Dekadenz
Verfallen Menschen in banale Kulturstrukturen zurück, verkörpern sie die Anti-Evolution (also die Entwicklung zurück zum Affen), stoßen sie seltsame Grunzgeräusche aus und versuchen sie sich mit allen Mitteln selbst in den Arsch zu treten, dann befinden sie sich beim Supertalent. Der Begriff Dekadenz existiert allerdings für die Art Menschen, die sich das ansehen – von denen, die es bewerten, mal ganz zu schweigen.
Etymologie
Dekadenz ist eines dieser Wörter, die aus diesen etlichen Dinosauriersprachen abgeleitet werden kann, die keine Sau mehr sprechen will. Während es im Englischen mit "decadence" noch voll hip klingt, hört sich das Ganze im philosophischen Atem des altgriechischen Dingsbums an wie eine Versicherungsgesellschaft für verschüttete Milch.
Natürlich gibt es da auch noch das gute, alte Latein. Decem steht für die Zehn, Dens, dentis für den Zahn. Zehnzahn (oder engl. Tenteeth, was sich irgendwie anhört wie Panties und somit völlig am Ziel vorbeischießt wie Sergio Ramos beim Elfmeterschießen) wäre daher eine technisch tolle Übersetzung, kommt man sich dabei aber vor wie in der fünften Klasse, als man den Satz "Ich bekomme eine Wurst" noch mit "I become a sausage" übersetzt hat.
Ein weiterer philosophischer Ansatz altgriechischem Neulateins wäre dann Decus, decoris, gleichbedeutend mit Schmuck, und dem obligatorischem dentis. Und um vom angefressen Zahn Abstand halten zu können, kann man sich das Wort dentifrangibula zur Brust nehmen, was geballte Fäuste sind. Wirft man nun alle Übersetzungen (zur Wiederholung: Zehn, Zahn, Schmuck, geballte Fäuste) in einen Topf, erkennt der akademisierte Etymologe sofort: „Ich muss dringend noch Zähneputzen.“
Vielleicht stammt das ganze auch vom Edeka ab. Wer kennt nicht die gute Edekadenz? Dort, wo die Lebensmittel irgendwie immer wieder verfallen. Ein Mysterium hoch zehn.
Aber natürlich hätte man sich die ganze Kramerei in den toten Sprachen sparen können. Die Herkunft des Wortes ist nämlich da, wo diese Dekadenz am stärksten ausgeprägt ist: Frankreich (décadence → abfallen). All die Klugscheißer, die jetzt mit der Aussage kommen würden, dass décadence doch auch aus dem Lateinischen abgeleitet wurde (decedere → wegfallen, sich scheiden, sterben), haben allerdings eh ab Panties kopfschüttelnd diese Seite verlassen.
Begriffserklärung
Hat man sich darauf geeinigt, dass der Begriff irgendetwas im Umkreis von Abfallen zu tun hat, kann man das Wort im Zusammenhang der Gesellschaftsordnung mittelalterlicher Stände und lebendiger Historie eruieren. Muss man aber auch nicht.
Dekadenz findet quasi immer statt, da sich fehlgeleitete politische Linke oft einbilden, die Gesellschaft strudelt immer mehr in Richtung Grundwasser. Das bedeutet also, dass es immer Ziele gibt, die eine höhere Vernunft voraussetzen, oder auf Deutschländisch gesagt: Es braucht Intelligenz. Da reicht schon ein Blick zum Ehepartner, der sich auf dem frisch bezogenen Bett die Fußnägel schneidet und einzeln bestaunt, wie wohlgeformt doch die Halbmonde sind, um zu wissen, dass dieses Ziel in naher Zukunft nicht so leicht erreicht werden kann.
Doch um nicht abzuschweifen: Dekadenz ist wohl scheinbar der Abfall der Gesellschaft von Vernunft, Kultur, Ordnung und den ganzen anderen Pseudo-Moralbegriffen. Dies kann auch durch eine Verfeinerung moderner Strukturen geschehen, so dass ein Aufwind in Natur und Technik die gesamte Welt ins Chaos stürzt. Muss aber auch nicht.
Definitionsunterschiede
Die Dekadenz wird in allen Bereichen von Staat zu Staat unterschiedlich behandelt. Während die Franzosen das Wort aussprechen wie eine Mischung aus „Karton“ und „Tee“, bleiben die Engländer bzw. Amis in der Aussprache ungeschlagen und extrem cool. Liegt wohl auch daran, dass die Franzosen selbst wissen, dass sie sich auf dem absteigenden Ast befinden. Macht aber auch nichts, sagt ja nichts drüber aus, nur weil es ein Franzose herausgefunden hat.
Das wäre ja so, als würden Schweizer darauf bestehen, dass Lutschbonbons (nennen wir so einfachheitshalber einmal Rucola) in ihrem Land erfunden worden sind. Das befindet sich natürlich nicht mehr im Rahmen der Vorstellungskraft und scheidet somit aus.
Geschichtliches
Dekadenz ist so facettenreich, dass man schon beim Recherchieren gar keine Lust hat, jeden kunstgeschichtlichen Papst auszubuddeln, der seine Meinung zum Verfall der Kultur breitgetreten hat - schon erst dann nicht, wenn er den ganzen Krempel auf Latein in die Menge wirft.
Natürlich gab es im Mittelalter Leute, die sich über den Verfall der Kultur Gedanken gemacht haben. All die bösen Heavy-Minnesänger, die die Kinder verderben zum Beispiel. Aber ist doch nachvollziehbar, die saßen im Winter ab halb sechs in ihrem Kämmerchen und haben die Kerze geschürt und dann hieß es nicht: „Auja, heute gucke ich Supertalent.“ Nein, nein... Da ging es dann um richtige Themen, wie bspw. eben Dekadenz.
Ansonsten hat sich von früher zu heute nicht viel geändert. Die, die heute immer noch jubeln, alles verfällt wieder zu Staub, sind die, die das Mittelalter gefühlt miterleben durften. Die anderen beklagen sich stets über inkontinente Greise, die in der Straßenbahn unkontrolliert auf die Stoffsitze pinkeln. Technisch gesehen ist das sogar auch eine Dekadenz, also die Alterung des Menschen.
Die ist (je nach Theorie) aber auch so geplant, ob jetzt Evolution oder Schöpfung.
Früher war es eben der Pöbel, der sich gegen den herrschenden Adel durchsetzen wollte. Da war der Graf von XY eben das Symbol für die Einschränkung der Übermotivation religiöser Führer, wie dem Klerus. Da war es auch scheißegal, dass keiner vom Volk überhaupt eine Ahnung hatte, was die Übermotivation religöser Führer bedeutet - wenn überhaupt bekannt war, was der Klerus ist (was man sich rein theoretisch aus unseren alten Fremdsprachen ableiten kann...).
Dekadenz im Zusammenspiel mit der Ausfüllung geistiger Naturreligionen
Gibt's nichts drüber.
Also doch, gibt's inzwischen bestimmt schon. Anbetung heiliger Bäume ist schon an sich ein neuraler Verfall im Kopf, doch wie das im Zusammenhang mit der Ausfüllung der Naturreligionen steht, weiß kein Mensch. Müsste sich einmal jemand ranmachen und den komplexen Themenbereich untersuchen. Schließlich wurde jede einzelne Facette der Dekadenz ausführlich untersucht und fein säuberlich abgewägt, geschichtlich nachgewiesen und auf den Punkt in dreihundertseitigen Werken festgehalten. Das wäre sogar ziemlich wichtig, denn dann hätte man einen Bezug zu den heimischen Völkern im Ugandawald, wodurch man herausfinden könnte, wie weit diese nicht mehr anthropologische Sichtweise in unser Zeitalter hineinpasst. Um das zu erörtern, benötigen wir die Quelle der Inspiration von ganz woanders. Afrika ist ja sowieso weitestgehend unerforscht.
Kehrt man zur deutschen Sprache zurück, erkennt man: Es macht alles keinen Sinn.