Weiner Republik

Die Weiner Republik war die kurze, demokratische Übergangsphase zwischen Titanins totalitärem Regime und der Diktatur der Sippen- und Sittenpartei in Westerreich. Sie wurde im März 1950 ausgerufen, ging jedoch schon im November des gleichen Jahres wieder unter.

Der Name dieser Republik rührt daher, weil diese in Wein (der Hauptstadt Westerreichs) ausgerufen wurde.

Beginn

Mitte März 1950: Das Volk setzt seine Beamten selber ein!

Nachdem Titanin von wütenden Arbeitern direkt vor laufenden Mikrophonen erschlagen wurde und man es überall im Radio hören konnte, brach in ganz Westerreich eine Euphorie aus. Die Polizei verbrüderte sich mit dem Volk, während die Armee nicht eingriff. Zwischen dem 10. und dem 25. März besetzte der Pöbel alle wichtigen Ämter und Regierungsgebäude, wobei Tausende von Funktionären, die unter Titanin gedient hatten, gelyncht wurden. Alle, die nicht am Morden beteiligt waren, schauten nur zu. Dass ein so totalitäres Regime nun so schnell und sang- und klanglos untergehen konnte, wollte anfangs weder im In- noch im Ausland irgendjemand fassen.

Nur Teile der Sondergeheimdienste Titanins leisteten erbitterten Widerstand. Doch bis Ende März war ihre Machtbasis vollkommen zerschlagen. Um für Ordnung zu sorgen traten Oppositionelle schon am 15. März im Parlament zusammen und bildeten eine Übergangsregierung. Diese musste jedoch in den folgenden Tagen mehrmals umgebildet werden, weil miteinander rivalisierende Volksgruppen abwechselnd das Parlament erstürmten und versuchten, jeweils ihre Vertreter einzusetzen. Die drei Hauptrivalen waren die Sozialdemokraten, die Liberalen und die gemässigt Konservativen. Alle drei Gruppen hatten jedoch gemeinsam, dass fast jeder unter ihnen in Wein lebte und kaum Kontakt zur Landbevölkerung hatte.

Da man sich nicht einigen konnte, wurden immer mehr Sitze im Parlament geschaffen. Am Ende war dieses Gebäude hoffnungslos überfüllt, während eine Gruppe von Aktivisten auf dem Dach tagte und von dort aus die Republik ausrief. Zu genau dem gleichen Zeitpunkt riefen die Kommunisten im Nebengebäude die sozialistische Volksrepublik aus.

Die drohende Machtübernahme der Kommunisten vereinte die Parlamentarier kurzfristig und lies endlich eine provisorische Regierung entstehen. Während die roten Garden der Kommunisten ein paar Straßen weiter eine große, bürgerliche Villa beschlagnahmten und zu "ihrem" Parlament umfunktionierten. Doch nur eine winzige Minderheit der westerreichischen Beamten befolgte ihre Anweisungen.

Die Ära der Übergangsregierung

Auffallend ist, dass die endgültige Übergangsregierung, die Weiner Koalition, eine Koalition aus Liberalen, Sozialdemokraten und Sozialisten, vor allem von jungen, gebildeten Exilwesterreichern und Weinern geleitet wurde. Während die Menschen aus den ländlichen Regionen noch kaum Einfluss ausübten. Nur wer am schnellsten einen Platz im Parlament ergatterte, konnte sich dessen sicher sein, dass er sich darin vertreten sehen würde. Die Folge, dass die Dorfleute kaum vertreten waren, war allerdings auch eine für westerreichische Verhältnisse einmalig liberal eingestellte Regierung. Dadurch, dass sich das Militär nicht einmischte, war es für die nächste Zeit ebenfalls politisch machtlos. So fiel es der Regierung leicht, dass Militär unter strikte zivile Kontrolle zu überführen und die Wehrpflicht abzuschaffen.

Es bildeten sich außerdem zahlreiche Gewerkschaften, die Betriebe besetzten und vollendete Tatsachen schaffen wollten, bevor die Polizei das Land wieder Kontrolle haben würde. Das Parlament konnte sich den Forderungen der Arbeiter nicht widersetzen und setzten den Acht-Stunden-Arbeitstag durch.

Sozial- und Bürgerrechte wurden verkündet. Die Rede-, Versammlungs-, und Pressefreiheit ebenso eingeführt, wie das Streikrecht. Es folgten weitere Reformen, wie (zum ersten Mal in der westerreichischen Geschichte!) die Abschaffung der Todesstrafe. Zuchthäuser wurden durch moderne Gefängnisse ersetzt und jede Folter sowie Zwangsarbeit abgeschafft. Auf Initiative der Liberalen wurde auch für Kinder die Prügelstrafe abgeschafft.

Die Bauern wollten sich meistens von den Beamten aus den Großstädten nichts vorschreiben lassen

Die Regierung machte sich jedoch vor allem bei der Landbevölkerung bald unbeliebt, denn sie übte einen sehr rigorosen Zentralismus aus, indem sie Beamte ausschließlich aus Wein und anderen liberaler gesinnten Städten rekrutierte und auch in die Verwaltungen auf dem Land verschickte. Man warf der Weiner Koalition vor, sie wolle die am Land lebenden Menschen "umerziehen".

Für die dringendste Aufgabe hielt es diese Regierung jedoch die Anhänger Titanins vor weiteren gewalttätigen Übergriffen zu schützen. Da diese Anhänger trotz aller Ächtung durch das Volk immer noch mächtig waren, schloss die Übergangsregierung der Weiner Koalition mit ihnen einen Vertrag: Die Titanisten sollten für ihre Verbrechen ihrer Diktatur milde bestraft und vor Gewalt geschützt werden. Als Gegenleistung würden sie das neue politische System unterstützen.

Die meisten ehemaligen Minister und Komissare Titanins gingen auf den Deal sofort ein. Denn sie beschäftigte zu diesem Zeitpunkt weniger das Trauern nach der alten Zeit unter Titanin, sondern die Angst vor der Rache durch den Pöbel. Das erklärt, warum diese seltsam anmutende Kooperation so gut funktionierte.

So wurde zwar ein Sondergericht einberufen, um die Funktionäre Titanins abzuurteilen. Doch die meisten von ihnen bekamen höchstens fünf Jahre Haft. Selbst die Chefs der Gulags und Geheimdienste, die teilweise für Massen- und Völkermorde verantwortlich waren, kamen mit nicht mehr als 20 Jahren davon, wobei man ihnen Allen im Geheimen auch noch versprach, sie viel vorzeitiger aus der Haft zu entlassen.

Wahlen

Am 1. Mai wurde gewählt. Das Ergebnis bedeutete einen erheblichen Rechtsruck, welchen vor allem die Landbevölkerung, die in Westerreich immer noch fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung ausmachte, herbeiführte.

Die Titanisten lebten wieder in Angst, da die Rechten Parteien eine harte Bestrafung der Verbrechen unter Titanin forderten, unter welchen die Landbevölkerung besonders gelitten hatte. Von der anderen Seite drängten wieder die Kommunisten an die Macht, welche sich dieses Mal eben auch auf diese Landbevölkerung stützten.

Die Sozialisten und Liberalen, die mit den Titanisten kooperierten, hatten keine absolute Mehrheit mehr. Eine Koalition mit den Kommunisten wollten sie nicht eingehen. Aber auch die Rechten wollten sich nur unter der Bedingung an der Regierung beteiligen, dass die ehemaligen Schergen Titanins viel härter verurteilt werden würden.

Doch gerade, als der Rechte Block eine Koalition bilden wollte, fiel ihm die Sippen- und Sittenpartei völlig überraschend in den Rücken und arrangierte sich mit den Linken, indem sie die bereits gefällten Urteile akzeptierte.

Die Liberalen, Sozialisten und Sozialdemokraten schlossen auf Druck der Titanisten ein Bündniss mit der erzkonservativen Sippen- und Sittenpartei und überliesen ihr auch noch alle wichtigen Schlüsselpositionen in der Regierung. So wurde der Chef der Sippen- und Sittenpartei Werner Klatschminsky zum Kanzler. Außerdem ging sie ein Bündniss mit der Presse der Weiner Koalition ein, was ihr ein eigenes großes Sprachrohr gewährte.

Die Erstarkung der Sippen- und Sittenpartei

Ein Teil des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Sippen- und Sittenpartei

Die Sippen- und Sittenpartei konnte nun im Parlament schalten und walten und kümmerte sich um alles selber. Sie lies Titanins staatliche Sowchosen sehr kostengünstig oder gar kostenlos an die Armen und Ärmsten der Dörfer verteilen. Sie verkaufte die von Titanin noch stark geförderte Rüstungsproduktion und sonstige schwerindustrielle Erzeugnisse ins Ausland, um Saat und Dünger für die Bauern und Nahrungsmittel für die Städte zu importieren, um die Armenspeisung finanzieren zu können.

Bei den Bürgerlichen machte sich die Partei durch Privatisierungen beliebt. Zahlreiche staatliche Unternehmen und Immobilien wurden unter Preis an einheimische Unternehmer verkauft.

Die unter Titanin verfallenen, im Krieg zerstörten und auch in der Weiner Koalition vernachlässigten Kirchen wurden nun wieder aufgebaut und die Besoldung der Geistlichen erheblich erhöht.

Am 10. Juli kam es zu Präsidentschaftswahlen, in welchen die Sippen- und Sittenpartei Anton Klatschminsky, den Zwillingsbruder von Werner Klatschminsky mit Unterstützung der Kirche durchsetzen konnte.

Auch die Fusion der Sippen- und Sittenpartei mit den Grünen bereits vor dem Sturtz Titanins, trug nun Früchte, da die Grünen zahlreiche Richter und das Justizministerium stellten.

Somit hatte die Sippen- und Sittenpartei Exekutive, Judikative und Legislative in einer Hand. Dieser Zustand wurde wurde zwar kritisiert, aber von der Presse eher verschwiegen, so dass die breite Bevölkerung hinter dieser reaktionären Partei war.

Der Aufstand

Am 1. August schloss Westerreich mit dem Vatikan ein neues Konkordat, welches die katholische Kirche massiv bevorzugen und ihr ein Mitspracherecht in der Bildung und Erziehung einräumen sollte. Außerdem bekamen viele Arbeiter die Privatisierung zahlreicher Unternehmen in Form von Lohnkürzungen und Entlassungen deutlich zu spüren.

Das alles brachte bei den Kommunisten, dem linken Flügel der Sozialisten und der Liberalen, sowie bei manchen atheistischen und radikaldemokratischen Organisationen das Fass zum Überlaufen.

Die kommunistische Partei tagte immer noch in ihrer als "Parlament" aggierenden Villa. Als die Regierung diese von den Kommunisten räumen wollte, wurde die Polizei von den Kommunisten beschossen und in die Flucht geschlagen wobei es einen Toten und acht Verletzte gab.

Die Medien skandalisierten einstimmig den Vorfall als Mord an Polizisten und eine drohende kommunistische Revolution. Die Polizei reagierte mit Strassensperren, Großfahndungen und versuchte die Villa und andere Gebäude zu erstürmen, doch die schwer bewaffneten Kommunisten schlugen sie immer wieder zurück und errichteten nun ihrerseits in vielen Städten Barrikaden und riefen in Dörfern den allgemeinen Sozialismus aus.

Erneut brach eine Welle der Gewalt aus. Diese richtete sich dieses Mal gegen Kleriker.

Die Regierung setzte nun das Militär ein und eroberte die Städte blutig zurück. Daraufhin verschnazten sich die Kommunisten in den Goschauer Bergen, konnten sich aber nur bis Ende September halten.

Nach weniger als zwei Monaten war der Aufstand niedergeschlagen. Am Ende waren 30 000 Kommunisten in den Kämpfen und anschließenden Massakern gestorben. Auf seiten der Armee und Polizei gab es 10 000 Tote. Die Aufständischen hatten außerdem Hunderte von Priestern erschlagen und Tausende vertrieben.

Machtergreifung der Sippen- und Sittenpartei

Wer immer noch keine Arbeit hatte, der durfte die Äcker düngen

Nach dem Aufstand konnte die Regierung ein Verbot der kommunistischen Partei durchsetzen. Daraufhin flammten immer wieder kleinere Unruheherde auf, die jedoch der Sippen- und Sittenpartei nur noch mehr Vorwände lieferte, um die Demokratie auszuhöhlen.

Am 10. Oktober wurde ein Notstandsgesetz verkündet, welches die Regierung der parlamentarischen Kontrolle entzog.

Am 14. Oktober stürtzte das Parlament ein und brach in Flammen aus. Obwohl das Parlament schon seit einem Jahr als stark einsturtzgefährdet eingestuft wurde und keine Reparaturen unternommen wurden, bröckelten bereits in den Vormonaten einzelne Steine herunter.

Trotzdem wurde der Brand den Kommunisten in die Schuhe geschoben und führte zur Ergänzung des Notstandsgesetzes durch das Ermächtigungsgesetz, welches am 1. November in Kraft trat. Es dauerte wenige Wochen, bis das Militär, die Polizei, die Presse und sonst überhaupt alles gleichgeschaltet wurde.

Titanin

Westerreich

Ein Land. Eine Katastrophe. Eine Geschichte. Drei Regimes.

Geschichte und die drei Regimes Titanins Regierungsmitglieder
Westerreichische Fahne (seit 1965)
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