Diverses:Elektronikmarktfachverkäuferausbildung

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Elektronikmarktfachverkäuferausbildung: Was passiert dort wirklich?
Von Fern Seha | Stand: 25.05.2017 | Lesedauer: 42 parallaktische Sekunden
Es ist ein Job wie kein anderer. Es gibt nur einige wenige, die ihn ausführen können und nur ein Dutzend die ihn bis zum Ende überleben. Doppelagenten und nordkoreanische Generäle verneigen sich vor dieser Berufsgruppe, Donald Trump praises them bigly und selbst Stalin hätte vor diesen Arbeitstieren niedergekniet.
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Mein Name ist Fern Seha. Meine Freunde sagen, meine Beiträge hätten die Qualität eines italienischen Langwellensenders, das kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Ich und der Rest des Investigativteams "Blauer Barsch" haben, getreu unseres Mottos "wir reißen jedem die Eingabemaske vom Kopf", ein neues Ziel ausgemacht. Jeder kennt sie, keiner beachtet sie, sie sind der Markus Lanz unter den Verkäufern. Elektronikmarktfachverkäufer. Wer sind diese Menschen, die solch einen Beruf anstreben? Wer lässt Familie, Freunde, ein ganzes Leben einfach so hinter sich, um sich voll und ganz seiner Berufung zu widmen?

Nun, in Verbindung mit einem lukrativen Werbedeal unseres übergeordneten rheinischen Verlagshauses "Elektropott" mit der Elektronikfirma "Uranus" ist es uns gelungen einen exklusiven Einblick in die Ausbildung dieser Exekutivschwergewichte des Kapitalismus zu werfen. Sollte ich wirklich so schreiben? Naja, egal, der Verlag stellt ja so oder so nur noch befristet ein.

Ich bei der investigativen Zunahme einer weißbrotummantelten Salatstange. Mein unerklärlicher Spitzname "Sandwich Günter" hat mich schon oft in unangenehme Bredouillen gebracht.

Quelle: Selfiestick

Das streng geheime Ausbildungszentrum des Konzerns fanden wir im Ort Drönnewitz (kein Witz) der Gemeinde Wittendörp. Das Gebäude befand sich gut getarnt neben dem Wittendörper Wunderland und dem Drönnewitzer Datencenter. Im Trubel des Wittendörper Wachtelschießens gelang es uns, unter Verlust eines Mitarbeiters der durch seinen braunen Rollkragenpullover für eine Wachtel gehalten wurde, ins Gebäude einzudringen. Da dieser "Mitarbeiter" allerdings nur ein unbezahlter Schülerpraktikant war, dürfte das für den Verlag kein großer Verlust sein.

Wegen des Werbevertrags Auf unerklärliche Weise wurden wir freundlich empfangen und nachdem ich ein paar Unterschriften getätigt hatte, durften wir das Ausbildungszentrum betreten. Betreten war auch die Stimmung im Gebäude, immerhin dauert die Ausbildung nur einen Tag und heute wird entschieden wer als Verkäufer eingestellt wird und wer nach China outgesourced wird. Begrüßt wurden wir von Ray Dio, einem der Ausbilder. Seine Schüler werden augenzwinkernd auch die "Dioden" genannt. Mein positiver Eindruck verpuffte allerdings dadurch, dass sich sein Händedruck eher wie vorsätzliche Körperverletzung als wie freundliche Begrüßung anfühlte.

Doch wer wagt es, sich solch einer Herausforderung zu stellen? Wir durften drei der Schüler begleiten. Die erste Person war ein gewisser "M. Flynn". Er faselte die ganze Zeit etwas davon, dass er mal ganz oben in Amerika war, sogar ein Teil der sagenumwobenen Trump-Regierung, die seit dem versehentlichen Nuklearschlag gegen Kanada verschollen ist. Aber mentale Probleme schon bei Beginn der Ausbildung sind hier keine Seltenheit. Außerdem sind Politiker und Verkäufer doch gar nicht so weit auseinander, beide wollen den Leuten etwas verkaufen, was sie eigentlich nie haben wollten. Hoffen wir nur mal, dass diesem Anwärter nie jemand vor die Flynnte kommt, oder er als "Diode" die falschen Kontakte herstellt.

Flynn, während er seinem überregional bekannten Tanzmove "die fliegende Sinuskurve" im Rahmen einer Kurvendiskussion einhändig performt.

Quelle: Kriegsministerium

Über den zweiten Anwärter konnte ich nicht besonders viel in Erfahrung bringen. Das lag daran, dass er immer nur erzählte, dass er hier herkam, aber nie wie und warum. Er scheint allerdings äußerst aggressiv auf das trigger word "Berlusconi" zu reagieren. Er gibt an SPD-Mitglied zu sein, aber das erscheint unglaubwürdig ob der Tatsache, dass die Partei nahezu alle ihre Wähler verlor als sie den Leichnam von Willy Brandt als Kanzlerkanditaten gegen den amtierenden Präsidenten Jared Kushner aufstellten.

Er hat auch in seinen frühen Jahren oft Sterne gesehen.

Quelle: GUS

Der dritte Anwärter behauptete, er sei durch eine Fügung Gottes hier gelandet. Ray Dio erzählte mir, dass er beim Kauf eines mit Diamanten besetzten Radios das Kleingedruckte im Kaufvertrag nicht las und sich so lebenslang bei Uranus verpflichtete. Er ist mir unsympathisch, seit er versucht hat mein Sandwich "im Namen des Herrn" zu teilen und sich die Hälfte davon einzuverleiben. Ich werde sehr ungehalten ohne Mittagessen.

Zuvor war der wenig geistreiche Geistliche in einer kargen Medienlandschaft gefangen.

Quelle: Helene Fischer

Für die Firma Uranus bestehen viele spöttische Beschreibungen. "Planet der Affen" ist nur eine davon. Doch wie sieht es wirklich aus? Wir haben die Ausbildung der drei für einen Tag verfolgt.

"Okay ihr Pfeifen. Die erste Übung heißt Ping Pong. Es geht darum einen Kunden so lange mit "ist nicht meine Abteilung", "dafür bin ich nicht zuständig" oder "ich putz' hier nur" an einen anderen Mitarbeiter zu verweisen, bis er entweder stirbt oder aus Frust einen Kauf tätigt. Aber wenn ich mir eure Lebensläufe so anschaue habe ich da keine Bedenken. Ihr scheint perfekt dafür geeignet zu sein Leute abzuweisen."

"Eine Frage."
"Ja Prinzessin?"
"Nur weil ich pink trage heißt das ni...egal. Wie soll ich ein Lamm Gottes abweisen können?"
"Sie werden dafür bezahlt."
"Sagen sie das doch gleich."
"Noch Fragen? Nein? Gut, los geht's!"

Aus einem Käfig wurde ein Mann gelassen, der als Kunde diente und laut Ray Dio durch "stumpfe physische Überredung" dazu gebracht wurde diesen Job zu übernehmen. Wir notierten diese eklatante Menschenrechtsverletzung natürlich umgehend, immerhin war der Käfig nicht EN ISO 1182-geprüft und daher ein offensichtliches Brandschutzrisiko.

Die Übung ist immer die Gleiche, egal wie man es dreht und wendet.

Eine stilisierte Darstellung dieser Übung. Rekord sind round about 258 Durchgänge.

Quelle: Gerolsteiner

Die Übung verlief erst gut, obwohl der Mann versehentlich von Tebartz-van Elst getauft wurde und es, angeregt durch diese spirituelle Erfahrung, schaffte Flynn eine Bibel zu verkaufen. Doch spätestens bei Schulz scheiterte die Übung gründlich, da er vehement darauf bestand sich mit "dem Bürger auseinanderzusetzen". Er verwickelte den Mann in ein Gespräch über soziale Umverteilung und überreichte ihm einen Toaster. Plötzlich riss sich der Mann los, rief "Freiheit" und stürmte aus dem Gebäude. Ein Sicherheitsmann rief geistesgegenwärtig "Da! Eine riesige Wachtel", wodurch er schließlich zur Strecke gebracht werden konnte.

"Schulz?"
"Ja?"
"Sagen sie, wo haben sie eigentlich den Toaster her? So was führen wir doch gar nicht."
"Im Pausenraum stand einer rum."
"Sie haben dem Mann den Toaster aus unserem Pausenraum verkauft?"
"Nicht verkauft. Verschenkt. Jetzt ist es an der Zeit dem Bürger etwas zurück zu geben."
"Ihre Ausbildung ist hiermit beendet."

"Okay. Flynn. Nennen sie mir mal ein..großes Wort."
"Blockheizkraftwerk?"
"Nein, ich meinte...eher inhaltlich. Egal, Inhalte scheinen nicht so ihr Ding zu sein. Ich meinte sowas wie imaginäre Wertsteigerung! Darum geht es bei uns nämlich. Die Produkte müssen nicht wertvoll sein, der Kunde muss nur glauben, dass sie es sind. Das ist wie bei ihnen Tebartz-van Elst, sie müssen nicht glauben, die Leute müssen nur glauben, dass sie glauben. Die nächste Übung wird sich genau darum drehen. Okay, dann legen sie mal los Flynn, the stage is yours."

Den Anpirschvorgang von Flynn hätte kein Leopard besser machen können. Es schien, als hätte er durchaus Erfahrung damit Dinge hinter dem Rücken anderer Leute zu machen. Wahrscheinlich hätte er den Leuten auf dem Marktplatz in Rakka Bibeln in die Taschen stecken können und niemand hätte etwas gemerkt.

"Guten Tag!"
"Ahhh. Wo kommen sie denn her?"
"Amerika"
"Ah, ähm, okay, und was wollen sie von mir?"
"Nun, ich möchte ihnen unser neustes Produkt vorstellen. Dabei handelt es sich um diese frisch auf den Markt gekommene Druckwarendoppelnormkreislochstanzapparatur mit variabler Normpapierbearbeitungsgröße der Firma Doppelmoral. Sie überzeugt durch ihre abgedämpften Hochleistungsfedern sowie einen Stanzrückstandsauffangbehälter und natürlich die schärfsten Stanzklingen die auf dem Markt zu finden sind. Das Gerät wird natürlich hier für sie zusammengebaut und kostet lediglich 455 Euro und 67 Cent."
"Sie wollen mir einen Locher verkaufen?"
"In der Tat."
"Nein, danke."

"Flynn? Sie können gehen. Was für eine Enttäuschung"

Der Werbespruch "wenn sie mal wieder einlochen wollen" wurde vom Betriebsrat abgeschmettert.

Das beworbene Objekt.

Quelle: NSA

"Herr Ray Dio, kommt es häufig vor, dass am Ende nur noch ein Teilnehmer übrig bleibt?"
"Wieso ein Teilnehmer?"
"Nun, außer Tebartz-van Elst sehe ich niemanden mehr."
"Erinnern sie sich noch an den Zettel den sie mir am Anfang unterschrieben haben?"
"Ich dachte, dass sei für die Drehge..."
"Kleingedrucktes mein Lieber, Kleingedrucktes."

Nun traf es mich also auch selber. Ich war gefangen in den Zwängen dieses Konzerns, neben einem der Gewalt nicht abgeneigten Ausbilder und einem dauergrinsenden korrupten Geistlichen. Letzteres gibt es nicht mal bei der Bundeswehr.

"Ich möchte mit einem Anwalt sprechen."
"Gott ist ihr Anwalt."
"Klappe, Elst."
"Sorry, aber wir haben uns mit einer aufstrebenden deutschen Bewegung zusammengetan, und alle Uranus-Läden zu unabhängigem Staatsgebiet erklärt."
"Aber das ist gegen den Rechtsstaat!"
"Seit wann kümmern sie und ihre Kollegen sich denn um den Erhalt des Rechtsstaates? Sie freuen sich doch, wenn sie wieder Beiträge über Eskalationen zwischen Rechten, Linken, Polizei, Reichsbürgern, Mario Barth und allen anderen verfassen können."
"Touché"

"Aber leider sind mir die Übungen ausgegangen. Daher jetzt die altmodische Variante, Entscheidung durch Duell." "Bitte was?!"
"Ich hoffe sie können Feng Shui oder haben zumindest einen guten Arzt. Und los!"

Ich hatte gerade angefangen mich zu wundern, als mir schon dutzende DVD-Laufwerke entgegen flogen. Ich schaffte es gerade so, mich in die Audioabteilung zu retten und mir eine CD von Helene Fischer als Schutzschild zu besorgen. Unterdessen hatte es Tebartz-van Elst geschafft sich einige Drohnen zu eigen zu machen, die in sehr kurviger aber doch zielstrebiger Weise auf mich zuflogen. Ich griff einen Handventilator, sprang mit einem beherzten Satz auf das Regal mit Saugrobotern und schaffte es mit einem obligatorischen "ich bin der König der Welt" und einem Doppelsalto Tebartz-van Elsts Rotorenengel auszuschalten. Dieser hatte es offenbar zu den Multimediaanlagen geschafft, denn Sekunden später dröhnte "Ave Maria" in 150 Dezibel durch das gesamte Gebäude. Ich sah nur einen Ausweg aus dieser misslichen Lage, rannte, komplett desorientiert angesichts dieser orchestralen Qualen, zur Unterhaltungselektronik und nahm mir eine der VR-Brillen. Mit einem Schleichmanöver auf das selbst Flynn neidisch gewesen wäre setzte ich ihm die Brille auf und rief "du bist jetzt im Himmel!". "Das ist...gar nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Das mit dem Dom und dem Schwarzgeld in Panama war doch nur ein Ausrutscher!". Schwarzgeld in Panama? Naja, egal. Ich sah nach, was für ein Spiel auf der Brille lief. Doom 3. Ich grinste. Man muss auch mal Freude im Leben haben.

Ich hatte das Duell also gewonnen. Mir wurden die 300-Seitigen Dienstvorschriften ausgehändigt und ich wurde umgehend in ein Geschäft befördert. Wenn sie also demnächst mal wieder einen Uranus-Laden besuchen sieht man sich vielleicht wieder. In diesem Sinne: Auf Wiedersehen.

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ARBEITSPLÄTZE & ARBEITGEBERAUSBILDUNGTECHNIK


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