Individualismus
"Individualismus der", ist die zentrale Glaubensdogmatik all derer, die da nichts mit dem Rest der Welt zu tun haben wollen. Damit ist der Individualismus eine der willkommenen Rechtfertigungen, die ganze gesamte Menschheit als Narren zu brandmarken, einen jeden als stümperhaften Dilettanten zu betrachten, und sich selbst höchst eigens, in der Rechtfertigung gehen zu lassen, man sei beschäftigt, individuell auftreten zu wollen.
Begrifflichkeit
Das mag freilich so klingen als würde der Individualismus keinerlei soziale Elemente aufgreifen, die ihm eine Apologie vermitteln würden, im gesellschaftlichen Gefüge integriert zu werden. Dem aber ist nicht so. Zwar wirkt der Individualismus grundsätzlich als Syntax zur Spezifikation einzelner Individuen und ist damit nicht als ein gruppendynamischer Begriff ausgewiesen, steht aber dennoch synonym für ihn (siehe: weiter unten). Denn auch der Individualismus selbst, muss individuell betrachtet werden.
Antike
Über den Individualismus ist es einem jeden möglich seinen Namen nachhaltig in der Geschichte der Welt verankert zu wissen. So gehen die größten Ereignisse nicht auf eine soziale Gruppierung zurück sondern auf zentrale Personen, die sich individuell als Vorreiter ihrer Zeit sahen. Caesar, der einfach bestimmte, oberster Befehlsboss zu sein, Nero, der aus lauter individueller Schaffensfreude ganz Rom verbrannte, Artus, der Tischler, der die ersten runden Tische kreierte, DaVinci, der meinte, er müsse klüger sein als der Rest, Napoleon, der Lehrer, der dachte, die ganze Welt könne Französisch gebrauchen, Papst Innozenz VIII, der alle Frauen als Hexen brandmarkte, die Gebrüder Wright, die urplötzlich dachten, ihr Individualismus sei am besten vertreten, wenn sie behaupteten, sie könnten fliegen und letztlich Casanova, der einfach jeden Frosch da packte, wo er die Locken hat; diese Dinge sind es, die elementare Grundlagen schufen, individuell auftreten zu können. Alles andere war zu gewöhnlich und verbraucht.
Heute
Heute ist es dringender denn je notwenig, anders zu sein als der Rest. Man könnte ohne den Individualismus gar nicht mehr existieren. Man überlege nur mal, wie sich der reiche Schnösel individuell hervortun könnte, gäbe es nicht Markenprodukte, die arme Schlucker nicht kaufen können. Oder andersherum, was wäre, wenn die billigen Produkte plötzlich so gut aussähen und verarbeitet wären, dass der reiche Schnösel nicht übel Lust hätte, sie einzukaufen. Was würden denn da die armen Schlucker sagen? Auf einer Ebene mit der Elite, undenkbar! Hier setzt übrigens auch die Philosophie der CDU ein, die eine Sozialisierung und Gleichschaltung aller, aus beschriebenen Misstand heraus, stark kritisiert und hierin Gefahren erkennt, dass Randgruppen plötzlich nicht mehr erkennbar seien und im Volk aufgehen würden. Der soziale Wandel gefährdet den alt hergebrachten Individualismus. Achtung!
Unsoziologische Gruppierungen
Die unsoziologischen Schemata weisen ein besonderes Schmankerl des Individualismus auf, das sich völlig frei von zwischenmenschlichen Zusammenspielen entwickelt. Vertreter dieser Einordnung sind durch die sie bestimmenden Eigenschaften geprägt, nicht bestehen zu können, solange sie Nachahmer finden.
Kultureller Individualismus
Der Versuch, Menschen gleicher Gesinnung zu finden, die sich darüber definieren, nichts gemeinsam zu haben. Eine paradoxe Situation die den Vertretern widerfährt, so sie sich denn bewusst werden, was mit ihnen vor sich geht.
Beispielhafte Umsetzung:
Alter Ego: „ Huch, Du siehst ja genauso aus wie ich ”
Spiegelbild: „Aber nein, Glück gehabt, ich bin doch spiegelverkehrt ”
Wirtschaftlicher Individualismus
Der Versuch, 5000 Meter Fließbandarbeit alleine zu erledigen. Seine Ausrichtung und Gegenwehr verläuft allerdings recht schnell und rapide im Sand, da er keine verlässlichen Partner findet, die gleiche Interessen aufweisen, bzw. aufopferungswürdig ihr Potential zu Gunsten ihres Konkurrenten ins Feuer werfen.
Beispielhafte Umsetzung:
Vorne am Band: „Okay so wird’s gemacht. ”
Hinten am Band: „…..Puh….”
Politischer Individualismus
Der Versuch, ohne durch den Staat manipuliert zu werden, den Staat zu manipulieren. Eine geschickte Sache. Im Bundestag sitzt man zwar an den Katzentischen ziemlich alleine zwischen den Bänken, man kann aber auch mal „hüh“ und mal „hott“ sagen. Diese Pragmatik machte sich Altbundeskanzler Adenauer gerne zunutze, wie in seinen berühmt gewordenen Worten nachzulesen ist.
Beispielhafte Umsetzung:
Gestern: „ ..und morgen gibt’s für alle Freibier”
Heute: „...Was soll ich gesagt…..na, was interessiert mich denn mein dummes Geschwätz von gestern?...”
Soziologische Gruppierungen
Typen dieser Ordnung finden sich im zwischenmenschlichen Gefüge wieder. Daher obliegt es ihren Vertretern in besonderem Maße, sich individuell abzugrenzen. Das will heißen, dass angestrebter Individualismus, einzigartig auf der Welt vertreten sein muss, praktisch gesprochen: Man muss der George Bush unter den Pazifisten sein, der Amboss zwischen den Vögeln oder ein Wolf in der Metzgerei beziehungsweise das Lila im Gelben. Nachfolgend sind dieses die feinen Abstufungen der verschiedenen Grade von Individualismus, mit ihren angeführten Kennzeichnungen.
Schwacher Individualismus
Dieser Individualismus ist die schwächste Form aller Individualismen. Grob gesagt, ist er überhaupt gar keiner. Hierbei wird eine zwanghafte Form der Individualisierung gefordert, unter der Maßgabe, nicht anders sein zu dürfen als der Rest. Prost Mahlzeit. Undenkbar? Nein! Der Kommunismus macht’s möglich. Individualismus innerhalb von Staatsphilosophien vermag harmlos zu klingen, stellt aber an sich, eine 1A Lüge dar. Bei dieser Auffassung von Individualismus wird keinerlei Höchstmaß an Eigenverantwortung gefordert, sondern lediglich penibel darauf Wert gelegt, mit psychologischem Einfühlungsvermögen den Anweisungen der Diktatur zu entsprechen. Zwar gilt hier, dass auch der Dümmste mitmachen kann, aber, wie sollte es wen stören, wenn keine Kritik erlaubt ist. Folglich ist diese Randerscheinung ein wahrlich komisches Element der Eigenverwirklichung. Der persönlichen Entwicklung wird nur soviel Raum geboten, bis dass am Ende ein jedes Individuum gleichsam weit entwickelt und gestellt ist wie sein Nebenmann. Diese Praxis ist die glorifizierte Form des „Staatlichen Individualismus“. Im Prinzip also gar kein Individualismus, nennt sich nur so. Diese effektvolle Wandlung ist ein Paradebeispiel chinesischer Agitationsbreite. Eigentlich ist sie auch gar nicht breit, sondern hauchdünn, und eigentlich ist sie auch gar nicht chinesisch, sondern diktatorisch; aber sie ist vor allem eines, nämlich „Staatsraison“. Und darum spielen alle chinesischen Insassen witzig mit. Eine gewisse zynische Verbissenheit ist diesem unfreiwilligen Vertreter der Individuallehre jederzeit anzumerken.
Beispielhafte Umsetzung:
Gruppe: „Ein Hoch, dem Kaiser, ein Hoch! Wir opfern für Euch unser Leben... “
Staatlicher Individualismus: „…und das unserer Frauen .. ”
Häufiger Individualismus
Der Innere Individualismus ist die am häufigsten vertretene Form der Profilierung, wobei „häufigste Form“ nicht heißen will, dass eine Ausprägung der anderen gleicht. Praktischer Bezug wäre der feministisch populäre Ausspruch: „Alle Männer sind Schweine“ (häufiges Schema), „sehen aber alle anders aus“ (verschiedene Ausprägungen).
Der innere Individualismus spricht von der eigenen Überzeugung zur gewollten Abgrenzung. Das macht ihn so leicht umsetzbar, dass wahrlich ein jeder Esel sich berufen fühlen kann, ihn als Dogma seines Schaffens, hoch zu hissen und in die Welt zu tragen. Es muss hierbei lediglich darauf geachtet werden, sich ungeachtet der äußeren Umweltbedingungen zu entwickeln. Das heißt, ein eigenes Abgrenzen zum Außenseiter hin wird in dem zwingenden Maß gefordert, dass die Einhaltung eigener Ziele, stoisch umgesetzt wird.
Beispielhafte Umsetzung:
Gruppe: „Wir haben alle einen Gutschein für 10.000 Euro bekommen. Willst Du auch einen?“
Innerer Individualismus: „Ich geh jetzt aber auf Schalke.“
Ausgeprägter (wahrer) Individualismus
Der Äußere Individualismus spricht von der Erkenntnis nach außen gerichtet agieren zu müssen. Das Schlachtwort ist „öffentliches Handeln“. Das heißt, dass nicht nur die Umgebung analysiert wird, sie wird auch opportun, verzehrt wiedergegeben. Der klassische Fall eines Wollstrickjacken und Sandalen tragenden Mitbürgers, reicht hier nicht aus, um das Prinzip zu erfassen. Mut und Willensstärke gegen herrschende Missstände anzutreten sind die Veranlassungen, der zumeist „politischen“ Individualisten, bestehende Statuten zu stürzen. Diese Variante wird hervorragend von dem Protagonisten Dieter Bohlen umgesetzt, der mit einem absolut unvergleichlichen Individualismus, kleine Kinder runterputzt. Oder aber kleine Kinder selbst, die mal von rechts mal von links oder mal von vorne, aus dem Hinterhalt auf die Straßen springen können, um sich mal selbst, ein Bild ganz exklusive und aus der Nähe, von einem imposanten Motorblock oder Kuhfänger zu machen. Der Aktionismus aber sollte immer in den Bahnen verlaufen, die einem deutlich machen, dass man so ziemlich ganz alleine auf der weiten Welt dasteht.
Beispielhafte Umsetzung
Gruppe: „Wir gehen ein paar Ausländer klatschen. Machst Du mit?“
Äußerer Individualismus: No, thank you! I prefer to go out with my girlfriend. She is so lovely.”
Vertreter der verschiedenen Typen
- Kutureller Individualismus: Schneewittchens Königin und jede andere verzogene reiche Göre und hauptberufliche Witwe
- Wirtschaftlicher Individualismus: Die netten Herrschaften, die zwei Monate nach ihrer Unternehmensgründung Konkurs anmelden, und ein jeder überrascht feststellen darf, dass man innerhalb von 60 Tagen, 2 Millionen Euro Schulden ansammeln kann.
- Politischer Individualismus: Jürgen Möllemann. Keiner machte es je so deutlich, wenn es nicht rauf geht, dann geht’s halt runter.
- Schwacher Individualismus: Unter Kommunismus regierte Staatsbürger, um es einfach zu halten
- Häufiger Individualismus: Nachbars Ede, der Herr, der im Unterhemd seine Zeitung aus dem Briefkasten fischt, und sich dabei ungeniert am Rektum kratzt; sowie der dicke Ulf, der schon mit 7 Jahren Schweißzentren entwickelt hat, die einem ausgewachsenen Bären in Neid stellen würden
- Wahrer Individualismus: Napoleon gilt, einer, der sich gegen eine ganze Nation erhob
(siehe auch: Individualist)
Interessante Fakten
- Individualismus ist die Fähigkeit eigene Charakterschwäche teuer zu verkaufen
- Individualismus ist immer noch besser als nebenan zuwohnen
- Individualismus ist etwas, was die meisten Menschen erst durch ihre letzten Worte erlangen
Literatur
- Kaufen Sie sich noch heute ihr Individualismus Packet – CDU, 2008, Bundesverlag, Bonn
- Individualismus und wie gehe ich mit ihm um – Ute Lemper, 2001, Verlag d. B.Wisser, Köln
- Der Individualismus und ich, zwei Herzen in meiner Brust – 7. Borg, 1995, Verlag Raumflotten, Tötensen
- Ich war beliebt. Heute glaube ich an den Individualismus - Sido, 2006, Verlag Skulls co.; Block
- Ich war anscheinend nie beliebt. Verdammter Individualismus - K. Beck, 2008, Verlag Abwahlen, Berlin
- Indy, wie Duell und Kampf synchronisiert wurden – G. Lucas, 1987, Verlag Thx, Los Angelos