Diverses:Der dumme Pelikan

Vorwort

Märchen neigen generell dazu, sich in epischer Breite auszudehnen. Es ist daher anzuraten, sich entsprechend Zeit zum Lesen der Werke jenes Genres zu nehmen.

Das vollständige Lesen dieses Märchens, für das der Autor vier Jahre Recherche betrieb und das in den Jahren 2001 bis 2008 niedergeschrieben wurde, dient dem Stupidedia-Romancier als Anerkennung und zollt seiner Leistung Tribut. Spektakuläre Naturfotos, die auf Reisen zu den Orten des Geschehens gemacht wurden, unterstützen dieses Meisterwerk der phantastischen Literatur.

Prolog

Das ganze Königreich auf einem Blick.

Einst lebte im immer feuchten Immermeer ein prächtiger König, der Horst, der Gütige, mit seinem Sohn, der Prinz, der Henry. Sie lebten mit ihrem Gefolge auf einer Burg, der hohen, die inmitten des Meeres auf einer Insel stand. Der König, der Horst, der Gütige regierte sein Reich, die Insel, die Kleine streng, aber, wenn immer es geboten war, auch mit gütiger Hand. Sein Volk, der Fischer und sein Neffe, huldigten dem König Dank und versorgten ihn mit frischem Fisch. Nur die Völker, die am Ufer lebten, amüsierten sich über den König und seinen Sohn und bewarfen sie sogleich mit faulen Eier, Fischabfällen und saftigen Tomaten, wenn sie sie sahen. So konnte der König sein ganzes Gefolge, Jonathan, den Reitknecht und Batman, den Stallknecht, immer mit leckeren Köstlichkeiten versorgen und niemand musste Hunger leiden.

So lebten diese tapferen Gesellen glücklich auf ihrer Insel. Doch eines Tages begab es sich, dass der König, nun schon hoch betagt, sich fragte, ob seinem Sohn, der Prinz, der Henry, nicht vielleicht ein Weib an seiner Seit gefallen täte. Also fragte der König, der Horst, der Gütige, den Prinzen "Höre, mein Sohn. Vielleicht mag es dir seltsam anmuten, dass nur Männer in meinem Reich leben. Wir sind glücklich und sorglos und ohne Streit, doch wenn ich es recht überlege, wäre es doch von guter Gabe, wenn ein Weib an deiner Seite dir einen Sohn schenkte, damit das Reich nicht untergehe. Mein Sohn, gehe an das andere Ufer und suche dir ein Weib, dass dir zu Willen, folgsam und gelehrig, fleißig und sauber ist und bringe sie alsdann an den Hof, sodass auch ich und mein Gefolge sie prüfen und bewundern können!"
"Ach Vater,“ sprach der Prinz, der Henry „wie soll ich es denn geschehen lassen, dass ein Weib mir zugetan ist. Ich bin nicht schön, ich bin nicht reich, einzig, ich bin unverdorben. Wie soll ein gnädiges Fräulein mich nur begehren?"
"Höre, Sohn. Du wirst es merken, wenn die Richtige dann vor dir steht. Der Himmel tut sich auf und Engel singen ein Choral. Die Vöglein jubilieren und die Sonne schenkt ihr gülden Licht."
"Ja, mein König. Und du glaubst, dass ich dies Zeichen sehe?"
"Du kannst es nicht verfehlen." frohlockte der König, der Horst, der Gütige. „Nimm diese drei Umschläge, lass sie einen davon ziehen und lies ihr die Frage darin vor. Wenn sie sie gar wohlig beantwortet, dann bring uns das Weib ins Reich!"
"Wie, liebstes Väterchen, erkenn ich die Antwort als die Richtige?"
"Die Antwort, mein Sohn, muss ein JA sein. Dann ist es die gar Richtige! Und nun, Sohn, gehe, packe deine Sachen und begib dich auf die Reise."

Im Dorf

Der Prinz, der Henry, nahm die Umschläge und tat, wie ihm geheißen wurde. Er ruderte an Land und wurde sofort freudig von den Dorfbewohnern empfangen. Nachdem er sein Gewand von den Essensresten befreite, sah er ein altes Fischweib an ihrem Marktstand. Er ging zu ihr, kniete sich vor ihr auf den Boden und sprach "Bist du die Richtige, holdes Weib?"
"Verpiss dich, du Schwuchtel!" krächzte die Alte und bewarf ihn mit Fischabfällen. Der Prinz sah in den Himmel und lauschte den Engeln. Kein Tirililieren, kein güldener Sonnenschein tat sich auf und der Prinz, der Henry, wusste alsdann, dieses Weib ist nicht die seine.

Der Prinz fragte noch viele Frauen aus dem Dorf, erntete aber nur Spott und Fischabfälle. Traurig ging er zum Meer zurück und blickte in die Ferne. Ach, wie schön und einfach das Leben auf der Burg noch war, dachte er und träumte von vergangenen Tagen.
"Eh, Macker. Du riechst aber lecker!" sagte eine freundliche Stimme zu ihm. Der Prinz, der Henry, warf automatisch die Hände schützend vors Gesicht, da er annahm, man würde ihn wieder mit Abfällen bewerfen. Doch nichts geschah. Henry lugte vorsichtig durch seine Finger und sah sich um. Er entdeckte niemanden.

"Hier bin ich, du Penner. Hier unten."
Neben sich erblickte der Prinz ein seltsames Geschöpf. Es war nicht groß, es war auch nicht schön. Es sah aus wie eine Ente. Nur größer. Und es hatte einen riesigen Mund.

Der Pelikan nimmt den ersten Kontakt zum Prinzen auf.

"Warum hast du so einen großen Mund?" wollte der Prinz wissen.
"Damit ich dich besser fressen kann, Rotkäppchen." Das fremde Wesen antwortete pikiert. "Ich bin ein Pelikan und wir alle haben so einen Fresssack am Schnabel. Das ist normal."
"So, normal also. Und was willst Du von mir?"
"Hör zu! Ich beobachte dich jetzt schon eine ganze Weile. Du willst ficken oder so. Und das klappt nicht, wie’s aussieht. Aber du bekommst jedes Mal leckeres Futter, wenn du dich vor den Weibern hinkniest. Vielleicht können wir daraus so eine Art Partnerschaft machen?"
"Was, in Gottes Namen," fragte der Prinz entsetzt, "ist ficken?"
"Ach du Scheiße...“ der Pelikan war erschütterst, „du weißt nicht, was fic...,äh vög..., äh also was das ist und laberst alle Weiber an?"
"Höre, Fremder. Ich suche ein gar wonnig Weib, das mir zu Diensten ist und einen Sohn gebiert."
"Also doch ficken?"
"Wenn das das Wort dafür ist? Ja. Dann will ich ficken."
"Pass auf, Meister. Ich besorg dir 'ne Else, die du, na du weißt schon was kannst und dann (hä, hä) gibst du mir die Fische, die sie dir zuwerfen."
"Wohl an, Herr Pelikan. So soll es geschehen."

Der Prinz zog wieder ins Dorf und sprach auf Geheiß des Pelikans die Fischfrauen, die Marktweiber und Fleischerfrauen an. Sie lebten von den Abfällen, die man über den Prinzen ergoss, glücklich und wohlgenährt.

Immer noch im Dorf

Doch nach einigen Tagen wendete sich das Blatt. Die Frauen schienen das gewiefte Spiel des Pelikans zu durchschauen oder hatten einfach keinen Spaß mehr daran, den Prinzen zu bewerfen.
„Was sollen wir jetzt tun?“ wollte der Prinz wissen. „Und warum finde ich nicht die Richtige?“
„Pass auf, Mann. Wir ändern die Strategie.“ Anscheinend hatte der Pelikan eine brillante Idee. „Du fragst jetzt nicht mehr: Bist du die Richtige? sondern sagst: Eh, ich will dich poppen.“

Der Pelikan gilt nicht als freundlichstes Wesen in der Tierwelt.

„Poppen?“
„Ja, poppen. Das ist ein anderes Wort für: Willst du die mir Anvertraute sein?“ Der Pelikan wusste inzwischen, wie der Prinz tickte.

Henry tat wieder, wie ihm geheißen. Sie gingen zur Gemüsefrau und der Pelikan flüsterte dem Prinzen zu „Hier, die ist gut, die hat Gemüse. Frag die!“ Der Prinz, der Henry, ging zur Marktfrau, kniete sich nieder und stellte seine neu formulierte Frage. In froher Erwartung postierte sich der Pelikan neben den glühenden Verehrer und öffnete seinen Schnabel. Doch die Entwicklung nahm einen anderen Verlauf als er annahm. „Aber Hallo, junger Mann,“ die Gemüsefrau musterte den Prinzen, den Henry, eingehend und sah sich nach allen Seiten um, „warum nicht? Komm!“ Sie zog ihn in die Markthalle und der Pelikan fragte sich, was um Himmels Willen hier schief lief.

Nach wenigen Minuten kam der Prinz zurück. Er wirkte verstört. „Weißt du, was die von mir wollte? Das ist ungeheuerlich. Ich... ich...“ Henry brachte seine in Unordnung geratene Frisur wieder auf Vordermann, „die..., die..., die wollte doch tatsächlich, dass ich...“
„Was wollte die? Die wollte dich nageln? Ist es das, was dich verwirrt?“
„Nageln? Nein, das würde ich nicht so nennen. Sie wollte, dass ich meinen...ä, meinen Dings da bei ihr rein...Verdammt!“ Der Prinz fand keine Worte.
„Ihre Fassungslosigkeit ist verständlich, Sire,“ der Pelikan war sichtlich genervt „aber so kommen wir nicht weiter. Wir brauchen Futter.“

Dem Prinz missfielen diese Worte. Konnte es sein, so fragte er sich, dass der Pelikan mich nur ausnutzt? Argwöhnisch betrachtete er seinen Partner. Erst jetzt fiel ihm dessen verschlagene Visage auf. Ein ganz und gar übler Bursche, dachte der Prinz und beschloss, den komischen Vogel zu verlassen.
„Ich denke, wir sollten ab jetzt getrennte Wege gehen.“ sagte er und ließ den verblüfften Großschnabel einfach stehen.

Getrennte Wege

Der Pelikan geht aufs Ganze.

Der junge Prinz entschwand, der Pelikan war sauer und im Dorf kehrte wieder Ruhe ein. Nun, dann muss ich wohl wieder selbst jagen gehen, dachte er bei sich. Körperliche Arbeit war dem Vogel jedoch stets zuwider. Entsprechend schlecht verlief seine Jagd. Nach kurzer Zeit beschlich ihn ein Gefühl von Hunger und er dachte wehmütig an die Zeit mit dem Prinzen. „Wenn ich ihn nur wiederfinden würde, vielleicht kann ich ihn ja überreden, zurückzukommen?“ Er machte sich auf die Suche, doch der Prinz blieb verschwunden.

Ihm fiel der Vater des Prinzen, des Henrys, ein, der König, der auf der Insel lebte und seinen Sohn ebenso sehnsüchtig erwartete, wie der Pelikan. „Ich werde ihm einen |Besuch abstatten. Vielleicht lässt sich da was draus drehen.“ Also flog der Pelikan hinüber auf die Insel und steuerte die Burg an.
Vor dem Haus traf er den Fischer. „Tach, Mann. Ich such’ den König. Irgendeinen Durchblick, wo ich ihn finden kann?“
„Gott zum Gruße, edler Vogel,“ der Fischer sprach nicht die Sprache seiner Berufskollegen, „Der erhabene König weilt am Bootssteg. Er hält Ausschau nach seinem Sohn, den Prinzen, den Henry.“
Der Pelikan bedankte sich lustlos und flog zum Steg. Hier sah er den König, ein gütig aussehender Herr mit traurigen Augen. „Tach, König!“

Der Pelikan erblickt die Burg und steuert instinktiv das Königs-Wappen an.

„Mein Herr?“ der König, der Horst, der Gütige, schaute den Vogel mit verklärtem Blick an. „Kann ich helfen?“
Der Pelikan dachte nach. Wenn ich es schaffen würde, ihn ins Dorf zu lotsen, würde ich wieder Futter haben, fiel ihm ein. „Ich glaube, König, dein Sohn ist in Schwierigkeiten. Unter Umständen wäre es ratsam, mit mir ins Dorf zu kommen, um dem Prinzen zu unter die Arme zu greifen.“
Jetzt dachte der König nach. „Gut, lass uns in die Burg gehen und alles weitere besprechen.“
Sie gingen in die Burg und dem Pelikan lief vor Vorfreude das Wasser aus dem Schnabel.

Der Trick des Königs

Sie betraten die Burg und der Hausherr, der König, der Horst, der Gütige, zeigte dem Pelikan die interessantsten Räumlichkeiten.
„Hier ist der Empfangsraum,“ der König wies mit bedeutungsvollem Armschwung durch die Halle, „hier die Ahnengalerie und dort die Treppe nach oben!“ Der Pelikan gähnte auffällig. „Wenn Sie mir dann folgen wollen.“ Sie gingen durch eine Tür ins benachbarte Wohnzimmer. „Das ist unsere gute Stube.“
„Ah ja. Und wann wollen wir ins Dorf?“ Der Pelikan konnte seine Ungeduld kaum zügeln.
„Warte, Fremder. Ich habe noch mehr zum Zeigen. Es kommen nur wenig Gäste hierher, wissen Sie?“ König und Pelikan gingen in den nächsten Raum.
„Hier ist unsere Küche.“ Dann packte der König den Vogel, schließlich muss auch dieses Märchen einmal zu Ende sein, drehte ihm den Hals um und läutete die Glocke, seit ewigen Zeiten Merkmal für alle, dass Essen auf dem Tisch steht.

Nachdem die Dorfbewohner durch die Eskapaden des Prinzen ihre Lust am Bewerfen der königlichen Familie mit Abfällen verloren, musste der Hofstab von dem leben, was die Fischer an der Angel hatten. Das war leider nicht mehr viel. Bis auf Tränen sind alle Fische durch den dunklen Neferkambeck-Fluss im Norden des Immermeers entfleucht und die grätenhaltige Nahrung der Träne ging dem König mit seinen Vasallen schon lange auf die Nerven. Von daher bot der Pelikan eine von allen gern gesehene Abwechslung des Speiseplans dar.

Der Pelikan bereitet dem König eine große Freude.

Nachdem dieser gerupft wurde, entfernte der Neffe des Fischers die Innereien, mit denen sie zum Spaß den König bewarfen und steckten den Vogel in die Bratröhre. Hach, das war für alle ein leckerer Genuss.

Als dann der Vogel verzehrt war, kehrte der Alltag mitsamt dem Fischessen zurück auf die Burg. Nie wieder wagte ein Vogel sich auf diese Insel. Dem Pelikan war dieser Besuch sicher eine Lehre. Der Fischer und sein Neffe, der Stall- und der Reitknecht lebten glücklich bis zum Ende ihrer Tage bei ihrem König. Der Prinz, der Henry, tauchte nie wieder auf und niemand weinte ihm auch nur eine Träne nach.

Epilog

Der Prinz, der Henry, wanderte, nachdem er den Pelikan verließ, ziellos durch den dunklen Räuberwald. Er hoffte, getrieben vom Verlangen nach dem weiblichen Geschlecht, auf ein anderes Dorf zu stoßen, wo ihm seine Zukünftige über den Weg laufen könnte. Bald erreichte er das Terra Incognito, ein Gebiet, das noch nie von Menschen seines Königreichs betreten wurde und erreichte einen asphaltierten, doppelten Weg. Wir wissen, dass es sich um eine Autobahn handelt, der Prinz jedoch kannte nicht einmal Autos. Die schnellen Dinger, die den Weg benutzten, machten eine gefahrlose Passage des Weges unmöglich, sodass er Zeit seines Lebens niemals die andere Straßenseite erreichte. Er wanderte am Rande der Autobahn und erreichte nach einigen Tagen ein als Raststätte getarntes Fernfahrer-Bordell.

Hier wurde er freundlich aufgenommen und fand tatsächlich ein Weib, das Interesse an ihm fand. So endete er glücklich als Faktotum einer Domina. Den Rückweg zu seines Vaters Königreich hätte er niemals wiedergefunden. Ein Grund mehr, schon bald seine Heimat, die Insel ewigen Glücks, zu vergessen. Nur an die glücklichen Tage mit dem Pelikan erinnerte er sich oft.


Die Moral von der Geschicht'

Verlässt Du Dich auf den Pelikan
Verfällst Du seinem Futter-Wahn.
Hör’ auch nicht auf Deines Vaters Worte
Sie bringen Dich meist an üble Orte.
Doch folgst Du einfach Deinem Triebe
Dann findest du die wahre Liebe!

Nachgang

Märchen haben nicht immer ein positives Ende. So auch bei dem als Der dumme Pelikan bekannten Werk. Die Botschaft ist eindeutig: wann immer Männer unter sich versuchen, ihre behagliche Harmonie um ein Weib zu erweitern, ist großer Ärger vorhersehbar. Ein Vater verliert in diesem Märchen seinen geliebten Sohn und der Sohn vergisst seine Heimat. Einzig das Fabelwesen Pelikan findet hier sein artgerechtes Ende.

Der junge Prinz befindet sich auf einem Scheideweg. Kaum der Pubertät entsprungen, drängt ihn der Vater, sich sexuell zu orientieren und für ein bestimmtes Geschlecht zu entscheiden. Dem Prinzen ist der Umgang mit Frauen seit dem frühen Verschwinden der Mutter nicht geläufig. Er fühlt sich überfordert und unverstanden. Unbewusst empfindet er das Betreten des Dorfes als Stoß ins kalte Wasser und so, als ob der Vater ihn verstoßen hätte. Der zu Verlustängsten neigende Jüngling sieht sich allein in einer fremden, kalten und ihn ablehnenden Welt und greift dankbar nach dem Strohhalm, den ihm der berechnende Pelikan hinhält. Es erstaunt daher nicht, dass er zunächst dessen Ansinnen verfällt.

Dem Pelikan kommt das Auftauchen des Prinzen, dessen Opferrolle er instinktiv erkennt, gelegen. Faul, dumm und gefräßig nutzt er die Verunsicherung des jungen Prinzen zur Futterbeschaffung aus und wähnt sich auf der Sonnenseite des Lebens. Das jähe Erwachen des Prinzen als Zeichen seiner Erwachsenwerdung irritiert den Vogel, der darauf hin zwar das naheliegende Selbstjagen versucht, insgeheim aber auf die Rückkehr des Prinzen hofft. Nachdem sich ergab, dass dieser nicht so schnell wieder auftauchen würde, orientiert sich der Pelikan um. Basierend auf der Vermutung, dass nicht nur einer in der Familie so blöde sein wird, nimmt er Kontakt zum König, dem Vater des Prinzen, auf. Hier hofft er auf gleiche Einfältigkeit und dass er auch ihn benutzen könne. Doch dem König, abgestumpft durch den engen Kontaktradius auf seiner Burg, ist profanes Essen näher als die vage Hoffnung auf seinen Sohn. So findet der Pelikan auf der Insel sein tragisches (und aus Sicht des Lesers wohlverdientes) Ende.

Nachdem dem Prinzen klar war, dass der Strohhalm, den der Pelikan ihm reichte, auf dünnem Eis gebaut war, nabelte er sich ab. Einerseits hatte er noch immer die Umschläge und damit eine Mission zu erfüllen, andererseits war er sich seiner Suche nach dem weiblichen Geschlecht nicht mehr sicher. Ihm fehlte die Mutterliebe und die Frauen verhielten sich ihm gegenüber feindselig. Gepaart mit dem Hörigkeitsgefühl dem Vater gegenüber, einem machtbesessenen Despoten im Schafspelz, wird schnell klar, dass der Prinz da landet, wo ihn auch dieses Märchen hinkatapultierte. In Frauenkleidern als Zofe im Dienste einer herrschsüchtigen Dame empfand er wohlige Geborgenheit und kam mit sich ins Reine. Die Umschläge des Königs stahl ihm seine Herrin, las sie ihm vor und lachte ihn aus.

Hier verlieren sich die Spuren des Prinzen. Das Bordell ist inzwischen geschlossen worden. Ob der Prinz den Rückweg zur väterlichen Burg einschlug oder ob er mit seiner Dame weiterzog, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Hoffen wir mit ihm, dass er, welchen Weg er auch ging, Glückseligkeit fand.

Pelikane verstehen, jetzt!

Zum besseren Verständnis sei die -> Pelikan-Seite empfohlen!

Dieser Artikel aus den Namensräumen „Diverses“ oder auch „Spiegelwelten“ besitzt aufgrund seiner Qualität die Urkunde „Schatzkistentauglich“ und wird daher im Portal Rumpelkiste gelistet.
This article is issued from Stupidedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.