Nase putzen
Jeder muss es irgendwann mal machen, das Nase putzen. Man rotzt sich den Wolf, um direkt danach wieder zum nächsten Taschentuch zu greifen. Die Krankheit, die dazu führt, nennt der Fachmann auch „Schnupfen“ – oder Allergie, je nachdem, um welchen Fachmann es sich handelt.
„Schnäuzen“ bedeutet übrigens dasselbe wie „Nase putzen“ und ist nur eine vornehmere Umschreibung für das Ausgeben von Bakterien unter Druck.
Formen
Der lange Schnäuzer
Für den langen Schnäuzer rotzt man ausgiebig in ein Taschentuch, nach linker und rechter Nasenhöhle getrennt. So befreit man unter heftigem Luftdruck erst die eine, dann die andere Seite von losem Rotz. Wichtig ist dabei, das Taschentuch nach unten offen zu halten, so dass das Fassungsvermögen nicht zu schnell aufgebraucht wird und überschüssiger Rotz nach unten wegtropfen kann.
Der Stereoschnäuzer
Hier schnäuzt man fast gleichzeitg aus beiden Nasenlöchern, jedoch nicht synchron. Der Stereoschnäuzer lässt sich nur schwer gezielt herbeiführen; er tritt automatisch auf, wenn ein Nasenloch dichter ist als das andere.
Der Monoschnäuzer
Im Gegensatz zum Stereoschnäuzer schnäuzt man hier aus aus beiden Nasenlöchern gleichzeitig, und zwar synchron.
Der Bauernschnäuzer
Für den Bauernschnäuzer benötigt man extrem hohen Druck, darf aber keinesfalls ein Taschentuch verwenden. Der Rotz muss mit der Hand aufgefangen und anschließend mit hoher Geschwindigkeit nach rechts oder links weggeschleudert werden. Spezialisten führen den Vorgang für jedes Nasenloch einzeln aus.
Farbe der Nase und der Rotze
Mit dem ständigen Schnäuzen geht oft eine signalrote Färbung der Nase einher. Durch die Reibung und die Vibrationen beim Rotzen ist die Haut bis auf nackte Fleisch durchgescheuert und es brennt wie Feuer.
Die Rotze hingegen kann in verschiedenen freundlichen Farbtönen auftreten. Sie ist meist gelb, kann aber auch grün, mehrfarbig oder gestreift sein. Farbe und Konsistenz der Rotze lassen oft weitreichende Schlüsse auf das Krankheitsstadium und die allgemeine Verfassung des Patienten zu. Bei violett gepunkteter Rotze empfiehlt es sich, sofort einen Arzt zu konsultieren.
Rotzerei in der Nacht
Durch Schnupfen kann auch der Schlaf ordentlich leiden. Man wacht 20 Mal auf, um sich lautstark die Nase zu putzen. Dabei werden alle Bewohner im Umkreis von 80 Metern aus dem Schlaf gerissen und klagen am nächsten Morgen selber über Schnupfen. Es ist eine Qual: Aus der Nase fließt ein reißender Rotzebach und früher oder später sind alle Taschentücher verbraucht. Man muss erst durchs ganze Haus laufen und sämtliche Schubladen und Schränke durchwühlen, um eines zu bekommen. Dabei holt man sich mit Sicherheit eiskalte Füße, die die Chance auf schnelle Genesung deutlich verringern. Ist das rettende Bett erreicht, legt man sich wieder hin und leert am besten eine ganze Flasche Wodka, um wieder schlafen zu können. Wer Glück hat, pennt unter Atemnot ein; wer Pech hat, wacht nicht wieder auf. Der Hals ist staubtrocken, die Popel kleben am Gaumen und später auch an der Wand. Am nächsten Morgen türmen sich die verrotzten Taschentücher bis zur Zimmerdecke, und Schwärme von Bakterien gleiten durch die Luft.
In der Schule
In der Schule sind Rotznasen besonders gefürchtet, da das fiese Geräusch vom Schnäuzen im Unterricht durchs Klassenzimmer hallt und die anfängliche Totenstille durch das Gelächter der Mitschüler ersetzt wird. Auch wenn es manchmal durchaus Spaß macht, den Unterricht zu stören, ist es sowohl peinlich als auch ekelhaft, wenn das durch das Geblubber vom Rotzen geschieht. Besonders unangenehm wird es, wenn das Gerotze über die Schulsprechanlage in alle Klassen übertragen wird.
Ganz schlimm wird es, wenn das letzte Taschentuch verbraucht ist und die Stunde erst angefangen hat; dann wird das Geräusch vom Hochziehen der Rotze ständiger Begleiter. Am Ende ist das Heft oft von einer dicken schleimigen Substanz getränkt. Beim Niesen spritzt der Sabber bis zum Lehrer. Wenn man es geschickt genug anstellt, wird der dann krank und man kann sich als „Held des Tages“ feiern lassen, weil man für schulfrei gesorgt hat. Leider klappt das mit der Ansteckung nicht immer, denn es kann auch sein, dass man allergisch gegen Scheißfächer oder gegen Schule generell ist.
Heilung
Die Rotzerei ist kaum durch Medikamente, sondern nur durch spezielle Maßnahmen wie Zewa-in-beide-Nasenlöcher-Stopfen, flaschenweise Nasenspray trinken oder schulfrei heilbar. Der Entzug der Taschentücher kann mitunter zumindest ein Ende der fiesesten Geräusche bewirken, endet aber häufig in einer Sauerei.