Broadway
Der Broadway (zu Deutsch: Brotweg) ist das wohl vielseitigste Etwas, was die Welt der Theater bieten kann. Er ist gleichzeitig Straße und Theater und bestimmt auch noch irgendwas anderes. Er ist dazu auch noch echt groß, aber das ist eigentlich egal.
Geschichte einer Straße
Es war einmal in einem Land vor unserer Zeit. Das Land heißt mittlerweile Amerika und die Zeit war nicht mal annähern so neu wie wir unsere heute nennen. Zu eben dieser Zeit hausten an eben diesem Ort die eben noch nicht genannten Indianer. Diese Ureinwohner wurden wie alle Ureinwohner dieser Welt irgendwann von den Europäern ausgebeutet und fast vollständig ausgerottet; aber dazu später mehr. Die Indianer siedelten sich natürlich über das ganze Land an und gründeten anstatt einer riesige Metropole mit florierender Wirtschaftszweigen viele kleine Dörfer. All diese kleinen Hüttenansammlungen - pardon Zeltplätze (später übernahmen die europäischen Einwanderer diese Siedlungsform und nannten sie Campingplatz) - mussten verbunden werden. Dazu wurde ein riesiges Feldwegnetz erschaffen, das aus Kostengründen weder ausgewiesen noch nennenswert gut ausgebaut war.
Ganz zufällig führte einer dieser Wege an einem Fluss vorbei. Erlaubt man sich schon hier - und zwar nur weil man es kann - einen kleinen Blick in die damalige Zukunft, heißt das, was heute und in der letzten Zeit so passiert ist, erscheint es gar nicht mal so ungewöhnlich, dass schon damals an einer dortigen Ecke viele der berühmten Indianer-Shows vorgeführt wurden, bei denen man sich angeblich seltsame Federn auf den Kopf gesetzt hatte und seltsame Laute von sich gegeben wurden, um Regen zu erbitten, wobei 5 Meter weiter westlich ein Fluss seinen Weg floss.
Das ist ja bis jetzt alles schön und gut und so weiter und sofort etc. pp.. Eines Tages aber kamen ein paar Seemänner über das große Meer gefahren, wahrscheinlich aus Europa, und irgend so ein böser Dämon muss ihnen wohl eingeredet haben, dass das ganze Land der Indianer nun auf einmal ihnen gehören würde. Mit den Portugiesen verstand man sich ja noch ganz gut; aber als dann diese Holländer angeflogen kamen, war der Spaß vorbei: Kolonialismus. Das war gerade in. Da konnte die neue Trendfarbe des nächsten Herbst auch noch so an die des letzten Frühlings erinnern, weil der Textilindustrie die Farbstoffe ausgegangen sind, Kolonialismus blieb über lange Zeit an erster Stelle der monarchischen Lieblingshobbys. Der kleine Feldweg, den die Indianer so liebten wurde ausgebaut, eine Stadt wurde gegründet.
Heute kennen wir diese Straße nur noch unter dem Namen Broadway. Wie sie früher hieß, ist uninteressant und wird deshalb hier auch nicht erwähnt. Die Stadt drumherum heißt allen Anscheins nach New York. Der Broadway wurde wurde immer und immer länger. Sollte man es je schaffen, die ganze Strecke während eines Lebens vollständig entlang zu laufen, was allein deshalb unmöglich ist, da sie größtenteils nur mit Autos zu befahren ist, würde man an allen sozialen Schichten New York vorbeikommen. Und irgendwo dort liegt ein berühmtes Theaterviertel: Auch der Broadway.
Der, die, das Theater
Bezieht man nun die ganze Geschichte mit ein, so kann man sagen, der Broadway liegt an einer Ecke des Broadways, was sich zwar erst einmal echt sinnlos anhört, bei weiterem nachdenken auch so bleibt, aber wenn man's erst verstanden hat, fügt sich alles zu einem großen ganzen...
Der Schauplatz der Künste
An den Broadway. Da wollen sie alle hin; bis irgendwann alle weg sind und überall niemand mehr ist. Und obwohl sich der letzte Satz durchgehend auf die selben, nicht genannten Personen bezog, wurden zwei verschiedene Numeri verwendet. Das nur mal so zwischendurch.
Heute ist der Broadway - wie vielleicht schon irgendwo mal erwähnt - ein ganzes Theaterviertel am Broadway. Dort liegt auch das Broadway - ein Theater. Diese Namensgebung sollte die Gefahr, irgendwelche Sachen, womit womöglich Theater, Viertel oder Straßen, vielleicht aber auch nur Theater gemeint sein sollen, zu verwechseln, soweit verringern, dass eben das nicht mehr passieren können sollte, also das Verwechseln. Auch wenn es im Nachhinein nicht mehr allzu schlüssig erscheint, den Namen Broadway mehrmals zu verwenden und die Logik dahinter nur noch schwer nachzuvollziehen ist, muss man es einfach hinnehmen, dass es noch nie zu inhaltlichen Komplikationen in Gesprächen bezüglich des Broadways im Broadway bzw. des Broadway am Broadway gab - außer wenn man dann über die Anfahrt dorthin zu sprechen begann, wurden längst begonnene Handgreiflichkeiten den Gesprächsthemen zugesprochen, falls überhaupt noch jemand reden konnte.
Dem Ruf den Broadways, den dieser sich zwischendurch mal aufgebaut hatte, konnte weder durch kleinere Pöbeleien, noch durch Massenmorde geschädigt werden. Der Broadway blieb immer das große und proportional zur Größe wachsenden Entfernung entfernte Ziel eines jeden kleinen Schauspielers, der schon im Kindergartenalter seine Karriere begann und anderen Streiche spielte, um dann all sein Können aufbrachte, um so zu tun, als wäre nichts gewesen.
Der Broadway bietet mit seinen unzähligen Theatern ein perfektes Medium, den jeder halbwegs begabte Klassenclown nutzen kann, sein Scherze zu präsentieren, und jedweder Zigeuner seine Lebensgeschichte als Dramaturgie verkaufen und in Originalbesetzung auf die Bühne zu bringen vermag. Ja, am Broadway sind die Wunder dieser Welt seit Jahrzehnten und bestimmt schon viel länger zu bestaunen - vorausgesetzt sie bewegen sich freiwillig auf die Bühne, sind leicht verwirrt und verlangen keine wirklich als "Gage" zu bezeichnende Gage. Genau deshalb hat das damals auch nicht mit King Kong geklappt.
Die unglaublichen Wunder
Zwar können Schauspieler am Broadway auch über Wasser laufen und verkaufen Wasser für Wein, aber mittels dieser Art von Wundern wirbt schon eine Gruppierung von Kuttenträgern für ihren Glauben zu werben. Und wer ist schon auf Plagiate stolz?! Nein, der Broadway bietet mehr und das notfalls nur, damit es kein anderer kann.
Die Künstler dieses Theaterviertels sind grundlos nicht stolz auf die tollen Sachen, die sie vollbringen. Deshalb sieht man sie nicht nur in den Hinterhöfen nicht herum fliegen, man sieht sie das gar nicht tun. So wissen auch nur wenige von diesen Talenten, wie z.B. Leser dieses Abschnittes. Solche Eingeweihte werden aber nicht geduldet und häufig auch strafrechtlich verfolgt; und sagen sie jetzt nicht, sie hätten nichts getan: Alles was sie von sich geben, wird gegen sie verwendet!
Theaterstücke ohne Ende, einfach endlos; und nicht nur einfach richtig viele. Sondern auch ein paar, die einfach nicht aufhören, aufhören sollen und wollen. So manch eine Show wurde seit 20 Jahren nicht mehr unterbrochen: die Schauspieler schlafen, essen und treiben alles andere sonst auch auf der Bühne. Die Zuschauer können kommen und gehen, wann sie wollen. Ein paar behaupten sogar, sie seien von Anfang an dabei gewesen; viele von ihnen sind entweder als vermisst gemeldet oder offiziell schon lange tot. Auch unter den Schaustellern gab es während dieser Theaterseifenopertelenovelen schon einige Todesopfer: Die Zuschauerzahlen stiegen in solchen Zeiten immer wieder unerwartet hoch. Experten hatten das genaue Gegenteil prophezeit, die Menschen wollten keine Sensationen bestaunen, sondern den Alltag anderen Menschen bewundern. Diese Experten sind später zum Fernsehen gewechselt und produzieren nun dort.
Wunder gibt es am Broadway eigentlich an jeder Straßenecke: Ob der wunderliche Hotdog-Verkäufer neben der verlassenen Tierhandlung oder die wundersame alte Dame, die es irgendwie immer wieder schafft, sich immer nur unter flackernden Laternen zu befinden, egal wo sie gerade her läuft. Ist man ganz genau, ließe sich auch die wunderbar saubere Luft zu den Wundern zählen, die in New York mittlerweile nur noch in Antiquitätenläden zu bestaunen ist.
Das große Theatersterben
Das große Theatersterben war das wohl schrecklichste, was dem Broadway jemals passieren konnte. Es war fast so schlimm wie die großen Hungersnöte unserer Zeit, nur viel, viel schlimmer.
In den 1920er des letzten Jahrhunderts, als Fußballspiele noch nicht durch den meistbietenden Wetter entschieden und Wahrsager, die den 2. Weltkrieg prophezeiten, noch verschleppt und nie wieder gesehen wurden, verschwanden Unmengen an Theatern des Broadway spurlos. Sie waren sind einfach nur weg, sie waren gar nicht mehr da, was um einiges schlimmer ist! Eines nach dem anderen musste schließen oder machte notfalls gleich freiwillig Pleite, um nicht um Insolvenz betteln zu müssen.
Nach den Jahren des Ruhms ward die Zeit des flimmernden Showbusiness. Kinos waren auf einmal in jeder noch so kleinen Ecke zu sehen; hartnäckiger als Unkraut siedelten sie sich auch noch in den verwesesten Ecken an. Die Leute fanden dieses künstliche Licht dann auch noch toll. Und dazu kamen dann auch noch ein paar beeindruckende Spezialeffekte! Es gaukelte dem Publikum einen echten facetten- und actionreichen Drama-Western-Epos auf komödiantische Weise zu erzählen. Es gaukelte ihnen was vor, ohne eben das jemals auf der Schauspielschule gelernt zu haben!! Das konnte einfach nicht funktionieren. Hat's auch nicht. Naja, die Kinos kamen beim Volk eigentlich gut an und das Geschäft lief gut, nein fantastisch, aber für die Theater am Broadway läutete es den Untergang ein. Ein Großteil der Theater musste schließen, wurde zu Kinos umfunktioniert oder dienten der Endlagerung von Atommüll.
Bis haute hat sich der Broadway noch nicht ganz von diesem schrecklichen Ereignis erholt.
Showbusiness
Entgegen aller eventuell anders lautender Aussagen - die sie aufgrund der um sich greifenden Zensur natürlich nicht zu Gesicht bekommen haben (werden) - wird Showbusiness auch am Broadway und sogar im Englischen groß geschrieben. (Natürlich ist das nur eine Metapher. Schon lange schreibt am niemand mehr irgendwas wirklich; und schon gar nicht groß. Wie für alles gibt es dafür heute Maschinen: An Schreibmaschinen wie dem Computer oder dem Handy kann Showbusiness so groß geschrieben werden, wie der User das will, wobei man beachten sollte, dass man das groß schreiben nicht mit dem Groß geschriebenen verwechseln sollte, was gerade eben durchaus der Fall war.)
Verschiedene Stücke
- Die Abenteuer der Schauspielkunst oder Ein unglaubliches Erlebnis mit der Frau, die vor dem Erdbeerfeld immer Tomaten verkauft hat:
- Eines der ersten Aufführungen auf dem Broadway. Dieses teils komödiantische Werk sollte einen Einblick in die Welt geben, den man damals wie heute immer noch wahrscheinlich nicht hatte. Was der Titel über den Inhalt des Stücks aussagen soll, blieb nach eigenen Aussagen selbst dem Drehbuchautor verborgen. Dieser brachte sich während einer Aufführung um, wahrscheinliche Todesursache Suizid. Die bewegende Handlung und besonders die mitreißenden Dialoge, die eine Frau, die vor einem Erdbeerfeld immer Tomaten erkauft hat, mit einem abenteuerlichen Schauspiellehrer, der eigentlich nur Erdbeeren pflücken wollte, führte, bewogen auch viele weitere Zuschauer zum Selbstmord während der Vorstellung. Nachdem man keine unglaubwürdigen Ausreden mehr hatte und Bestechungsgelder und auch die Bestechungsgelder ausgegangen waren, mit denen die vielen Toten verschwiegen werden sollten, wurden die Gelder für weitere Aufführungen des Stücks gestrichen.
- Selbstbemutterung mit einer kalten Suppe:
- Die faszinierende Geschichte eines kleinen Waisen; kein gewöhnlicher Waise, nein, sonst würde die Geschichte nie erzählt werden, gewiss nicht. Dieser Waise hatte nicht nur keine Eltern, dieser Waise musste sein ganz eigenes Leben in Mitten der USA führen. Wahrscheinlich spielte sich die Geschichte nahe des heutigen Los Angeles ab, darauf wird aber nicht näher eingegangen. Detailliert wird dem Publikum wie der kleine Junge versucht, eine Familie um sich herum aufzubauen. Vertraulichen Quellen ist zu entnehmen, dass kein einziger Zuschauer jemals auf die Bühne gekommen ist, um dem armen Kind zu helfen. Stattdessen musste dieser sich mit einer Suppe zufrieden geben. Diese Suppe war alles für ihn: Sein Teddybär, seine Nahrung und nicht zu Letzt seine Mutter. Ein Höhepunkt einer jeden Aufführung ist das herzzerreißende Wiedersehen des Waisen mit seiner Suppe, nachdem sie für längere Zeit getrennt waren, da er seine große Liebe gefunden hat, die aber nicht aus Brühe bestand. Das hat die Suppe ihm nie verziehen.
- East Side Story:
- Ehemals West Side Story. Der Titel wurde nach etwa viermonatiger Aufführungszeit verändert. Die Betreiber des Theaters fanden den Titel irgendwie zu doof und außerdem brauchte man mal wieder was Neues. Anders als man beim Betrachten des Stücks vermuten könnte, baut es nicht auf Shakespeares "Romeo und Julia" auf, sondern beruht auf einer vollkommen neu erschaffenen Geschichte, die sich ein paar Trunkenbolde an einem netten Abend zusammengewürfelt hatten, nachdem einer von ihnen mit dem Thema Liebe angefangen hat und gleich darauf eine folgenschwere Schlägerei mit jemandem anfingen, der den Sohn eines Anwalts kannte, der wiederum sehr erfolgreiche Kinder mit einflussreichen Freunden hatte, die sich gerne mit Betrunkenen schlagen.
- Wie die Oper das Phantom erschuf
- ...und das Theater alles besser machte:
- Mit diesem Theaterstück wollte sich das Theater und der ganze dort tätige Jargon an der stark expandieren Oper-Szenen für das Abwerben der Kundschaft rächen. Die Quintessenz des Stücks ist, dass das Theater besser als die Oper sei. Man brachte jegliche Kritik am feindlichen Medium einfach als Teil einer Geschichte, die man drumherum sponn, auf die Bühne. Die mystische Stimmung, die an einigen Stellen aufkommt, soll das Publikum unterschwellige Botschaften direkt ins Bewusstsein befördern, wobei das Unbewusste bewusst umgangen wird, da dort verankerte Botschaften - wie wir alle wissen - keinerlei Auswirkungen auf unser Handeln haben. Das Stück erzählt von einer abstoßenden Person, die - wie könnte es anders sein - in einer Oper haust. Natürlich kommt es zu keinem Happy-End. Wie sollte es denn auch: die Geschichte spielt in einer Oper. Und die sind nun mal nicht zu gut wie Theater.
Lichtshows
Seit neustem wird das Publikum mancher Theaterstücke mit unglaublich spektakulären Lichtshows mit einer Fülle an allem, was man sich so unter einer grandiosen Lichtshow versteht, begnügt. Ob er will oder nicht, wird er von allen Seiten mit irgendwas von irgendwo her beleuchtet.
Die Theater leuchten viele hunderte Lämpchen und Lampen, die von weiter weg entweder wie ein riesiger Haufen leuchtender Lampen aussehen oder dann doch eine junge Dame, die ganz offensichtlich nicht genug Geld für genug Kleidung hat und angeblich im Stück mitspielen soll, darstellt. Immer nett anzusehen...
Derweil berichten Astronauten immer wieder, dass man die Lichter selbst aus dem All sehen könnte. Recherchen, die sich auf von Google Earth bereitgestelltem Material beruht können diese Aussage nur bestätigen. Seriöse Forscher, die sich auf Verschwörungstheorien spezialisiert haben und ihre Ergebnisse ausschließlich in gewissen Blogs im Internet ausbreiten, haben indessen Angst davor, dass kriegerische Außerirdische diese blinkenden Teile als Aufforderung aufnehmen, die Erde in einem alles vernichtenden Schlag völlig grundlos zu zerstören. Andere behaupten, dass das schon längst passiert ist, weil wir uns etwas solch absurdes anders nicht hätten erdenken können.
- Will dieses Plakat vermitteln, dass man weg fliegen soll?
- Hier ist keine Lichtshow zu sehen: Das ist die Sonne. (Gleiches gilt auch für das Plakat auf der linken Seite, falls es noch nicht aufgefallen sein sollte)
- Die vielen Lichtshows ergeben von oben betrachtet einen großen Haken. Etwa ein Zeichen, dass man alles richtig gemacht hat? Oder sollte es ein Kreuz werden, für dessen Vervollständigung das Budget nicht ausreichte?
- Eine Lichtshow versucht das Meer darzustellen, scheitert aber kläglich an dem Versuch, die Werbebotschaft naturgetreu über die Wellen schweben zu lassen