Bengalisches Feuer

Das bengalische Feuer ist ein handlicher Effektflammenwerfer, der meist bei Ruhrpottderbys oder ähnlichen Unterklassefangemetzeln angetroffen wird. Es ist ein Feuerwerkskörper, jedoch streiten sich die Gelehrten noch, ob es zur Gattung der Böller (briefkastus explodi sog. chinesische Fingersprenger) bezeichnet oder zu den Vulkanen (boringo effectinus) gezählt werden soll.

Evolution

Mit der Zeit setzte sich die Vermutung durch, dass bei einem Atombombenabwurf auf eine indische Feuerwerksfabrik die Inhaltsstoffe von Vulkanen und Böllern zusammengeschmolzen sind. Beweise für diese Theorie finden Wissenschaftler in der hohen Temperaturentwicklung beim Anzünden von Bengalischen Feuern, in der sie einen Zusammenhang zur Temperatur erdgeschichtlicher Kernspaltungen sehen.

Der Name wurde bei einem landesweiten Schülerwettbewerb der sechsten Klassen an amerikanischen Gesamtschulen erfunden. Er setzt sich aus Beng! (explodieren oder knallen), gal (geil oder Ghettoslang für girl) und dem Suffix isches (wie in Öttingerenglisch vicious für bösartig/brutal) zusammen.

Erste Nutzung durch den Menschen

Nachbau einer bengalischen Fackel aus der antiken Region in Nordostmittelrandindien.

Schon seit Ewigkeiten streiften wilde Bengalos, wie die bengalischen Ureinwohner hießen, sorgenlos über den indischen Subkontinent und ernährten sich von Tigern, Elefanten und was da halt sonst noch so rumläuft. Was genau die Jägertrupps in die Städte der frühen Hochkultur mitbrachten, konnten die Bewohner schlecht sehen, weil rituell nachts die Jagd eingebracht, geschlachtet und auch Opfer dargebracht wurden. Eine beknackte Regelung, aber die lokale Gottheit wollte es so.

Etwa ab dem Jahre 2700 v. Chr. begannen ortsansässige Warlords daher ihre Vorratskammern mit glühenden Fackelstäben auszustatten, um die nachts angebrachten Waren zu erleuchten. Warum es gerade Fackeln zur Fleischbeschau sein mussten, die so randvoll mit Schwarzpulver waren, dass sie dem Diener, der sie nur ansah die Hand wegschmolzen und im Vorratsschuppen eine Rauchwolke entwickelten, die man bis nach China sehen konnte, ist mit dem gesunden Sadismus der Warlords nicht hinreichend erklärt. Offenbar hatten sie eine Vorliebe für Räucherfleisch, manche Warlords sahen die Flamme auch als Statussymbol an und versuchten sich gegenseitig mit der Höhe des Rauchs zu übertreffen. Der eigentliche Sinn, das Fleisch sichtbar zu machen, ging damit verloren. So ist es bis heute geblieben. Vielleicht war aber auch einfach kein Strom da, wer weiß.

Durch die Eroberungszüge Alexander des Kleinen, einem eher wenig beachteten Schwippschwager Alexanders von Makedonien wurden Bengalische Feuer auch in Europa und Kleinasien bekannt. Die Warenbestände mussten jedoch ständig nachgekauft werden, weil sich die Pulver- und Salpetermischer weigerten, so einen Scheiß zu produzieren. Im 14. Jahrhundert brauchte man besonders viele bengalische Feuer, um den gestiegenen Bedarf zur Pestleichenverbrennung in Westeuropa zu decken. Unglücklicherweise kamen mit den Transportschiffen, die die Waren aus China brachten, ebensoviele pestkranke Ratten, was ihren Ankauf und ihre Verwendung (erneut) vollkommen überflüssig machte.

Heutige Verwendung

Nach zwei verlorenen Weltkriegen gerieten Lust und Interesse am bengalischen Feuer stark ins Hintertreffen. Zu sehr waren die verblieben Männer der am Krieg beteiligten Länder Sperrfeuer, Streufeuer und mediale Strohfeuer gewohnt. Als dann aber die westliche Welt langsam lernte, ihre Scham über die radikale menschliche Entfremdung in den Sport abzuleiten und Fußball sich größerer Beliebtheit erfreute, erlebte das bengalische Feuer eine neue Blütezeit. Anfang der 50er Jahre kam es erstmals während eines Länderspiels in einem deutschen Stadion zum Einsatz (damals war die Flamme noch Schwarz/Weiß, weil die Bildtechnik noch nicht soweit war). Unglücklicherweise war der Mann der sie zündete, ein Engländer, der unglücklicherweise auch nur einen Nachbau der Magnesiumfackeln aus Napalm mitgebracht hatte. Unglücklicherweise wurde er kurz darauf als kommunistischer Defätist von bewaffneten Sicherheitskräften niedergeknüppelt. Ein unglücklicher Start.

Dennoch war der sportliche Siegeszug des bengalischen Feuers in den nächsten Jahrzehnten kaum mehr aufzuhalten. Was ursprünglich als Querschläger gedacht war, um die gegnerische Mannschaft vom Spielgeschehen abzulenken, entwickelte schnell eine enorme Vielseitigkeit im fußballbegeisterten Unterschichtenmilieu. Ja, in den Hochzeiten des Kalten Kriegs war der Einsatz in Stadien sogar gänzlich verboten, weil das Licht sowohl weiß als auch rot glühte und so verlagerte sich der Einsatz des Feuers lange Zeit in die Bereiche der Straßenkampfgeschütze vor lokalen Polizeistationen, Chinaböllerersatz für Briefkästen, die unbedachten Vorstadtvätern frühmorgens das Gesicht wegbrennen oder Grillfackeln in ruhigen Vorstadtsiedlungen. Es wurde zum Klopapierstreich der halbstaken Spießer.

Normales Spiel bei Dynamo Dresden...

Als dann in den 1990er Jahren auch der Einsatz in Stadien zunehmend erlaubt wurde, sorgten Bengalische Feuer mit ihren vielseitigen und interessanten Eigenschaften für unvergleiche Fußballmomente, wenn übergewichtige Transpirationsriesen den Vordermännern ihre krümelverfilzte Wampe auf die Schultern legten, während sie beim Auf- und Niederhüpfen langsam ihre Feuer aus dem mitgebrachten Bierkasten zogen und einen 1600° heißen Funkenregen über die Tribüne ergossen, der in ihrer unmittelbaren Nähe durch die Tropfen des herabfallen Bieres einigermaßen abgelöscht wurde. Eine Zeitlang versuchten Fans diese sinnvolle Tätigkeit auch zum Beeinflussen des Spielverlaufs in Form von auf die Bühne geschriebenen Beleidigungen gegen einzelne Spieler zu verwenden. Einige schworen wegen der höheren Präzision mehr auf römische Lichter, um gezielt Spieler anzugreifen.

Nach und nach sahen aber Verantwortliche ein, dass der übermäßige Einsatz Bengalischer Feuer doch nicht so sinnvoll für Fans und Spielgeschehen im allgemeinen waren, vielleicht wegen der enormen Hitzeentwicklung, vielleicht aber auch, weil sie fast unbegrenzt lang brannten, wenn sie einmal brannten und im Haupthaar der Vordermänner züngelten. Daher verbat der DFB irgendwann den Einsatz bengalischer Feuer und empfahl zur Spielerbeeinflussung mehr akustische Foltermethoden wie Pfeifen, Trommeln oder Flöten zu setzen. Seitdem werden bengalische Feuer nur noch von schwarz vermummten Störenfrieden gezündet, die, eben weil sie ja schwarz vermummt sind, besonders gut in der Menge untertauchen können, wenn sie so ein Ding in Händen halten.

Der echte Fan ist mittlerweile weitergezogen, hat sich modernisiert und lässt diese barbarische Pyromanie nur noch in Not- und Paniksituationen bei schier aussichtslosen Spielen zum Einsatz kommen. HSV-Fans benutzen sie häufig.

Herstellung

Ein bengalisches Feuer wird nur noch für den westlichen Markt produziert, ironischer- und konsequenterweise aber in Indien und Bengladesch gebaut, um Prduktionskosten zu sparen. Das Innenleben so eines Feuers ist mit merkwürdigen Kügelchen aus Erdöl ausgestattet, die in Plastikpressen nach außen gedrückt werden und die synthetische Sprenghaut formen. Dort hinein werden Magnesium und verschiedene andere Substanzen gemischt. Diese Mischung macht 75-80% des ganzen Feuers aus. Der Rest besteht aus Holzwolle und Brennesseljauche fürs Aroma. Je nach Veranlagung der Kunden können noch spezielle Wünsche in der Mischung berücksichtigt werden, wie Chilipulver, Tränengas oder Chlor. Da der moderne Einsatz bengalischer Feuer sich fast ausschließlich auf Fußballstadien und Freiluftveranstaltungen beschränkt, empfiehlt der DFB besonders diejenigen Besitzer im Auge zu halten, die mit ihrem bengalischen Feuern in die Gegenerkurve wollen.

Echte bengalische Feuer brennen lange und intensiv, was sie von Kunstfeuern unterscheidet deren Zellen nur aus 15-20% Magnesium mit flammenfärbenden Substanzen wie rostigen Nägeln und Stroh bestehen. Die lassen sich schon recht günstig bei Praktiker haben, wo es ja auf fast alles 20 Prozent gibt. Die meisten davon sind nicht TÜV-geprüft und neigen zur leichten Detonation, aber 90 % aller Unfälle passieren ohnehin im Haushalt und nicht in Stadien oder bei Praktiker. Länger als ein echtes bengalisches Feuer brennt übrigens nur ein richtiges Feuer. "Echte" Fans und Pyromanen schwören noch immer darauf, denn echte Feuer kann man auch mal alleine weiterbrennen lassen, wenn man in der Halbzeitpause aufs Klo muss.

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