Diverses:Der Methdiener
Prolog
Im Hochland ward im Mittelalter,
ein kleines Dorf mit Dorfverwalter.
Gut fünfzig Seelen lebten dort,
an diesem abgeleg'nen Ort.
Die Zeiten damals waren finster,
voll Hunger, Leid und kalter Winter.
Die Ernten klein, in großer Not,
das Vieh war dürr und nah dem Tod.
Nicht nur das Elend hielt Bestand.
Nein, auch der dunkle Glockenklang,
der stündlich von der Kirche schallt'
und düster von den Bergen hallt.
Im Kirchhaus lebt' dereinst ein Diener,
ein teuflisch fauler und durchtrieb'ner.
Der Pfaffe kaufte damals diesen
vom Bauern aus den Auenwiesen.
Der Diener ward des Bauern Brut
und tat dem Elternhaus nicht gut.
Er wollte auf dem Hof nicht schaffen
und konnt' das Faulenzen nicht lassen.
So bot der Bauer seinen Sohn,
beim Pfaffen an, für wenig Lohn.
Es sollten nur, für Herz und Leib,
alltäglich Brot und Suppe sein.
So dann sollte der Sohne ihm,
dem Pfaffen, zur Verfügung steh'n
und arbeiten im Kirchenhaus,
so schmiss der Bauer ihn denn raus.
Doch nun lest dies: Der Pfaff ward bös'
und rechnete schon mit Erlös.
So schickte er den Diener dann,
zum Methverkauf am Wegesrand.
Der Dorfvorstand, dass Ruhe weilt,
erhielt vom Pfaff den zehnten Teil
vom Geld, dass dessen Drogen brachten
und jedermann zum Opfer machten,
zum Opfer dieses Pfaffentums.
Doch nun geht's los! So höret zu:
Kapitel Eins: Das finstere Kirchhaus
Es ward Nächtens der finstersten Art, als der Pfaffe mit seinem Zweispänner zum Kirchhaus hinfuhr, den neuen Methdiener vor sich hertreibend. Der gefrorene Schlamm knirschte unter den Rädern und die Pferde stießen dichte Wolken des Odems aus ihren blähenden Nüstern. Der Pfaffe schnaubte verächtlich und rief dem Methdiener zu: "So laufe er schneller!"
Doch der Methdiener trug schwere Holzschuhe und solperte unentwegterseits zum Boden hinab, so dass ihm die Hände geschürft wurden. Der Methdiener fluchte, worauf der Pfaffe ihm die Peitsche gab.
Der volle Mond stand hell am Firmamentum und gab sich ein Stelldichein mit dem alten Kirchhund, der jaulend hinter der Kirche angebunden ward und kein Obdach sein eigen nannt. Kläglich fröstelte der alte Hund sein Dasein und als der Schnee zu rieseln begann, da färbte sich das graue Fell des Hundes weiß.
Der Pfaffe stellte die Pferde und den Methdiener in den Stall, wo dem Diener ein Platze im Schweinekoben zugewiesen ward. Dem Methdiener war das nichts neues. Er hatte auf dem elterlichen Hof nicht anders geschlafen. Gülden schien Vater Mond durch das matte Fenster, als der Pfaffe die Stalltür verschloss. Müde strebte der alte Pfaff zur Kirchturmspitze, um zwölf mal zur Mitternacht zu läuten. Als er das finstere Dorf zu später Stund geweckt hatte, stieg er den Kirchturm wieder hinab und legte das Nachtgewand an. Die Schlafmütze auf dem Kopf, mummelte der Pfaffe sich in seinen wohlverdienten Schlaf und auch der Methdiener konnte endlich Ruhe finden.
Pünktlich, um fünf vor eins des Nachts, wachte der Pfaffe wieder auf. Er gönnte sich noch ein Minütchen und stieg dann den Kirchturm hinauf, um die schwere, eherne Glocke einmal zu läuten. Der Methdiener schreckte im Schweinekoben auf, worauf auch die Schweine hellhörig wurden. Zwar kannte der Methdiener den stündlichen Klang der Kirchglocke von Kindes an. Doch wurde er noch nie direkt unter dem Kirchturm vom lauten Glockenschlag geweckt. Klopfenden Herzens legte der Methdiener sich zurück ins Stroh.
Als der Pfaffe gut fünfzig Minuten später erneut den Kirchturm erklomm und die Glocke zweimal läutete, schreckte der Methdiener im Schweinekoben erneut auf und die Schweine grunzten genervt.
Als der Pfaffe gut fünfzig Minuten später...
Als die Glocke viermal geschlagen hatte und der Methdiener gerade wieder nach Schlummerland reisen wollte, wurde er von den Tritten des Pfaffen zum aufstehen gedrängt. In dunkelster Morgenstund stand der Kleriker mit seinem Diener auf dem Kirchhof und wies ihn an, er solle hinter der Kirche ein Loch schaufeln. Als wohl nun aber der Methdiener erstmals das Wort ergriff, sprach er zu dem Kirchenmeister: "Ist's nicht also? Wofür sei dieses Loch gegraben?"
Der Pfaffe aber antwortete und sprach: "Für den alten Kirchhund, der dort im Mondenschein dem selbigen entgegen heult. Er ist alt und lebt nicht mehr lang."
Und so gab der Pfaffe dem Methdiener eine Schaufel und einen großen Stein, auf dass er den gefrorenen Winterboden um ein wenig Erde erleichtere. Und der Methdiener schlug die Erde mit dem Stein und versuchte, die Schaufel in den eisigen Boden zu zwingen.
Der Pfaffe lag indes im weichen Schlafgemach und schlummerte herrlichsten Träumen entgegen, als er knapp fünfzig Minuten später wach ward um die Kirchglocke fünnef mal zu läuten. Der Methdiener erwachte auf dem verschneiten Kirchhof und schüttelte sich den Schnee aus den Haaren. Noch immer ward es finstersten Himmels und als der Pfaffe vom Turm hinabgestiegen ward, da packte er den Methdiener beim Schopf und schleifte ihn ins Pfarrhaus, das neben der Kirche stand, unweit des Stalls.
Und so setzte der Pfaffe den Methdiener im Hause auf einen Hocker, auf dem dieser geraden Rückens zu sitzen hatte. Und der Pfaffe wies seinen Diener ein in die Kunst des Straßenverkaufs von Waren, die der König nicht gerne sah. So lehrte der Pfaffe den Methdiener das A bis Z des Wegesrandsverkaufs. Der Diener lernte die vollendete Gänze, von Amphetaminen bis Zopyklonhemmern. Er lernte das Rechnen und Schreiben in einfachsten Grundkenntnissen und wurde zur Tarnung im Handwerk der Bibelrezitation und der passablen Manieren geschult.
Kapitel Zwei: Tagwerk
Und so begab es sich Tag ein, Tag aus, dass der Methdiener am Wegesrand im Dorfe stand und seine Waren feil bot. Und die Bewohner des kleinen Örtchens kauften beim Methdiener ein oder ließen es bleiben. Ein jeder wie es ihm beliebte. Und der Dorfvorstand, der dem König Rechenschaft zu etwaigen Vorgängen im Dorf Leistung zu tragen hätte, holte seinen Anteil allmondlich beim Methdiener am Wegesrand ab.
Der Methdiener indess, verkaufte erlesenste Rauchkräuter aus Indien und novativste Mittel aus den Alchemie-Laboratorien in Prag. Er brachte dem Pfaffen gute Taler. So der Herrgott es gewollt, auch mal einen güldenen. Und der Methdiener erhielt eine täglich Mahlzeit und schlief im Trocknen bei den Schweinen.
Und so trug es sich einst zu, als der Methdiener beim Pfaffen seit sieben Monden und sieben Tagen in Heuer stand, da ward der Diener am Wegesrand mit der Magd des Bergbauern zu Gespräch.
Und die Magd sprach: "Ei ists nicht schön? Ein herrlich Sonn zieret den Himmel. Ei könnt nicht ein jeder Tag so sein?"
Der Methdiener aber sprach: "So sei es wohl! Ich hab da was!"
Gleichwohl er der holden Maid ein Päckchen zu Händen reichte, das feinste Erlesenheiten beherbergen würde. Auf selbst gab die Magd dem Diener einen Taler gar funkelndster Natur und als die Magd ihrer Wege ging, da lächelte sie dem Methdiener zu und auch der Methdiener lächelte.
Auf wohl dann der Diener an Folge dessen dem einen und jenen, den welchigen und sonstigen ihr täglich Produkt verkauft hatte, da schritt der Ortsvorstand zum Methdiener hinan und sprach: "Es ist des Mondes primus dias. So gib mir wohl was meines sei."
Der Methdiener aber gab dem Ortsprimus eine Hand voll Münzen und wünschte einen wohl angenehmsten Tag es zu werden sei. Und als der Dorvorstand des Weges schritt, da rezitierte der Diener aus der Bibel und nannte Buch Hannelore, Vers zwanzig, wo das Gute das Wahrhaftige sei. Als nun der Methdiener des jenen Tages beim Pfaffen die Abrechnung tat, die sich aus den Verdiensten der vergangenen Nacht gemacht hatten, da folgte aufdran die religöse Schulung, die fünf mal am Tage und fünf mal des Nachtens das Tagwerk des Methdieners zierten. Alsbald stündlich trat der Pfaffe den Methdiener aus dem Schlaf, der sich über die Zeit im Kirchstall an den lauten Glockenschlag gewöhnt hatte.
Harter Arbeit an Kirchhof und Felde hatte der Methdiener nachzugehen und am Wegesrand hatte er sein Gut feil zu bieten. Doch all stündlich legte der Methdiener sich wieder in den Schweinekoben und allstündlich läutete der Pfaffe die Glocke und trat den Methdiener aus dem Schlaf. Und das Dorf wachte allstündlich auf, denn das Dorf ward klein, dort im dunklen Hochland, nahe dem Gipflistieg.
Der Methdiener ward erschöpft von härtester Arbeit und Tortur. Doch konnte er nicht umhin, sich den Anweisungen des Pfaffen zu gefügen. Und so gingen die Tage ins Land und als der Methdiener kurz vor Blaudonnerstag am Wegesrand stand und seinem Tagwerk nachging, da kam ein Gesandter des Königs auf hohem Ross daher, in das abgelegene Dorf. Und der Fremde stieg von seinem Ross und sprach, dass er des Königs Inspektorant sei, der das finstere Dorf zu inspizieren habe, ob alles gottgleich und köngisgewollt abliefe. Und die Dorfbewohner sprachen, es sei alles gut und der Gesandte könne wieder abreisen. Doch der Gesandte blieb und erzwang Unterschlupf im kirchlichen Gehöft.
Und als der Gesandte des Nachts in seiner kirchlichen Herberge keinen Schlaf finden konnte, da ging er hinaus auf den Dorfplatz, wo zur Stunde der Methdiener zu gegen ward. Und da der Methdiener nicht eben ein heller Stern am Firmament ward, sprach er den Gesandten des Königs an: "So seid gegrüßt zu später Stund. Darf ich euch erwählteste Spezialitäten von höchstem Genuss zu feil bieten? Für nur wenige Taler, ich nehme auch Gulden, gedeihen sie euch zu höchstem Zeitvertreib! So kaufet jetzt, denn jetzt ist's günstig!"
Da wurde der Gesandte des Königs hellhörig und sein Ohr begann zu wachsen. Sollte dies wahr sein? Sollten hier oben, in den düsteren Bergen, gar gott- und staatslose Güter den Eigner wechseln?
"Ist's wohl denn?", so sprach der Gesandte. Und tat einen Probekauf, auf dass er handfeste Beweise das seinige nennen konnte. Und so beschloss der Gesandte, im Morgengrauen die Dorfherren ins Verhör zu nehmen und probierte indes, was der seltsame Gaukler auf dem Dorfplatz ihm da verkauft hatte.
Und als der Methdiener den dunklen Dorfweg hinabschritt und muntere Weisen pfiff, da kam ihm der Pfaffe entgegen und ohrfeigte ihn, da er dem Gesandten des Königs Waren verkauft hatte und somit die kirchlichen Interessen gefährdete. Da sperrte der Pfaffe den Diener in den Stall und versteckte all das jenes welches, das dem Gesandten des Königs nicht zu wahr werden durfte. Der Methdiener aber blickte durch das trübe Fenster des Stalls hinaus in die Nacht und sah einen kleinen Jungen über den Kirchhof laufen, der wohl der Sohn eines Bauern ward. So dann ward dem Methdiener die Erinnerung gewahr, wie er den Jungen nach Gottesdiensten sah, als er mit dem Pfaffen sprach. Auch zwischen den Metten trieb der Junge sich der Häufigkeit ums Kirchgehöft herum und schaute den Methdiener stets misstrauisch an. Der Methdiener rief ihm zu, er solle ihn aus dem Stalle lassen. Der Junge aber erschrak und lief davon.
Doch als es dem Methdiener am nächsten Morgen im Stall zu hungrig wurde, da brach er aus, wo grad der Gesandte des Königs die Marienstatue in der Kirche inspizierte, derer man nachsagte, sie würde Milch und Honig weinen. Und da der Pfaffe mit dem Gesandten und dem Dorfvorstand in der Kirche ward, begab sich der Methdiener ins Pfarrhaus und fand dort einen reichlich gedeckten Tisch, der ganz andere Köstlichkeiten beherbergte, als der Trog im Schweinekoben. So als der Methdiener sich satt gegessen hatte und das Gepäck des Gesandten des Königs zu durchsuchen begann, da fand er darin ein Buch und stahl dieses. Gleichwohl als er sich damit in ein entlegenes Eckchen am Hang hinter der Kirche fliehen wollte, da saß dort der kleine Junge und blickte finster ins Tal. Als er der Anwesenheit des Methdieners gewahr wurde, da sprang er auf und lief davon.
Der Methdiener aber dachte sich nichts dabei und rastete am Hang hinter der Kirche und betrachtete das Buch. So gleich ward er des Wissens, dass es sich bei dem Buch, so der Verlautbarung des Titelums Glauben zu schenken ward, um ein Werk der Kuriositäten aus allen drei Kontinenten handelte. Und der Methdiener begann zu lesen...
Kapitel Drei: Das Buch
So dann der Methdiener das Buch eröffnete, erlas er sich eine beliebige Kuriosität, die von fleißigen Schreibermönchen in nächtigstem Schaffen zu Papier gebracht waren. Und der Methdiener las:
Korea Huntington - Angebliche Kopfgeldjägerorganisation, aus einem angeblichen Land, jenseits des sagenumwobenen Chinas. Am drölften Jänner 1297 erlangte die Organsiation Bekanntheit unter den Zuhörern regionaler Gaukler und Minnesänger. An jenem eben welchem Tage gerieten Mirko Wellum und Marko Skopje, zwei vermeintliche Spione des Korea Huntington, am fernen Bodensee in ärgste Bedrängnis, als sie, zur Speis des wohlverdientesten Kohl of Duty mit Bro-Samen, der schönsten Invasionswetterlage fröhnten.
Als die zwei wahrscheinlichen Spione ihre düsteren Machenschaften planten und eine Drogengala veranstalteten, da wurden sie durch eine Razzia des örtlichen Vorstehers gestört, unterstützt von einigen aufgehetzten Bauern. Bevor der Mob mit dem Pferd auf dem Flour stand, spielten Wellum und Skopje eine Billigversion von Gitter Hero, auf einem schlecht programmierten Emulgator für die Playstation Null. Nachdem Wellum eine Sonate im Träsch-Metal-Stil zum besten gegeben hatte, sang Skopje den Smash-Hit Don't Kray for me, Essen. In gegoltenem Abschlusse sangen beide gemeinsam Abtau'n Girl, beflügelt vom Logarhythmus des Liedes.
Als dann ward es Gewahr, dass der örtliche Mob die Eintracht störte und mit Fackeln und Heugabeln auf Wellum und Skopje loszugehen gedachte. So ward es denn wohl gewiss, dass die Spione Barbieturate unter den Gläubigen verteilt hatten, worauf diese die Gläubigkeit zur Kirche von sich stießen, als sei sie ein Stiefkalb. Die, von dem Duo in Umlauf gebrachten, Allerleivergnüglichkeiten, spendeten dem einfachen Bauern ein Quantum Prost und dämpften gar selbst die Übertragung geladenster Teilchen am synoptischen Spalt.
So, dass es nun aber der Tat war, da waren Wellum und Skopje in Festungshaft platziert und fristeten ihr Dasein. So denn drehte Wellum durch und begann, einem Ultramarienkäfer die Sprache entgegen zu wenden, der zufälligst zum Gitterfenster hinein geglitten ward.
So sprach Wellum zu dem Käfer: "Sei du mir ein Éclairbär und gedeihe mir, was die Antwort auf meine Fragen sei!"
Der Käfer aber antwortete nicht. Ward er etwa ein Erbenzähler und nahm die Frage zu genau, um sie beantworten zu können? Wellum dachte an Piroggen und an den Schokorigel β Alphabetis, der beim örtlichen Kaufmann zu erstehen ward und sah jetzt auch selbst ein, dass er am durchdrehen war.
Als dann nannte der Verrückte dem Käfer diverse Teufelswörter aus der Zukunft, so da denn seien diese: Fieberglas, Teflonbuch und Flißjacke...
Der Methdiener schlug das Buch zu. Er hatte kein Wort verstanden. Dennoch schien sich sein Gehirn, irgendwo tief in dessen Windungen, ein wenig zu regen. Und dann stürmte der Pfaffe schreiend auf den Methdiener zu:
"Er ist tot! Er ist tot!"
Der Diener verstand nicht und so gedieh es dem Pfaffen, dass er dem Methdiener aufmalen musste, worum es sich wohl handeln würde; dass der Gesandte des Königs tot, in seinem Blute, auf dem Kirchhof lag. Auch dem Bilde entsonn sich dem Methdiener keine Erkenntnis und der Pfaffe zerrte ihn zum Kirchhof hinaus, wo der Gesandte des Königs in seinem Blute lag und daselbst nicht mehr des Lebens ward.
"Was machen wir denn jetzt?!" Dem Pfaffen ward bang zu Mute. Er erklomm den Kirchturm, läutete zur Stunde und setzte sein fluchen und Zagen nach dem hinabsteigen auf dem Kirchhof fort. Ach, wäre es nicht schon schlimm genug.
Und der Methdiener sah, wie der seltsame kleine Junge vorsichtig um die Ecke der Kirche blickte. Der Pfaffe indess überlegte, was wohl mit der Leiche zu tun sei und der Dorfvorstand nahm ihm die Entscheidung ab, sah er doch das Vorkommnis daselbst. Und der Methdiener wurde weiter seines Tagwerks geschickt und harrte der Dinge, die da kämen. So den Gesandten des Königs fand niemand mehr, sei er doch auf Geheiß des Dorfvorstands vom Methdiener tief im Boden verscharrt worden, so da selbst es der Herr Gott gebenedeit hat.
Doch ward dem kleinen Dorfe gewiss, dass man sich am Hofe sorgte um den Gesandten und alsbald mit neuen Gästen im Dorfe zu rechnen sei. So denn gelobte das düstere Dorf, sich nicht preiszugeben, sollte ein Fremder dahergeritten kommen und Fragen stellen.
Kapitel Vier: Das Geheimnis
Und so begab es sich als der Tage darauf, da kehrte der Methdiener die Kirche mit dem alten Reisigbesen und fand den wunderlichen Jungen verschrocken im Beichtstuhl. Als dann der Methdiener wohl den Jungen fragte, was er gedachte, im Beichtstuhl zu tun, so ganz ohne Pfarrer, da sprach der Junge: "Ich darf dir nichts sagen" und strebte davon.
Als so gleich wunderte sich der Methdiener. Und so trug es sich zu, dass er dem Beginne strebte, seinem Gehirn einen Besuch abzustatten. Und der Methdiener begann zu denken. So dachte er an den Pfaffen und an den kleinen Jungen und ward nicht ungewahr des Denkens. Und so beschloss er, den seltsamen Jungen beim nächsten Mal zu packen, als dass dieser erneut am Kirchhof herum strebte.
So gedieh es sich, dass der Methdiener einst den Zaun am Kirchgehöft kalkte, als der kleine Junge das Pfarrhaus verließ. Und der Junge strebte gesenkten Blickes des Weges und als er nah genug dran war, da packte der Methdiener sich den Jungen und drückte sein Gesicht gegen den frischgekalkten Zaune der da war.
Da sprach der Methdiener: "Was bist du für ein wunderlicher Knabe? Was treibst du dich am Kirchhof herum?"
Der Junge aber nannte keine Antwort sein eigen und der Methdiener beschloss, dass deutlicher zu verfahren sei. Und so schleifte er den Jungen zu einer großen Pfütze und tauchte sein Gesicht in das brackige Eiswasser, bis dass der Junge wild zu zappeln begann. Erst dann ließ er ihn wieder den göttlichen Odem Mutter Erdes atmen.
Und der Methdiener sprach:"So sei es wohl, auf dass du antwortest! Was umgibt dich stets zum Kirchhaus?"
Doch der kleine Junge wollte nicht antworten und der Methdiener nahm ihn mit zu einem Baum, auf dass er den Schädel des Jungen an den Stamm schlug.
Und als der Methdiener den kleinen Jungen auf dann steinigen wollte, da stammelte der Junge: "Ich...ich...ich darf nichts sagen."
Da aber fragte der Methdiener, wer dem Jungen verböte, das daselbstigste auszusprechen. Der Junge aber schüttelte nur den Kopf und der Methdiener schüttelte den Jungen.
"Wer?, sprach der Methdiener erbost.
Drei Ohrfeigen später sprach der Junge: "Die anderen."
Der Methdiener aber gedachte zu fragen, wer die anderen seien. Der Junge aber erbrachte sich erneut des Schweigens und als der Methdiener dem Jungen einen Strick um den Hals legte, da knickte der kleine Junge ein und gab sein Geheimnis preis. Und der Junge sprach lange zu dem Methdiener und dieser nickte und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Neue Dinge hörte er da über den Pfaffen, von denen er nicht einmal zu träumen gepflegt hätte. Dem Methdiener fielen vor Verblüffung nahezu die Ohren ab. Und als der kleine Junge zu Ende erzählt hatte, da nickte der Methdiener und wollte, dass der kleine Junge ihn mit zum Pfaffen nehmen würde, wolle er doch am eigenen Leibe erfahren, was der, nun nicht mehr so wunderliche, Junge da erlebte.
So hatte also der Junge sein Schweigen gebrochen. "Die anderen", das waren acht Leute aus dem Dorf, unter anderem die Magd vom Bergbauern. Sie alle vereinte, dass sie von einer geheimen Liebschaft zwischen dem Pfaffen und der Frau vom Zimmermann wussten. So unterdrückten und erpressten die acht Dorfbewohner und der kleine Junge den Pfaffen wie es ihnen gerade beliebte.
Als nun also der Methdiener und der Junge im Pfarrhaus waren, da zwangen sie den Pfaffen, dem Methdiener die schwarz-öligen Käsefüße zu massieren und sie ihm erst hinterher zu waschen. Der Pfaffe musste das Beste auftischen, was die Speisekammer hergab. Dem Methdiener wurde teurer Wein aus dem Königreich Burgund kredenzt und der kleine Junge trat den Pfaffen und bespuckte ihn und rächte sich an ihm für die Abreibung, die er selbst vom Methdiener erhalten hatte.
Dem Pfaffen wurde befohlen, wie ein Hund zu bellen. Als dann musste er zwei Bücher aus dem Schrank nehmen und singend, die Bücher auf dem Kopf balancierend, durch den Raum schreiten. Als dem Methdiener der Sinn nach Süßem stand, da bestellte er beim Pfaffen eine frisch gepresste Zuckerkröte. Und weil der Pfaffe so etwas nicht hatte, wurde er hinausgeschickt, um eine Kröte zu fangen. Diese sei zu pürrieren und zu pressen und anschließend mit Zucker zu bestreuen. Doch zunächst durfte der Pfaffe den Kirchturm erklimmen, denn es ward kurz vor der vollen Stunde.
Und als der Pfaffe die Glocke geläutet und eine Kröte gefangen hatte, da musste er diese im Pfarrhaus verspeisen. Ohne Zucker. Der Pfaffe schlang die Kröte hinunter, übergab sich auf den Boden und musste sein Erbrochenes auflecken. Die Kröte aber ward ebenfalls erbrochen und hüpfte unversehrt davon. Der Methdiener und der kleine Junge mussten fürchterlich lachen. Doch ein Klopfen an der Türe unterbrach das heimelige Beisammensein.
Und wie der Pfaffe die Türe des Pfarrhauses öffnete, da stand ein weiterer Gesandter des Königs vor der Tür und erbat um Einlass. Als derweil rezitierten der Methdiener und der Junge scheinheilig aus der Bibel, Der neue Gesandte erklärte den Anwesenden, er folge seinem tapferen Gefährten, der am Tage zuvor nach vollendeter Rast bereits voraus geritten sei. Dieses abgelegene Dörflein hier habe sein Gefährte ersuchen wollen, um es gemäß den königlichen Statuten zu inspizieren.
Dem Pfaffen aber sprang das Herz ins Gehirn hinauf.
Kapitel Fünf: Zu Heugabel und Fackel!
Und so ward es aber zu Gewahr, dass bereits Tags zuvor der Sohn des Wagners das finstere Dörflein verließ und nicht der Hellste ward. Und so ward der Sohn des Wagners dumm und schritt ins Tal hinab, wo er dem besagten zweiten Gesandten des Königs begegnete und ihm vom ersten Gesandten erzählte, der sein Heimatdorf derzeit besuche. So also ward es, dass der zweite Gesandte des Königs seines Weges ritt und seinem Gefährten ins finstere Dorf folgte, oben im düsteren Hochland.
So nun also der neue Gesandte dem Pfaffen dieses erzählt hatte, da wusste der Pfaffe nicht weiter und der Methdiener ergriff das Wort, wusste er doch, was auf dem Spiel stand: "Ist's nicht also?", sprach der Methdiener. "Ein Heiligkeit sei eurer göttlichen Präsenz! Doch ist's nicht denn so als gewiss, dass euer Gefährte unser Dorf bereits verließ? Unser Dorf sei inspizieret, so euer Freund gesagt er habe! Und er bat uns, dich weiter zu schicken, hinaus ins nächste Dorf, dass der euren Inspektion zu Gute ward."
Da aber sprach der Gesandte:
"Ich weiß wohl, was hier vor sich geht.
Doch wisst ihr, wer vor'm Ortsrand steht?
Dort weilt in kräftigster Statur,
des Königs Heer in Hochmontur.
Der König hörte wohl von Dingen,
die hier im Dörflein vor sich gingen.
Doch diese seien nun vermieden
und euer Schicksal jetzt beschieden."
Der kleine Junge tat erschrocken ob dieser Verse und stürmte davon. Da er bloß ein Kind war, schenkte der Gesandte ihm keinerlei Bemessen und ließ ihn davon eilen. So stürmte der Junge zu seinem Bruder, der auch von der Liebschaft des Pfaffen zur Frau des Zimmermanns wusste. Und der Bruder alamierte den Schneider, der es der Magd vom Bergbauern erzählte. Und so erfuhren alle Eingeweihten auf das Schnellste von der Gefahr, die durch den zweiten Gesandten drohte.
Und der Methdiener blickte zum Fenster hinaus, als er ersuchte, den Gesandten mit Köstlichkeiten aus allen fünf Weltmeeren zu bezirzen. Auch das feinste Alkoholikum ward kredenzt und der Gesandte staunte in der Tat nicht schlecht, was die Speisekammer des Pfaffen hergab.
So fraß sich der Gesandte des Königs zunächst den, ohnehin schon zum bersten prallen, Bauch voll und wollte danach über Gut und Böse entscheiden. Doch als der Gesandte noch nicht beim Nachtisch angelangt war, da standen schon die pöbelnden Eingeweihten mit Fackeln und Heugabeln vor der Tür zum Pfarrhaus und der Methdiener bat alle fröhlich hinein.
Nun denn ward es also, dass der zweite Gesandte des Königs sich im Pfarrhaus bedrängt sah. Während der Methdiener munter auf den Pfaffen eintrat, stürmten die Bewaffneten auf den Gesandten los, zerrten ihn auf den nahen Dorfplatz und knüpften ihn an einem alten Baum auf, der daselbst sein Dasein fristete.
So nun begab es sich, dass das gesamte Dorf vom zweiten toten Gesandten erfuhr. Und als auch die Kunde des ersten toten Gesandten die Runde machte, da erfuhr man des Ortens auch von der Liebschaft des Pfaffen zur Frau des Zimmermanns. Und als sich das Dorf auf dessen in zwei Lager spalten wollte, da fiel das königliche Heer in das Dorf ein und schweißte die Dorfgemeinschaft unversehens wieder zusammen.
Als bald nur eine halbe Stunde ward vergangen, da brannte das halbe Dorf. Es ward gemetzelt und gemeuchelt und die Dörfler und die Heeresritter töteten sich auf das gegenseitigste. Die Heugabeln bohrten sich in die Schädel der Kämpfenden, so denn des Königs Musketen gaben einen lauten Knall von sich und so floss das Blut die Berge hinab; hinab aus dem finsteren Dorf. Und das Dorf ward verbrannt und vernichtet und so auch des Königs Heer, das im Dorfe zum Kriege verweilte.
Und als die roten Bäche endlich versiegten und auch der letzte Kombattant gefallen ward, da kam der kleine Junge aus seinem Versteck und schüttelte sich das Blut aus den Haaren. Und auch die Magd des Bergbauern stand auf und schüttelte das Blut von sich, den toten Bergbauern zu ihren Füßen. Und der Methdiener stand nur dumm da und glotzte blöd. Und rot tropfte es von seiner Nase.
Die drei genannten, der Methdiener, die Bergmagd und der Junge, waren die einzigen Überlebenden des düsteren Vorfalls im dunklen Dorf, sieht man von ein paar Ziegen ab, die sich am nahen Bach versteckt gehalten hatten und erst zögerlich ins Dorf zurück kehrten. Und so gelobten die Überlebenden Besserung der wahrhaftigsten Güte und wollten all das Vergangene hinter sich lassen und so fügten sie sich den Gegebenheiten des königlichen Herrschaftstums.
Und erst dann wurde ihnen gewahr, dass sie endgültig verloren hatten. Bald würde man auch sie suchen. Und so mussten die letzten drei Bewohner des finsteren Dorfes ihre Heimat verlassen, auf dass kein dritter königlicher Gesandter sie je zu fassen bekommen würde. Unstet und flüchtig sollte der Methdiener mit seinen Gefährten sein, als wie der Herrgott es in seiner Unermesslichkeit verfügt hatte.
Moral von der Geschichte
Es gibt Zeiten, es gibt Taten,
es gibt Handeln, es gibt Warten.
Doch manchmal bricht es schnell heraus,
dann gibt es Kriege, Leid und Graus.
So werde nie und sei nie wieder,
so wie des Pfaffen neuer Diener.
Und sei auch nicht so wie der Pfaffe,
so dich die Welt in Ruhe lasse.
So sei stets du und lebe fort,
an dem von dir gewählten Ort,
in der von dir gewählten Weise.
Sei wie du bist. Ob laut ob leise.
~ Ende ~