Der V. Große Preis von Deutschland fand am 19. Juli 1931 auf der Nordschleife des Nürburgrings statt. Der Große Preis von Deutschland 1930 war wegen der Weltwirtschaftskrise abgesagt worden. Ursprünglich im internationalen Rennkalender als Grande Épreuve eingetragen, war der Große Preis 1931 jedoch nicht als Lauf zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1931 vorgesehen, weswegen sich auch nicht die Notwendigkeit ergab, die hierfür vorgeschriebene Mindestdauer von 10 Stunden anzuwenden.

Stattdessen legte der veranstaltende Automobilclub von Deutschland (A.v.D.) sein eigenes Regelwerk fest und ließ das Rennen in zwei Gruppen ausgetragen, Gruppe I für Fahrzeuge über 1100 cm³ Hubraum und Gruppe II für Fahrzeuge von 500 bis 1100 cm³ Hubraum. In Gruppe I führte das Rennen über 22 Runden à 22,809 km, was einer Gesamtdistanz von 508,77 km entsprach. Gruppe II absolvierte 18 Runden à 22,809 km mit einer Renndistanz von 410,58 km. Das Rennen war einer der letzten Grands Prix, bei dem an Bord der Rennwagen ein Beifahrer als Mechaniker zugelassen war.

Sieger des Grand Prix wurde Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Benz SSKL. Das Rennen der Kleinwagen (Voiturettes) wurde von Dudley Froy auf Riley gewonnen.

Rennen

In der Ausschreibung zum Rennen waren keine technischen Bestimmungen für die Wagen enthalten, so dass zum ersten Mal bei einem Großen Preis von Deutschland nun auch reine Rennwagen zugelassen waren. Prompt führte das zu einer erstklassigen internationalen Besetzung, wie noch bei keiner Ausgabe vorher. Insbesondere Bugatti trat mit vier Exemplaren seines bis dahin dominierenden Grand-Prix-Modells Bugatti Type 51 mit den beiden Spitzenfahrern Louis Chiron und Achille Varzi sowie Guy Bouriat und William Grover-Williams (wie immer unter dem Pseudonym „W. Williams“) als Verstärkung an. Maserati brachte daneben einen auf 2,8 Liter Hubraum vergrößerten Tipo 26 M für Luigi Fagioli und ein etwas älteres 2,5-Liter-Modell für René Dreyfus an den Start, während der einzige Alfa Romeo Typ „Monza“ von Werksfahrer Tazio Nuvolari bei dieser Gelegenheit nominell wieder einmal von der Scuderia Ferrari eingesetzt wurde.

Von deutscher Seite traten Rudolf Caracciola, Hans Stuck und Otto Merz mit drei schweren Mercedes-Benz-SSKL-Rennsportwagen mit 7,1 Liter Hubraum an, die – wenn auch nur inoffiziell – von der Mercedes-Benz-Werksmannschaft betreut wurden. Dazu kamen ein weiterer SSKL für Manfred von Brauchitsch, ein etwas „zahmerer“ SSK für Otto Spandel sowie ein moderner Bugatti Type 51 und ein etwas älterer Type 35 B des Deutschen Bugatti-Teams, die von Heinrich-Joachim von Morgen und Ernst Günther Burggaller gefahren wurden.

Um dem Publikum angesichts der Länge des Kurses mehr Unterhaltung zu bieten, wurde außerdem gleichzeitig ein Rennen für Wagen bis 1,1 Liter Hubraum über eine kürzere Distanz durchgeführt, das der Brite Dudley Froy auf einem Riley gewann.

Obwohl im Zeichen der Weltwirtschaftskrise über die Durchführung der Veranstaltung erst wenige Tage vorher endgültig entschieden worden war, versammelten sich bei typisch regnerischem Eifelwetter über 100.000 Zuschauer, um das Rennen an der Strecke zu verfolgen. Zum ersten Mal wurde auch ein Grand-Prix-Rennen live im Radio übertragen. Bei schlechter Sicht und rutschiger Strecke machte Caracciola seinem Ruf als „Regenmeister“ von Beginn an alle Ehre und konnte sich auch dank seiner hervorragenden Streckenkenntnis gleich deutlich vom Rest des Felds absetzen. Im Bewusstsein dessen, dass er mit seinem Mercedes im Gegensatz zu den leichten Wagen der Konkurrenten – die nur zum Tanken halten mussten – während des Rennens einmal Reifen wechseln musste, baute er in den folgenden Runden den Vorsprung weiter aus, während dahinter in einem spannenden Dreikampf nacheinander zunächst Fagioli auf Maserati, dann Nuvolari auf Alfa Romeo und schließlich Chiron auf Bugatti die Verfolgung übernahmen.

Als der Regen in der achten Runde aufhörte, hatte Caracciola bereits genug Zeit herausgefahren, um in der zwölften Runde seinen Stopp einzulegen, ohne die Führung zu verlieren. Seine Mechaniker konnten in der Rekordzeit von nur 69 Sekunden beide Hinterreifen wechseln, nur etwa 10 Sekunden langsamer als Chirons reiner Tankstopp. Unter den sich ständig bessernden Bedingungen konnte Chiron nun jedoch von den besseren Fahreigenschaften seines Bugatti auf dem anspruchsvollen Kurs Gebrauch machen und Zeit auf den mit ihm eng befreundeten Caracciola gutmachen. Am Ende war der Vorsprung aber doch zu groß und der Mercedes-Fahrer errang zur Freude des Publikums einen vielbeachteten Sieg, den ersten eines deutschen Fahrers wie auch eines deutschen Fabrikats bei einem offiziellen Internationalen Grand-Prix seit 1914.

Caracciola gewann das Rennen in 4:38:10 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit 108,2 km/h. Die schnellste Runde fuhr Achille Varzi auf Bugatti in 11:48 Minuten bzw. mit 115,98 km/h.

Radioübertragung

Mit dem Großen Preis von Deutschland wurde zum ersten Mal die Berichterstattung zu einem Grand-Prix-Rennen live und in voller Länge im Radio übertragen. Sendeanstalten waren der Westdeutsche und der Südwestdeutsche Rundfunk, die hierfür rund um die Strecke vier Posten eingerichtet hatten, an denen über Telefon miteinander verbundene Reporter positioniert wurden. So konnten sich Dr. Laven bei Start und Ziel, Dr. Wenzel bei Wehrseifen, Dr. Ernst am Karussell und August Christ auf der Döttinger Höhe die Reportage gegenseitig übergeben, wenn die Wagen an ihrer Station vorbeifuhren, wodurch eine permanente Schilderung der Ereignisse möglich war. Auf diese Weise konnte ein Millionenpublikum in Deutschland und im benachbarten Ausland das Rennen mitverfolgen, weil neben allen deutschen Radiosendern auch Anstalten in der Schweiz, den Niederlanden, Österreich, Dänemark und Schweden auf die Übertragung aufgeschaltet wurden.

Ergebnisse

Meldeliste

Gruppe I – Rennwagen über 1100 cm³ Hubraum

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
 Manfred von Brauchitsch 2  Manfred von Brauchitsch Mercedes-Benz SSKL Mercedes-Benz M06 RS 7.1L I6 Kompressor C
 August Momberger RES
Bugatti Team Deutschland 4  Ernst Günther Burggaller Bugatti T35B Bugatti 2.3L I8 Kompressor
6  Heinrich-Joachim von Morgen Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
 Rudolf Caracciola 8  Rudolf Caracciola Mercedes-Benz SSKL Mercedes-Benz M06 RS 7.1L I6 Kompressor C
 Christian Werner RES
 Hans Stuck 10  Hans Stuck Mercedes-Benz SSKL Mercedes-Benz M06 RS 7.1L I6 Kompressor C
 Willy Walb RES
 Alfred Neubauer 12  Otto Merz Mercedes-Benz SSKL Mercedes-Benz M06 RS 7.1L I6 Kompressor C
 Walter Gärtner RES
 Officine Alfieri Maserati 14  Luigi Fagioli Maserati 8C-2800 Maserati 2.8L I8 Kompressor P
16  René Dreyfus Maserati 26M Maserati 2.5L I8 Kompressor
18  Clemente Biondetti DNA
18  Ernst Kotte DNAa
 Ernesto Maserati RES
 Boris Iwanowski 20  Boris Iwanowski DNA Mercedes-Benz SSK Mercedes-Benz M06 7.1L I6 Kompressor
Fürst Albrecht zu Hohenlohe-Jagstberg 22  Otto Spandel Mercedes-Benz SSK Mercedes-Benz M06 7.1L I6 Kompressor C
 Albrecht zu Hohenlohe-Jagstberg RES
 Sir Henry Birkin 24  Henry Birkin Maserati 26M Maserati 2.5L I8 Kompressor D
 Automobiles Ettore Bugatti 26  Louis Chiron Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor M
28  Achille Varzi
30  Albert Divo DNS
32  Guy Bouriat
36b  William Grover-Williams
 Marcel Lehoux 34  Marcel Lehoux Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor M
Phil Shafer 38  Phil Shafer Shafer 8 Special Buick 4.3L I8 F
Comte Georges d’Arnoux 40  Juan Zanelli DNA Bugatti T35B Bugatti 2.3L I8 Kompressor
40  Georges d’Arnoux RES
 Earl Howe 42  Earl Howe Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
 Scuderia Ferrari 44  Tazio Nuvolari Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor E
46  Baconin Borzacchini DNAc
 Luigi Arcangeli DNAd
 Jean-Pierre Wimille 48  Jean-Pierre Wimille Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Hans Stuber  Hans Stuber DNA Bugatti T35B Bugatti 2.3L I8 Kompressor
AC Luxembourg DNA Bugatti
 Hugo Urban-Emmerich  Hugo Urban-Emmerich DNAe Talbot Talbot 1.5L I4 Kompressor
a 
Nachdem das Maserati-Werksteam die Meldung für Biondetti zurückgezogen hatte, sollte an dessen Stelle der privat eingesetzte Maserati von Kotte treten. Dieser trat jedoch ebenfalls nicht an.
b 
Williams startete auf dem für Divo gemeldeten Auto mit Startnummer 30.
c 
Auto nach dem Einsatz beim Großen Preis von Belgien noch nicht wieder rennbereit.
d 
Im Training zum Großen Preis von Italien tödlich verunglückt.
e 
Trat in der 1,1-Liter-Klasse auf einem MG an.

Gruppe II – Rennwagen bis 1100 cm³ Liter Hubraum

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
 Zschopauer Motorenwerke 52  Toni Bauhofer DKW Front DKW 0.5L I2 FU
54  Hans Simons
56  Fritz Theissen
 Rudolf Steinweg 58  Rudolf Steinweg Amilcar C6 Amilcar 1.1L I6 Kompressor
H. Dörfler RES
 Boris Iwanowski 60  Boris Iwanowski DNA Austin EA Sports Austin 0,75L I4
Adolf Schlumberger 62  Adolf Schlumberger DNA Rally SCAP 1.1L I4
Curt Weichelt 64  Curt Weichelt DNA BMW 3/15 PS DA 3 Typ Wartburg BMW 0.75L I4
 Hugo Urban-Emmerich 66  Hugo Urban-Emmerich MG C-Type Midget MG 0.85L I4 Kompressor
Gerhard Macher 68  Gerhard Macher DKW Spezial DKW 2 x 0.5 I2 Kompressor FU
Kurt C. Volkhart 70  Kurt C. Volkhart DNA Neander-Volkhart Special J.A.P. 1.1L V2 Kompressor
Engelbert Graf von Arco-Zinneberg 72  Engelbert von Arco-Zinneberg Amilcar C6 Amilcar 1.1L I6
B. Kandl RES
Georges Loridant 74  Georges Loridant DNA Amilcar Amilcar 1.1L I6
Comte Luigi Premoli 76  Luigi Premoli Salmson Samson 1.1L I4
Dudley Froy 78  Dudley Froy Riley 9 Riley 1.1L I4 D
Edgard Markiewicz 80  Edgard Markiewicz DNA Austin EA Sports Austin 0,75L I4
José Scaron 82  José Scaron Amilcar MCO Amilcar 1.1L I6 Kompressor
August Frings 84  August Frings DNS Amilcar Amilcar 1.1L I4
Benoît Falchetto 86  Benoît Falchetto DNA Amilcar C6 Amilcar 1.1L I6 Kompressor
Captain Francis Samuelson 88  Francis Samuelson MG C-Type Midget MG 0.85L I4 Kompressor D
Marcel Rouleau 90  Marcel Rouleau Amilcar C6 Amilcar 1.1L I6 Kompressor
Roger Boucly 92  Louis Decaroli DNA Salmson Salmson 1.1L I4
94  Roger Boucly DNS
96  Pierre Canotti DNA

Startaufstellung

Die Startpositionen wurden in der Reihenfolge der vorab zugeteilten Startnummern vergeben.

 von Morgen Burggaller von Brauchitsch
 Stuck Caracciola
 Dreyfus Fagioli Merz
 Birkin Spandel
 Williams Varzi Chiron
 Lehoux Bouriat
 Nuvolari Howe Shafer
 Wimille
 Fritz Theissen Simons Toni Bauhofer
usw.

Rennergebnis

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
1  Rudolf Caracciola  Mercedes 22 1 4:38:10,000 4
2  Louis Chiron  Bugatti 22 1 + 1:18,000 11
3  Achille Varzi  Bugatti 22 1 + 4:00,000 12 11:48,000
4  Tazio Nuvolari  Alfa Romeo 22 1 + 5:44,000 18
5  Otto Merz  Mercedes 22 1 + 5:44,800 6
6  Hans Stuck  Mercedes 22 1 + 9:24,000 5
7  Guy Bouriat  Bugatti 22 1 + 11:54,000 14
8  Jean-Pierre Wimille  Bugatti 22 1 + 13:58,000 19
9  Otto Spandel  Mercedes 22 1 + 16:35,000 9
10  Henry Birkin  Maserati 22 1 + 22:53,000 10
11  Earl Howe  Bugatti 22 1 + 30:09,000 17
 Heinrich-Joachim von Morgen  Bugatti 21 1 DNF 3 kein Öldruck mehr
 René Dreyfus  Maserati 16 1 DNF 8 Getriebeschaden
 Marcel Lehoux  Bugatti 14 1 DNF 15 Unfall
 Luigi Fagioli  Maserati 13 1 DNF 7 Getriebeschaden
 Manfred von Brauchitsch  Mercedes 12 1 DNF 1 Differentialschaden
 Phil Shafer  Shafer 12 1 DNF 16 Aufhängungsbruch
 Ernst Günther Burggaller  Bugatti 3 DNF 2 Motorschaden
 William Grover-Williams  Bugatti 2 DNF 13 Motorschaden

Rennergebnis Voiturette

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
1  Dudley Froy  Riley 18 4:23:56,600
2  Engelbert von Arco-Zinneberg  Amilcar 17 + 1 Runde
3  José Scaron  Amilcar 17 + 1 Runde 13:42,000
4  Marcel Rouleau  Amilcar 16 + 2 Runden
5  Francis Samuelson  MG 16 + 2 Runden
6  Gerhard Macher  DKW 16 + 2 Runden
7  Fritz Theissen  DKW 15 + 3 Runden
 Toni Bauhofer  DKW 4 DNF Kupplungsschaden
 Hans Simons  DKW 3 DNF Kupplungsschaden
 Luigi Premoli  Salmson 3 DNF Achsbruch
 Rudolf Steinweg  Amilcar 1 DNF Unfall
 Hugo Urban-Emmerich  MG 1 DNF Unfall
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