Das fünfte Kabinett Dupuy wurde während der Dritten Französischen Republik am 18. Februar 1899 von Premierminister Charles Dupuy gebildet und befand sich bis zum 22. Juni 1899 im Amt. Vorgänger war das Kabinett Dupuy IV; Nachfolger das Kabinett Waldeck-Rousseau.

Kabinett

Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

AmtNameBeginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
PremierministerCharles Dupuy18. Februar 189922. Juni 1899
AußenministerThéophile Delcassé18. Februar 189922. Juni 1899
KolonialministerFlorent Guillain18. Februar 189922. Juni 1899
KriegsministerCharles de Freycinet
Camille Krantz
18. Februar 1899
6. Mai 1899
6. Mai 1899
22. Juni 1899
Minister für öffentlichen Unterricht und schöne KünsteGeorges Leygues18. Februar 189922. Juni 1899
Innenminister und ReligionsministerCharles Dupuy18. Februar 189922. Juni 1899
Siegelbewahrer, JustizministerGeorges Lebret18. Februar 189922. Juni 1899
MarineministerÉdouard Lockroy18. Februar 189922. Juni 1899
Minister für LandwirtschaftPaul Delombre18. Februar 189922. Juni 1899
FinanzministerPaul Peytral18. Februar 189922. Juni 1899
Minister für öffentliche ArbeitenCamille Krantz
Jean Monestier
18. Februar 1899
6. Mai 1899
6. Mai 1899
22. Juni 1899
Minister für Handel, Industrie, Post und TelegrafieAlbert Viger18. Februar 189922. Juni 1899

Historische Einordnung

Die Regierung Dupuy V wurde nach der Wahl Émile Loubets zum französischen Staatspräsidenten errichtet.

Am 23. Februar 1899 fand in Paris ein von dem französischen nationalistischen Aktivisten Paul Déroulède angezettelter Putschversuch statt. Déroulède, Gründer der Ligue des Patriotes und Anhänger General Boulangers („derjenige, der uns von den parlamentarischen Pingeligkeiten und den ohnmächtigen Schwätzern befreien wird“), erfuhr vom Tod des Präsidenten Félix Faure und nutzte die Beerdigung, um zu versuchen, General Roget zum Sturz der Regierung zu bewegen. Roget lehnte ab und ließ Déroulède verhaften. Die Regierung Dupuy ließ Déroulède zunächst nur wegen „Aufforderung von Soldaten zum Ungehorsam“ anklagen; der Angeklagte wurde am 31. Mai freigesprochen. Das nachfolgende Kabinett Waldeck-Rousseau nahm die Strafverfolgung Déroulèdes wieder auf.

Die Dreyfus-Affäre brachte dem Anti-Dreyfusard Dupuy einige Rückschläge ein; das Urteil gegen Dreyfus aus dem Jahr 1894 wurde aufgehoben, Émile Zola kehrte nach Frankreich zurück und Marie-Georges Picquart wurde aus dem Gefängnis entlassen. Bei einer Anti-Dreyfus-Demonstration auf der Pferderennbahn von Auteuil griff Baron Fernand de Christiani Präsident Loubet mit einem Stock an. Eine Demonstration zur Unterstützung der Positionen Loubets wurde am 11. Juni 1899 von der Polizei aufgelöst. Die Regierung Dupuy wurde deswegen und auch wegen der nachsichtigen Verfolgung antirepublikanischer Umtriebe gestürzt. Die Abgeordnetenkammer erklärte, sie sei nur bereit, „ein Ministerium zu unterstützen, das entschlossen ist, die republikanischen Institutionen mit Energie zu verteidigen“.

Ein Dekret vom 10. März 1899 legte eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Automobile von innerorts 20 km/h und außerhalb 30 km/h fest.

Am 21. März 1899 wurde die Faschoda-Krise mit dem Britisch-französischen Abkommen in London zwischen Lord Salisbury und Paul Cambon zur Abgrenzung der Einflusssphären in Nordafrika beendet. Die Franzosen verzichteten auf jegliche Herrschaft am Nil. Ouadaï und Baguirmi wurden Teil der französischen Einflusssphäre. Paris erhielt von Großbritannien die Anerkennung seiner Autorität über das nordafrikanische Hinterland. Die mit äußerster Brutalität geführte und von Massakern an der Zivilbevölkerung begleitete Mission Voulet-Chanoine wurde in Niger mit Aktionen gegen Sarraounia und in Birni-N’Konni fortgesetzt.

Am 20. Juni 1899 gründete der militante Nationalist Henri Vaugeois die Action française.

Anmerkungen

  1. « celui qui nous délivrera des chinoiseries parlementaires et des bavards impuissants »
  2. «à ne soutenir qu'un ministère décidé à défendre avec énergie les institutions républicaines »

Einzelnachweise

  1. Florent Guillain. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  2. Camille Krantz. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  3. Georges Lebret. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  4. Paul Delombre. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  5. Jean Monestier. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  6. Albert Viger. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 31. August 2023 (französisch).
  7. Frédéric Monier: Le complot dans la République. La Découverte, Paris 1998, ISBN 978-2-7071-2871-3, S. 49–74 (cairn.info).
  8. Fernand CHEVREAU-CHRISTIANI. In: Geneanet. Abgerufen am 31. August 2023.
  9. Dominique Lejeune: La France de la Belle Époque : 1896-1914. Armand Colin, 2011, ISBN 978-2-200-27392-7 (google.de).
  10. Claude Willard: La France ouvrière : Des origines à 1920. Band 1. Editions de l’Atelier, 1995, ISBN 978-2-7082-5071-0 (google.de).
  11. Charles, Alexandre Dupuy. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 17. Juni 2023 (französisch).
  12. Anne Kletzlen: L’automobile et la loi : Comment est né le code de la route ? Editions L’Harmattan, 2000, ISBN 978-2-7384-9224-1.
  13. Muriel Mathieu: La mission Afrique Centrale. Editions L’Harmattan, 1996, ISBN 978-2-296-31491-7.
  14. Christian Roche: 50 ans d’indépendance dans les anciennes possessions françaises d’Afrique noire. L’Harmattan, Paris 2011, ISBN 978-2-296-55800-7.
  15. Angaben zu Henri Vaugeois in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
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