Spiegelwelten:Unsere Expedition durch Italo-Amerika
Hello, meine Name ist James Dempton, und ich bin hier der Forschungsleiter! Worum es geht? Nun gut, ich führe die Forschungsgruppe STALKER an, und wurde von Präsident Obama damit beauftragt, ein Team aus mehreren ´hochrenommierten Wissenschaftlern zusammenzustellen, die sich mit dem Forschungsschiff SMS "Mighty Dwarf" aufmachen, um die zerstörten Reste von Italo-Amerika zu erforschen. Ziel der Expedition ist es, einen Abschlussbericht zur dortigen Umwelt- und Rohstofflage abzuliefern, um den Status eines Naturschutzwürdigen Gebietes zu klären. Ich stelle euch aber erst einmal die Mannschaft vor.
Die Crew
Die Mannschaft setzt sich aus einigen alten Freunden aus meiner Studentenverbindung, und natürlich der loyalen Besatzung der "Mighty Dwarf" zusammen. Es bildet sich ein echt verschlagener und intelligenter Haufen, der in der Lage ist, Wissen aus aller Herren Ländern der Spiegelwelt zu erwerben.
Prof. James Dempton
Das bin ich! Nach meiner Geburt am 06.07.1963 auf einer Farm westlich von Ohio, habe ich mich schnell in der Schule hochgearbeitet und bin bereits 1977 aus der High School entlassen worden. Es folgte eine Studienzeit bis 1989, in der ich mehrere Doktortitel und einen Professorentitel in Biologie, Ökologie und Wissenschaftsphilosophie erwerben konnte. Nun gut, dank meiner zahlreichen Auszeichnungen sah mich unser Präsident als ideale Besetzung für den Posten des Teamleiters an. Mal sehen wie ich mich schlage.
Dr. Martin Finanzscheck
Tja, der ehemalige Finanzminister Electronias kann nicht nur unheimlich gut rechnen, sondern kennt sich auch bombastisch gut mit Rohstoffanalysen und Internet-Datenbanken wie Wikipedia oder Wissen.de aus. Wenn man mal ausnahmsweise nichts weiß, kann man ihn einfach fragen. Nur manchmal macht seine Verdauung Probleme, da er Benzin Bleifrei nicht verträgt.
Susan Gablehower (†)
Mrs. Gablehower ist unsere Praktikantin und will später mal Anthropologin werden. Bis dahin ist sie erst einmal trotz ihrer guten Noten für die Kaffeemaschine und die Essenszubereitung an Land zuständig. Oder sie erledigt für uns die Drecksarbeit wie Leichen ausbuddeln, wilde Tiere ablenken oder Protokollbögen und Formulare ausfüllen. Bürokratenjobs halt, für die wir Wissenschaftler keine Zeit haben!
Jacques Coulons
Coulons wurde nur aus diplomatischen Gründen ins Team berufen. Ich hätte ja stattdessen den Electronier Friedrich Hühnerbrüh eingeladen, aber der hatte ja eh keine Zeit. Musste angeblich für Ruhe und Ordnung in seinem Land sorgen. Aber nun gut. Coulons ist jedenfalls nach eigener Aussage hochdekorierter Biologe und weiß wie man mit einer Digitalkamera umgeht. Ich hoffe mal, dass das, was das Franzoséland über ihn sagt auch stimmt...
Dr. Med. Günther Waschewski
Waschewski ist Arzt aus Leidenschaft, der sich darauf spezialisiert hat, Mutationen und genetische Ungereimtheiten zu erforschen. Naja, mich geht das ja nichts an. Ich kümmere mich eher um das, was die Viecher ausfressen und ihre morphologischen Besonderheiten. Waschewski kommt jedenfalls aus Wanne-Eickel, ist dem entsprechend gut gesittet, und kann fast überall seine Meinung zu geigen. Selbst wenn er keinen Schimmer hat worum es geht.
Benito Missuloni
Benito ist ein alter Kindheitsfreund und Exil-Italo-Amerikaner. Sein größter Wunsch ist es, einmal in seine Heimat zurückkehren zu können. Er kennt sich aber zudem gut mit Radioaktivität und Geologie aus, und soll in seiner Freizeit ein bisschen militaristisch denken. Naja, wen kümmerts, meines Wissens nach haben wir eh keine Waffen an Bord, jedenfalls nicht offiziell.
Die SMS Mighty Dwarf und ihre Besatzung
Die "Mighty Dwarf", die wir Crewmitglieder liebevoll "Mrs. Midget", oder einfach nur "die Dwarf" nennen, ist ein ehemaliges Segelschulschiff der NAVY. Sie tat ganze 134 Jahre ihre treuen Dienste, bis sie 2006 in Rente geschickt wurde. Obama wählte dieses Schiff als Flaggschiff unserer Expedition aus, da es optimale Vorraussetzungen für unsere Reise bietet. Genug Kojen, große Lagerräüme und eine perfekte Beflaggung sorgen für den nötigen Komfort. Noch dazu wurde es mit einer Notfall-Verteidigungsanlage ausgerüstet, die einen Stealth-Modus und jede Menge Kanonen beinhaltet. Die Dwarf bietet Platz für 28 Menschen, sodass wir momentan neben unserem Team noch 21 Crewmitglieder und einen Hund an Bord haben.
Das Logbuch
Hier werde ich die nächsten Tage besondere Ereignisse, Programmpunkte, Lästereien, Beobachtungen und Meinungsäußerungen reinschreiben, schließlich müssen wir auch ein wenig was im Kopf behalten haben wenn wir wieder zu Hause sind!
Mittwoch, der 16. Februar 2011, Seattle
Heute ging es los. Früh Morgens kämpfte ich mich aus meiner Hängematte, entblätterte meinen Körper vom Entchen- Schlafanzug, und machte mich frisch angezogen auf zur Lagebesprechung an den Pier. Dort lag auch schon die "Dwarf", in ihrer ganzen Pracht. Mir wurde bei dem Gedanken warm ums Herz, dass wir beinahe so eine bedeutende wissenschaftliche Reise machen wie der Herr Blocher bei seiner !Mondlandung. Die anderen begrüßten mich schon. Die Mannschaft war gut genährt, Coulons saß in der Offiziersmesse und trank Jus de Cassis, und Mrs. Gablehower machte einen Café für den Rest. Eine wunderbare Kulisse, die seattlesche Hafenlandschaft, muss man schon sagen. Die letzten Crewmitglieder schleppten die Forschungsausrüstung an Bord, und dann ging es schon los.
Kurs Richtung Norden.
Zunächst einmal unmittelbar dorthin, wo früher das Capo al Mondo lag. Augenzeugenberichten zu Folge, soll nach der Explosion die Küste einige Kilometer weiter Richtung Monti Ardenti geschrumpft sein, sodass dort wo das Kap lag nun neue Gräben entstanden sind. Das wollen wir uns mal genauer ansehen. Benito Missuloni ist schon ganz heiß darauf, wieder seine alte Heimat zu sehen. Wir mussten ihm aber erst einmal klar machen, dass es nie wieder Pasta dort geben wird. Er brach darauf hin in Tränen aus und verfluchte Gott.
Ungefähr 10 Seemeilen von Seattle entfernt brach auf einmal ein kleiner Tropensturm los. Zum Glück wurde niemand von Bord gespült, jedoch ist unser Besansegel dahin, meint der Kapitän. Wenn er wenigstens sagen würde, was ein Besansegel überhaupt ist. Spätestens übermorgen werden wir höchst wahrscheinlich die Koordinaten von Capo al Mondo erreichen und dort die Tiefsee erforschen.
Donnerstag, der 17. Februar 2011, auf See zwischen USA und Italo-Amerika
Unsere kleine Hoffnung, noch heute am Capo al Mondo anzukommen sollte sich schnell verfliegen. Das lag keineswegs am Eifer unserer Crew, die tatkräftig daran arbeitete, die Segel zu raffen und es keineswegs scheute, trotz Übergewichts in die Mastspitze zu klettern, sondern vielmehr an dem Gegenwind, der uns von Nordosten aus eher bremste. Als wäre das nicht schlimm genug, wurden wir auch noch von einem großen Möwenschwarm attackiert, der sich nicht nur über unser Proviant hermachte, sondern zusätzlich auch dementsprechend Kot produzierte. Missuloni schrie wütend: "Mio Dio! Tale merda che ci inviate dal cielo!", und wedelte mit der Faust gen Himmel, als ihm eins der Viecher auf den Anzug schiss. Naja, ob das was an unserer Lage ändert, ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, und da stimmt mir mein Kollege Waschewski zu, dass diese Tiere sich nicht ihren natürlichen Instinkten entsprechend Verhalten. Normalerweise suchen sich die Tiere nämlich keine gezielten Opfer für ihre Kotattacken aus, sondern erledigen ihr Geschäft überall dort, wo immer sie gerade herumfliegen. Missuloni wollte schon Parallelen zur Atombombe ziehen, doch sowohl ich als auch Finanzscheck winkten ab. Das ist genauso unwahrscheinlich, wie 3D-Technologie in tragbaren Spielekonsolen!.
Der Kapitän garantierte uns, dass wir morgen Abend das Kap erreichen werden. Er sagte zudem, dass er seine Mannschaft zusätzlich anstacheln will, indem er die Taue für die Beiboote am Heck für sein Wasserski-Training umfunktioniert.
Freitag, der 18. Februar 2011, Capo al Mondo
Die See lag heute Ausnahmsweise ruhig da, als wir langsam, angetrieben durch zwei 1Zylinder-Zündapp-Notmotoren ungefähr die Koordinaten vom Capo al Mondo erreichten. Ich blickte raus auf die See. Spitze Felsen ragten aus dem Wasser, teilweise mit scharfkantigen Bruchstellen, andere mit literweise Möwenkot.
Coulons kam gegen 15:00 Uhr auf Deck. Anscheinend hat der gute seinen Rasierer vergessen, denn nach 2 Tagen sah er bereits aus wie ein texanischer Kaktus. Ein paar Wochen später und sein Kinn könnte die Form eines gegelten Stachelschweins angenommen haben. Wir entschieden uns dazu, gegen 16:00Uhr ins Wasser zu gehen und zu tauchen. Missuloni und Finanzscheck weigerten sich mitzukommen, der erstere weil das früher sein Lieblingsbadeort war, und letzterer weil Roboter bekanntlich nicht so gut auf Wasser zu sprechen sind, wenn sie nicht dementsprechend dicht sind. Aber Gablehower und Waschewski konnten wir für die Mission gewinnen. Der Kapitän füllte uns die Atemgeräte mit 80% Sauerstoff und 20% N2O auf, um uns die Stimmung zu versüßen. Über diese Idee mussten wir herzhaft lachen.
Als wir dann abtauchten, erblickten wir ein äußerst wirres Riff. Es war generell wirr, in diesen gemäßigten Temperaturebenen ein Riff zu finden, aber dieses hier war besonders, ich sage mal, wachstumsfreudig. Die Korallen erreichten eine Höhe von bis zu 5m unter Wasser, und einige Schwämme hatten Poren von der Größe eines Baby-Plesiosauriers. Als wir tiefer tauchten erkannten wir, dass einige der Riffe anscheinend aus zerstörten Strandhäusern gebildet wurden, was gut zu deuten war an den sinnlosen Schwimmringen als Dekomaterial oder den vergammelten Bast-Dächern. Gablehower trennte sich jedoch so gegen 16:17 von der Tauchgruppe und schwamm immer weiter in die dunkle Tiefe des ehemaligen Kaps.
Auch Waschewski machte andeutende Gesten, als ob er nicht verstehe was sie zu der Handlung trieb, als ich gerade etwas aus dem Abgrund blitzen sah.
Kurz darauf schwamm unsere Praktikantin wieder hastig in Richtung Oberfläche.
Normalerweise nicht schlimm, jedoch wurde sie von einer riesigen Damenhandtasche verfolgt. Wir flüchteten ebenfalls, und kämpften uns unter Anstrengung an Deck. Doch Coulons schrie: "Sacré Merde!", denn das Wesen folgte uns bis an die Oberfläche, machte aber glücklicherweise keine Anstalten, das Schiff zu attackieren. Anscheinend war es ein übergroßer, 12 Meter langer Anglerfisch, der sich als Damenaccessoire tarnte.
Waschewski erschoss ihn trotzdem.
Naja, wir hatten zwar bis zum Abend nicht sehr viele Tiere katalogisieren können, jedoch gab es dafür zum Dinner tonnenweise Seewolf im Guccimantel. Für morgen haben wir erst einmal vor, weiter Richtung Westen die Küste entlang zu fahren, um später irgendwo anzulegen und die Monti Ardenti zu erforschen. Mal sehen was der Tag bringt!
19.Februar 2011, Küstenstrich zwischen Capo al Mondo und Fort Garibaldi
Heute war es wieder etwas windiger. Seltsamer Mettgeruch erfüllte das Meer, und es schien den ganzen Tag so, als ob uns Petrus mit dem Wetter preisen wollte. Dann beschlossen wir aber, von unserem halbwegs sicheren Ankerplatz nach Westen zu segeln, in Richtung von Fort Garibaldi, oder zumindest in Richtung der Stelle, wo sich früher Fort Garibaldi befand. Nebenbei planten wir, die Küstenabschnitte vor den Monti Ardenti zu inspizieren, bevor wir morgen oder übermorgen beim Fort anlanden würde. Je weiter wir nach Westen kamen, desto stürmischer trat die See unserer Nusschale mit Titanverstärkung entgegen, und umso langsamer kamen wir voran. Wir beschlossen, in einer kleinen, windgeschützten Bucht zu ankern, und auf den Nachmittag zu warten. Während Missuloni sich erneut Möwendreck von der Jacke wischte, Gablehower ihre Panikattacken vom gestrigen Tauchgang mit einer Pulle Rotwein ertränkte, und Waschewski sich aus den Nervensträngen des Anglerfisches einen Pullover strickte, beschlossen ich und Finanzscheck gemeinsam, einen ersten Schritt aufs Festland zu wagen, und mit 2 Matrosen an Land über zu setzen. Dies gestaltete sich jedoch schwierig, da durch die Schockwelle der Atombombe zahlreiche Felsvorsprünge abgebrochen waren und die darunter liegenden Strandebenen derart zerquetscht haben, dass die Betretung der meeresnahen Felsebene nur über einen verschlungenen, engen Felspass und eine nachfolgende Kletterpartie zu erreichen war. Großer Vorteil für Finanzscheck war, dass er einen integrierten Enterhaken-Werfer in seinem rechten Greifarm besaß, während ich mich nur mit einem Bindfaden und zwei frisch gefangenen Salzheringen fortbewegen konnte. Als ich dann endlich oben angelangt war, erblickten wir etwas völlig abstruses.
Statt einfacher dünner Graswuchs-Ebenen überblickten wir eine kleine Lichtung, die unmittelbar an der Wassergrenze lag, und von mehreren 10 Metern hohen, dichten, regenwaldartigen Pflanzen umgeben waren. Ich dachte zuerst, dass es sich hierbei um Bäume handelte, doch Finanzscheck entgegnete: "Nein, Nein, mein Lieber Fleischling, das sind Pilze! Verdammt hohe, dicht bemooste Fliegenpilze!".
Ich antwortete verwirrt: "Fliegenpilze? Sind sie sich sicher?",
und Finanzscheck antwortete erneut: "Nein, Magic Mushrooms... Natürlich bin ich mir sicher dass das Fliegenpilze sind! Ich bin ein allwissender Roboter, der die ganze Wikipedia in seinem Langzeitspeicher hat! Nichtmal ein Gott wäre so allwissend wie ich! Ich weiß von Dingen, die sie regelmäßig tun, von denen noch nicht einmal ihre Mutter weiß!"
Ich hätte nie erwartet, dass irgendjemand mal von meiner geheimen Tennissockensammlung erfährt, aber nun traf mich die bittere Realität wie ein Pflock ins Herz eines Vampirs.
Nach dieser Diskussion und der Entdeckung dieser seltsamen Population beschlossen wir aus Sicherheitsgründen, für heute nicht weiter zu forschen, sondern zurück zum Schiff zu gehen und den Anderen auf der "Dwarf" von unserer Beobachtung zu berichten. Diese reagierten mit Ungläubigkeit und Gelächter auf unsere Berichte, sodass wir einstimmig beschlossen, es ihnen mit dem übermorgigen Landgang zu beweisen. Ziel ist die ehemalige Position von Fort Garibaldi, von wo aus wir nach Osten vordringen und die Monti Ardenti genauer erforschen werden.
20.02.2011, mehrere Meilen vor Fort Garibaldi
Tja, der heutige Vormittag fing recht positiv an, sollte jedoch schlagartig all unsere Pläne völlig über den Haufen werfen, wer hätte denn heute Morgen, beim gemütlichen Frühstück, ahnen können, was uns die Italo-Amerikanischen Klimaverhältnisse für Wetterkapriolen liefern würden? Ich blätterte gerade noch in meiner neuesten Ausgabe vom Seattle Prophet, in der über angebliche Fälle von Aktienmissbrauch in der Banker-Sekte berichtet wurde, als auf einmal eine schwarze Taube durchs Fenster der Offiziersmesse flog, und direkt neben Miss Gablehower auf dem Frühstückstisch landete. Diese wollte sie zunächst verscheuchen, während Waschewski bereits die Flugrattenpest befürchtete und sein Luftgewehr lud, jedoch konnte ich, als ich einen Brief am Fuß der Taube sah, beide mit einem kräftigen Schlag mit dem Frühstücksbrett von diesem schweren Schritt abhalten, und den Wisch an mich nehmen.
So eine ähnliche Nachricht hatten wir schonmal. Irgendeine leere Drohung mit Pastarezepten oder so als Inhalt. Haben wir nicht ernst genommen. Hätten wir wohl ernst nehmen müssen, denn kaum hatte jeder von uns diese Depesche gelesen, da flog die schwarze Taube zum Fenster raus, und mehrere laute Aufprallgeräusche waren zu hören, und unzählige Stöße erschütterten das Schiff. Mrs. Gablehower duckte sich unter den Tisch, während sich Missuloni und Coulons in den Kajüten einschlossen, und Waschewski und ich nach draußen eilten. Finanzscheck blieb einfach stehen wo er war, zumal er ja ein Metallroboter war.
Ich trat aufs Deck, und just als ich in Richtung hinterer Mast eilte, wurde dieser durchbrochen von einer gigantischen Maccaroni, die unmittelbar vor meinen Füßen landete. Ich blickte nach oben, und sah etliche, metergroße, Italienische Teigwaren vom Himmel fallen, die alle samt auf das Deck und ins Meer fielen.
Missuloni rief entsetzt, als ein Fleischbällchen von der größe eines Yoga-Balls die Decke der Kajüte einschlug:"Was zum Berlusconi ist das?"
Sodass ich ihm antwortete: "Es regnet gigantische Pasta!"
Missuloni kam kurz darauf auf Deck gestürmt, fing an zu jubeln, und zerrte rund 2 Tonnen Fusili unter Deck, während Waschewski wild auf die herabfallenden Tortellinis feuerte, die darauf hin mit lautem Geplätscher ihren Inhalt über das Deck verteilten. Ein weiteres Fleischbällchen vernichtete unser Ruder, sodass das Schiff schlagartig eine Kehrtwende machte und der Steuermann durch die Ruderbewegung rund 100m weit aufs offene Meer geschleudert wurde.
Kaum hatte es aufgehört zu "regnen", fing die ganze Mannschaft an zu Jubeln. Der Zweitmast war zwar zerstört, jedoch war noch die Haupt-Takelage in Takt. Bis jetzt.
Denn mitten in unserem Freudentaumel fing es an, wie in einem gigantischen Schneesturm Parmesan zu schneien, der mit seinen scharfkantigen Flocken die Segel zerriss und wie gigantische Kuscheldecken über die zerbrochenen Planken legte.
Der Jubel verstummte, und die ganze Mannschaft war in betretenes, aber gleichzeitig verwirrtes Schweigen versunken. Man überlegte, ob man diesen Herrn mit seinen Drohungen ernst nehmen sollte, doch Missuloni winkte ab: "Wenn dieser Terrorist wirklich was mit der Pasta zu tun haben könnte, dann wäre das ziemlich unlogisch, denn ein Terrorist würde uns nicht mit so riesiger Pasta segnen!"
Wir konnten seine Meinung nicht teilen.
Das Schiff war maneuvrierungfähig, große Teile der Vorräte verletzt, und unser Steuermann hatte ein Schleudertrauma. Wir mussten umdenken, und umplanen. Für morgen ist zwar wie geplant ein Landgang vorgesehen, jedoch wird sich unsere Forschungsgruppe komplett von der Crew der Mighty Dwarf trennen, bis sich die NAVY mit einem Reparaturschiff derer angenommen hat. Der Stichtag für das erneute aufeinandertreffen an der Nordwestküste der Insel ist für den 28. Februar angesetzt. In der Zwischenzeit sind wir dann zwar mit Funkgeräten mit der Zentrale in Seattle verbunden, sind aber ansonsten völlig auf uns und unsere natürlichen, beziehungsweise programmierten Instinkte allein gestellt. Das kann ja was werden.
21.2.11, ehemaliges Fort Garibaldi
Heute haben wir uns erst einmal von dem gestrigen Schock erholt, und uns von der Mannschaft der Dwarf für die nächsten Tage verabschiedet. Wir bezogen unser Tageslager in einer ehemaligen Schule, die durch die Bombe anscheinend extrem zertrümmert wurde. Wir dachten nochmal über diesen "Herrn" und seine mögliche Teilhaberschaft an dem Pasta-Regen nach, kamen aber zu dem Schluss, dass uns ein wildgewordener Teenager der heimlich in seinem Vorgarten Tauben züchtet Drohbriefe schickt, die durch Zufall verbunden auch noch wahr werden. Zufall mehr nicht. Die riesige Pasta, so meinte Coulons, lässt sich durch die erhöhte Radioaktivität in diesem Gebiet erklären, da sei von himmlischem Hokuspokus oder dergleichen kein Parlé.
Fort Garibaldi gleicht hingegen einer Geisterstadt. Dutzende Häuser zertrümmert, alte Zeitschriften, verdurstete Hunde vor Aldi-Märkten, das ganze Programm was dazu gehört. Aber Leichen von Menschen fanden wir nicht. Anscheinend konnten ein paar Italo-Amerikaner fliehen, sind aber wohl im Meer umgekommen, oder wurden gefressen. In den Wochen nach der Bombe konnte angeblich das vatikanische Naturschutzministerium etliche Plesiosaurier mit Verstopfung verzeichnen. Das würde einiges begründen. Nun gut, Morgen machen wir uns auf die Reise in die Monti Ardenti. Bleibt nur zu hoffen, dass bei der ganzen Kriegstreiberei auch unser Schiff repariert wird... sonst sind wir im ARSCH!
24.2.11, Monti Ardenti (endlich)
Der Kriegsfunk hat uns anscheinend doch mehr geschadet als wir dachten.
Eigentlich wollten wir schon vorgestern an den Hängen der Monti Ardenti ankommen, aber ein klitzekleiner Zufall hielt uns leider auf. Durch die starke Blockade der Funkkanäle durch dieses erneute Ostfriesendilemma konnten wir nicht nur kaum Kontakt in die Heimat herstellen, sondern mussten auch feststellen, dass unsere GPS-gestützte Navigation komplett verdattelt war, bei den ganzen zusätzlichen Magnetwellen in der Atmosphäre.
Daher waren wir ganze zwei Tage völlig orientierungslos unterwegs, und sind erst einmal am Dienstag in die falsche Richtung, also nach Nordwesten gelaufen, wo wir nur auf ödes Brachland und ein paar mutierte Kröten trafen, die ihr Speichelsekret nutzten, um Lamas zu fangen.
Als wir dann schließlich auf ein Schild trafen mit der Aufschrift "Western Beach", dämmerte es uns, und wir machten uns am Mittwoch wieder auf in die andere Richtung. Zu Fuß. Mit Dosenfutter als Reserve. Und lediglich einer Taschenlampe für jeden als Wärmespender in der Nacht.
Aber schließlich erreichten wir, sichtlich erschöpft den Fuß der Monti Ardenti, und schlugen erneut unsere Zelte auf. Coulons jedoch bat mich diesen Abend, im Vertrauen, um einen kleinen, geheimen Dialog. Um sicherzugehen, dass ich alles mitbekomme bei meiner Wandermigräne, hab ich netterweise alles auf Tonband aufgezeichnet:
Coulons:Jacques, wir müssen parler!
Ich: Was ist denn, Kollege?
Coulons:Findest du nischt auch, dass unsere bisherigö Reise eher weniger, naja, wie soll isch misch aus drückén...
Ich: Sprich dich ruhig aus!
Coulons:Eu... es war nischt besonders wissenschaftlisch wertvoll bisher!
Ich: Hä?
Coulons: Außer ein Paar Kröten, Riesenpilzen, fliegender Spaghetti, intelligenten Möwen und einem riesigen Dolce & Gabbana Anglerfisch haben wir nischts klassifiziert, sondern sind nur durch die Gegend gelatscht wie ein Haufen kopfloser Poules! Führe uns mal in die Wissenheit, und nicht in die völlige Ödnis!
Ich: Du kritisierst also meinen Führungsstil? Tust du das?
Coulons: Nun, bien...eu... oui!
(Einige Schläge sind zu hören, ein Zahn knackt unter der Wucht von Fingerknochen)
Coulons: Aie, Aie! Mon Dieu! Du Drequésaqué!
Nach dieser letzten Zwistigkeit sprachen wir kein Wort mehr miteinander für den Rest des Abends. Ich weil ich beleidigt war, Coulons weil sein Mund derbst angeschwollen war von den Hieben die ich ihm verpasst hab. Als Finanzscheck mich fragte, was Coulons habe, habe ich ihm gesagt, dass er gegen eine Tür gelaufen ist. Die Standardausrede für Prügeleien. Finanzscheck guckte jedoch recht ungläubig, wie Roboter eben gucken, und argumentierte, dass es Mitten am Fuß eines Massivgebirges, Mitten in einem völlig entvölkerten Land, keine Türen in der freien Wildbahn gibt.
Ich antwortete ihm nur mit einem 3-Minütigem "Aber, Nein, Aber, Ja, Aber Nein, Aber Ja...", und stellte mich danach einfach schlafend. Morgen brechen wir sicher in die Berge auf, da wir sonst Schwierigkeiten haben könnten, den Termin mit der Dwarf einzuhalten.
P.S.: Habe das mit unserem Präsidenten gehört! Ich bin zutiefst erschüttert, und bete für seine Sicherheit, und dafür, dass Rämbó keine Scheiße baut bei der angehenden Schwedien-Offensive. God save us from Hell!
16.03.2011, Monti Ardenti
Hallo... wahrscheinlich landet dieser Abschrieb meines Logbuchs völlig unbeachtet im Papierkorb des Amerikanischen Amtes für Naturschutz, Fast Food-Normierung und Subventionierung Fachbereich Atom-und Ölindustrie, wenn man bedenkt, wie lange wir uns nicht mehr in der Heimat gemeldet haben. Aber naja, wir hatten auch gute Gründe! Ehrlich! Ohne Scheiß! Verdammt gute... aus männlicher Sicht!
Aber nun gut, wo fang ich am besten an? Der erste Aufstieg? Nee, das können sie sich wahrscheinlich denken! spitze Steine, giftige Riesenspinnen, Schnecken, anderes Getier, panische, angeekelte Praktikantinnen, das übliche drum und dran halt, muss man nicht unbedingt näher erläutern. Aber das was wir nach der Durchquerung des Westpasses zwischen den beiden kleinsten Gipfeln der Berge entdeckten, ließ uns dann staunen und unsere Glieder Hoffnungen anschwellen! Hier, im Schutze der hohen Felswände der Monti Ardenti, hat sich offenbar eine geheime Subkolonie überlebender Frauen aus den umliegenden Großstädten gebildet, die ein regelrecht amazonisch-italo-amerikanisches Stammesleben in selbstgebastelten Behausungen aus Astwerk und alten Zeitungen fristeten, und sich nur spärlich bekleideten. Dank strengster Ernährung waren diese Frauen allesamt gut genährt, jedoch nicht zu dick, wie man es aus der Heimat kennt, sprachen jedoch durch die strenge Isolation eine völlig andere Sprache.
Aber wie gastfreundlich die waren! Für mich und Waschewski echt verwunderlich. Letzterer griff übrigens gleich zum Flachmann, um mögliche Entzugshalluzinationen auszuschließen. Für mich und Coulon hat sich die Realität dieses Bergdorfes bereits bei der Ankunftszeremonie bestätigt, die uns überaus glücklich werden ließ. Wir wurden reich beschenkt, mit Früchten, irgendwelchen Jahrealten Tierkadavern von der nahegelegenen Bergstraße, und seltsamen Gewändern. Bloß Finanzscheck und Gablehower sahen diesen Etiketten mit Skepsis entgegen. Aber die Stammesführerin konnte die beiden beruhigen, in dem sie mit Handzeichen andeutete, dass das Logo auf unseren Gewändern keinesfalls Messer und Gabel, sondern die beiden obersten Göttinnen des Stammes bei der gegenseitigen Befriedigunglustigung darstellen sollte.
Die nächsten Tage blieben wir also dort, ließen uns füttern, verwöhnen, durchvögelnweg massieren, und über seltsame Ritualsformen aufklären.
Bis gestern
Denn just gestern morgen verschwand Mrs Gablehower während eines Toilettengangs in die nächsten Büsche. Wir suchten das ganze Dorf ab, konnten jedoch bis auf ein paar Kleidungsstücke und eine Blutspur nichts finden. Auch Finanzscheck konnte trotz seines Intellekts keinen Aufenthaltsort der jungen Frau ausmachen, sodass wir das schlimmste befürchteten. Innerhalb der Crew sprach man bereits von Mord und Verschwörung unter den Dorfbewohnerinnen, jedoch bestätigte sich das Gerücht erst heute morgen, als wir einige oberste Stammesmitgliederinnen mit überaus großem Wohlstandsbauch und neuen Knochenketten begegneten, während im öffentlichen Bad ein neuer Zahnputzbecher, der aus einem Menschlichen Schädel geschnitzt war zugegen war.
Wir ahnten natürlich, mit was für einer Art von Gastfreundschaft wir es zu tun hatten! Die Frauen wollten nicht unsere Liebe und Nettigkeit, sondern unseren wertvollen Samen und das Fleisch, das wir am Leibe tragen. Sofort packten wir unsere Koffer, und verschwanden unauffällig durch den Dorfeingang. Leider vergaß ich meine 6 Pakete mit Ersatzpapier, sodass ich nach diesem Schrieb nur noch mit Audionachrichten übers Tonband antworten kann. Zum Glück blieb es bei diesem einen verheerenden Verlust. Gute Praktikantinnen, und vor allem hübschere findet man überall. Nur nicht in abgeschiedenen Berg-Amazonendörfern. Aber eine Sache findet man dort: Geile Schnallen mit Mordstitten!
Aber naja. Für die nächsten Nächte haben wir unser Lager in einem kleinen bewaldeten Seitental aufgeschlagen, das wir dann als Ausgangsbasis für weitere Exkursionen in einzelne Berghöhlen verwenden werden, bis wir die Südinsel verlassen und mit der Dwarf gen Norden in das Zentrum der atomaren Explosion segeln, um dort die Tiefsee zu erkunden.
Also, Heidihow und Auffie!
28.03.2011
(Tonbandrauschen ist zuhören, im Hintergrund brabbeln ein paar Stimmen)
Dempton: "Ist das Ding auch an? Hallo? TEST! TEEEEST! One, Two! TEEEEEST! (Dempton klopft aufs Mikrofon) Haaaaaalloooo! (Erneutes Klopfen) Scheint zu funktionieren! Leute, ich habe Kontakt zur Außenwelt! (Im Hintergrund sind Jubelschreie zu hören, und Coulons ruft: "Sacre vert!")
Okay! Also wenn das hier jemand hört, bitte ich euch, schickt sofort einen Suchtrupp! Wir sitzen hier weiter auf der Südinsel fest, und die Dwarf ist verschwunden! Tagelang sind wir an der Küste herumgeirrt, nachdem wir die Berge verlassen haben, um nach unserem Schiff zu suchen, aber es scheint wie vom Erdboden verschluckt! Coulons war schon vor Hunger auf Baguette drauf und dran, seine eigene Gebäckstange zu essen, wenn Sie wissen, was ich meine. Uns geht hier mittlerweile die Nahrung aus! Waschewski hat bereits den ganzen Regenwald in dieser Subregion erschossen und ist nun drauf und dran, auch in den vorgelagerten Riffen auf Ausrottungskurs nach japanischer Art zu gehen.
Der Trip durch die Höhlen hat wahrscheinlich zu lange gedauert. Konnten uns auch kaum mehr beeilen, war nämlich ziemlich duster drin, und Dr. Finanzscheck hat sich strikt geweigert seine Akkus für seiner Ansicht nach unterentwickelte Geschöpfe zu verschwenden. Zwischendurch sind 2 unserer Träger irgendwo verschwunden, während 1 weiterer von einer gigantischen Riesenfledermaus gefressen wurde. Zum Glück hatte die nur Appetit für einen Menschen, sonst hätte das auch böse enden können.
Aber wenn sie uns nicht sofort hier raus holen, werden wir nicht mehr lange überleben! Wir sind am nordöstlichsten Punkt der Insel, und warten auf ihre Hilfe! Spenden sie jetzt Wir zählen auf Sie!"