Großer Preis von Belgien 1977
Renndaten
7. von 17 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1977
Name: XXXV Grote Prijs van Belgie
Datum: 5. Juni 1977
Ort: Zolder-Terlaemen
Kurs: Circuit Zolder
Länge: 298,34 km in 70 Runden à 4,262 km
Wetter: nass und kalt
Pole-Position
Fahrer: Vereinigte Staaten Mario Andretti Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:24,64 min
Schnellste Runde
Fahrer: Schweden Gunnar Nilsson Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:27,36 min
Podium
Erster: Schweden Gunnar Nilsson Vereinigtes Konigreich Lotus
Zweiter: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari
Dritter: Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich Tyrrell

Der Große Preis von Belgien 1977 fand am 5. Juni auf dem Circuit Zolder in Zolder-Terlaemen statt und war das siebte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1977.

Berichte

Hintergrund

Ein aus 32 Fahrern bestehendes Teilnehmerfeld wurde für den Belgien-GP gemeldet, bei dem 27 Startplätze zur Verfügung standen.

Larry Perkins übernahm ab diesem Wochenende den Werks-Surtees von Hans Binder. Der einheimische Debütant Bernard de Dryver steuerte als Gastfahrer den privaten March von Brian Henton. Ein zweiter Neuling war Héctor Rebaque am Steuer eines dritten Werks-Hesketh.

Die Teams Williams Grand Prix Engineering, B.R.M., Chesterfield Racing und Iberia Airlines, die den Großen Preis von Monaco zwei Wochen zuvor ausgelassen hatten, waren wieder am Start.

Für James Hunt wurde ein weiteres Mal einer der neuen McLaren M26 gemeldet, während Chesterfield ein Exemplar des Vorgängermodells M23 für Brett Lunger erwarb. Das Copersucar-Team der Fittipaldi-Brüder brachte den neuen Typ FD05 an den Start.

Training

Bei regnerischen Bedingungen erzielte Mario Andretti im Lotus 78 eine überlegene Trainingsbestzeit, die ihm die zweite Pole-Position der laufenden Saison bescherte. Die beste Rundenzeit des Zweitplatzierten John Watson war mehr als eineinhalb Sekunden langsamer als die des US-Amerikaners. Die starke Leistung des Lotus-Teams wurde durch das Erreichen des dritten Startplatzes durch Gunnar Nilsson vervollständigt. Es folgten Jody Scheckter, Patrick Depailler, Jochen Mass, Carlos Reutemann und Ronnie Peterson.

Rennen

Auch am Renntag regnete es. Kurz vor dem Start deutete sich jedoch eine baldige Verbesserung der Wetterverhältnisse an, was James Hunt dazu veranlasste, als einziger Fahrer auf Slicks ins Rennen zu gehen. Bereits in der ersten Kurve drehten sich Ian Scheckter und Harald Ertl auf regennasser Fahrbahn, konnten das Rennen jedoch fortsetzen.

Watson, dem der beste Start gelungen war, ging vor Andretti in Führung. Dieser machte in einer Schikane einen Fehler und prallte in das Heck von Watsons Wagen, worauf die beiden Bestplatzierten bereits in der ersten Runde ausschieden. Nilsson, der ihnen unmittelbar folgte, musste abrupt ausweichen, um nicht mit den beiden zu kollidieren. Dadurch übernahm Jody Scheckter, der bereits zwei der sechs zurückliegenden Saisonrennen gewonnen hatte, die Führung. Hinter Gunnar Nilsson folgten Jochen Mass, Carlos Reutemann, Patrick Depailler, Jacques Laffite, Ronnie Peterson und Niki Lauda. Hunts Reifenwahl erwies sich in dieser Phase des Rennens als Fehlentscheidung. Er fiel bis auf den vorletzten Platz zurück.

In der neunten Runde überholte Reutemann den vor ihm liegenden Mass und nahm dadurch den dritten Rang ein. Fünf Runden später schied er allerdings aufgrund eines Drehers aus, wodurch Mass wieder in diese Position gelangte. Kurz darauf begann die Strecke deutlich abzutrocknen und manche Fahrer entschieden sich für einen Reifenwechsel. Lauda konnte aufgrund eines taktisch klugen frühen Wechsels auf Trockenreifen mehrere Kontrahenten überholen, während diese weiterhin mit Regenreifen unterwegs waren oder ihrerseits die Boxen aufsuchten. In der 24. Runde konnte der von Rang 11 gestartete Österreicher sogar die Spitzenposition vor Jochen Mass und Alan Jones einnehmen.

Nilsson, der zwischenzeitlich auf den neunten Rang zurückgefallen war, kämpfte sich bis zum 40. Umlauf wieder bis auf den zweiten Platz nach vorn. Da er nach wie vor auf Regenreifen fuhr, kam ihm der wieder einsetzende Regen dabei zugute, sowie die Tatsache, dass Mass durch einen Dreher ausfiel und Scheckter ein weiteres Mal die Box ansteuerte, um wieder Regenreifen montieren zu lassen.

Als die Strecke ein weiteres Mal abzutrocknen begann, überholte Nilsson den Führenden Lauda, während Scheckter zum dritten Mal an der Box die Reifen an die erneut veränderten Wetterbedingungen anpassen ließ.

Gunnar Nilsson erzielte seinen ersten und einzigen Grand-Prix-Sieg vor Niki Lauda und Ronnie Peterson, der Vittorio Brambilla nach einem engen Duell auf den vierten Rang vor Alan Jones und Hans-Joachim Stuck verwiesen hatte.

Meldeliste

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
 Marlboro Team McLaren 1  James Hunt McLaren M26 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
2  Jochen Mass McLaren M23
 Elf Team Tyrrell 3  Ronnie Peterson Tyrrell P34 G
4  Patrick Depailler
 John Player Team Lotus 5  Mario Andretti Lotus 78 G
6  Gunnar Nilsson
 Martini Racing 7  John Watson Brabham BT45B Alfa Romeo 115-12 3.0 F12 G
8  Hans-Joachim Stuck
 Hollywood March Racing 9  Alex Ribeiro March 761B Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 Team Rothmans International 10  Ian Scheckter
 Scuderia Ferrari SpA SEFAC 11  Niki Lauda Ferrari 312T2 Ferrari 015 3.0 F12 G
12  Carlos Reutemann
 Shadow Racing Team 16  Riccardo Patrese Shadow DN8 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
17  Alan Jones
 Team Surtees 18  Larry Perkins Surtees TS19 G
 Beta Team Surtees 19  Vittorio Brambilla
 Walter Wolf Racing 20  Jody Scheckter Wolf WR3 G
 Team Tissot Ensign with Castrol 22  Clay Regazzoni Ensign N177 G
 Penthouse Rizla Racing 24  Rupert Keegan Hesketh 308E G
 Hesketh Racing 25  Harald Ertl
 Hesketh Racing with Rizla Penthouse 39  Héctor Rebaque
 Ligier Gitanes 26  Jacques Laffite Ligier JS7 Matra MS76 3.0 V12 G
 Williams Grand Prix Engineering 27  Patrick Nève March 761 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 Copersucar-Fittipaldi 28  Emerson Fittipaldi Copersucar FD05 G
 Chesterfield Racing 30  Brett Lunger McLaren M23 G
LEC Refrigeration Racing 31  David Purley LEC CRP1 G
 RAM Racing/F&S Properties 33  Boy Hayje March 761 G
 ATS Racing Team 34  Jean-Pierre Jarier Penske PC4 G
 Rotary Watches Stanley B.R.M. 35  Conny Andersson BRM P207 BRM P202 3.0 V12 G
Iberia Airlines 36  Emilio de Villota McLaren M23 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
 Team Merzario 37  Arturo Merzario March 761B G
 British Formula One Racing Team 38  Bernard de Dryver March 761 G

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
1  Mario Andretti  Lotus-Ford 1:24,64 182,276 km/h 1
2  John Watson  Brabham-Alfa Romeo 1:26,18 178,037 km/h 2
3  Gunnar Nilsson  Lotus-Ford 1:26,45 177,481 km/h 3
4  Jody Scheckter  Wolf-Ford 1:26,48 177,419 km/h 4
5  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 1:26,71 176,948 km/h 5
6  Jochen Mass  McLaren-Ford 1:26,81 176,745 km/h 6
7  Carlos Reutemann  Ferrari 1:26,85 176,663 km/h 7
8  Ronnie Peterson  Tyrrell-Ford 1:26,95 176,460 km/h 8
9  James Hunt  McLaren-Ford 1:27,04 176,278 km/h 9
10  Jacques Laffite  Ligier-Matra 1:27,05 176,257 km/h 10
11  Niki Lauda  Ferrari 1:27,11 176,136 km/h 11
12  Vittorio Brambilla  Surtees-Ford 1:27,23 175,894 km/h 12
13  Clay Regazzoni  Ensign-Ford 1:27,28 175,793 km/h 13
14  Arturo Merzario  March-Ford 1:27,33 175,692 km/h 14
15  Riccardo Patrese  Shadow-Ford 1:27,35 175,652 km/h 15
16  Emerson Fittipaldi  Copersucar-Ford 1:27,47 175,411 km/h 16
17  Alan Jones  Shadow-Ford 1:27,55 175,251 km/h 17
18  Hans-Joachim Stuck  Brabham-Alfa Romeo 1:27,75 174,851 km/h 18
19  Rupert Keegan  Hesketh-Ford 1:28,02 174,315 km/h 19
20  David Purley LEC-Ford 1:28,10 174,157 km/h 20
21  Ian Scheckter  March-Ford 1:28,50 173,369 km/h 21
22  Brett Lunger  McLaren-Ford 1:28,51 173,350 km/h 22
23  Larry Perkins  Surtees-Ford 1:28,53 173,311 km/h 23
24  Patrick Nève  March-Ford 1:28,67 173,037 km/h 24
25  Harald Ertl  Hesketh-Ford 1:29,02 172,357 km/h 25
26  Jean-Pierre Jarier  Penske-Ford 1:29,11 172,183 km/h 26
27  Boy Hayje  March-Ford 1:29,46 171,509 km/h 27
DNQ  Emilio de Villota  McLaren-Ford 1:30,12 170,253 km/h
DNQ  Conny Andersson  B.R.M. 1:30,24 170,027 km/h
DNQ  Alex Ribeiro  March-Ford 1:30,24 170,027 km/h
DNQ  Bernard de Dryver  March-Ford 1:30,42 169,688 km/h
DNQ  Héctor Rebaque  Hesketh-Ford 1:33,30 164,450 km/h

Rennen

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
1  Gunnar Nilsson  Lotus-Ford 70 0 1:55:05,71 3 1:27,36
2  Niki Lauda  Ferrari 70 1 + 14,19 11 1:28,57
3  Ronnie Peterson  Tyrrell-Ford 70 0 + 19,95 8 1:28,35
4  Vittorio Brambilla  Surtees-Ford 70 1 + 24,98 12 1:27,90
5  Alan Jones  Shadow-Ford 70 0 + 1:15,47 17 1:29,85
6  Hans-Joachim Stuck  Brabham-Alfa Romeo 69 1 + 1 Runde 18 1:27,39
7  James Hunt  McLaren-Ford 69 0 + 1 Runde 9 1:28,94
8  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 69 0 + 1 Runde 5 1:28,25
9  Harald Ertl  Hesketh-Ford 69 0 + 1 Runde 25 1:29,67
10  Patrick Nève  March-Ford 68 0 + 2 Runden 24 1:30,47
11  Jean-Pierre Jarier  Penske-Ford 68 0 + 2 Runden 26 1:31,24
12  Larry Perkins  Surtees-Ford 67 0 + 3 Runden 23 1:29,38
13  David Purley LEC-Ford 67 1 + 3 Runden 20 1:30,76
14  Arturo Merzario  March-Ford 65 0 + 5 Runden 14 1:32,13
 Boy Hayje  March-Ford 63 0 NC 27 1:32,53 nicht gewertet
 Jody Scheckter  Wolf-Ford 62 3 DNF 4 1:27,50 Motorschaden
 Jochen Mass  McLaren-Ford 39 0 DNF 6 1:31,82 Fahrfehler
 Jacques Laffite  Ligier-Matra 32 0 DNF 10 1:31,41 Motorschaden
 Clay Regazzoni  Ensign-Ford 29 0 DNF 13 1:33,30 Motorschaden
 Carlos Reutemann  Ferrari 14 0 DNF 7 1:48,90 Unfall
 Rupert Keegan  Hesketh-Ford 14 0 DNF 19 1:49,35 Unfall
 Riccardo Patrese  Shadow-Ford 12 0 DNF 15 1:48,51 Unfall
 Ian Scheckter  March-Ford 8 0 DNF 21 1:51,66 Unfall
 Emerson Fittipaldi  Copersucar-Ford 2 0 DNF 16 Elektrikdefekt
 Mario Andretti  Lotus-Ford 0 0 DNF 1 Kollision
 John Watson  Brabham-Alfa Romeo 0 0 DNF 2 Kollision
 Brett Lunger  McLaren-Ford 0 DNS 22 nicht gestartet

WM-Stände nach dem Rennen

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).

Fahrerwertung

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
1  Jody Scheckter Wolf 32
2  Niki Lauda Ferrari 31
3  Carlos Reutemann Ferrari 23
4  Mario Andretti Lotus 22
5  Gunnar Nilsson Lotus 13
6  James Hunt McLaren 9
7  Emerson Fittipaldi Copersucar 8
8  Jochen Mass McLaren 8
9  Patrick Depailler Tyrrell 7
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
10  Carlos Pace Brabham 6
11  Ronnie Peterson Tyrrell 4
12  Alan Jones Shadow 3
13  Vittorio Brambilla Surtees 3
14  Hans-Joachim Stuck Brabham 2
15  Renzo Zorzi Shadow 1
16  Clay Regazzoni Ensign 1
17  Jean-Pierre Jarier Penske 1
18  John Watson Brabham 1

Konstrukteurswertung

Pos. Konstrukteur Punkte
1  Ferrari 46
2  Lotus 33
3  Wolf 32
4  McLaren 15
5  Tyrrell 11
6  Brabham 9
Pos. Konstrukteur Punkte
7  Copersucar 8
8  Shadow 4
9  Surtees 3
10  Ensign 1
11  Penske 1

Einzelnachweise

  1. „Training“ (Memento des Originals vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 4. Juli 2012)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 4. Juli 2012)
  3. „WM-Stände“ (Memento des Originals vom 25. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 4. Juli 2012)
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