Minnesänger

Minnesang gilt seit Jahren als unschlagbarer Garant beim Umwerben der weiblichen Liebe. So konnte vom beginnenden Mittelalter an der Minnesang als einziger Lichtblick halbwegs zivilisierter Umgangsform in einer durch barbarische Rituale geprägten Zeit angesehen werden. Die Sänger dieses Genres bedienten sich der Multitask-Fähigkeit des Weibes, die gleichzeitig ein Huhn rupfen, in Gedanken an ihren auf dem Schlachtfeld kämpfenden Gatten sein UND dem Werben der Minnesänger lauschen konnten. So hatten diese Troubadoure einerseits Erfolg beim anderen Geschlecht, mussten aber von Anbeginn an mit einer feindlich gesinnten Einstellung richtiger Männer rechnen.

Minnesänger in Ausübung seines Berufes. Das mitgeführte Tier steht stellvertretend für die Aussage: "Ich bin gut zu Vögeln."

Musikalische Entwicklung des Frauenwerbens

Aber Obacht. Übertriebene Symbole können dem Sänger eher hinderlich sein

Das Gesänge in der Minne entstand nicht zufällig. Zunächst gilt zu berücksichtigen, dass das weibliche Geschlecht damaliger Zeit bezüglich ihrer Männerwahl auf einfachste Äußerlichkeiten wie Zeugungsfähigkeit, Stärke oder Reichtum gedrillt war. Nachdem so ein Partner fürs Leben entdeckt und geheiratet wurde, zog dieser in der Regel in einen Kreuzzug, vertrieb einfallende Mongolen oder regelte wichtige Geschäfte im Stadtrat. Die Frauen blieben demnach erstens allein mit ihren Wünschen und hegten zweitens ein starkes Misstrauen gegen ihre ohne ihre Kontrolle lebenden Männer. „Gab es in anderen Ländern nicht auch Frauen, wie treu ist der Gatte wirklich und was macht der eigentlich den ganzen Tag?“ waren die ängstlichen Fragen der Heim und Herd hütenden Ehefrauen.

In diesem geistigen Umfeld ist der Beginn der Minne zu sehen. Kreative Köpfe, die weder mit dem Schwert noch mit Korruption umzugehen wussten, hatten einen schweren Stand beim anderen Geschlecht. Folglich besannen sie sich auf ihre eigenen Stärken und kitzelten die Nerven der Frauen durch Lobhuldigungen der untersten Schublade. Den Frauen schmeichelte das und der Beruf des Minnesängers entstand.

Frankreich

Frankreich gilt als Land der Liebe. Hier sind die Wurzeln ersten Minnegesangs zu finden. Der Chevalier d’Auvergne, erster Sprössling des grandiosen Feldherrn Sergeant de Gainsbourg, war Eigentümer diverser Schlösser und Burgen, doch sein erstes Interesse galt der Pferdezucht. Dem zwar modischen, dennoch groben Abschlachten fremder Völker konnte er allerdings nicht viel abgewinnen. Besonders angetan hat es ihm eine Zucht-Stute, der er in Gedanken ganz nah war. Ihr widmete er nach einem gemeinsamen Ausritt ein schmachtvolles Liebeslied, pries darin ihre grazile Haltung, ihre gefällige Mähne und seinen Halt zwischen den Schenkeln. Die zufällig an den Stallungen vorbeischlendernde Cousine des reichen Jünglings erhörte die gesungene Liebesbezeugung und münzte sie in der damals üblichen Selbstüberschätzung des Adelsgeschlechts sofort auf sich um. Et voilá: sein Lied in alt-fränkischer Sprache „Minne Stut, di machts so goût...“ wurde zum Namenspatron einer prosperierenden Romantik-Bewegung im dunklen Mittelalter.

Die Kunde vom Erfolg bei Frauen durch Vortragen gesungener Texte verbreitete sich rasend schnell im Land der beinlosen Frösche. Musisch Begabte nannten sich Troubadoure (frz., sinngemäß für tirilierend durchs Land ziehen und Augen aufhalten) und bemühten sich um die Schöße einsamer Damen. Ein neuer Beruf entstand. Von Frankreich aus verbreitete sich die Minne-Bewegung über ganz Europa.

Italien

Die italienischen Tenöre verloren ihr Ziel aus den Augen. War dieses Ritual verantwortlich für die Falsettstimmen?

Italiener haben seit dem Zusammenbruch des römischen Weltreichs arge Minderwertigkeitsprobleme. Diese nahmen sie mit ins Mittelalter und mussten nun erkennen, dass Frankreich sich lustvoll in der letzten verbliebenen italienischen Domäne, dem Umgarnen verheirateter Frauen, als erfolgreicher erwiesen. Sie sandten staatliche sowie päpstliche Spione ins Land der leeren Schneckengehäuse um herauszufinden, was es mit der berüchtigten Minne auf sich hätte. Hier erkannten sie, dass Gesang des Rätsels Lösung war.

Um den Anschluss an die neue Zeit nicht zu verpassen, entstanden so in Italien ab ca. 1195 in Milano, Roma, Verona und Firenze erste Gesangsschulen. Eine revolutionäre Idee, die jedoch am Ego der italienischen Sänger scheiterte. Statt sich auf das weibliche Geschlecht zu konzentrieren, verloren sie von Anbeginn an das Ziel aus den Augen. So konnten sie zwar schön singen, richteten ihre Kräfte aber gebündelt auf die männliche Konkurrenz, mit der Maßgabe, besser als diese zu singen. In diesem Wettstreit entstand der Falsettgesang, der das Umwerben des Weibes auf natürliche Weise überflüssig machte und das Jodeln in italienischen Bergdörfern. Auch bei dieser im Streit Mann gegen Echo geführten Sangesschlacht war die Frau unbedeutsam.

Der italienische Mann blieb gefangen im Belcanto und konnte, so er den Weg des Minnesängers ernsthaft weiter verfolgte, nur als Evirati in Venedig als Sportbootsbesitzer im Transportgewerbe für entweder Jungverliebte oder hochbetagte Damen Fuß fassen.

Germanien

Während sich südländische Staaten feingeistiger Methoden zur Annäherung des verheirateten Weibes bedienten, setzten Germanen in der gleichen Zeit noch auf frugalere Beschaffungsmöglichkeiten. In aller Regel wurden grubenähnliche Fallen im Wald gebaut und die Frau, die dort hineintappte, zur Gattin erkoren. Bereits verheiratete Damen wurden mittels gezielten Keulenschlag auf den Gatten von diesem getrennt und als Witwe an einen neuen Herd gebracht.

Hier konnte Minnesang lange Zeit nicht fruchten. Erste germanische Minnesänger tauchten daher erst nach Abflauen des etruskischen savoire vivre um 1250 in der Gegend des heutigen Kölns auf und hatten erheblichen Nachholbedarf. Vielleicht erklärt das, warum es in der Geschichtsschreibung eine auffällig hohe Anzahl bekannter Minnesänger aus dem Land des Auerochsen im Schweinedarm gibt. Von Walther von der Vogelweide bis zu Diphtongio von Hindten sprossen zeitgleich viele Hochbegabte aus dem Boden, die Germanien zum absoluten Hotspot der damaligen Minne-Szene machte.

Sie glichen sich im Stil den französischen Troubadoure an. Einzig das Instrumentarium wurde nostalgisch verklärt um Morgenstern, Streitaxt und Streckbank erweitert.

Soziologie

Die Minne entstand in der Zeit, als noch nachbarliche Burgen gegeneinander kämpften und zeitgleich die Burgbesitzer dabei waren, Jerusalem zu befreien. Wenn nun ein Lehnsherr Richtung Palästina aufbrach, konnte sein Nachbar unkompliziert dessen Besitzungen annektieren. Dessen wurde man in den Adelskreisen schnell überdrüssig und man besann sich darauf, den gegnerischen Burgnachbarn anders bloßzustellen. Die Eroberung seiner Gattin reizte da schon eher und wurde so zum Volkssport der höhergestellten Gesellschaft. Zum Ziel führte da meist der neu gegründete Minnesang.

Mit Beginn des 14. Jahrhunderts änderte sich die gesellschaftspolitische Ordnung. Den Nachbarn zu demütigen reichte nicht mehr, dann schon lieber den Nachbarstaat. Minne geriet angesichts dieser übergeordneten Ziele in den Hintergrund, verschwand aber nicht vollständig. Die auf die Minne angewiesenen Damen aller Gesellschaftsschichten forderten ihr Recht auf Minne ein und so tauchten die diesen Dienst erfüllenden Sänger zunächst in den Untergrund. Dann wurde Amerika entdeckt und änderte das Weltbild.

Die Minnesänger fürchteten die musikalische Konkurrenz aus der Neuen Welt und tauchten aus ihrem Schattendasein wieder auf. Mit Beginn der Renaissance haben sie Europa wieder fest in den Griff des Minnegedanken gebracht und die Minne so weit etabliert, dass selbst religiöse Fanatiker wie der Komponist Johann Sebastian Bach das minnische Liedgut in sein Werk einfließen ließ. Sein Tönet, ihr Pauken! Erschallet Trompeten! Macht breit, ihr Frauen das Gebein! aus dem Oster-Oratorium Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’ mag stellvertretend für den Einfluss der Minne auf die damalige Gesellschaft stehen.

In Richard Wagner fand die Minne ein letztes Aufbegehren. Der komponierende Dichter schuf große Werke, die sich meist um Themen der Hoch-Minne drehten. Seine einfachen Reime „Brunhild, darf ich Dir die Brust anfassen, sonst muss ich leider von Dir lassen...“ aus dem Nibelungenring haben jeden Glanz der von ihm verehrten Minne verloren und waren so simpel, dass sie sogar von den später auftauchenden Nationalsozialisten verstanden wurden. Die Verehrung und Anbetung des langhaarigen Geschlechts durch zarte Weisen hatte im Europa der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts keine soziologische Funktion mehr.

Geschlechtspezifische Ungereimtheiten

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Ich will mit minen frouwen tuischen
solhiu mære, deste bad vûl mit flaz
al der werlte suln behagen:
âne grôze chaûme tuon ich daz.
waz wold ich ze lône?
si sint mir ze hêr:
sô bin ich ir gefüeget
und bite si nihtes mêr,
wan daz si mich nu fessln schône.
Ich will mit meinen Frauen duschen
Schubidu und mehr, ein Bad voll (nackten) Fleisches
die ganze Welt soll es erkennen
ich mach es ohne Schaum!
Was soll ich ihnen zahlen?
Zwar sind sie mir hörig
dennoch bin ich gefügig
und bitte um nichts anderes
als das sie mich nur schön fesseln tun.

Die Texte der Minne kamen schnell zur Sache, trotzdem mussten bestimmte Regeln eingehalten werden. Schließlich ging es um die Verständigung zweier unterschiedlicher Geschlechter, die ergebnisorientiert zum Ziel der inniglichen Vereinigung führen sollte. Hierbei durfte man erstens nichts dem Zufall überlassen und zweitens mussten die Sänger ins Herz der wahllos Angebeteten treffen.

Der Reim

Ein Reim ist immer dann nötig, wenn der Textgehalt nicht ausreicht, um die Gefühle der Angebeteten zu erreichen. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass das weibliche Gehirn empfänglich für Sprachbegabung beim Manne ist und der Reim wenigstens den Ansatz dieses Talents erkennen lässt. Hierbei ist es egal, ob sich romantisierend Herz auf Schmerz reimt, deftig Rose auf Hose oder egoistisch l’amour auf Troubadour. Die Damenwelt gerät grundsätzlich in Verzückung, wenn Worte ähnlicher Klangstruktur am Zeilenende auftauchen.

Somit teilt man heute die mittelalterliche Minne in zwei Hauptgruppen:

  • Coblas retrogradadas – die Kunst Reime in gleichmäßiger Form wiederholt durch den Text fließen zu lassen, sowie die
  • Coblas dissonanzas – die sich auf direkte Ansprache ohne erkennbare Reimstruktur bezieht (ähnlich dem heutigen Hiphop-Gesang)


Beispielhafte Reimstruktur:
Weiß Du noch, gestern Nacht,
Du holde Angebetete,
Da hat ER sich richtig dick gemacht,
Während SIE auf ihm trompetete.

Das möchte ich heut’ wieder machen,
Du heimlich Angeschmachtete,
Das und all’ die anderen Sachen,
Die ich alsdann im Traum betrachtete.

Diese alliterierende Gedichtsform ließ sich ad libitum verändern, erweitern, umschreiben. Wichtig war, die Dame direkt anzusprechen, ihr unmissverständlich die Kernbotschaft zu vermitteln und sie dabei zu loben. Gemeinsame Erinnerungen an ein schönes Minne-Erlebnis einfließen zu lassen, sprach von exzellentem Erinnerungsvermögen und konnte die Damen beeindrucken (ungefähr so, wie in der Jetztzeit das Erinnern der Namen ihrer Freundinnen, der Geburts- oder Hochzeitstag oder das Datum des ersten Kennenlernens. Frauen sind bei solchen Gedächtnisleistungen nachweislich wohlwollend eingestimmt).

Das Versmaß

Die meist metrisch gegliederten Verse teilten sich in vier bis sechs Strophen und waren sogenannte jambische Fünfheber. Man unterschied weiterhin die Anzahl der Silben, die sich, in Anlehnung ans italienische Sonett entweder in
Kadenz – weiblicher Vers zehnsilbig oder
Dekadenz – männlicher Vers mit elf und mehr Silben
teilten. Bis heute rätseln Literaturwissenschaftler, warum der mehrsilbige Vers als männlich eingestuft wurde. Nach heutigen Erkenntnissen würde man je mehr Silben, desto weiblicher einteilen. Vermutlich war im Mittelalter das Reden dem Manne vorbehalten.

Technik des Minnesangs

Selbstredend wäre es theoretisch möglich, dass ein Stallknecht eine ranghöhere Dame anhimmelt und er durch Minnesang versucht, diese zu erobern. Selbst wenn er gebildet, textsicher, musisch und von schöner Stimme wäre, bleibt die Erfolgsaussicht für ihn eher gering. Er muss bestimmte Verhaltensregeln einhalten. So gelten Körperhaltung, der Sonntagsstaat und eine allgemeine Körperhygiene als Mindestanforderung an Accessoires. Ferner können kleine Geschenke die Gunst erhöhen. Allerdings sollte man als Minnesänger darauf achten, dass die Damen höchst unsensibel reagieren, wenn man beispielsweise Jagdtrophäen wie abgeschnittene Feindesköpfe oder Tierleichen als Eroberungspräsent darreicht.

Körperhaltung und formale Umgangsform

Neben dem klassischen Kniefall vor dem Fenster oder Balkon der Angebeteten, ist es möglich, auch Hilfsmittel wie kleine Schemel oder Hocker zu verwenden. Letztlich ist das abhängig vom mitgeführten Instrument. Ab dem 13. Jahrhundert pflegten Minnesänger auch eine lässig gegen eine Hausmauer oder auf einem Brunnen lasziv hingelümmelte Position einzunehmen. Die Körperhaltung sollte immer weit entfernt von grobschlächtigem Verhalten sein. Auch sportliche Aktivitäten (Handstand, Kniebeugen oder hemmungslose Tanzdarbietungen) gehören nicht ins Repertoire eines erfolgreichen Minnesängers.

Tipp: Wer es mit dem Singen nicht so drauf hat, kann sich eine Rose zwischen die Lippen klemmen. Das sieht adrett aus, weckt Begierde und entschuldigt einen eventuellen Sprachfehler.

Werkzeuge und Materialien

Obwohl dieser Minnesänger braungebrannt war und er einen Troubadour-Hut trug, unterliefen ihm schwerwiegende Fehler:
1. Am Hut fehlte die Feder
2. er war zu alt
3. ein Megaphon zu nutzen widersprach dem romatischen Grundgedanken leiser Töne
4. außerdem hielt er es verkehrt rum oder stand mit dem Rücken zur Angebeten

Man besingt eine verheiratete Frau und wenn man Glück hat, kann die Dame einem per Fingerzeig deuten, dass dem Besuch des Schlafgemachs nichts mehr im Wege steht. In diesem Fall sollte der Minnesänger gerüstet sein. Zur Grundausstattung des Mimen gehören

  • eine Leiter (für die Dame nicht sichtbar, aber griffbereit in unmittelbarer Nähe), da man nie weiß, wo sich das Liebesnest befindet.
  • Einen großen Schlüsselbund und gängige Dietriche, da die zur Eifersucht neigenden Ehemänner den Schoß der Gattin vor ihrer Abreise verschlossen haben.
  • Seife des Intimbereichs, da, wenn man den Keuschheitsgürtel geöffnet hat, der aufkeimende Geruch die Liebesathmosphäre eintrüben könnte.
  • Ein langes Seil für den Fall, dass man fluchtartig aus einem höheren Stockwerk die Flucht ergreifen muss. Ferner lassen sich mit diesem Untensil praktische Bondage-Spiele durchführen (je nach Veranlagung).
  • Zeitgemäße Waffen, falls ein frühzeitig zurückkehrender Ehemann nicht die formal richtige Methode des Duells wählt, sondern spontan auf Vergeltung drängt.
  • Ein in der Nähe der Leiter deponiertes Bündel Ersatzkleidung, da es sein kann, dass man die Flucht nur dürftig bekleidet vornimmt.
  • Einen Schweine- oder Katzendarm (abhängig von der Selbsteinschätzung) für die Verhütung einer kompromitierenden Schwangerschaft.

Tipp: Zur Lockerung der für die Damen sehr angespannten Situation hat es sich als hilfreich erwiesen, immer ein Fläschchen Poison d’amour, erhältlich bei den stadtbekannten Kräuterhexen und Quacksalbern, mitzuführen. Zur Not hilft auch eine etwas größere Flasche Met.

Kleiderordnung

Endlich am Ziel. Die Schwierigkeiten tauchten später auf, als der Troubadour sich umständlich aus der Strumpfhose schälen musste. Hier wäre ein praktischeres Beinkleid zu empfehlen.

Es gibt keine allgemeingültige Kleiderordnung, da diese immer abhängig ist vom jeweiligen Zeitgeschmack. Wichtig ist, die Kleidungsstücke sollen sowohl vornehm wirken, sauber sein und dürfen keinesfalls den Eindruck von Ungepflegtheit aufweisen. Armut hingegen könnte erkennbar sein, dies appelliert an das gute Herz der Damen und sorgt für Rührung (Helfersyndrom). Ferner ist bei der Wahl der Kleidung darauf zu achten, dass der Lendenbereich schnell und ohne große Komplikationen freigelegt werden kann, ebenso wie die Ankleide nach Durchführung der Minne ebenso zügig und ohne fremde Hilfe zu bewerktstelligen sein sollte. Ein Halstuch passt zu jeder Jahreszeit, Schnallenschuhe hingegen erst ab dem 17. Jahrhundert. Wichtigstes und unverzichtbares Accessoir ist der sogenannte Troubadour-Hut, der breitkrempig und meist mit einer bunten Feder versehen ist. Er versteckt aufkommende Geheimratsecken bzw. beginnende Glatzen und taucht das eigene Antlitz in ein geheimnisvolles Dunkel.

Tipp: Verzichten sollte der aktive Minnesänger auf Ritterrüstungen, Kettenhemden oder das Mitführen von Knappen. Diese waren zwar zur Zeit der Frühminne extrem en vogue, erwiesen sich aber bei 96% aller Situationen als hinderlich.

Instrumente

Glücklicherweise fanden Historiker 1969 in einem Passauer Kloster die handschriftliche Aufzeichnung eines unbekannten Minnesängers, datiert auf das Jahr 1154. Sein moûzik, die mér spíelet gab nicht nur Aufschluss über viele Liedtexte, sondern in einem Kapitel auch Hinweise zum Einsatz damals gebräuchlicher Instrumente.

So besagt sein Regelwerk unter Anderem, dass Instrumente, die man mit den Lippen bedient (Schalmei, Block- oder Querflöte, Posaune oder Fanfare) dem Gesang im Wege standen und grundsätzlich nur von Bauchrednern zu nutzen seien. Auch die beliebten Pauken-Sets vermochten zwar eine gewisse wachrüttelnde Wirkung nicht verfehlen, benötigten jedoch mehrere Träger, die sich nur wenige Reiche leisten konnten und ansonsten bei einer plötzlichen Flucht hinderlich wären. Ebenso schwerfällig war das sogenannte Contraktions-Bass, ein einsaitiges Instrument, basierend auf ausgedienten Fässern und die okzidentalischen Schellen, die drohten, den Gesang zu übertönen.

So blieben als Nutzinstrumente nur
die Lyra, ein meist viersaitiges handliches Kleininstrument, das problemlos im Rucksack transportiert werden konnte,
die Doppel-Lyra, die eine praktische Mischung aus Musikgerät und Armbrust darstellt,
die Zitter, vierundzwanzigsaitige Flachgitarre, die verkehrtrum an die Decke gehängt ebenso als Wäschetrockner funktionierte
und letztlich natürlich die Mandoline, die der lauschenden Dame vermittelt, besonders flink mit den Fingern zu sein.

Tipp: Sollte die musikalische Begabung nicht für ein Instrument ausreichen, könnte man eine Saiteninstrument-Attrappe aus Holz oder Pappmaschee nachbilden und die Spielweise nur andeuten. Auf das Instrument imitierende Vokalsoli sollte der gewiefte Minnesänger allerdings verzichten. Seine Virtuosität muss er an anderer Stelle beweisen.

Devotionalien

Jede Frau ist jederzeit für Geschenke empfänglich. Die einer Dame dargereichten Präsente waren anfänglich noch mitgebrachte Höflichkeiten, dann, spätestens seit der Nieder-Minne (1231-1305), jedoch unverzichtbares Utensil der Minnesänger. Die im Volksmund als Buxenôfener bezeichneten Mitbringsel zeichneten Verantwortung über Erfolg oder Misserfolg der geplanten Minneaktivität.

Gern gesehene Gastgeschenke waren Salz-, Zucker- und Pfefferstreuer.

Als übliche und zum Ziel führende Darreichungen jener Zeit galten

  • Blumen
  • Schmuck
  • Edelsteine
  • Gewürze
  • Phallisch Geformtes aus Ton oder Holz
  • Lebende Jungtiere („Oh, wie niedlich!“)
  • Plüschfiguren

oder

  • Handtaschen.

Tipp: Mitbringsel müssen nicht unbedingt teuer sein. Lockt der Sänger beispielsweise mit einem Hundehalsband nebst Leine, kann das das Gefühl der Frau erreichen. Der Vorteil liegt darin, die Gegenstände wieder mit nach Hause (oder zur Nächsten) zu nehmen. Eine einmalige und kostengünstige Investition also.

Hygienische Anforderungen

Gepflegtes Äußeres konnte dem Minnedrang förderlich beiseite stehen. Wenngleich man die Maßstäbe, die heute für Körperpflege anlegt werden, drastisch reduzieren muss. Üblicherweise war es ausreichend, wenn man sich vom Kotgeruch befreite oder diesen durch strengere Gerüche (Moschuskonzentrat) übertönte. Für Minnesänger galten lange, aber saubere Fingernägel – ein Zeichen nicht von Feld- oder Stallarbeiten leben zu müssen – als Markenzeichen. Darüber hinaus konnte man damit die begehrte Dame geschickt von Läusen befreien oder ihr den Rücken kratzen. Unschätzbar wertvolle Hilfen zu jener Zeit.

Tipp: Auch Kleidung zählt zur Hygiene. Empfehlenswert waren alle atmungsaktiven, bügelfreien Materialien (Nylon, Wildleder) oder Applikationen mit Goldbrokat, da hier der Schmutz nicht so deutlich ins Auge sprang.

Musik der Minne

Musikalische Entwicklung

Zu Beginn des mittelalterlichen Minnezeitalters waren sowohl Musikalität, Notentechnik und Instrumente nur dürftig ausgebildet. Die Musik jener Zeit reduzierte sich auf rhythmisches Begleiten einfacher Texte und hat sich demnach seit der Steinzeit, bei der das Aufeinanderschlagen zweier Steine oder Hölzer die Menschen in tranceähnliche Zustände versetzte, kaum weiterentwickelt. Schellen, einfache Drumsets und einsaitige Katzendarminstrumente galten als Inbegriff orchestraler Gesangsbegleitung.

Mit Beginn der Minne waren virtuosere Instrumente nötig, denn mit diesen legten die Musiker den Grundstein für ihren Erfolg. Zeitgleich mit dem Auftauchen erster Minnesänger formte sich auch der Beruf des Instrumentenbauers. Diese Spezialisten schufen stimmungsvolle Tonquellen, die die Sänger bei ihren Eroberungsversuchen schamlos ausnutzten.

Durch Vortragen eines in Strophen gefassten Textes und musikalischer Begleitung entstand durch die Minne das, was wir heute noch unter Liedgut verstehen.

Musiktheorie

Traditionelle Tonsatzlehren der Minnemusik teilten sich nach Art und Ausführung des Stückes in

Monotonie
Homophonie
Telephonie
Polyphonie
und
Phonophobie.

Darüber hinaus tauchten noch regionale Strömungen wie Dyphterie, Akribie oder Palilalie auf. Mit diesem Spektrum musikalischer Möglichkeiten konnten Stimmungen beeinflusst werden, die je nach Art des anvisierten Zielobjektes eingesetzt wurden. Für Ü30-Damen benötigte man beispielsweise Amnesie, für Techtelmechtel mit perversen Attitüden Anomalie und für das zarte Weibsbild die Pädophilie. Erstmals in der Musikgeschichte wurde in der Zeit der Minne Musik zur Erzeugung von Gefühlsaufwallungen genutzt.

Minnesang als Beruf

Jahreshauptversammlung der Minnesänger im späten 18.Jahrhundert. Statt Feder am Hut trugen sie nun einen mächtigen Schnauzbart im Gesicht!

Von Luft und Liebe kann der Mensch nicht leben. Somit blieb die Frühminne zunächst dem Adel als Zeitvertreib vorbehalten. Der Adel war in dieser Epoche die einzige Bevölkerungsgruppe, die nicht in Ställen oder auf dem Feld ihre Zeit verbrachten und die die Minne in vollen Zügen genießen konnten.

Doch bereits 150 Jahre später gab es erste Tendenzen in Anlehnung eines Berufes. Minnesänger nutzten hierzu die Möglichkeit, nicht mehr nur hochgestellte Damen anzubeten, sondern auch Küchenhilfen. So konnten sie sich gleich zweifach bereichern: Neben oder während des Beischlafs bedienten sich die Intellektuellen jener Zeit der Lebensmittel, die in Griffweite lagen. So konnte man nicht mehr verhungern und quasi vom Minnesang leben.

Ein echter Beruf entstand zur Zeit der Gilden, die ab ca. 1390 in Städten gegründet wurden. Hier fanden sich Handwerker zusammen, um Preisabsprachen, Lohnsenkungen oder Strafen für Leibeigene zu manifestieren. Diese Handwerks-Patriachen waren vom Minnewesen beseelt und bildeten sogar eigene Meistersänger aus. Hierdurch konnten sie die freiberuflichen Minnesänger, die einen Antrag auf Aufnahme in die Gilde stellten, nicht länger ablehnen und der Minnesang wurde ehrbar.

Ausbildung

Lehrjahre sind keine Herrenjahre: "Hör zu! Du singst ihr ein scheenes Liedchen, und ich mach' dann den Rest!"

Wie in allen Handwerksberufen, regelt die Handwerksordnung auch das Ausbildungsverhältnis der Minnesänger. Zahlten die Eltern eines wohlproportionierten Jünglings Geld in die Schatulle des Meisters, nahm er diesen bei sich auf und führte ihn ein in die Minne. Mittels einer dreijährigen Lehre wurden ihm die wichtigsten Techniken, die für diesen Beruf nötig waren, vermittelt.

1. Lehrjahr: Transport von Leitern, Schmiere stehen, Umgang mit der Waffe, Fluchtwege entdecken und Laufen
2. Lehrjahr: Gesang, Schreiben, Dichtung, körperliche Ertüchtigung, Instrumentenkunde
3. Lehrjahr: Instrumentalmusik und Notation, gängige Sexualpraktiken mittels Strohpuppe und zweierlei Scheiben Rinderleber, Klettertechnik sowie Typologie der Frauen

Im Anschluss an die Lehrjahre erfolgte die Prüfung vor dem Prüfungsausschuss und der Heranwachsende durfte sich Minne-Junggeselle nennen.

Wanderjahre

Mit diesem Rüstzeug ausgestattet verließ der junge Mann seinen Lehrbetrieb und war von nun an auf sich selbst gestellt. Vier Jahre sollte er auf die Walz und hierbei sein erlerntes Wissen in der Praxis anwenden. So er diese Zeit ohne ansteckende Krankheiten überstand, durfte er sich bei der zuständigen Gilde als Geselle einschreiben lassen, sesshaft werden und sich nach weiteren drei Jahren zur Meisterprüfung anmelden.

Selbständigkeit

Hatte ihm der Beruf bislang ein kleineres Vermögen eingespielt, konnte sich der Minnesänger als Meister selbständig machen. Er trat der Gilde bei, traf sich auf Jahreshauptversammlungen mit Kollegen und hatte die Wahl, entweder allein aktiv zu sein oder Gesellen einzustellen und auszubilden. Die Damenwelt zahlte in diesem Fall im Voraus und gab Ort und Zeitpunkt des Minnetechtelmechtels vor.

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert lösten sich viele Gilden auf und auch der Beruf des Minnesängers verlor den Anspruch, ein ehrbarer Beruf zu sein.

Ritterliches Gehabe

Selbst wenn sich die singenden Eroberer nicht bei ihrer Berufsausübung erwischen ließen, so sprach sich in ihrem Wirkungsfeld relativ zügig herum, dass diese Barden an den Frauen Verheirateter herumfummelten. Dieses erzeugt Neid, Eifersucht und offene Feindschaft.

Etablierte Sänger führten ein von der Minnezunft genehmigtes Wappen. Der Wahlspruch „Ganz gebe ich dir hin!“ blieb, das Portrait war auswechselbar.

Für die auf Schlachtfeldern arbeitenden Ritter stellte das Töten von Menschenleben keine außergewöhnliche Tat dar. Das war ihr Alltag. So war es kein Wunder, dass sie den Minnesängern, denen sie nicht über den Weg trauten, auch ohne erkennbare Indizien kurzerhand den Garaus machten, falls ihnen mal einer über den Weg lief. So schön und befriedigend der Beruf auch war, alles in Allem bargen die rauen Sitten jener Zeit ernsthafte Gefahren für die tirilierenden Musiker.

Ritter waren, wenn sie nicht in einer Rüstung steckten, Edelmänner oder von adeligem Stande. Sie genossen eine christliche Grundausbildung, von der sie aber im Laufe ihres Berufslebens abließen und besaßen ein eigenes Standeswappen. In ihrer postpubertierenden Zeit auf dem Weg zur Mannwerdung wurden sie von erfahrenen Lehnsdamen in die Kunst der Minne eingeführt. Daher wussten sie genau, was die Minnesänger so im Schilde führten.

Danach erhielten sie Pferde, Harnisch, Schwert und Knappen und zogen auf dem Weg zum nächsten Ritter-Turnier eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Die allmähliche Verrohung der jungen Ritter diente der Vorbereitung auf die ersten Schlachten sowie der Ehe. Zog der durch die Heirat mit einer Dame gestählte Ritter dann in eine Schlacht, traf er auf andere Ritter und erfuhr, dass, während sie den Landbesitz vergrößerten oder das Christentum verteidigten, singende Nichtsnutze an den daheim gebliebenen Frauen rummachten. „Den Minneburschen werden wir’s zeigen!“ war eine der Zentralaussagen des idealisierten Rittertums.

Es war der Beginn einer wunderbaren Feindschaft. Interessanterweise überlebten die Minnesänger die wesentlich kräftigeren Ritter, die noch während des Mittelalters von der damaligen Erdscheibe verschwanden. Ein Zeichen dafür, dass die Liebe stärker ist als das Schwert.

Weibliches Rollenverständnis

Wenn die Dame des Verlangens dann doch einwilligt, gibt sie deutliche Zeichen:
Eine Kerze = ich lieg' unten
Zwei Kerzen = Du liegst unten
Drei Kerzen = Ich bin heiß
Vier Kerzen = Mein Mann ist vier Tage weg usw usw
Fünfzehn Kerzen = Huch, es brennt!

Erhören

Im Gegensatz zu den Rittern genossen die Minnesänger in der Welt der Handtaschenträger einen anderen Stellenwert. Die Dienste der Musikanten sprachen sich hier noch schneller herum als bei den Geharnischten. Und das, obwohl bei den Damen alles hinter vorgehaltener Hand und unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt wurde.

Ohne Zweifel schmeichelte es den Frauen, von netten jungen Männern besungen zu werden. Sie öffneten Fenster oder zeigten sich kurzzeitig auf dem Balkon. Sie wollten damit nicht nur dem Sänger ein Zeichen geben, sie wollten in erster Linie den Nachbarinnen zeigen, dass der Minnesang IHNEN galt. Doch weitere Ambitionen planten sie in Tateinheit nicht.

Erbosen

Wie es der Sitte jener Zeit entsprach, lehnten sie die Anträge der Minnesänger entrüstet ab. Als Frau vom Stande musste sie die Contenance bewahren. Ein Techtelmechtel mit einem Fremden konnte sie sich nicht erlauben. Sicherheitshalber, und sichtbar für alle, übergoss sie den Schmachtenden mit dem Inhalt ihres Nachttopfes.

Erbrechen

Doch ein zartes Plänzchen war gepflanzt. Die Sänger kannten die Sehnsüchte der einsamen Frauen und wussten, die Zeit spielt für sie. Wenn sie sich nicht durch die barsche Ablehnung abschrecken ließen, würde ihre große Stunde kommen. Also sangen sie unverdrossen weiter. Die angehimmelten Damen spürten, dass sie bereits verloren waren. Die Sehnsucht nach neuen Liedern wich dem Verlangen, den Troubadour innig fest zu lieben. Der Geist war stark, das Fleisch hingegen schwach. Hin und her gerissen zwischen ethischer Morallehre und der sinnlichen Begierde, übergaben sich die Damen zunächst einmal reihenweise. Außerdem wurden sie dadurch ein wenig schlanker.

Ergeben

Mit Erreichen der Idealfigur eröffneten sie dem musizierenden Lustmolch, nun doch techtelmechteln zu wollen. Dazu winkte sie ihm mit dem Zeigefinger oder gab ihm sonstige unmissverständliche Zeichen. Das Fleisch war jetzt nicht mehr nur schwach, es war schon verdorben. Ausgehungert nach der langen Zeit der sexuellen Entbehrung, war sie bereit, ihm Weib und Hure zu sein. Der Sänger hat sein Ziel erreicht.

Minnesang der Neuzeit

Die Bedingungen der Minne mit ihrem Zentralversprechen „Wer singt, dem werden Frauen gegeben“ haben sich seit der Gründungsphase dramatisch verändert. Einerseits achten heutige Damen bei der Partnersuche auf erhabenere Fähigkeiten wie Zeugungsfähigkeit, physische Stärke oder Reichtum, andererseits sind die Ehegatten nicht mehr auf Kreuzzug, sondern versuchen, beispielsweise die Afghanen von den Vorteilen westlicher Lebensweise kriegerisch zu überzeugen. Sie vertreiben auch keine einfallenden Mongolen mehr, sondern befreien die Welt von der Achse des Bösen, und sie machen das große Geld nicht mehr durch Bestechung des Stadtrates, sondern durch Lobbyarbeit auf europäischer Ebene. Erschwerend hinzu kommt, dass es heute weniger Tote auf den Schlachtfeldern gibt, sodass es zu einer Überpopulation der männlichen Spezies gekommen ist. Das erhöht den Konkurrenzdruck und macht es für Minnesänger erheblich schwerer. In Städten gegen den Straßenlärm anzusingen, oder die Gefahr, in einem Wohnblock die Falsche anzuhimmeln, erschweren die Bedingungen ebenfalls.

Wenn heute ein Minnesänger versucht, verheiratete Frauen anzusingen, greifen die neumodischen Ehemänner gewaltsamer durch als damals die Ritter. Für den Berufsstand gilt die aktuelle Phase als extrem schwierig.

Trotzdem geht eine ununterbrochene Faszination vom Minne-Gedanken aus. In den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts kam es zu einem letzten flächendeckenden Aufbegehren moderner Minnesänger. Mit Texten, wie „Ganz in weiß, mit einem Blumenstrauß, so standst du vor mir“ oder „Es wird Nacht, Senorita! Nimm’ mich mit in dein Bettchen, ich will gar nichts von dir“ versuchten die Sänger, ins Herz der Damenwelt zu zielen. Auch bei diesen war die Emanzipationsbewegung noch ein Fremdwort und das Rollenverständnis eindeutig: „Er stand im Tor und sie dahinter!“ Es war das letzte Aufflammen des Minnesanges. Die Flamme erlosch und seit der Jahrtausendwende ist die Minne endgültig vom Erdball verschwunden.

Die heute aktiven Sänger oder Sängergruppierungen verblassen gegen die Strahlkraft richtiger Minnesänger. Sie nennen sich „Die Söhne Mannheims“, „Xavier Naidoo“ oder noch schlimmer „Ich & Ich“ und verwechseln das Umwerben der Damenwelt mit unerträglichem Geseier. Annähernd an die Zeit der Minne gelten heute noch am Ehesten die Rapper, die klare Aussagen treffen, direkt werben und dabei sogar die Form des Reims aufgreifen. „My name is Buck, yo, suck my duck, yo, here’s my truck, yo, where we can fuck, yo.”


Resumée

Kulturhistorisch ist das Verschwinden der Minnesänger bedauerlich. Wie erhaben klingt ein solhiu mære gegenüber dem heute üblichen hartsprachlichen let’s fuck. Die Kunst des Frauenwerbens verlangte in der Minnezeit Kreativität, Einfühlungsvermögen und Musikalität, während Damen der Neuzeit nur noch plump über speed-dating oder triviale Nachmittagsfernsehsendungen umworben werden. Diese Rituale können weder von den Rittern noch von den Minnesängern hergeleitet worden sein. Somit ist die Entdeckung Amerikas als weiterer Baustein für die kulturpolitische Verwahrlosung Europas anzusehen. Der Minne wäre zu wünschen gewesen, wenn Kolumbus besser anders herum gesegelt wäre!

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