Der Siebenkampf der Frauen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wurde am 4. und 5. August 2021 im Nationalstadion ausgetragen.

Olympiasiegerin wurde wie bei den Spielen 2016 die Belgierin Nafissatou Thiam. Silber ging an die Niederländerin Anouk Vetter, Bronze gewann Emma Oosterwegel, ebenfalls aus den Niederlanden.

Titelträgerinnen

Rekorde

Zeitplan

Alle Zeitangaben beziehen sich auf die Ortszeit in Tokio (GMT+9).

Teilnehmerinnen

Disziplinen

Endergebnis

4./5. August 2021

Nach den ersten Disziplinen sah es so aus, als könnte der Siebenkampf ein weiteres Duell zwischen der Olympiasiegerin von 2016, Weltmeisterin von 2017 und amtierenden Europameisterin Nafissatou Thiam aus Belgien und der amtierenden Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson aus Großbritannien werden. Johnson-Thompson war im Jahr 2021 länger verletzt gewesen, kam aber gerade rechtzeitig für die Olympischen Spiele in Form und hatte einen vielversprechenden Start in Tokio, wo sie mit 13,27 s die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere über 100 Meter Hürden lief. Thiam startete im Hürdensprint mit soliden 13,54 s in den Wettkampf. Die zum erweiterten Favoritenkreis zählende Niederländerin Anouk Vetter erzielte mit 13,09 s die drittschnellste Zeit – für sie eine persönliche Bestleistung. Kendell Williams aus den USA war mit 12,97 s schnellste Hürdensprinterin.

Im Hochsprung, der zweiten Übung, lag Thiam 1,92 m wie so oft in ihren Siebenkämpfen deutlich vor allen Konkurrentinnen, obwohl sie zuvor noch höher gesprungen war. Aber es reichte für die Führung. Vetter und ihre Landsfrau Emma Oosterwegel sprangen beide 1,80 m, für die Außenseiterin Oosterwegel eine Bestleistung. Johnson-Thompson übersprang mit 1,86 m wie die US-Amerikanerin Erica Bougard die zweitbeste Höhe und rückte auf den dritten Gesamtrang vor.

Im Kugelstoßen gehörten Vetter (15,29 m) und Thiam (14,82 m) zu den Besten. Thiam hatte nun 3025 Punkte auf ihrem Konto und hatte eine Vorsprung von 56 Punkten auf die jetzt zweitplatzierte Vetter. Johnson-Thompson kam in dieser für sie schwächeren Disziplin auf 13,31 m, die zweitbeste Marke ihrer Karriere, womit sie sich unter den ersten Fünf in der Zwischenwertung halten konnte. Thiams Teamkollegin Noor Vidts rückte mit 14,33 m auf den dritten Gesamtrang vor.

Der 200-Meter-Lauf brachte das Ende des Wettkampfs für Johnson-Thompson. Mit sichtlich starken Schmerzen brach sie das Rennen noch in der Startkurve ab und konnte das Stadion nur auf Helfer gestützt stark humpelnd verlassen. Sie hatte sich eine Wadenmuskelverletzung zugezogen und trat zu den weiteren Übungen nicht mehr an. Vetter erzielte mit 23,81 s die schnellste Zeit und übernahm am Ende des ersten Tages mit 3968 Punkten die Gesamtführung. Zweite war 27 Punkte dahinter jetzt Vidts, die 23,70 s über 200 Meter erzielte. Thiam (24,90 s) fiel auf den dritten Gesamtrang zurück, ihr Rückstand auf Vetter betrug allerdings nur 47 Punkte. Auch die weiteren Abstände waren knapp. Die US-Amerikanerin Annie Kunz belegte Rang vier (98 P Rückstand), es folgten Odile Ahouanwanou aus Benin (111 P zurück), Bougard (131 P), die Deutsche Carolin Schäfer (167 P) und die Österreicherin Ivona Dadic (168 P). Oosterwegel hatte als Elfte einen Rückstand von 211 Punkten, ihr stärkerer zweiter Tag lag noch vor ihr.

Am Morgen des zweiten Tages wurde Thiams Trainer positiv auf COVID-19 getestet und konnte nicht ins Stadion kommen. Thiam erzielte im Weitsprung mit 6,60 m dennoch Tagesbestleistung und rückte auf den zweiten Gesamtplatz vor. Vetter behielt nach einem Sprung auf 6,47 m ihre Gesamtführung, ihr Vorsprung betrug jetzt noch vier Punkte. Vidts lag als Dritte nach ihren 6,32 m auf Rang drei (71 P Rückstand auf Vetter) vor Kunz (6,32 m / 146 P zurück) und der US-Amerikanerin Kendell Williams (6,55 m / 155 P).

Nun stand die sechste und vorletzte Disziplin an. Der Speerwurf war Thiams Sorgenkind. An sich war dies eine ihrer großen Stärken – mit 59,32 m war sie belgische Rekordinhaberin. Doch in den letzten Jahren hinderte sie eine hartnäckige Ellenbogenverletzung an der Entfaltung ihrer Leistungsfähigkeit in dieser Übung. Doch mit 54,68 m erzielte sie Tagesbestleistung und eroberte die Gesamtführung zurück. Auch Vetter präsentierte sich mit 51,20 m sehr gut. Mit 64 Punkten Rückstand war sie Zweite. Auf den dritten Platz arbeitete sich Williams mit einem Wurf auf 48,78 m vor. Sie lag mit 270 Punkten allerdings schon deutlich zurück. Vidts (41,80 m) und Kunz (42,77 m) verloren hier erheblich an Boden. Kunz büßte dabei wohl auch ihre Medaillenchance ein. Oosterwegel dagegen glänzte mit 54,60 m und war jetzt Fünfte – nur noch einen Punkt hinter Williams.

Vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf hatten Thiam und Vetter auf den Rängen eins und zwei einen so deutlichen Vorsprung vor ihren Gegnerinnen, dass ihnen wohl keine Gefahr mehr drohte. Klar war auch, dass Thiam gegenüber Vetter die bessere Mittelstrecklerin war. So ging es in der letzten Disziplin vor allem noch um die Bronzemedaille. Williams lag einen Punkt vor Oosterwegel, Vidts folgte mit weiteren 49 Punkten dahinter.

Im entscheidenden Rennen traten die führenden Athletinnen gemeinsam an. Nach einer konservativen ersten Runde wollte Vidts ihre letzte Chance auf eine Medaille nutzen und ergriff die Initiative, doch Oosterwegel ging das Tempo mit, verlor allerdings dann doch den Kontakt. Schließlich überquerte Vidts die Ziellinie in 2:09,05 min. Emma Oosterwegel erzielte dahinter mit 2:11,09 min ihre fünfte persönliche Bestleistung in diesem Wettbewerb. Das reichte der Niederländerin, um mit 6590 Punkten Bronze zu gewinnen. Sie hatte ihre Siebenkampf-Bestleistung um fast dreihundert Punkte gesteigert. Noor Vidts wurde mit der persönlichen Bestleistung von 6571 Punkten Vierte vor Kendell Williams (6508 P) und Annie Kunz (6420 P). Rang sieben belegte Carolin Schäfer mit 6419 Punkten.

Olympiasiegerin wurde wie schon bei den letzten Spielen Nafissatou Thiam, die diesmal 6791 Punkte erreichte. Anouk Vetter gewann mit 6689 Punkten, einem neuen niederländischen Rekord, die Silbermedaille.

Nafissatou Thiam war die zweite Frau nach der US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee (Siegerin 1988 und 1992) in der Sportgeschichte, die einen Olympiasieg in einem Mehrkampf wiederholen konnte.

• Kendell Williams belegte Rang fünf
• Annie Kunz kam auf den sechsten Platz
• Carolin Schäfer – Rang sieben
• Ivona Dadic erreichte Platz acht

• Die Olympianeunte Erica Bougard
• Rang sechzehn für Adrianna Sułek
• Nach ihrer Disqualifikation über 200 Meter
  trat Katarina Johnson-Thompson zum
  zweiten Tag nicht mehr an
• Yorgelis Rodríguez erreichte über 100 Meter Hürden nicht das Ziel und gab den Wettkampf nach dieser ersten Disziplin auf

Videolinks

• Women's Heptathlon, ATHLETICS - Highlights, Olympic Games - Tokyo 2020, youtube.com, abgerufen am 9. Juni 2022
• WOMEN'S HEPTATHLON - 200m, Athletics- Highlights, Olympic Games - Tokyo 2020, youtube.com, abgerufen am 9. Juni 2022
• WOMEN'S HEPTATHLON - 800m, ATHLETICS Highlights, Olympic Games - Tokyo 2020, youtube.com, abgerufen am 9. Juni 2022

Weblinks

• OLYMPIC STADIUM, TOKYO, Timetable/Results, women's Heptathlon, Weltleichtathletikverband World Athletics (englisch), worldathletics.org, abgerufen am 9. Juni 2022
• Athletics at the 2020 Summer Olympics, Heptathlon, Women, olympedia.org (englisch), abgerufen am 9. Juni 2022
• Ergebnisse Olympische Spiele, Tokio (Japan), 30.07 - 08.08.2021, leichtathletik.de, abgerufen am 9. Juni 2022
• Athletics, Athletics Women's Heptathlon Results, olympics.com, abgerufen am 9. Juni 2022
• Mehrkampfrechner, Siebenkampf Frauen, ladv.de, abgerufen am 9. Juni 2022

Einzelnachweise

1. ↑ Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Heptathlon - Women (englisch), abgerufen am 9. Juni 2022