zwei Männer neben dem südrussischen Choleriker hatten all seine Eigenschaften, bis auf die Schlechten. Also gar keine. So kam es, dass man ihre Namen vergass und der Ruhm an Stalin klebte, wie das Blut sowjetischer Minderheiten.
Es gab innerhalb des Machtapparates viele, die sich offen gegen Stalin und dessen Machtpolitik wandten. Diese verschwanden, verstarben, hatten gesundheitliche Probleme, dankten ab, zogen sich aus freien Stücken zurück, wurden zu Stein oder hatten Lebensmittelvergiftungen. Durch all diese glücklichen Fügungen ergab es sich, dass die Anhänger Trotzkis sich praktisch in Luft auflösten. Auf dem entscheidenden fünfzehnten Parteitag hatte Leo keine Stimme hinter sich.
Trotzki wurde aus der Sowjetpolitik gemobbt und sah sich bald in niedrigen, unbedeutenden Tätigkeiten wieder. Stalin dagegen hatte unterdessen die sichere Nachfolge Lenins angetreten und predigte jetzt, ohne kirchliche Erlaubnis, den "Sozialismus in einem Land" mit einer absolutistischen Macht, die Gewalt, Korruption und Deportierungen nach Sibirien oder die Moskauer U-Bahn vorsahen. Alles Werte, die für die Marxisten-Leninisten und gegen den Nationalsozialismus Hitlers standen. Oder andersrum? All diese politischen Grundsatzfragen brauchten Trotzki nun nicht mehr kümmern. Ein Kollege am Postamt erinnerte sich und hielt in seinen Erinnerungen fest:
„ | Leo war sehr Melancholisch geworden. Er nuschelte immer was von "Weltrevolution", ich habe das nie verstanden. | “ | Namenloses Bürokratieopfer |
Trotzki war unbedeutend, aber nicht vergessen. Stalin wollte ihn tot sehen, er konnte aber nicht einfach getötet werden, wie all die Anderen. Vorher musste er aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden. Ohne RTL oder BILD war das aber nicht so einfach wie heute, es brauchte mehr. Eine umfassende Geschichtsverfälschung musste her.
- Lenin mit Trotzki auf einer Ansprache
- Lenin mit einem Bretterzaun (Eiche Rustikal) auf einer Ansprache
Der Plan sah so aus: Trotzki hat nie existiert. Aus allen Büchern, Zeitungen, Berichten und Fotos musste er entfernt werden. Wer in den Verruf geraten war etwas von ihm zu wissen konnte und musste sich warm anziehen. Stalin hatte großen Erfolg. Das linke Bild zeigt das Original, das rechte Bild entstand, nachdem es dem Wahn Stalins zum Opfer fiel. Ohne Photoshop war das Ergebnis beachtlich, sodass selbst die Anwesenden bald nicht mehr wussten, ob es einen Trotzki gab oder nicht.
Die Säuberung der Geschichte endete damit, dass Leo das Land verlassen musste und ins Exil ging.
"Max: Du weißt du, was Stalin konnte, kann ich schon lange. Die Bilder der letzten Weihnachtsfeier erkennst du auch nicht mehr wieder"
"Regisseur: Oh, ja so ein Glück. Wenn Gabi das gesehen hätte, meine Güte..."
"Kameramann: Jungs, ihr wisst, dass wir noch senden, oder?"
"Regisseur: Meine Fresse, denkst du ernsthaft jemand tut sich diesen Schwachsinn hier an, es ist 2 Uhr morgens. An einem Mittwoch!"
"Kameramann: Naja, vielleicht will sich ja jemand bilden, oder so..."
(Schallendes Gelächter)
"Max: Hach, so macht die Arbeit glatt wieder Spaß"
Trotzki im Exil
Türkei und Frankreich
Der türkische Staat gewährte Trotzki Asyl. Er setzte sich auf einer kleinen Insel ab, wo er begann sich mehr mit der Weltpolitik zu befassen. Schnell zeigte sich, dass die Welt da nicht unbedingt drauf gewartet hatte. Sein Pläne gegen den deutschen Nationalsozialismus entpuppten sich als nicht machbar. Dabei griff er der späteren DDR vorweg, indem er forderte die SPD und KPD zu vereinen um eine kommunistische Front gegen Hitlers Schergen zu bilden. Wenig Weise und Weitsichtig war es Kritik auch an der Türkei zu üben. Als die Türkei ihm seine Fehler aufzeigte, setzte Leo sich nach Frankreich ab. Dort hatt man zwar von Gottes Wegen schon immer was für kleine Menschen mit leicht übersteigertem Selbstbewusstsein übrig, allerdings wurde er in Frankreich nicht wirklich offene Arme für ihn. Zeitlebens erhielt er so zum Beispiel keine Zugangsberechtigung für die größeren Städte, so auch nicht für Paris. Unterdessen machte man in Moskau Ernst. Man entzog Lew Dawidowitsch Bronstein die sowjetische Staatsbürgerschaft. Als Stalin daraufhin irritiert fragte wer das sei, sagte man ihm es handle sich um Trotzki. Als der Führer des ZK es immer noch nicht raffte, legt man fest, dass sich die GPU, die Geheimpolizei, der Sache annimmt. Damit war Leo's Anwesenheit in Frankreich sowie sein Leben auf das Erste beendet.
Über Norwegen nach Mexiko
Ist nicht der Name eines neuen Rosamunde Pilcher Streifens sondern der weitere Weg, des ständigen Flüchtlings Leo Trotzki. Norwegen sollte dabei das einzige Land bleiben, das ihn mehr oder weniger Freiwillig aufnahm. Dort hatte er auch Zeit und Ruhe wieder zu schreiben. Dabei wandte er sich entschieden gegen die SU und ihre Methoden und Führung. Diese Schriftstücke kamen dabei nicht ganz so toll an. Nicht, weil ihre Sprache schlecht, die Formulierungen schwammig oder die Rechtschreibung miserabel gewesen wäre. Stalin hat der Inhalt zu schaffen gemacht, womit er abermals seinen Anspruch als Literaturkritiker geltend machte. Nach kurzen und wodkagetränkten Gesprächen entschied man sich dann dazu auf Norwegen diplomatischen Druck auszuüben bis diese das Asyl für Trotzki nicht mehr gewährten. Die Norweger zogen mit. Man setzte Leo unter Hausarrest, wohlwissend, dass das Haus eine fürchterliche Inneneinrichtung hatte. In einer Nacht und Nebel Aktion gelangte Trotzki nach Mexiko, wissend, dass die GPU im Nacken sitzt.
Showdown in Mexiko
„ | Na gut, dann soll er kommen, dieser Möchtegern. Wer sogar zu Unfähig ist für die SU, kann ja keine Gefahr darstellen. | “ | Lázaro Cárdenas del Río - damaliger Präsident Mexikos |
Trotzki durfte nach Mexiko, allerdings nur unter harten Vorgaben, die im Vorfeld ausgehandelt worden waren. Zum Beispiel durfte er keinerlei Schriften über politische Themen anfertigen, es war ihm ebenfalls untersagt worden zu...
"Regisseur: Max, weißt du was lustig ist? Ich habe gerade einen Anruf von Selina erhalten. Du weißt schon, die von letzter Woche Freitag."
"Max: Würdest du mir bitte nicht dazwischen labbern, du Dilettant. Lass uns den Mist über diesen alten Knacker zu Ende bringen. Hast du den keine Würde?"
"Regisseur: Wieso den? Hat man dir den nicht gesagt, dass alles sowieso noch mal geschnitten wird? Wir sind hier doch nicht Live."
"Max: Ich dachte!?"
(Kameramann und Regisseur lachen)
"Kameramann: Denkst du der Knopp hält das durch, ohne Unterbrechung?"
"Max: Aus mir hätte soviel werden können. Aber nein, ich wollte ja zum Fernsehen, ich dachte hier geht es noch mit Ordnung und Verstand zu."
"Regisseur: Nun mach dich mal nicht fertig. Ich spendier einen dicken Krug Bier nach der Sendung"
"Max: Okay, danke"
(Seufzt und spricht weiter)
Also, er durfte ebenfalls keine offene Kritik am Regime Stalin äußern. Er nutzte die überflüssige Zeit dazu Freunde und Genossen zu besuchen und mit ihnen eine "Vierte Internationale" zu gründen. Damit verstieß er immer öfter gegen die Auflagen. Das hatte zur Folge, dass Mexiko nicht mehr viel daran setzte Leo vor der GPU zu beschützen. Davon merkte er erstmals als ein Anschlag auf sein Leben scheiterte. Trotzki wohnte inzwischen in Coyoacán, als ihn mehrere mexikanische Polizisten nach dem Leben trachteten. Dieser Anschlagsversuch war so unmotiviert und schlecht ausgearbeitet, dass man auf 50 Meter die Handschrift Stalins riechen konnte. Man war gewarnt. Trotzki baute sein Haus zur Festung aus, mit Mauern, Scheinwerfern usw. Alles nach guter sozialistischer Manier. Wenige Monate später sollte die Geschichte dann doch ein jähes Ende nehmen. Schuld war, wie immer, eine Frau. Trotzkis Sekretärin hatte sich verlobt. Besagter Verlobter war allerdings nicht nur von finsterer Miene, er hatte auch finstere Pläne. Bei einer passenden Situation ergriff er einen Eispickel und schlug ein. Wieder und wieder, und wieder und... Am Ende war Trotzki halbtot. Der Täter entkommen. Am 21. August 1940 verstarb Leo Trotzki. Sein letzter Tagebucheintrag lautete:
„ | Mein letztes Asyl finde ich auf dem Zentralfriedhof. Post bitte nachsenden. | “ | Leo Trotzki - Tagebucheintrag vom 20. August 1940 |
Sein Platz in der Weltgeschichte
Im Zuge der Entstalinisierung wurde das Ansehen um Trotzki innerhalb der UdSSR deutlich höher. Sein Verdienst um die Revolution wurde gewürdigt. Der Attentäter ist bis zur Wende der Einzige aus dem Westen, dem der Stalinorden zu Teil wurde. Bis heute gibt es, speziell im Südosten Europas, eine relativ große Anzahl von Trotzkisten, die an die "Weltrevolution" glauben. Im Falle Trotzki wurde schnell deutlich, dass Stalin über Leichen geht. Im Verlauf der Geschichte und mit zunehmender Paranoia mussten selbst Familienmitglieder über die Klinge springen.
"Kameramann: Na siehst du hast du es geschafft."
"Regisseur: Jetzt bekommst du dein Bier"
"Max: Sagt mal, wie schafft das eigentlich der Knopp"
"Kameramann: Koks, mein Junge, wie wir alle"