Großer Preis von Österreich 1978
Renndaten
12. von 16 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1978
Name: XVI Großer Preis von Österreich
Datum: 13. August 1978
Ort: Spielberg
Kurs: Österreichring
Länge: 320,868 km in 54 Runden à 5,942 km
Wetter: zunächst Regen, später trocken
Zuschauer: ~ 100.000
Pole-Position
Fahrer: Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:37,71 min
Schnellste Runde
Fahrer: Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:43,12 min
Podium
Erster: Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich Lotus
Zweiter: Frankreich Patrick Depailler Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Dritter: Kanada Gilles Villeneuve Italien Ferrari

Der Große Preis von Österreich 1978 fand am 13. August auf dem Österreichring in der Nähe von Zeltweg statt und war das zwölfte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1978.

Berichte

Hintergrund

Kurz vor dem zwölften WM-Lauf der Saison in Spielberg bestätigte ein Gericht, dass das Team Arrows mit dem Bau des FA1 die Urheberrechte des Klägers Shadow verletzt habe und dass das Fahrzeug demnach nicht mehr eingesetzt werden dürfe. Da man bei Arrows mit diesem Urteil gerechnet hatte, stand rechtzeitig zum Österreich-GP das neue Modell A1 zur Verfügung, das man zwischenzeitlich entwickelt hatte. Bereits seit Beginn der Saison war aufgrund der Ähnlichkeit zwischen dem FA1 und dem Shadow DN9 spekuliert worden, dass möglicherweise ehemalige Shadow-Mitarbeiter wie Jackie Oliver, Alan Rees oder Tony Southgate kurz vor ihrem Ausstieg illegal die Baupläne des neuen Rennwagens kopiert und mitgenommen haben könnten, um dann auf dieser Basis ihr neues Team zu gründen.

Nelson Piquet, der beim Großen Preis von Deutschland sein Grand-Prix-Debüt bei Ensign Racing gegeben hatte, wechselte ins Privatteam BS Fabrications, wo man einen M23 als zweiten Wagen neben dem McLaren M26 für Brett Lunger einsetzte. Piquets Platz im zweiten Werks-Ensign wurde daraufhin an den inzwischen als Stammfahrer verpflichteten Derek Daly zurückgegeben.

Anstelle von Jean-Pierre Jarier, der das ATS Racing Team nach kurzer Rückkehr bereits wieder verlassen hatte, durfte Hans Binder seinen Heim-Grand-Prix für das deutsche Team absolvieren.

Training

Als einziger der acht Piloten, die an der Vorqualifikation teilnehmen mussten, scheiterte Rolf Stommelen, an dessen neuem Arrows A1 technische Probleme auftraten.

Für die Fachwelt wenig überraschend setzte sich die erste Startreihe aus den beiden Lotus 79 zusammen, wobei Ronnie Peterson erneut minimal schneller war als sein Teamkollege Mario Andretti. Jean-Pierre Jabouille erreichte mit dem deutlich weiterentwickelten Renault RS01 den dritten Startplatz neben Carlos Reutemann im Ferrari 312T3. Die dritte Startreihe setzte sich aus Jacques Laffite und Emerson Fittipaldi zusammen.

Rennen

Bei regnerischen Bedingungen ging Peterson in Führung, während Andretti hinter Reutemann zurückfiel. Den vierten Platz nahm Jody Scheckter vor Jacques Laffite, Emerson Fittipaldi und James Hunt ein. Bei einem Überholversuch während der ersten Runde berührten sich die Wagen von Andretti und Reutemann, woraufhin der in der Weltmeisterschaft führende US-Amerikaner in die Leitplanken prallte und ausschied. Reutemann verlor seinen zweiten Platz an Scheckter.

Als es in der vierten Runde deutlich stärker zu regnen begann, rutschte Scheckter von der Strecke und kollidierte mit dem dort abgestellten Lotus von Andretti. Kurz nachdem auch Reutemann und Jabouille sich aufgrund von Aquaplaning gedreht hatten, wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen mit der roten Flagge unterbrochen.

Bei nachlassendem Regen wurde eine neue Startaufstellung gebildet, die der Reihenfolge zum Zeitpunkt des Rennabbruchs entsprach. Demzufolge startete Peterson vor Patrick Depailler, John Watson und Jacques Laffite, während Reutemann und Jabouille sich in der Mitte des Feldes einreihen mussten.

Während Depailler ein guter Restart gelang, kam Watson nur schlecht von der Stelle, was infolge einer Kettenreaktion zu einer Kollision zwischen Riccardo Patrese und Harald Ertl führte, wodurch beide ausschieden. In derselben Runde kam es außerdem zu einer Kollision zwischen Daly und Hunt, der ein Dreher von Alan Jones vorausgegangen war. Am Ende der ersten Runde nach dem Neustart lag Ronnie Peterson vor Patrick Depailler, Niki Lauda und Jacques Laffite.

Peterson führte das Rennen weiterhin an, während die Strecke abtrocknete. Reutemann, der in der Zwischenzeit einige Plätze gutgemacht hatte, übernahm in Runde 19 die Führung, indem er auf Regenreifen weiterfuhr, während einige Kontrahenten Boxenstopps einlegten, um auf Slicks zu wechseln. Aus dem gleichen Grund gelang es dem ursprünglich vom 12. Platz aus gestarteten Gilles Villeneuve, Reutemanns Spitzenposition zu einer Ferrari-Doppelführung auszubauen. Im 23. Umlauf übernahm er schließlich sogar die Spitze von seinem Teamkollegen.

Als die Ferrari-Piloten schließlich ebenfalls auf Slicks umstiegen, übernahm Peterson wieder den Spitzenplatz und verteidigte ihn bis ins Ziel. Hans-Joachim Stuck lag bis zu seinem Ausscheiden durch einen Unfall auf dem vierten Rang. Danach übernahm Daly diesen Platz, drehte sich jedoch ebenfalls von der Strecke. Er konnte das Rennen zwar fortsetzten, nachdem ihn Streckenposten aus dem Kiesbett geschoben hatten, wurde wegen dieser damals unerlaubten Inanspruchnahme fremder Hilfe allerdings disqualifiziert. Dadurch gelangte Fittipaldi auf den vierten Rang vor Laffite und Vittorio Brambilla, der sich somit seinen ersten Punkt in der laufenden Saison sicherte.

Durch seinen Sieg lag Peterson in der WM-Wertung nur noch neun Punkte hinter seinem Teamkollegen Andretti. Aufgrund seines vertraglich geregelten Nummer-Zwei-Status durfte er diesem jedoch ohnehin den Titel nicht streitig machen.

Meldeliste

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
 Parmalat Racing Team 1  Niki Lauda Brabham BT46 Alfa Romeo 115-12 3.0 F12 G
2  John Watson
 Elf Team Tyrrell 3  Didier Pironi Tyrrell 008 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
4  Patrick Depailler
 John Player Team Lotus 5  Mario Andretti Lotus 79 G
6  Ronnie Peterson
 Marlboro Team McLaren 7  James Hunt McLaren M26 G
8  Patrick Tambay
 ATS Racing Team 9  Jochen Mass ATS HS1 G
10  Hans Binder
 Scuderia Ferrari SpA SEFAC 11  Carlos Reutemann Ferrari 312T3 Ferrari 015 3.0 F12 M
12  Gilles Villeneuve
 Fittipaldi Automotive 14  Emerson Fittipaldi Fittipaldi F5A Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 Équipe Renault Elf 15  Jean-Pierre Jabouille Renault RS01 Renault EF1 1.5 V6t M
 Shadow Racing Team 16  Hans-Joachim Stuck Shadow DN9 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
17  Clay Regazzoni
 Durex Team Surtees 181  Rupert Keegan Surtees TS20 G
 Brian Henton
 Beta Team Surtees 19  Vittorio Brambilla
 Walter Wolf Racing 20  Jody Scheckter Wolf WR5 G
 Team Tissot Ensign 22  Derek Daly Ensign N177 G
Sachs Racing 23  Harald Ertl G
 Team Rebaque 25  Héctor Rebaque Lotus 78 G
 Ligier Gitanes 26  Jacques Laffite Ligier JS9 Matra MS78 3.0 V12 G
 Williams Grand Prix Engineering 27  Alan Jones Williams FW06 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 BS Fabrications 29  Nelson Piquet McLaren M23 G
 Liggett Group/BS Fabrications 30  Brett Lunger McLaren M26 G
 Automobiles Martini 31  René Arnoux Martini MK23 G
 Theodore Racing Hong Kong 32  Keke Rosberg Wolf WR3 G
 Arrows Racing Team 35  Riccardo Patrese Arrows A1 G
36  Rolf Stommelen
 Team Merzario 37  Arturo Merzario Merzario A1 G

1 Brian Henton steuerte den Surtees TS20 mit der Startnummer 18 nur während des Trainings am Samstag, erzielte jedoch keine gewertete Rundenzeit.

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
1  Ronnie Peterson  Lotus-Ford 1:37,71 218,925 km/h 1
2  Mario Andretti  Lotus-Ford 1:37,76 218,813 km/h 2
3  Jean-Pierre Jabouille  Renault 1:38,32 217,567 km/h 3
4  Carlos Reutemann  Ferrari 1:38,50 217,170 km/h 4
5  Jacques Laffite  Ligier-Matra 1:38,71 216,708 km/h 5
6  Emerson Fittipaldi  Fittipaldi-Ford 1:38,77 216,576 km/h 6
7  Jody Scheckter  Wolf-Ford 1:38,85 216,401 km/h 7
8  James Hunt  McLaren-Ford 1:39,10 215,855 km/h 8
9  Didier Pironi  Tyrrell-Ford 1:39,23 215,572 km/h 9
10  John Watson  Brabham-Alfa Romeo 1:39,35 215,312 km/h 10
11  Gilles Villeneuve  Ferrari 1:39,40 215,203 km/h 11
12  Niki Lauda  Brabham-Alfa Romeo 1:39,49 215,009 km/h 12
13  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 1:39,51 214,965 km/h 13
14  Patrick Tambay  McLaren-Ford 1:39,59 214,793 km/h 14
15  Alan Jones  Williams-Ford 1:39,81 214,319 km/h 15
16  Riccardo Patrese  Arrows-Ford 1:40,11 213,677 km/h 16
17  Brett Lunger  McLaren-Ford 1:40,80 212,214 km/h 17
18  Héctor Rebaque  Lotus-Ford 1:40,84 212,130 km/h 18
19  Derek Daly  Ensign-Ford 1:41,02 211,752 km/h 19
20  Nelson Piquet  McLaren-Ford 1:41,15 211,480 km/h 20
21  Vittorio Brambilla  Surtees-Ford 1:41,16 211,459 km/h 21
22  Clay Regazzoni  Shadow-Ford 1:41,42 210,917 km/h 22
23  Hans-Joachim Stuck  Shadow-Ford 1:41,58 210,585 km/h 23
24  Harald Ertl  Ensign-Ford 1:41,60 210,543 km/h 24
25  Keke Rosberg  Wolf-Ford 1:41,72 210,295 km/h 25
26  René Arnoux  Martini-Ford 1:41,84 210,047 km/h 26
DNQ  Arturo Merzario  Merzario-Ford 1:41,85 210,027 km/h
DNQ  Jochen Mass  ATS-Ford 1:42,47 208,756 km/h
DNQ  Rupert Keegan  Surtees-Ford 1:43,06 207,561 km/h
DNQ  Hans Binder  ATS-Ford 1:44,46 204,779 km/h
DNPQ  Rolf Stommelen  Arrows-Ford 1:44,88 203,959 km/h

Rennen

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
1  Ronnie Peterson  Lotus-Ford 54  ? 1:41:21,57 1 1:43,12
2  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 54  ? + 47,44 13
3  Gilles Villeneuve  Ferrari 54  ? + 1:39,76 11
4  Emerson Fittipaldi  Fittipaldi-Ford 53  ? + 1 Runde 6
5  Jacques Laffite  Ligier-Matra 53  ? + 1 Runde 5
6  Vittorio Brambilla  Surtees-Ford 53  ? + 1 Runde 21
7  John Watson  Brabham-Alfa Romeo 53  ? + 1 Runde 10
8  Brett Lunger  McLaren-Ford 52  ? + 2 Runden 17
9  René Arnoux  Martini-Ford 52  ? + 2 Runden 26
 Clay Regazzoni  Shadow-Ford 50  ? NC 22 nicht gewertet
 Keke Rosberg  Wolf-Ford 49  ? NC 25 nicht gewertet
 Derek Daly  Ensign-Ford 43  ? DSQ 19 disqualifiziert
 Patrick Tambay  McLaren-Ford 40  ? DNF 14 Dreher
 Hans-Joachim Stuck  Shadow-Ford 33  ? DNF 23 Unfall
 Jean-Pierre Jabouille  Renault 31  ? DNF 3 Getriebeschaden
 Niki Lauda  Brabham-Alfa Romeo 28  ? DNF 12 Dreher
 Carlos Reutemann  Ferrari 27  ? DSQ 4 disqualifiziert
 Didier Pironi  Tyrrell-Ford 20  ? DNF 9 Unfall
 James Hunt  McLaren-Ford 8  ? DNF 8 Unfall
 Alan Jones  Williams-Ford 7  ? DNF 15 Unfall
 Harald Ertl  Ensign-Ford 6  ? DNF 24 Kollision
 Riccardo Patrese  Arrows-Ford 6  ? DNF 16 Kollision
 Jody Scheckter  Wolf-Ford 3  ? DNF 7 Unfall
 Nelson Piquet  McLaren-Ford 2  ? DNF 20 Unfall
 Héctor Rebaque  Lotus-Ford 1  ? DNF 18 Kupplungsschaden
 Mario Andretti  Lotus-Ford 0  ? DNF 2 Kollision

WM-Stände nach dem Rennen

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).

Fahrerwertung

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
1  Mario Andretti Lotus 54
2  Ronnie Peterson Lotus 45
3  Patrick Depailler Tyrrell 32
4  Carlos Reutemann Ferrari 31
5  Niki Lauda Brabham 31
6  John Watson Brabham 16
7  Jacques Laffite Ligier 16
8  Jody Scheckter Wolf 14
9  Emerson Fittipaldi Fittipaldi 13
10  Riccardo Patrese Arrows 8
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
11  James Hunt McLaren 8
12  Didier Pironi Tyrrell 7
13  Gilles Villeneuve Ferrari 7
14  Alan Jones Williams 5
15  Patrick Tambay McLaren 5
16  Clay Regazzoni Shadow 4
17  Hans-Joachim Stuck Shadow 2
18  Héctor Rebaque Lotus 1
19  Vittorio Brambilla Surtees 1

Konstrukteurswertung

Pos. Konstrukteur Punkte
1  Lotus 76
2  Brabham 40
3  Tyrrell 36
4  Ferrari 35
5  Ligier 16
6  Wolf 14
Pos. Konstrukteur Punkte
7  Fittipaldi 13
8  McLaren 12
9  Arrows 8
10  Shadow 6
11  Williams 5
12  Surtees 1

Einzelnachweise

  1. „Training“ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 17. August 2012)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 17. August 2012)
  3. „WM-Stände“ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 17. August 2012)
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