EuroCity
EuroCity ist ein offiziell von der Europäischen Union initiierter Wettbewerb zwischen den europäischen Eisenbahnunternehmen. Die teilnehmenden nationalen Bahngesellschaften wetteifern gemeinsam auf ausgewählten transnationalen Bahnstrecken um einen jährlich vergebene Ehrentitel. Der Clou: Der Weg ist das Ziel! Denn den Sieg erzielt das Bahnunternehmen, dem es gelingt seine Fahrgästen die längste Zeit auf einer Strecke in seinen Zügen zu behalten.
Die Regeln
Die EU hat sich ganz bewusst dafür entschieden den Wettbewerb nicht durch unnötige Regularien zu behindern. Damit möchte sie ein Zeichen gegen die völlig zu Unrecht erhobenen Vorwürfe, sie sei ein bürokratisches Monster, das Unternehmen, Bürger und Briten mit überflüssigen Gesetzen gängelt, setzen und den europäischen Wettbewerbsgeist fördern.
Für den Euro City Wettbewerb bedeutet dies zugleich, dass den Teilnehmenden Bahngesellschaften keine kreativen Grenzen gesetzt werden, die Fahrtzeiten ihrer Züge zu verlängern. Alles ist erlaubt. Spontane Fahrplanwechsel, Gleisbauarbeiten und defekte Züge bilden somit nur einen kleinen und selbstverständlichen Bestandteil des taktischen Repertoires, aus dem inzwischen
alle Nationen schöpfen.
Die Teilnehmer
Die Deutsche Bahn
Die Deutsche Bahn ist ein echtes Schwergewicht und das größte Bahnunternehmen Europas. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. Zugute kommt der DB die geographische Ausdehnung Deutschlands, die eine lange Streckenführung ermöglicht. Das zugleich gut ausgebaute Schienennetz hebt diesen Vorteil jedoch mehr als auf. Damit sich der technische Vorsprung nicht zu stark in einer Verkürzung der Fahrzeiten niederschlägt, hat die DB eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um internationale Verbindungen auszubremsen und die Fahrgäste in den Zügen zu halten. Als raffiniertester Schachzug gilt die Einführung englischsprachiger Lautsprecherdurchsagen, die durch das speziell geschulte Bahnpersonal jedoch kryptisch verschlüsselt werden.
Česke Drahy (Tschechische Bahn)
Die ČD wird im Volksmund nicht umsonst čas dost (genug Zeit) genannt. Ein marodes Schienennetz und der Einsatz von Triebwagen aus den 60er Jahren sollen im Wettbewerb zum Sieg verhelfen. Da sich allerdings die Technik aus kommunistischen Zeiten als erstaunlich robust erwies, hat man nun begonnen die nationale Fahrzeugflotte durch italienische Fabrikate zu ergänzen und damit die Pannenhäufigkeit zu erhöhen.
SNCF (Französische Bahn)
Die Franzosen sind die Blender unter den Euro City Ländern. Mit dem TGV verfügen sie über den schnellsten europäischen Zug und haben damit eine fast aussichtslose Position im Wettbewerb. Wäre da nicht das Wetter,
das sie sich jedes Jahr erneut zu nutze machen, um mit vereisten Oberleitungen dem erstaunten Fahrgasten ein paar Extrastunden mit blick auf die südfranzösische Landschaft zu gewehren.
PKP (Polnische Bahn)
Die sind der Primus, wenn es um lange Fahrtzeiten geht. Ähnlich wie die DB kann sich die PKP die größes des Landes zu nutze machen. Die Polen waren allerdings so schlau, Investitionen in das Streckennetz zu vermeiden. Auch
bei der Servicequalität orientiert man sich am deutschen Nachbarn und vermeidet effektive Kundenberatung in anderen europäischen Sprachen.
MAV (Ungarische Bahn)
Magyar Államvasutak Zrt. Na, alles klar? Nein? Kein Wunder, eher Wunderwaffe der ungarischen Staatsbahm, die mit unverständlichen Fahrplänen großflächig ihre Bahnhofshallen tapeziert. Damit ist bereits ein wesentliches taktisches Mittel der Magyaren genannt.
Durch unverständliche Fahrpläne, einer Streckenführung, die nur von der Komplexität der ungarischen Grammatik
übertroffen wird und Personal, dass noch immer streng nach dem Lehrplan der Kaiserlich-königlichen Österreichischen Staatsbahn ausgebildet wird, konnte die MAV erstaunliche Erfolge erzielen.
Die Fahrzeuge
Der InterCity: Die Allzweckwaffe im transeuropäischen Bahnverkehr. Um keine Geschwindigkeitsnachteile zu erzielen setzt vor allem die DB Baureihen der Jahrgänge 1985 oder älter ein. Sie zeichnen sich durch zuverlässige Pannenhäufigkeit aus.
Auch die Innenausstattung ist vorbildlich.
Die Kunstlederverkleidung der Sitze lässt Fahrgäste im Sommer festkleben und bewirkt somit eine höhere Verweildauer im Zug. Die Zugtoiletten verfügen über einen besonderen Duftspeicher, der den WC-Gestank
bei betreten der WC-Kabine wieder freigibt und den Benutzer ca. 2 Stunden betäubt. Die Lautsprecheranlage wurde nachträglich für englischsprachige Durchsagen optimiert. Damit ist die gezielte desinformation des Fahrgastes möglich.
Der TGV:
Verdammt schnell und damit eine echte Spaßbremse für die Euro City Tour. Allerdings wären französische Ingenieure keine wahren Franzosen, hätte sie nicht einige raffinierte technischen Finessen in den Schnellzug eingebaut, der einen hin und wieder auftretenden Totalausfall ermöglicht und dadurch kostbare Stunden Zeit gewinnt.
CSD 371: Genannt "Die Knödelpresse". Ein Triebwagen, der von den Bahnen in der ehemaligen DDR, Tschechoslowakei und Polen gebaut wurde und mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160km/h den gesamten Fernverkehr im Elbtaal ausbremsen kann. Eine Besonderheit der tschechischen Bahn sind außerdem die besonders eleganten Speisewagen, die schon so manchen Gourmet das Aussteigen haben vergessen lassen. Für diejenigen, die nur ein einziges Getränk bestellen, um einen Sitzplatz zu ergattern, hält die CSD K.O.-Tropfen bereit.
Beliebte Strecken
- Paris-Köln
- Berlin-Prag-Budapest
- Hamburg-Krakow
- Zagreb-Salzburg
- Mailand-Paris
Bisherige Sieger und Rekorde
Als Rekordhalter gilt die Ungarische Bahn, die es geschafft hat, einen EC durch eine geschickte Umleitung in den Kaparten vollständig verschwinden zu lassen. Es wird davon ausgegangen, dass die Anschlusszüge wohl nicht mehr rechtzeitig erreicht werden.
In Kooperation mit der Österreichischen Bahn ÖBB gelang es der DB im Sommer 2007 die Balkananbindung geschickt nach München zu erweitern und durch den Einsatz von Dampfloks ab Ljubiljana die Fahrtzeit auf 34 Stunden auszudehnen.
Diesen Rekord konnten auch ČD und PKP im folgenden Jahr nicht brechen als sie einfach einen Zug zwischen Prag und Krakow umkippten. Dies wurde jedoch als grober Regelverstoß gewertet, da Fahrgäste zu Tode kamen.
Einen Überraschungscoup gelang der sonst chancenlosen SNCF Ende 2009. Der Sieg schien der DB schon sicher, die durch plötzliche Wartungsarbeiten an ihrer ICE Flotte eine ungeheure Verspätungsdynamik in die Fahrpläne brachte. Doch dann gelang es den Franzosen
gleich mehrere Züge über Nacht unterm Ärmelkanal stecken bleiben zu lassen. Damit erhielt sie nicht nur den Preis für die längste Aufenthaltsdauer ihrer Fahrgäste in einem Zug sondern auch den Sonderpreis für die kreativste technische Panne in Serie.
Der Sieger für 2014 steht bereits vor Ablauf des Jahres fest! Die Deutsche Bahn sichert sich vorzeitig den Titelgewinn durch geschicktes Ausnutzen eines von der Lockführergewerkschaft GDL ausgerufenen Streiks. Die Bahn leitete einen nach Streikbeginn führerlos gewordenen ICE kurzerhand auf die Gleise der Berliner Ringbahn um, wo er bei seiner viertägigen Stadtrundfahrt insgesamt 37569km zurücklegte. Weltrekord!