Großer Preis von Deutschland 1975
Renndaten
11. von 14 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1975
Name: XXXVII Großer Preis von Deutschland
Datum: 3. August 1975
Ort: Nürburg
Kurs: Nürburgring
Länge: 319,69 km in 14 Runden à 22,835 km
Wetter: sonnig und heiß
Pole-Position
Fahrer: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari
Zeit: 6:58,6 min
Schnellste Runde
Fahrer: Schweiz Clay Regazzoni Italien Ferrari
Zeit: 7:06,4 min
Podium
Erster: Argentinien Carlos Reutemann Vereinigtes Konigreich Brabham
Zweiter: Frankreich Jacques Laffite Vereinigtes Konigreich Williams
Dritter: Osterreich Niki Lauda Italien Ferrari

Der Große Preis von Deutschland 1975 fand am 3. August auf dem Nürburgring statt und war das elfte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1975.

Berichte

Hintergrund

Wegen der zahlreichen Unfälle, die sich in der letzten Runde des Großen Preises von Großbritannien aufgrund plötzlich einsetzenden Regens ereignet hatten, war der Reparaturaufwand einiger Teams in den zwei Wochen vor dem Deutschland-GP sehr groß. Aus diesem Grund musste das Team Surtees auf die Teilnahme verzichten und gestattete daraufhin seinem Stammfahrer John Watson, bei Lotus als Ersatz für Jacky Ickx einzuspringen.

Frank Williams meldete wieder einen zweiten Wagen neben dem für Stammfahrer Jacques Laffite und besetzte ihn mit Ian Ashley.

Die Warsteiner Brauerei ermöglichte dem mit deutscher Fahrerlizenz antretenden Österreicher Harald Ertl sein Grand-Prix-Debüt, indem man den zweiten Werks-Hesketh sponserte, den das Werksteam in einer früheren Phase der Saison an das private Harry Stiller Racing Team ausgeliehen hatte.

Anstatt des zweimal glücklosen Hiroshi Fushida versuchte nun der Debütant Tony Trimmer, sich mit dem unterlegenen Maki F101 für einen Grand Prix zu qualifizieren.

Training

Ian Ashley verunglückte während des Trainings im Streckenabschnitt Pflanzgarten schwer und konnte aufgrund der dabei erlittenen Verletzungen nicht am Rennen teilnehmen.

Mit einer Rundenzeit von 6:58,6 min. sicherte sich Niki Lauda bereits zum sechsten Mal in der laufenden Saison die Pole-Position. Es handelt sich dabei um die schnellste Runde, die jemals auf der 22,835 Kilometer langen Nordschleife gefahren wurde, die in ihrem damaligen Layout noch bis 1982 bestand. Da es sich jedoch um eine Trainingszeit handelt, die nicht unter Rennbedingungen zustande kam, ist sie nicht als offizieller Rundenrekord gültig.

Für den zweiten Platz qualifizierte sich Carlos Pace, der die Sieben-Minuten-Grenze zwar exakt erreichte, jedoch nicht unterbieten konnte. Die beiden Tyrrell-Werksfahrer Jody Scheckter und Patrick Depailler bildeten die zweite Startreihe vor Clay Regazzoni im zweiten Ferrari 312T und Jochen Mass im McLaren M23. Dessen Teamkollege, der amtierende Weltmeister Emerson Fittipaldi, qualifizierte sich hinter March-Pilot Hans-Joachim Stuck für den achten Rang. James Hunt und Carlos Reutemann komplettierten die Top Ten.

Rennen

Vom Start weg übernahm zunächst Lauda die Führung vor Pace und Depailler, während Scheckter nach einem sehr schlechten Start bis ans Ende des Feldes zurückfiel. Bereits während der ersten Runde wurde Jochen Mass Opfer eines Reifenschadens und verunfallte heftig, entkam jedoch unverletzt. Mark Donohue hatte ein ähnliches Problem, schaffte allerdings den Weg zurück zur Box. Dies war der Beginn einer Reihe von Reifenschäden, die während des Rennens durch die extreme Hochsommerhitze ausgelöst wurden. Aufgrund eines Kupplungsschadens war das Rennen auch für Ronnie Peterson bereits nach nur einer Runde beendet.

Die zweite Runde begann Lauda als Führender vor Depailler, Pace, Reutemann und Regazzoni. Während dieses Umlaufs fiel Emerson Fittipaldi wegen eines Reifenschadens, welcher schließlich einen Defekt an der Aufhängung verursachte, aus. In der fünften Runde geschah dies auch Pace. Scheckter, der sich vom Ende des Feldes aus um einige Positionen nach vorn gearbeitet hatte, verunfallte in der siebten Runde schwer, ohne Verletzungen davonzutragen.

Nach neun Runden war nur noch rund die Hälfte der Gestarteten im Rennen. Depailler war durch einen Reparaturstopp infolge eines Aufhängungsschadens weit zurückgefallen. Dadurch ergab sich kurzzeitig eine Ferrari-Doppelführung, die jedoch bereits in derselben Runde wegen eines Motorschadens an Regazzonis Wagen endete. Kurz drauf wurde auch Lauda Opfer eines Reifenschadens. Durch den notwendigen Boxenstopp fiel er auf den fünften Rang zurück, während Carlos Reutemann das Rennen vor James Hunt und Tom Pryce anführte. Hunt fiel nach der zehnten Runde aus und Pryce konnte nicht am Limit fahren, da sich Kraftstoff durch ein Leck im Tank in sein Cockpit ergoss.

Letztendlich feierte Reutemann seinen ersten Sieg in der laufenden Saison und Jacques Laffite sicherte dem unterfinanzierten Team Frank Williams Racing Cars als Zweitplatzierter eines der besten Resultate der Teamgeschichte. Lauda baute als Dritter seine Führung in der Weltmeisterschaftswertung gegen seinen Hauptkonkurrenten Fittipaldi aus, der nach seinem Ausfall den zweiten Platz in dieser Tabelle vorläufig dem siegreichen Reutemann überlassen musste.

Clay Regazzoni fuhr die schnellste Runde des Rennens in 7:06,4 min. Da diese Zeit unter Rennbedingungen zustande kam, gilt sie als offizieller Rundenrekord des 22,835 Kilometer langen Streckenlayouts. Der Rekord kann seit 1982 aufgrund veränderter Streckenführung im Bereich der ehemaligen Start-und-Ziel-Schleife nicht mehr gebrochen werden und hat daher bis heute Bestand.

Meldeliste

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
 Marlboro Team Texaco 1  Emerson Fittipaldi McLaren M23 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
2  Jochen Mass
 Elf Team Tyrrell 3  Jody Scheckter Tyrrell 007 G
4  Patrick Depailler
 John Player Team Lotus 5  Ronnie Peterson Lotus 72E G
6  John Watson
 Martini Racing 7  Carlos Reutemann Brabham BT44B G
8  Carlos Pace
 Beta Team March 9  Vittorio Brambilla March 751 G
 Lavazza March 10  Hans-Joachim Stuck G
29  Lella Lombardi
 Scuderia Ferrari SpA SEFAC 11  Clay Regazzoni Ferrari 312T Ferrari 015 3.0 F12 G
12  Niki Lauda
 UOP Shadow Racing Team 16  Tom Pryce Shadow DN5 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
17  Jean-Pierre Jarier
 Team Ensign 19  Gijs van Lennep Ensign N175 G
 Frank Williams Racing Cars 20  Ian Ashley Williams FW03 G
21  Jacques Laffite Williams FW04
 Embassy Racing with Graham Hill 22  Alan Jones Hill GH1 G
23  Tony Brise
 Hesketh Racing 24  James Hunt Hesketh 308 G
 Warsteiner Brewery 25  Harald Ertl G
 Vel’s Parnelli Jones Racing 27  Mario Andretti Parnelli VPJ4 G
 Penske Cars 28  Mark Donohue March 751 G
 Copersucar-Fittipaldi 30  Wilson Fittipaldi Copersucar FD03 G
 Maki Engineering 35  Tony Trimmer Maki F101C G

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
1  Niki Lauda  Ferrari 6:58,6 196,383 km/h 1
2  Carlos Pace  Brabham-Ford 7:00,0 195,729 km/h 2
3  Jody Scheckter  Tyrrell-Ford 7:01,3 195,125 km/h 3
4  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 7:01,4 195,078 km/h 4
5  Clay Regazzoni  Ferrari 7:01,6 194,986 km/h 5
6  Jochen Mass  McLaren-Ford 7:01,8 194,893 km/h 6
7  Hans-Joachim Stuck  March-Ford 7:02,1 194,755 km/h 7
8  Emerson Fittipaldi  McLaren-Ford 7:02,7 194,478 km/h 8
9  James Hunt  Hesketh-Ford 7:02,7 194,478 km/h 9
10  Carlos Reutemann  Brabham-Ford 7:04,0 193,882 km/h 10
11  Vittorio Brambilla  March-Ford 7:06,0 192,972 km/h 11
12  Jean-Pierre Jarier  Shadow-Ford 7:07,1 192,475 km/h 12
13  Mario Andretti  Parnelli-Ford 7:08,2 191,980 km/h 13
14  John Watson  Lotus-Ford 7:09,4 191,444 km/h 14
15  Jacques Laffite  Williams-Ford 7:10,0 191,177 km/h 15
16  Tom Pryce  Shadow-Ford 7:10,1 191,132 km/h 16
17  Tony Brise  Hill-Ford 7:10,9 190,777 km/h 17
18  Ronnie Peterson  Lotus-Ford 7:11,6 190,468 km/h 18
19  Mark Donohue  March-Ford 7:11,8 190,380 km/h 19
20  Ian Ashley  Williams-Ford 7:15,9 188,589 km/h 20
21  Alan Jones  Hill-Ford 7:18,6 187,428 km/h 21
22  Wilson Fittipaldi  Copersucar-Ford 7:19,1 187,215 km/h 22
23  Harald Ertl  Hesketh-Ford 7:19,5 187,044 km/h 23
24  Gijs van Lennep  Ensign-Ford 7:20,4 186,662 km/h 24
25  Lella Lombardi  March-Ford 7:36,4 180,118 km/h 25
DNQ  Tony Trimmer  Maki-Ford 7:43,1 177,512 km/h

Rennen

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
1  Carlos Reutemann  Brabham-Ford 14 0 1:41:14,1 10 7:07,7
2  Jacques Laffite  Williams-Ford 14 0 + 1:37,7 15 7:14,5
3  Niki Lauda  Ferrari 14 1 + 2:23,3 1 7:08,0
4  Tom Pryce  Shadow-Ford 14 0 + 3:31,4 16 7:12,2
5  Alan Jones  Hill-Ford 14 0 + 3:50,3 21 7:25,3
6  Gijs van Lennep  Ensign-Ford 14 0 + 5:05,5 24 7:29,9
7  Lella Lombardi  March-Ford 14 1 + 7:30,4 25 7:31,9
8  Harald Ertl  Hesketh-Ford 14 0 + 7:40,9 23 7:25,0
9  Patrick Depailler  Tyrrell-Ford 13 1 + 1 Runde 4 7:08,3
10  Mario Andretti  Parnelli-Ford 12 0 DNF 13 7:09,3 Kraftstoffmangel
 James Hunt  Hesketh-Ford 10 0 DNF 9 7:10,8 Radnabenschaden
 Clay Regazzoni  Ferrari 9 0 DNF 5 7:06,4 Motorschaden
 Tony Brise  Hill-Ford 9 0 DNF 17 7:16,3 Unfall
 Jody Scheckter  Tyrrell-Ford 7 0 DNF 3 7:10,8 Unfall
 Jean-Pierre Jarier  Shadow-Ford 7 0 DNF 12 7:14,7 Reifenschaden
 Carlos Pace  Brabham-Ford 5 1 DNF 2 7:11,0 Aufhängungsschaden
 Wilson Fittipaldi  Copersucar-Ford 4 0 DNF 22 7:36,1 Motorschaden
 Hans-Joachim Stuck  March-Ford 3 0 DNF 7 7:18,1 Motorschaden
 Emerson Fittipaldi  McLaren-Ford 3 2 DNF 8 7:32,8 Aufhängungsschaden
 Vittorio Brambilla  March-Ford 3 0 DNF 11 7:23,7 Aufhängungsschaden
 John Watson  Lotus-Ford 2 0 DNF 14 7:22,4 Aufhängungsschaden
 Ronnie Peterson  Lotus-Ford 1 0 DNF 18 8:35,5 Kupplungsschaden
 Mark Donohue  March-Ford 1 1 DNF 19 10:30,3 Reifenschaden
 Jochen Mass  McLaren-Ford 0 0 DNF 6 Reifenschaden
 Ian Ashley  Williams-Ford 0 DNS 20 nicht gestartet

WM-Stände nach dem Rennen

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).

Fahrerwertung

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
1  Niki Lauda Ferrari 51,0
2  Carlos Reutemann Brabham 34,0
3  Emerson Fittipaldi McLaren 33,0
4  James Hunt Hesketh 25,0
5  Carlos Pace Brabham 24,0
6  Jody Scheckter Tyrrell 19,0
7  Clay Regazzoni Ferrari 16,0
8  Jochen Mass McLaren 14,5
9  Patrick Depailler Tyrrell 12,0
10  Jacques Laffite Williams 6,0
11  Tom Pryce Shadow 5,0
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
12  Mario Andretti Parnelli 5,0
13  Mark Donohue Penske/March 4,0
14  Jacky Ickx Lotus 3,0
15  Ronnie Peterson Lotus 3,0
16  Vittorio Brambilla March 2,0
17  Alan Jones Hill 2,0
18  Jean-Pierre Jarier Shadow 1,5
19  Gijs van Lennep Ensign 1,0
20  Tony Brise Hill 1,0
21  Lella Lombardi March 0,5

Konstrukteurswertung

Pos. Konstrukteur Punkte
1  Ferrari 54,0
2  Brabham 51,0
3  McLaren 39,5
4  Hesketh 25,0
5  Tyrrell 24,0
6  Shadow 6,5
7  Lotus 6,0
Pos. Konstrukteur Punkte
8  Williams 6,0
9  Parnelli 5,0
10  Hill 3,0
11  March 3,0
12  Penske 2,0
13  Ensign 1,0

Einzelnachweise

  1. „Training“ (Memento des Originals vom 5. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 22. Januar 2012)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 22. Januar 2012)
  3. „WM-Stände“ (Memento des Originals vom 5. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 22. Januar 2012)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.