Das 1000-km-Rennen von Brands Hatch 1970, auch BOAC 1000 Kilometres World Championship Sports Car Race, Brands Hatch, fand am 12. April in Brands Hatch statt und war der dritte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Vor dem Rennen

Seit 1967 war das Langstreckenrennen auf der Rennstrecke von Brands Hatch ein Bestandteil der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Von 1967 bis 1969 wurde die Veranstaltung als 6-Stunden-Rennen ausgeschrieben. 1970 änderte der British Racing & Sports Car Club die Distanz auf 1000 Kilometer.

Das Rennen in Brands Hatch war 1970 der dritte Wertungslauf. Die Saison begann mit dem 24-Stunden-Rennen von Daytona, das mit dem Gesamtsieg von Pedro Rodríguez, Leo Kinnunen und Brian Redman im von John Wyer gemeldeten Porsche 917K endete. Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring gab es den ersten Sieg der Scuderia Ferrari bei einem Sportwagen-Weltmeisterschaftsrennen, seit dem Erfolg von Chris Amon und Lorenzo Bandini im Ferrari 330P4 beim 1000-km-Rennen von Monza 1967. Ignazio Giunti, Nino Vaccarella und Mario Andretti gewannen im Ferrari 512S knapp vor einem Porsche 908/02, den Peter Revson und der US-amerikanische Schauspieler Steve McQueen fuhren.

Das Rennen

Wyer-Rennleiter David Yorke meldete zwei Porsche 917K für Pedro Rodríguez/Leo Kinnunen und Jo Siffert/Brian Redman. Die beiden 917K von Porsche Salzburg fuhren Vic Elford/Denis Hulme und Richard Attwood/Hans Herrmann. Überraschend war der Start von Denis Hulme, dem Formel-1-Weltmeister von 1967, der im Team von Louise Piëch den verhinderten Kurt Ahrens ersetzte. Einen fünften 917K meldete David Piper für sich und David Hobbs. Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels 1969 reduzierte die Porsche-Werksmannschaft das Engagement entscheidend. Für das Rennen in Brands Hatch wurden erstmals in der Saison zwei Fahrzeuge gemeldet, die jedoch beide im Besitz von Hans-Dieter Dechent waren. Den 908/02 mit der Startnummer 56 fuhren Gerhard Koch und Gérard Larrousse. Ein Fahrer des Wagens mit der Nummer 55 war der Brite Tony Dean. Dean verunfallte mit dem Wagen im Training (Rennpartner war Hans-Dieter Dechent) und konnte nicht am Rennen teilnehmen.

Auch bei der Scuderia Ferrari gab es bei den beiden gemeldeten 512S Spyder Änderungen bei den Fahrern. Chris Amon, der die Scuderia mit dem Ablauf der Saison 1969 verlassen hatte und in der Formel für March Engineering an den Start ging, kehrte in Brands Hatch zur Sportwagen-Mannschaft der Scuderia zurück. Sein Partner im Rennen war Arturo Merzario. Mit Jackie Oliver, der zum ersten Mal für Ferrari fuhr, erhielt Jacky Ickx in Brands Hatch seinen Standardpartner aus der Zeit bei John Wyer 1969 zur Seite gestellt. Einen dritten 512S meldete die Scuderia Filipinetti für Herbert Müller und Mike Parkes, einen Vierten der Deutsche Georg Loos (Teamkollege Jonathan Williams). Neben den beiden den Matra-Simca MS650 für Jack Brabham/Jean-Pierre Beltoise und Henri Pescarolo/Johnny Servoz-Gavin, kam endlich der Alfa Romeo Tipo 33 mit 3-Liter-V8-Motor zum Einsatz. Autodelta meldete einen Tipo 33 für Piers Courage und Andrea de Adamich.

Die schnellste Rundenzeit im Training erzielte Chris Amon im Ferrari 512S Spyder mit 1:28,600 Minuten, was einem Schnitt von 173,286 km/h entsprach. Zum Vergleich: Beim Großen Preis von Großbritannien, der im Juli 1970 im Brands Hatch gefahren wurde, lag die Pole-Position-Zeit bei 1:24,800 Minuten, gefahren von Jochen Rindt im Lotus 72C.

Das Rennen fand unter schlechten Wetterbedingungen statt. Trotz des strömenden Regens kamen aber 20000 Zuschauer am Renntag zur Strecke. Georg Loos verzichtete auf ein Antreten, da er keine Regenreifen hatte. Den besten Start im Regen hatte Vic Elford im Porsche 917, der Jacky Ickx (Ferrari), Jack Brabham (Matra) und Jo Siffert (Porsche) sowie das restliche Starterfeld in die erste Runde führte. Pedro Rodríguez hatte mehrere Wagen unter Gelber Flagge überholt und einige Runden lang die Warnflagge der Rennleitung, sich wieder rücküberholen zu lassen, ignoriert. Um einer im Raum stehenden Disqualifikation zu entgehen, holte die Wyer-Teamleitung den Mexikaner an die Box und ließ den Porsche so lange anhalten bis alle Wagen wieder am 917 vorbei waren. Am Porsche von Jo Siffert gab es früh einen Reifenschaden und Piers Courage hatte im Alfa Romeo auf der Zielgeraden einen Unfall im Regen.

Jacky Ickx verlor die Führung bald wieder an Vic Elford. Ickx, und später dessen Teamkollege Jackie Oliver, hatten große Probleme mit den Scheibenwischern. Beide Fahrer mussten mehrmals ungeplant die Boxen ansteuern, um die Wischerblätter wechseln zu lassen. Mit Renndauer nahm der Regen ab und die Rundenzeiten wurden besser. Mit dem Fortgang des Rennens setzten sich Rodríguez und Kinnunen deutlich vom Rest des Felds ab. Nach einem Unfall von Brian Redman, der zum Ausfall des zweiten Wyer-917 führte, war das Duo ungefährdet. Im Ziel hatten sie einen Vorsprung von fünf Runden auf den Porsche-Salzburg-917 von Elford und Hulme. Chris Amon verlor den dritten Rang durch Probleme mit der Benzinzufuhr. Zweimal kam er in der letzten Rennphase zum Nachzutanken an die Boxen und fiel am Ende noch auf den fünften Rang zurück. Dadurch kamen Attwood und Herrmann im zweiten Porsche-Salzburg-917 als Gesamtdritte ins Ziel.

Ergebnisse

Schlussklassement

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden
1 S 5.0 10 J. W. Automotive Engineering Pedro Rodríguez
Leo Kinnunen
Porsche 917K 235
2 S 5.0 11 Porsche Salzburg Vic Elford
Denny Hulme
Porsche 917K 230
3 S 5.0 12 Porsche Salzburg Richard Attwood
Hans Herrmann
Porsche 917K 227
4 P 3.0 57 Racing Team AAW Gijs van Lennep
Hans Laine
Porsche 908/02 227
5 S 5.0 2 Spa Ferrari SEFAC Chris Amon
Arturo Merzario
Ferrari 512S Spyder 225
6 P 3.0 56 Martini International Racing Team Gérard Larrousse
Gerhard Koch
Porsche 908/02 217
7 S 5.0 5 Ecurie Bonnier Jo Bonnier
Reine Wisell
Lola T70 Mk.3B GT 217
8 S 5.0 1 Spa Ferrari SEFAC Jacky Ickx
Jackie Oliver
Ferrari 512S Spyder 213
9 S 2.0 28 John L’Amie John L’Amie
Tommy Reid
Porsche 910 211
10 S 2.0 25 Central Garage Mirfield Ltd. John Lepp
George Silverwood
Chevron B8 211
11 S 2.0 27 Nick Gold Mike Beuttler
Nick Gold
Porsche 910 201
12 P 3.0 51 Equipe Matra Simca Jack Brabham
Jean-Pierre Beltoise
Matra-Simca MS650 201
13 S 5.0 3 Scuderia Filipinetti Herbert Müller
Mike Parkes
Ferrari 512S 197
14 S 2.0 23 Intertech Steering Wheels Mike Franey
Angus Clydesdale
Chevron B8 197
15 P 2.0 81 A. M. Graphic Racing Organisation Gerry Birrell
Andrew Mylius
Gropa CMC 195
16 P 2.0 79 Roger Nathan Racing Roger Nathan
Mike Beckwith
Astra RNR2 193
17 P 2.0 74 Chevron Racing Team John Bridges
Peter Lawson
Chevron B16 189
Ausgefallen
18 P 2.0 72 Mark Konig Tony Lanfranchi
Mark Konig
Nomad Mk.2 185
19 P 3.0 58 Ecurie Evergreen Alain de Cadenet
Jorge Omar Del Rio
Porsche 908/02 179
20 S 5.0 9 J. W. Automotive Engineering Jo Siffert
Brian Redman
Porsche 917K 176
21 P 3.0 52 Equipe Matra Simca Henri Pescarolo
Johnny Servoz-Gavin
Matra-Simca MS650 161
22 S 2.0 21 Worcestershire Racing Association John Bamford
Peter Creasey
James Tangye
Chevron B8 112
23 S 2.0 77 Worcestershire Racing Association Mike Walker
John Burton
Chevron B16 101
24 S 2.0 24 Lec Refridgeration David Purley
Chris Skeaping
Chevron B8 88
25 S 2.0 22 Paul Watson Race Organisation Trevor Twaites
Peter Smith
Chevron B8 73
26 S 2.0 26 Road & Racing Accessories Holborn Ltd. Paul Vestey
Roy Pike
Porsche 910 73
27 P 2.0 76 Digby Martland Charles Lucas
Digby Martland
Chevron B16 69
28 P 2.0 71 Hans-Dieter Blatzheim Hans-Dieter Blatzheim
Ernst Kraus
Porsche 907 56
29 P 3.0 60 Autodelta SpA Piers Courage
Andrea de Adamich
Alfa Romeo T33/3 54
30 S 5.0 7 Grand Bahama Racing Team Mike De Udy
Frank Gardner
Lola T70 Mk.3B GT 26
31 P 3.0 59 Ecurie Evergreen Chris Craft
Trevor Taylor
McLaren M8C 25
32 P 2.0 82 Daren Cars Ltd. Jeremy Richardson
Peter Brown
Daren Mk.2 12
33 P 2.0 75 Chevron Racing Team John Hine
Ian Skailes
Chevron B16 9
34 S 5.0 6 Sid Taylor Racing Barrie Smith
Howden Ganley
Lola T70 Mk.3B GT 1
Nicht gestartet
35 S 5.0 4 Gelo Racing Team Georg Loos
Jonathan Williams
Ferrari 512S 1
36 S 5.0 14 David Piper David Piper
David Hobbs
Porsche 917K 2
37 P 3.0 53 A. R. J. Max Wilson Max Wilson
Mac Daghorn
Lola T70P 3
38 P 3.0 55 Martini International Racing Team Tony Dean
Hans-Dieter Dechent
Porsche 908/02 4
39 S 5.0 T J. W. Automotive Engineering Leo Kinnunen
David Hobbs
Porsche 917K 5
40 S 2.0 T Tony Goodwin Tony Goodwin
Peter Taggart
Chevron B6 6
41 S 2.0 22T Paul Watson Race Organisation Trevor Twaites
Peter Smith
Chevron B8 7
Nicht qualifiziert
42 P 2.0 78 Brian Robinson Brian Robinson
Barrie Maskell
Chevron B16 8

1 keine Regenreifen 2 Antriebswellenschaden im Training 3 zurückgezogen 4 Motorschaden im Training 5 Trainingswagen 6 Trainingswagen 7 Trainingswagen 9 nicht qualifiziert

Nur in der Meldeliste

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
43 S 5.0 8 A & J Motors Chadwell Heath Ltd. Derek Bell
Terry Croker
Lola T70 Mk.3B GT
44 P 3.0 54 Paul Watson Race Organisation Alistair Cowin
John Wilson
Chevron B12
45 P 2.0 73 Levi’s International Racing Yves Deprez
Julien Vernaeve
Chevron B16
46 P 2.0 80 Guy Edwards Guy Edwards
Mike Franey
Roger Enever
Astra RNR2
47 P 2.0 83 Taydec Cars T. R. Clapham Malcolm Payne
Geoff Breakell
Taydec Mk.II

Klassensieger

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
P 3.0 Gijs van Lennep Hans Laine Porsche 908/02 Rang 4
P 2.0 Gerry Birrell Andrew Mylius Gropa CMC Rang 15
S 5.0 Pedro Rodriguez Leo Kinnunen Porsche 917K Gesamtsieg
S 2.0 John L’Amie Tommy Reid Porsche 910 Rang 9

Renndaten

  • Gemeldet: 42
  • Gestartet: 34
  • Gewertet: 21
  • Rennklassen: 4
  • Zuschauer: 20000
  • Wetter am Renntag: Regen
  • Streckenlänge: 4,265 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 6:45:29,600 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 235
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 1002,219 km
  • Siegerschnitt: 148,296 km/h
  • Pole Position: Chris Amon – Ferrari 512S Spyder (#2) – 1:28,600 = 173,286 km/h
  • Schnellste Rennrunde: unbekannt
  • Rennserie: 3. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1970
  • Rennserie: 3. Lauf zur Britischen Sportwagen-Meisterschaft 1970

Literatur

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
Vorgängerrennen
12-Stunden-Rennen von Sebring 1970
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
1000-km-Rennen von Monza 1970
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.