Aurich Hauptbahnhof
Jede Ortsmetropole benötigt einen Bahnhof. Da Aurich keine Metropole ist und de facto noch nicht einmal an den Status eines Ortes herankommt, ist der Auricher Hauptbahnhof in keinster Weise zu rechtfertigen. Trotzdem existiert er.
Aufbau
Der Auricher Hauptbahnhof ist, entgegen anderen Bahnhöfen, kein pompöses Meisterwerk eines genialen Architektenkünstlers, der gerade nichts besseres zu tun hatte, als riesige Gebäude zu entwerfen, wo dann Züge durchfahren können.
Stattdessen hat Aurich ein Gleis, das sich direkt vor dem Bahnhof noch einmal aufteilt, wo man einfach den Bordstein ein wenig erhöht hat, damit der völlig überraschte Fahrgast nicht einen Meter tief auf den Boden klatscht. Trotzdem ist die Ausstattung des Bahnhofes noch geringerer als die vom Hauptbahnhof in Wolterdingen - es gibt hier nicht einmal einen Fahrkartenautomaten.
Begrüßt werden ankommende Reisende mit einem riesigen, schon vor dem Aufstellen verwitterten Schild mit der Aufschrift "Aurich". Da die Fahrgäste jedoch beim Anblick des Schildes nie wussten, wo sie gelandet waren, ersetzte man das Schild durch ein neues mit der Aufschrift "Aurich(Ostfrl.)". Abgesehen davon, dass dort ein Leerzeichen fehlt, wussten die Besucher immer noch nicht, wo zum Deibel "Ostfrl." liegt.
Das Leben auf der Überholspur
Der Auricher Hauptbahnhof ist ein einziges Abenteuer. Nicht nur, dass jeder, der hier einsteigt und mit der Bahn fahren möchte, automatisch mangels Fahrkartenautomat ein Schwarzfahrer wird, nein, um zur Haltestelle zu gelangen, muss man über die Gleise laufen. Für den richtigen Nervenkitzel ist natürlich auch gesorgt: Es gibt keinerlei Absperrungen, Schranken oder Warnsignale, sollte plötzlich von rechts links oben ein Zug auftauchen und durch den Bahnhof brettern. Nicht zuletzt oder gerade deswegen stehen an der Haltestelle stets Schaffner, die die Kunden dann wegen irgendeiner Gesetzesübertretung abkassieren. Einmal für das unbefugte Laufen über Gleisen respektive schwerwiegendem Eingriff in den Bahnverkehr (selbst, wenn seit fünf Monaten ein Zug noch nicht einmal in die Nähe von Aurich kam) und einmal für das Fahren ohne Ticket.
Die Züge haben auch einen festen Fahrplan, nachdem sie streng fahren: Irgendwann. Die Ankunft des Zuges gleicht einem Glücksspiel; die Chancen, dass man da gerade ankommt und der Zug ebenfalls am Bahnhof hält, sind geringer als eine erfolgreiche Diät bei Rainer Calmund.
Auch die Auswahl an Möglichkeiten, wo man mit der Bahn denn hinfahren könnte, sollte sie mal auftauchen, ist schier unglaublich!
Wow.
Service wird ganz groß geschrieben
Wenn man dann mal das Glück hat und in Aurich einigermaßen heile angekommen ist, stellt sich dann noch die Frage, wie es weitergeht. Denn der Hauptbahnhof Aurich steht mitnichten mitten in Aurich, sondern ziemlich abseits irgendwo in der Pampa, sodass man knapp einen Kilometer laufen muss, um die nächste Bushaltestelle zu sehen. Die, frei nach Auricher Standards, nicht angefahren wird, sondern nur zur Dekoration dient und um Oberstufenschulklassen zu erklären, wie ein Haltestellenschild aussieht und was man im Falle einer Sichtung bei einem Besuch einer Großstadt macht.
Sollte es tatsächlich mal so sein, dass mehrere Personen gleichzeitig am Bahnhof eintreffen und diese dann durch Aurich wollen, so schließen sich ihnen meist zahlreiche andere Auricher an, da sie Gruppen von drei oder mehr Personen gleich für eine Demonstration gegen die Nachbarn rechts von ihnen, einen kapitalistischen Großkonzern oder gegen irgendwas anderes halten. Dieses Phänomen schreckt die tatsächlichen Besucher dann derart ab, dass sie sich sogar die hohen Kosten für ein Taxi aufbürden, um schnell wieder herauszukommen aus dieser Stadt.
Des Weiteren existiert ein nichtvorhandenes Gebäude, in dem unter anderem eine Großbäckerei und mehrere kleinere Geschäfte untergebracht werden würden.
Sicherheit auch
Da die Auricher Behörden bisher noch keine Erfahrungen mit Zügen gemacht hatten - außer mit Wild West-Filmen mit Clint Eastwood in der Hauptrolle - entschlossen sie sich, Soldaten zur Begleitung der Züge mit Pferden auszustatten, die dann nebenbei herreiten wollten. Da aus ihnen unerfindlichen Gründen kein Angehöriger der Bundeswehr diese lächerliche Mission übernehmen wollte, warb der Auricher Landkreis sudanesische Söldner an. Tatsächlich tauchten bei der ersten Bahnfahrt klassische Wild-West-Diebe mit Mundtuch, Pferden und Lasso auf, um den Zug zu überfallen und die Passagiere auszurauben. Es stellte sich heraus, dass die Räuber Auricher waren und dachten, dass man so heutzutage Züge überfällt - das habe man so in Western mit Clint Eastwood gesehen. Die Sudanesen knüppelten die Räuber zusammen und klauten dann selbst den ganzen Zug samt Passagieren.