Spiegelwelten:UM-Spiel 2010 Vatikan vs. Artkatraz (Gruppe B)
Schönen guten Tag alle miteinander, hier ist der Lenny vom Kirmesplatz, dem mit 68.000 Zuschauerplätzen größten Stadion Wannes. Ihr kennt Lenny nicht? Ist auch egal, dann lernt ihn jetzt kennen! Die Sonne scheint, das Wetter ist prächtig... Achja und ein UM-Spiel findet auch noch statt, nämlich zwischen dem Vatikan mit ihrem Einmannwunder und meinen Landsleuten aus Artkatraz, hui! Hiermit will ich mich einmal offiziell für jede leicht parteiische Meinung, die ich hier äußern könnte, nur, damit ich dafür nicht doch irgendwie verklagt werden kann!
So, wie ich höre, werden gerade die ganzen tollen Hymnen gespielt. Ach ich schaffs auch immer wieder, von dem heimischen Cembalogedalle einen Ohrwurm zu kriegen! Und die Vatikanische Hymne ist auch nicht schlecht, hat wenigstens was feierliches...
Und damit nicht genug fängts sogar gleich an! Meine Güte!
Achja wo ich Benedikt da so alleine da stehen seh... Ich mein, das ist doch seltsam! Vielleicht wollte ja auch einfach keiner mit ihm zusammen in eine Mannschaft. Ah, ich seh gerade kommt Schiedsrichter Reverend MacDonald in – und das muss ich jetzt einfach betonen – ehrwürdigen Schritten aufs Feld und setzt die Trillerpfeiffe zum Anpfiff an, aber nicht bevor er jeden einzelnen Artkatrazer der Reihe nach einmal vor die Füße gespuckt hat, Mann, der kann Ungetaufte echt nicht leiden! Anstoß gibt es daher ohne Münzwurf für den Papst.
Anpfiff
Den Anstoß nutzt der Herr aber nicht so wirklich, sondern kniet sofort mit gefalteten Händen hin und redet irgendwas vor sich hin. Betet der etwa den Fußball an? Ich hab ja gehört, dass Fußball in Wanne-Eickel Religion ist, aber so... Oh, anscheinend geht’s ihm doch kaum um den Ball, denn er bleibt in derselben Pose, nachdem ihm Jent den Ball weggeschossen hat, tja was solls auch. Und ich dachte schon fast das mit der Fußballreligion hier in Wanne-Eickel sei noch extremer als ich dachte... Der Ball geht weiter an Londoooo, der von Kartoffel ausgetanzt wird, Leute, hört BITTE auf, gegeneinander zu spielen, sag ich euch immer wieder. Artkatraz würde es euch danken. So, Kartoffel hat den Ball auch schon wieder verloren, na wenigstens rennt der nicht schon wieder in Uniform herum! Nool kümmert sich um den Ball, na hoffentlich kommt der nicht wieder auf die Idee, ein Tor schießen zu wollen, so viel wie der verfehlt!
Ich hab allmählich das Gefühl, er braucht ne bessere Brille und keine Feder in den Haaren – beides übrigens im Lennystore in der Gabelsberger Str.22 im Angebot, Umtausch ausgeschlossen! Ah, geht doch, jetzt ist Jonakan Nool beim Dribbeln ausgerutscht und so auf den Ball gefallen, dass dieser Taumanin – ja los Taumanin! - vor die Füße fällt, grandios! Weiß eigentlich jemand, wie Abseits überhaupt funktionieren kann, wenn eine Mannschaft nur einen Spieler hat? Naja egal, das hindert Taumanin nicht daran, einfach mal den Ball ins Tor zu brettern. 1:0 für Artkatraz, tja so einfach kann es gehen, wenn man gegen eine Lebende Statue spielt, denn Benedikt hat sich die ganze Zeit noch kein bisschen bewegt! Ach so im Übrigen ist das die dritte Minute hier.
Der Papst verschwindet...
Ah, die Amateure sind nun seit geraumer Weile bei dem Versuch, ein weiteres Tor zu erzielen. Im Großen und Ganzen stehn sie nur im Strafraum und streiten sich darum, wer schießen darf. Jetzt in der 18.Minute aber steht Benedikt auf! Vielleicht bringt das ja diese Pappnasen zur Vernunft! Aber nein, der geht lieber schnurstracks zurück in die Kabinen, was er da wohl will? Naja egal auch, ich hoffe nur, unsere Jungs einigen sich schnell...
...und kommt wieder zurück!
Es tickt nun die 24.Minute und da vorne hat sich immer noch nichts geändert. Das ist ja fast so blöd wie diese senilen Tanten, die immer wieder glauben, man könnte mit Lenny feilschen.. Dafür ist wenigstens die gegnerische Mannschaft wieder da! Aber halt, was trägt der Gute da nur unterm Arm? Ist das ein Benzinkanister? Auweia, jetzt beginnt er ca. 30 Meter vor dem Tor eine Linie damit zu ziehen!
Fegefeuer
27.Minute, Dekatus hat gerade die Streiterei mit einem ungefragten Tor beendet und macht den restlichen Streithälsen gerade den Ernst der Lage klar. Der Papst hat diese Linie nämlich fast ferig gezogen! Die Artkatrazer schaffen es gerade noch knapp, drüber weg zu spurten, bevor der heilige Mann sein Feuerzeug zückt und das Ganze in Brand steckt! Ein großer Bereich vor dem vatikanischen Tor ist nun von Flammen umschlossen! Jetzt tritt der Kerl auch noch durch die Flammen, wie es andere Bibelprotagonisten immer wieder gerne mit Wasser tun, und holt sich den Ball aus seinem Tor.
Hexenjagd
28.Minute, Superratze am Ball, jetzt geht er wieder durchs Feuerwand und latscht damit schnurstracks durch die artkatrazische Hälfte, zur Information: er hat noch immer Benzinkanister und Feuerzeug dabei,da traut sich keiner so gerne heran. Ich glaub Hott kriegt da hinten schon fast n Anfall, und ich hab mich schon so gefreut, dass er diese dämliche Phobie hinter sich hat! Jetzt holt Hochwürden aus und schießt! Ein toller Bogen! Aber erfolglos, denn Adolais Hellseherei funktioniert genau so gut wie immer, schön gehalten! Jetzt beginnt der Kuttenträger langsam skeptisch zu werden. Jetzt betet er schon wieder und zückt den Kanister! Los Prinzessin, hau ab! ...Und so Trainer Gott will, hat sich Adolais knielanger Haarschopf unlöslich im Tornetz verheddert! Ich hatte bis jetzt keine Ahnung dass der Typ Macht über Haare hat... Jetzt gießt Benedikt seelenruhig das hochentzündliche Zeug über die andere Ecke des Tors! Wie um den himmlischen Willen zu unterstreichen, schlägt ein Blitz an dieser Stelle ein und steckt das Tor in Brand! Und Adolai ist darin gefangen! Ich mein, was hat diese Religion nur gegen sie? Halten die sie etwa für eine Hexe, nur weil die n Bisschen hellsieht? ...und Hörner hat, und drei Augen und lila ist...? Au mann, die arme Lady muss ja fast sowas wie ein Dämon für den Vatikan sein!
Dieses Netz muss zu irgendsoeinem Teil aus Kunststoff sein, sonst würde es nicht so langsam brennen. Es könnte so wohl noch ne Weile dauern, bis sich das Feuer von einem Torende zum anderen gebrutzelt hat, da wo nämlich Prinzessin Adolai festhängt. Trotzdem schwebt sie in akuter Lebensgefahr! Sternseher hat gerade eine Schere ins Spiel geschmuggelt und bietet sie der Torwärtin an, damit kann sie sich ja losschneiden. Aber sie lehnt ab! Typisch Frau! Der ist wohl ihre Frisur wichtiger als ihr Leben! Hochwürden währenddessen hat sich vors Tor gestellt und zitiert irgendsoein Latein. Hallo-o, da gibt es nichts Böses, das man etwa exorzieren kann! Achja als ein anderer Spieler ebenfalls Adolai helfen wollte, kam son drohendes Grollen am Himmel, das seine Meinung schnell geändert hat... Ich kann mir denken, dass die alle gerade ganz schön in Panik sind, ich mein, an das Gegnertor kommt man nicht mehr heran und die eigene Torwärtin ist gerade dabei, bei lebendige!
m Leibe verbrannt zu werden! Und das beste daran ist: McDonald tut nicht einmal was dagegen! Ich glaube der ist eher am Feiern...
33.Minute, und ich versteh das einfach nicht. Ich mein, warum müssen die das mit ihrer Religion alle so streng nehmen. Ich meine, als ob „Heiden“ wie du und ich keine Daseinsberechtigung hätten! Zuhause in Artkatraz schert sich keine Sau drum, da erfindet sich einfach jeder seine eigenen fiktiven Götter, ist sich jeder seine eigene „Kirche“ und gut ist! Ich erinnere mich noch gut an Olu den Sechsarmigen, den ich noch in der Schule angebetetet habe, der hätte so eine Sauerei wie hier bestimmt nicht zugelassen! Mann! Jetzt kriegts auch die arme Adolai mit der Angst zu tun, denn die Flammen kommen langsam näher! Jetzt fleht sie um Gnade! Aber Benedikt, weiter lateinische Verse zitierend, will davon nichts wissen! Ich weiß, dafür könnte mich der ganze Vatikan verklagen, aber... dieser saugemeine Schweinepriester!
36. Minute. Die Artkatrazer scheinen sich gerade was ausgeheckt zu haben, denn aufeinmal greifen die sich Cartovski und flüstern ihm was zu, hu was der fürn Gesicht macht! Ist wohl alles andere als begeistert davon, was die vorhaben. Scheint denen egal zu sein, jetzt wird der einfach an beiden Armen gepackt und in die Umkleide geschliffen...
Minute 38, und Adolai versucht sich gerade vergeblich aus dem Tor zu befreien, aber ihre Haarpracht scheint wie auf göttlichen Willen da unlösbar drin festzuhängen! Ah, da kommt auch schon die restliche Mannschhaft wieder! Aber wo ist Kartoffel abgeblieben...? Ah, meine Güte, da isser ja, aber warum trägt der denn so ein weißes Betlaken mit Loch? Ah, jetzt versteh ich, ich glaub das soll glatt eine Jesusverkleidung sein! Kartoffel hat nunmal als einziger die passende Haar- und Bartlänge dafür... Mal gucken, ob das den Papst überzeugt...
Minute 41 und es scheint wirklich zu funktionieren! Kartoffel Jesus redet etwas auf Benedikt ein, und er dreht sich zu Adolai um und schenkt ihr Gehör! Jetzt flüstern sie sich da was zu und Adolai nickt. Worum es da wohl geht? Jetzt kniet die Prinzessin nieder, während Benedikt in seinen Taschen kramt. Da holt er einen Reiseflachmann mit Weihwasser drin hervor, spricht etwas, und kippt ihr das Ganze über den Kopf! Sind wir gerade etwa Zeuge einer Schnelltaufe geworden?
43.Minute. Jetzt ist es bestätigt: Adolai ist von Nichts zum Katholizismus konvertiert! Dank der Zurede von unserem gefälschten Jesus, der sich übrigens rechtzeitig aus dem Staub gemacht hat, hat Benedikt doch Gnade walten lassen und auch lila Dämonenhexen in die Herde mitaufgenommen! Reverend MacDonald wirkt extrem erschöpft und ist außerdem auch so gerührt, dass er die Halbzeit etwas früher auspfeift. Mann war das aufregend!
Zweite Halbzeit
Meine Damen und Herren, weiter geht's! Reverend MacDonald scheint sich während der Pause nicht besonders gut erholt zu haben, er pfeift das Spiel dennoch - bitte verzeihen Sie mir folgenden Wortwitz: aus dem letzten Loch - wieder an. Diese Christenmenschen lesen einfach die falschen Bücher, die können nichts mehr ab. Nach dem Anstoß (wieder Vatikan! Frechheit! diesmal führt Benedikt ihn aber auch aus) entwickelt sich ein Hin- und Hergeschiebe, wie es einer Universumsmeisterschaft eigentlich nicht würdig ist. Mal spielt der Vatikan den Ball nach vorne, dann treibt Artkatraz ihn wieder zurück. Keine Ideen, keine Innovationen, keine Verletzungen... Für uns extrem langweilig aber Reverend MacDonald muss natürlich immer mitrennen und das scheint ihm gerade den Rest zu geben.
Kondition
Was mich übrigens überrascht, ist, wie gut Benedikt XVI bisher durchhält. Normalerweise ist der (vorsichtigen Schätzungen zufolge) 158-Jährige ja der erste, bei dem die Kondition versagt... Das scheint jetzt auch dem lahmen Schiri aufgefallen zu sein. Mitten in einem artkatrazischen Angriff unterbricht er einfach das Spiel, indem er sich den Ball unter den Arm klemmt - ey du Arsch, das sah vielversprechend aus! - und schleppt sich auf Benedikt XVI zu, um um Rat zu bitten. Der schaut verdutzt aber väterlich-gutmütig drein und scheint abzuwarten, was der andere Greis von ihm will.
Es entwickelt sich eine kleine Tuschelei, man scheint sich schnell einig zu werden. Der Reverend schreit mit einer beachtlichen Stimme "Wer diesen Ball fängt, soll augenblicklich von seiner Alkoholkrankheit geheilt sein!" und kickt die Pille in die Südkurve des Stadions. Diejenigen, die noch wach waren, springen hektisch auf und rennen aus dem Block, wecken dabei die anderen auf und es entwickelt sich in Sekundenbruchteilen eine Massenpanik. Bierkrüge zerdeppern auf Köpfen, Menschen werden zertrampelt, diese Ruhrgebiet'ler haben Prioritäten, das muss man ihnen lassen.
Währenddessen verschwinden jetzt die beiden alten Männer - Vatikanische Nationalmannschaft und Schiedsrichter! - in die Katakomben. Benedikt XVI scheint auf Anwesenheit während Fußballspielen nicht viel zu geben. Nur noch eine Mannschaft und kein Schiri auf dem Feld, der Ball einsam in einem verlassenen Block auf der Tribüne, so kann man doch nicht arbeiten! Die Artkatrazische Mannschaft berät sich jetzt und macht damit das Chaos komplett. Natürlich sind die Spieler unfähig, auch nur festzulegen, worüber sie sich beraten sollen; Prinzessin Adolai erzählt von ihren metaphysischen Erfahrungen der letzten 20 Minuten, Dave Skragen erklärt, er sehe in Benedikt XVI ein Spiegelbild seiner selbst, aber beides interessiert sonst keinen. Dabei wäre es so einfach, man könnte sich den Ball schnappen und Tor um Tor schießen!
Mittelalter und Christianisierung
Angesichts der nun vollständigen Ereignislosigkeit auf dem Platz gibt es innerhalb des Publikums zweierlei Reaktionen (von dem blitzevakuierten Block mal abgesehen, in dem natürlich immer noch Ausnahmezustand herrscht): die einen pennen, die anderen nutzen die Bühne für ihre Zwecke. Beginnend im Mittelkreis wird hier ein großer Mittelaltermarkt aufgebaut! Schmiede, Leute mit Hefeteigbackwaren, Pferde und Burgfräulein werden umsäumt von fröhlichen Familien. Eltern erklären Kindern, dass die Menschen es "damals ganz ganz schwer" hatten. Mein liebes Wanne-Eickel! Soll das Kultur sein?! Oh nein, jetzt haben die Artkatrazer Wind bekommen und mischen sich unters Volk. Natürlich als Hauptattraktion, wo immer sie auftauchen. Die unbedarften Kinder honorieren das mit "wow" und "boah ey" sowie "kuuuuhl!" und irgendwie scheinen alle mit der Situation zufrieden zu sein. Ich werde mir dann auch mal schnell einen Flammkuchen besorgen.
So, mampf, da bin ich wieder. Die Spieluhr zeigt an, dass noch 20 Minuten zu spielen sind aber das interessiert natürlich keinen, erst recht nicht jetzt, wo der fantastische Feuerspucker auftritt! Wow! Das is echt kuhl! Oh, jetzt hat er sich verschluckt, das sieht böse aus, uiuiui, und das hört auch nicht auf, zu brennen! Offenbar hat er sich erschreckt und das ist auch kein Wunder denn durch eines der Stadiontore schwebt gerade eine Kathedrale herein. Nein, wenn man genauer hinsieht, schwebt sie nicht, sondern wird getragen, tatsächlich, es sind Papst Benedikt XVI und Reverend MacDonald. Das Teil muss mehrere Kilotonnen wiegen, aber der Glaube versetzt ja Berge. Der Mittelaltermarkt verschwindet angesichts des Prachtbaus ebenso schnell wie er aufgebaut wurde , sodass die beiden Geistlichen die Kathedrale mitten auf dem Spielfeld abstellen können.
Es ist unfassbar, ich dachte, wir sehen hier Fußball! Leider liegt das Spielgerät immer noch im Alki-Block. Während Benedikt an der Fassade der Kathedrale emporklettert und die Uhr auf 11 Uhr stellt, schnappe ich mir mal schnell mein Funkmikro und begebe mich in den besagten Block, wo der Ball immer noch mutterseelenallein liegt. Die Kathedrale fängt nun an, mit den Glocken zu schlagen, Adolai rennt sofort hinein, Benedikt und MacDonald hinterher. Mir scheint, die drei wollen eine Heilige Messe feiern, womöglich um den Reverend wieder zu Kräften kommen zu lassen. Ja, tatsächlich, die untrüglichen Weihrauchschwaden dringen durch die Fugen des Gotteshauses und wabern durch das Stadion. Sie verfehlen ihre Wirkung auch bei den Wannern nicht: Angeführt von den polnischen Gastarbeitern, die natürlich die ganze Zeit schon auf Benedikts Seite waren, strömen die Massen in die Kathedrale.
Bock auf Bier
Den Ball habe ich mir inzwischen geschnappt und jetzt hätte ich erst mal Bock auf ein Bier. Mit Schuss. Da außerhalb der Kathedrale eh nichts mehr passieren wird in der nächsten Zeit, wüsste ich nicht, was dagegen spräche. Oh, jetzt laufen doch nochmal ein paar Leute auf den Platz, das müssen ja Hardliner-Heiden sein. Oh ja, natürlich, sie haben Transparente dabei. Und sie tragen allesamt Brillen. Und auf den Transparenten steht "PUUVWESEV", die sind also von der berüchtigten "Physikerunion und -Verband Wanne-Eickel Süd e.V.. Und sie legen los und wettern gegen Gott und die religiöse Welt, lassen kein gutes, dafür aber viele ungepflegte Haare an Jesus und so weiter und sofort. Und ja, Gott wettert zurück mit Hagelschauern, ziemlich zielgenau, wie ich anmerken muss.
Find ich stinklangweilig, ich gehe erst mal zu den Artkatrazern, die von den Wissenschaftlern natürlich auch wenig begeistert sind. Da sehe ich Konstantenun Laubricht, das ist doch bestimmt ein guter Interviewpartner.
- Lenny: Hi, Partner, gibst du mir ein Bier aus?
- Konstantenun Laubricht: Ich spiele nicht.
- Lenny: Das war ja auch nicht die Frage. Ich würd dir dafür auch den Ball geben!
- Konstantenun Laubricht: Ich spiele nicht.
Na, das ist ja wenig erquicklich. Aber es sind ohnehin nur noch 2 Minuten zu absolvieren, was auch die Artkatrazer gerade bemerken. Sie werfen noch einen bangen Blick auf die Kathedrale, von der jedoch keine Gefahr mehr auszugehen scheint, und bereiten sich dann aufs Feiern vor. 2:0 gegen den Vatikan, damit hätte nun wirklich niemand gerechnet.
Statik
Oh Mann, wo wir gerade bei Dingen sind, mit denen niemand gerechnet hätte: Die Kathedrale steigt gerade senkrecht in die Luft auf. Unten stehen bleiben nur Benedikt XVI und Reverend MacDonald, offenbar sind einige Wanner und eine Prinzessin soeben ins Jenseits aufgebrochen. Aber das ist natürlich die Stunde der Physiker: Sie stürmen allesamt auf die beiden Geistlichen zu und scheinen ihnen klarmachen zu wollen, dass das Aufsteigen der Kirche statisch unmöglich ist, die Kathedrale habe also sofort wieder herunterzukommen. Für ihre Verhältnisse wirken die Geistlichen etwas kleinlaut, bis dem Reverend offenbar ein Kompromiss einfällt.
Die letzte Minute bricht gerade an und bevor ich wegen dieser lächerlichen Diskussionen zwischen Freaks unterschiedlicher Ausrichtung die Siegesfeier meiner Landsleute verpasse, werfe ich schnell einen Blick in ihre Richtung. Naja, nicht wirklich spannender, sie haben es sich im vom verfluchten Ball leergeräumten Block bequem gemacht und bemalen die Stühle. Also wieder zurück zu Benedikt und Co. - aber halt, wo ist der denn? Der Rest ist noch da, Reverend MacDonald und der Oberguru der Physiker schütteln sich gerade die Hände und traben in Richtung des artkatrazischen Tors - WHOOPS! Ohne, dass ich's hätte merken können, nimmt mir Benedikt XVI von hinten den Ball aus der Hand und tritt mit voller Wucht dagegen. Die Pille fliegt in hohem Bogen in Richtung des artkatrazischen Torrests und, tatsächlich, bleibt darin liegen. Der Anschlusstreffer.
Schluss!
Das nützt aber nichts mehr! Die Spielzeit ist soeben abgelaufen, der Endstand steht fest: Artkatraz besiegt den Vatikan mit 2:1! Was für eine Sensation! Meine Landsleute geraten in ihrer Malerei völlig in Ekstase, malen lauter Stühle auf Stühle... Siegestaumel, Jubel, Trubel, Heiterkeit!
...Oder?
Aber hier kommen natürlich die Spielverderber wieder: Die Physiker und der Schiedsrichter sind inzwischen am artkatrazischen Tor angekommen und scheinen die Position des Balls zu prüfen. Zweifeln sie etwa das letzte Tor noch an? Ist uns doch egal! 2:1 oder 2:0, Hauptsache gewonnen! Reverend MacDonald rollt jetzt den Ball hin und her, natürlich muss er prüfen, ob er eine volle Umdrehung hinter der Torlinie liegt, nur dann zählt das Tor. Dem scheint so zu sein, aber jetzt grinsen sich Benedikt, MacDonald und der Physikguru auf eine ungute Weise an. MacDonald schnappt sich jetzt ein Mikrofon und näselt in die fast leeren Zuschauerränge: „Liebe Leute! Der Ball liegt tatsächlich eine Umdrehung hinter der Torlinie. Das Tor zählt also. Allerdings verhält es sich so, dass der Ball exakt eine Umdrehung hinter der Linie liegt. Daher haben wir uns entschlossen“ - er nickt dem Physiker zu - „auch als Tribut der Physik an die Mathematik, in der Hoffnung, dass diese beiden! Wissenschaften zueinander finden (und dann natürlich zum Glauben), diesen Treffer Pi-fach zu werten. Das Endergebnis dieses Spiels lautet aus vatikanischer Sicht also π zu 2.“
Aha... Und was heißt das? Wie groß ist denn Pi? Waaaaaas? Die Anzeigetafel, die natürlich kein Griechisch kann, zeigt 3,14:2 für den Vatikan an! Der Vatikan hat gewonnen?! Was für eine Schlammscheißerei, das kann doch nicht euer Ernst sein! Ihr Hohnepiepel habt jawohl einen Riesenschalach an der Ruppelbirne! Euch werd ich's...
Werte Zuhörer, bitte entschuldigen Sie den Wutausbruch unseres Kommentators. Der Vatikan gewinnt π:2, damit zurück in die Sendezentrale.
Vatican Kicker (Vatikan) |
UM-Spiel (Gruppe B) | Fußballamateure Artkatraz (Artkatraz) | |
18.Juni 2010, Kirmesplatz Zuschauer: 68000 |
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Beste Spieler: Benedikt XVI. |
Beste Spieler: Dekatus | ||
Keine | Keine |
Alles zum größten Sportereignis des Universums! |