Spiegelwelten:Sibirska Cup 2011 Randale auf Hinterwaldisch
Im Rahmen des Sibirska Cup 2011 kam es am Rande der Viertelfinalspiele in Reichsstadt, Die Große EnttäuschungZum Spiel der Hinterwalder Nationalmannschaft gegen Florentia reisten etwa 8.000 Hinterwalder nach Luxusburg. Dies ist durchaus bemerkenswert, da das Spiel selbst noch Anfang des Jahres in Hinterwald vollkommen unbekannt war. Guten Gewissens lässt sich vom "Feuer der ersten Begeisterung" sprechen, wenn man nach den Motiven fragt, die die Hinterwalder nach Luxusburg trieben. In den meisten Fällen handelte es sich um Freunde, Bekannte und Verwandte der Spieler - ein Umstand, der die Erwartungen an das Ergebnis des Spieles noch weiter in die Höhe trieb. HordenbildungWie angesichts dieser Erwartungshaltung nicht anders zu erwarten war, verlor Hinterwald das Spiel gegen Florentia - mehr als das: Die Hinterwalder wurden allen juristischen Kniffen zum Trotz regelrecht in den Boden gestampft. Fassungslos beobachteten die angereisten Hinterwald-Fans, wie ihre Mannschaft mit Pauken und Trompeten aus dem Turnier flog. Eine tiefe, beunruhigende Stille senkte sich auf den Hinterwalder Fanblock herab. Die zu Beginn des Spieles noch äußerst lebhaften, Hinterwalder - die in Anlehnung an ihre Abstammung von den Neandertalern größtenteils als Höhlenmenschen kostümiert waren - verfielen regelrecht in Schockstarre. In dieser verließen Sie auch das Stadion: ruhig, geordnet, ohne Wutausbruch oder auch nur ein böses Wort. Die ebenfalls recht angespannten Luxusburgischen Sicherheitskräfte fassten dies als ein gutes Zeichen auf. Sie waren bei diesem Spiel deutlich stärker repräsentiert, um den erwarteten Zusammenstößen von Hinterwaldern und Florentiern wirkungsvoll begegnen zu können. Die erwarteten Keilereien blieben jedoch aus. Es mag der Erleichterung der Sicherheitskräfte geschuldet sein, dass niemand etwas dagegen unternahm, dass sich die Hinterwalder als geschlossene Gruppe aus dem Stadion heraus in die Innenstadt Reichsstadts begaben. Achttausend Urmenschen in tiefer Enttäuschung - nicht jeder Warnschuss ist laut. Zurück zu den WurzelnKurz nach Mitternacht nahmen die Ergeignisse ihren Lauf. Wie ein angestauter Fluss, dem es endlich gelingt, den verhassten Staudamm zu durchbrechen, kehrten die Hinterwalder zu ihren archaischen Wurzeln zurück. Wer genau den Stein ins Rollen brachte, kann rückwirkend nicht zweifelsfrei festgestellt werden, jedoch begann es damit, dass einige Hinterwalder Fans damit begannen, das älteste Hinterwalder Nationalepos zu skandieren - wieder und wieder und wieder:
Die Luxusburgischen Sicherheitskräfte erkannten in dieser Situation ihren Fehler und umstellten in Windeseile den Rathausplatz, auf dem sich die Hinterwalder Fans versammelt hatten. Der diensthabende Offizier, ein junger Kerl von gerade einmal dreißig Jahren, entsann sich eines Seminars während seiner Ausbildung, bei dem es um Deeskalation gegangen war. Er erinnerte sich vage, dass man das betreffende Subjekt nicht unmittelbar niederknüppeln, sondern ihm eine Tasse Tee und ein klärendes Gespräch anbieten solle. Der junge Leutnant rief seine Feldwebel zu sich und erklärte ihnen die Sache, woraufhin sie ihn für komplett übergeschnappt, völlig überfordert und weitgehend unzurechnungsfähig erklärten. Wenngleich sie dieses Vorgehen vollständig ablehnten fehlte ihnen jedoch eine wirkliche Alternative - abgesehen von der Sache mit dem Knüppel. Höhlenwände der ModerneWoher auch immer tauchte plötzlich eine Großhandelspackung Naturfarben in der langsam in Fahrt kommenden Meute auf. Die aus ihrer Lethargie erwachenden Hinterwalder stürzten sich darauf, als handele es sich um die Kronjuwelen des franzoséländischen Kaisers und begannen damit, die umliegenden Wände mit typisch Hinterwaldischen Graffitis zu versehen. Der unverständliche Urgesang der Hinterwalder nahm an Lautstärke und Intensität zu, doch nur den wenigsten fiel die subtile Veränderung der Laute auf:
Die Sicherheitskräfte hatten währenddessen den Ring um die Hinterwalder Fans komplett geschlossen, rückten aber in Ermangelung weiterer Befehle nicht weiter vor. In der Folge wurden sie von den Hinterwaldern als eine bis eben noch mobile, nun aber in ihren natürlichen Zustand zurückgekehrte Felswand klassifiziert, was dazu führte, dass etwa die Hälfte der Polizisten mit Zeichnungen im Stile der Klassischen Steinzeit versehen wurden - und zwar lückenlos. MegalithkulturPolizisten im Allgemeinen stehen nicht im Verdacht besonderer Kunstsinnigkeit, da alle Feingeistigkeit sich als hinderlich bei der Ausführung bestimmter Pflichten erweisen kann (besonders bei Lösungen mit dem Knüppel). Die Luxusburgischen Sicherheitskräfte im Zentrum von Reichsstadt wurden scheinbar von einem kollektiven Gefühl ergriffen, dass ihnen vermittelte: Ihr seid alle Teil eines großen Gesamtkunstwerks. Mehr schlecht als recht stimmten einige von ihnen sogar in den immer wiederkehrenden Gesang der Hinterwalder Fans mit ein - sehr zur Verärgerung der erwähnten Feldwebel.
Nur so ist zu erklären, dass die nächste Eskalationsstufe auf ebenso starke Deeskalation traf. Als die Hinterwalder begannen, alle beweglichen Elemente des Reichsstädter Rathausplatzes (beweglich hieß in diesem Fall: ohne Sprengstoff und schweres Kriegsgerät aus seiner Verankerung zu lösen) zu einem gewaltigen Steinkreis aufzuschichten, griff die Polizei nicht ein, sondern ließ die Urmenschen gewähren. Angeblich äußerte sich der diensthabende Leutnant dahingehend, dass man es Leuten unmöglich verwehren könne, ihre kulturelle Identität auszuleben. Hierfür konnte jedoch keine zweifelsfreie Bestätigung gefunden werden - selbst die Feldwebel hielten sich bedeckt. UrschreitherapieNach Abschluss der Bauarbeiten am Steinkreis (in den auch Straßenschilder, Parkuhren, diverse Mülleimer, Gebäudeteile und eine kleinere Bokassastatue eingebaut worden waren) steigerte sich der wilde Gesang der Hinterwalder mithilfe der nun fast geschlossen mitschreienden Polizei zu einem letzten, erlösenden Urschrei:
Die Luxusburgischen Polizeikräfte vor Ort verfolgte fasziniert, wie die Hinterwalder nach ihren Anstrengungen zu Boden sanken. Anschließend knüppelten sie auf ausdrücklichen Befehl des jungen Leutnants die erschöpft daliegende Menge an Ort und Stelle nieder in der richtigen Annahme, dass man diese - müde wie sie waren - unmöglich mit Wasserwerfern durch die Straßen würde jagen können. Auch die Polizisten hatten eine Krise zu bewältigen und eine kulturelle Identität, die gewahrt werden musste. |
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Anmerkungen
* Übers.: "Ah, seht nur, der Fels dort, kann ich ihn essen? Kann ich ihn töten? Kann ich ihn begatten? Und dort, der Baum, kann ich ihn essen? Kann ich ihn töten? Kann ich ihn begatten? Ah, das Leben ist wundervoll!" |
** Übers.: "Ah, seht nur, der Fels dort, kann ich ihn essen? Kann ich ihn töten? Kann ich ihn begatten? Und dort, der Baum, kann ich ihn essen? Kann ich ihn töten? Kann ich ihn begatten? Ah, das Leben ist ganz in Ordnung, mal Regen, mal Sonne." |
*** Übers.: "Ah, seht nur, der Fels dort, kann ich ihn essen?! Kann ich ihn töten?! Kann ich ihn begatten?! Und dort, der Baum, kann ich ihn essen?! Kann ich ihn töten?! Kann ich ihn begatten? Nein, und das mcht mich ziemlich wütend!" |
**** Übers.: "Ah, seht nur, der Fels dort, kann ich ihn essen?! Kann ich ihn töten?! Kann ich ihn begatten?! Und dort, der Baum, kann ich ihn essen?! Kann ich ihn töten?! Kann ich ihn begatten?! Verdammte Scheiße, es ist alles so zum Kotzen!!" |
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