Politisch korrekte Israelkritik

Unter dem Schutzmantel der ächtenden Antisemitismus-Keule entstand ein weitgehend kritikresistentes vorderasiatisches Land mit fragmentarischen Demokratiemodulen in seiner Verfassung und arabisiertem Apartheidsanspruch mit Namen Israel. Gerade an den glatzenverseuchten Stammtischen im deutschsprachigen Raum wird dieses Land und dessen Bewohner gerne mit Meinungen überzogen, die keiner Ahnung bedürfen. Andererseits drängt es viele Pseudo-Intellektuelle immer wieder dazu, einmal mutig das auszusprechen, was sowieso alle denken und mit dem Sektglas in der einen Hand und dem huldvoll an der Oberlippe tippenden Zeigefinger der anderen Hand zum gesellschaftlichen Mittelpunkt von Vernissagen linker Hausbesetzer zu werden.
Um trotzdem etwaigen durch den israelischen Geheimdienst Mossad inszenierten tödlichen Verkehrsunfällen nach einer Israelkritik zu entgehen oder Folgeeinladungen für Vernissagen linker Hausbesetzer zu erhalten, ist deshalb eine politisch korrekte Sprechblasenschaft bei unaufgeforderten Statements notwendig, die nach der Methode „Kanzleramtssprecher“ funktioniert.
Folgende acht wichtige Punkte sind vor israelkritischen Äußerungen zu beachten und abzuarbeiten:

Bischof Williamson in Aktion (nachgestellte Szene)
Anbiederungsflagge der österreichisch-israelischen Freundschaft

1. Prüfen Sie sich selbst

Als Jude würde dieser Punkt aus selbstherrlichen Gründen entfallen, aber als Enkel eines deutschen Offiziers der Waffen-SS ist es unbedingt notwendig zu überprüfen, ob sich die Erzählungen des Großvaters Hakennase und finstere Blicke als Merkmale der zuvor erwähnten jüdischen Selbstherrlichkeit krematoriös in die braune Gehirnmasse eingebrannt haben.
Erst dann ist Israel-Bashing der in alles involvierten und persönlich stets betroffenen Deutschen oder Österreicher von jeglichem üblen Nazi-Achselgeruch befreit. Dieser entsteht nämlich gerne, wenn die Überwindung von Vorurteilen allem Fremden gegenüber dem strammstehenden Körper in Springerstiefeln und dem rudimentär vorhandenen Restgehirn außergewöhnliche, kaum zu leistende Anstrengungen abverlangt.

2. Heucheln Sie Verbundenheit

Gerade geheuchelte Verbundenheit, die über alle Generationen hinweg immer nur das Beste für Juden und Israel wollte und beide vor Fehlern bewahren hilft, hebt Sie von den von Ihnen so herabwertend bezeichneten „vorgeblichen Freunden“ ab. Betonen Sie gebetsmühlenartig das moralische Erbe der Deutschen, das zu schweigen verbietet und einen Freifahrtschein für jeglichen unqualifizierten Senf bedeutet, den Sie zu ihrem faden Wurstgericht servieren.
Akzeptieren Sie unbedingt das jüdische Sicherheitsbedürfnis. Es ist hilfreich, dieses mit den Gräueltaten in Ausschwitz zu begründen. Erkennen Sie diese nicht an, sollten Sie sich dem bischöflichen Piusbruder Williamson kameradschaftlich hinzugesellen, seinerseits geistlicher Begleiter aller NPD-Ortsverbände, und ihm bei der Finanzierung der gerichtlich verordneten Strafzahlungen wegen der Holocaustleugnung zur Hand gehen.
Der absolute Heuchel-Olymp wird jedoch erreicht, wenn man vorgibt, für Israel beten zu wollen.

3. Erwähnen Sie jüdische Kronzeugen

Um eigener haltloser Kritik an Israel Halt zu geben, sollte man einen israelkritischen Juden zitieren, den man aus dem überschaubaren Pool der immer wieder zitierten Juden hervorholt. Wer Juden ernst nimmt, kann doch kein Judenhasser sein!
Insbesondere zitierte Holocaust-Überlebende eignen sich hervorragend, Betroffenheit auszudrücken. Haben Sie aufgrund ihrer latenten Ahnungslosigkeit keine geeigneten jüdischen Gewährsleute parat, greifen Sie auf Namen wie Herrenwitz und Mannheimer zurück. Lassen Sie dabei keine Zweifel daran, dass Sie der Nahostexperte schlechthin sind, einen umfangreichen jüdischen Bekanntenkreis Ihr eigen nennen und daher keine konkreten Quellen benötigen.

Wer kann da von Schuld sprechen?

4. Vermeiden Sie, Schuld als solche zu bezeichnen

Zunächst muss klargestellt werden, dass Sie sich ausschließlich über Israel äußern wollen, noch besser: über ein glückliches Israel. Begriffe wie Hamas, Palästinenser, Hisbollah dürfen zunächst nur versteckt am Rande einfließen, bevor sie in den Mittelpunkt der Betrachtungen gelangen. Es ist gefährlich, übereilt Schuldzuweisungen auszusprechen, weil dies die Anwesenheit von Unschuldigen impliziert, die dann ungewollt auf beiden Seiten stehen könnten. Eindeutige Zuordnungen von Schuld können durch pauschalisierte Vorwürfe, undetaillierte Fakten (schließlich handelt es sich um eine hochkomplexe Materie!) und phrasenhafte Beliebigkeit vermieden werden. Wieder ist es vorteilhaft, dass Sie als Nahostexperte keine konkreten Quellen benötigen.
Die Unmöglichkeit der Ausgewogenheit Ihrer Meinung muss Ihnen bewusst sein, weshalb weder israelische, noch palästinensische Opfer erwähnt werden dürfen. Dabei bewegen Sie sich mit Ihrer Ignoranz innerhalb der Tradition aller bisherigen israelischen und palästinensischen Führer. Wenn radikale jüdische Siedler die Bücher Mose als geltendes Grundbuch betrachten, das gewaltsame Vertreibungen angestammter Palästinenser von ihrem Land rechtfertigt, dann sind auch die Vernichtungsfantasien für Israel eines iranischen Mahmud Ahmadinedschad oder anderer Skihüttenführer relevant. Ihnen sei zugerufen: Israel is real!

5. Verwenden Sie griffige Vergleiche und machen Sie sich lustig

Zuhörer oder Leser könnten in ihren festgefügten Meinungen durch unwiderlegbare, aber komplizierte Fakten verunsichert werden, was bei einfachen Gemütern zu Aggression führt. Es gilt diese durch plumpe, aber anschauliche Vergleiche zu verhindern, damit sich jenen, die noch weniger Ahnung als Sie besitzen, sogleich ein umfassendes Bild der Sachlage offenbart.
Der Gazastreifen kann deshalb ohne weiteres mit dem Warschauer Ghetto verglichen werden. Fügen Sie als Witz den orthodoxen Juden mit seinen Schläfenlocken, dem schwarzen Hut und dem weißen Lederanzug als Elvis-Imitator hinzu, der dort unter den Steinwürfen internierter Palästinenser (achten sie auf Klischees, auch wenn sie historisch und geografisch unbegründet sind!) „In the Ghetto“ vorträgt.
Wenn von einem Apartheidsregime wie in Südafrika die Rede ist, sollte diese Behauptung dadurch gemildert werden, dass es in Südafrika schließlich keine Selbstmordattentäter gab und raketenfreie Zonen existierten. Trotzdem darf man mit leicht blasiertem Augenaufschlag als germanischer Wiedervereinler die ehemalige Mauer zwischen den beiden Deutschländern mit den neun Meter hohen Grenzzäunen und Mauern im Westjordanland vergleichen und alles mit der Abwehr von Terroranschlägen begründen.
Die Anmerkung männlicher deutscher Strandurlauber in Haifa: „Wir saufen Sangria bis zur Vergasung sollte jedoch vermieden werden.

6. Nutzen Sie literarische oder verbale Kunstgriffe

Dort, wo die Wahrheit an Ihrer Unwissenheit scheitert, oder jene Unwissenheit kaschiert werden soll, können literarische und verbale Kunstgriffe hilfreich sein. Umschreibungen und vage Andeutungen bieten dem Zuhörer Raum, die entstehenden Lücken mit seiner Fantasie zu füllen, so dass großes Kino entsteht. Bezeichnen Sie Gaza als „ein Gefängnis“, „ein Lager“, hoffen Sie auf einen „Gorbatschow Israels“, der die Mauern durchbricht.
An jenem Punkt, wo Sie ohne Belege Ihre Ängste verbreiten wollen, wenn von den wahren Interessen Israels oder Irans die Rede ist, wo der jüdische Griff nach der Weltherrschaft, die jüdische Kontrolle von Politik und Medien das Thema sind, wenn die religiöse Unterdrückung durch den Islam mittels der Scharia vor der Tür steht, dann verweilen Sie in unüberprüfbaren Mutmaßungen und bedeutungsschwangeren Fragen.
Eloquent wirkt dabei die Frage: „Wem nützt die Gewalt?“, die Sie gleich selbst beantworten, indem Sie von US-Republikanern, der Wall-Street und zionistischen Verschwörern sprechen. Die sogleich in den Gedanken des Zuhörers entstehenden Leerstellen füllt er erneut selbständig mit seinen Ängsten, so dass Sie kopfnickende Zustimmung ernten und den Eindruck vermitteln, überall durchzublicken, wie es sich für einen Nahostexperten gehört.

7. Lehrbeispiele politisch unkorrekter Israelkritik

Zwar ist Israel ein Gottesstaat der Juden, setzen Sie aber Juden nie mit Israel gleich, außer Sie sprechen zu bombentauglichen Dschihadisten. Religiöse Themen sind als Nichtjude tabu, Meinungen zum Vorhautdatenspeicher, zu gebotener Nächstenliebe oder überhaupt zu G-tt unerwünscht.
Formulierungen wie „Gerade das Volk, das so viel gelitten hat, tut nun anderen Leid an“ entlarven den Antisemiten. In den deutschen Konzentrationslagern wurde schließlich auch nicht das Gutmenschentum gelehrt.
Der Konflikt zwischen Palästinensern und Israel darf zudem nicht als Kampfklischee David gegen Goliath herabgewürdigt werden. Zum einen, weil eben religiöse Themen tabu sind, zum anderen, weil eine dank deutscher Waffenlieferungen übermächtige israelische Armee nicht gleich im Unrecht ist. Zudem suggeriert die biblische Geschichte, dass physische Schwäche moralische Überlegenheit bedeutet. Beide Schlussfolgerungen enden schnell in Ressentiments, denn weder Recht, noch moralische Werte haben in diesem Konflikt ihre Berechtigung.
Sollten sich trotzdem irgendwann Fettnäpfchen unter den Füßen einfinden, kann die „Linkskarte“ gezogen werden, bei der man sich als Linker und Kibbuz-Fan bezeichnet. Wer links ist, ist gegen Nazis und damit niemals gegen Juden. Besonders Hartgesottene zücken auch manchmal ihren Taschen-Davidstern, den sie anbiedernd Solidarität verströmend jenseits von mittelsächsischen Landdörfern an ihr noch eigenblutfreies Revers stecken.

8. Lehrbeispiele von Folgen politisch unkorrekter Israelkritik

Wer den schmalen Pfad zwischen den Fettnäpfchen verfehlt und ideologisch nicht gewillt ist, die „Linkskarte“ zu ziehen, wird schnell dem jüdischen Establishment oder den nationalistisch reaktionären Judenhassern zum Opfer fallen. Gesellschaftliche Ächtung ist die Folge oder eine Fahrt mit der NSU in die Ewigkeit - vielleicht noch mit einem türkischstämmigen Mitbürger als Sozius.
So musste sich Jung-Pimpf Günter Grass nach seinem politisch unkorrekten israelkritischen Gedicht Was gesagt werden muss 2012 einem von der UN verhängten Tinten- und Pfeifentabakembargo beugen. Auch der Entzug der liebevollen Bedienung durch unbeschnittene Stewardessen der Fluglinie El Al und die vorrangige Behandlung als Topterrorist wegen des Ägyptenstempels im Reisepass kann mittels angeschlossenem Flugverbot folgen.
Welch weitreichende politische Verwirrungen die Kranzniederlegung eines von der Brigitte-Stilberaterin eingekleideten schwulen deutschen Ministers am Holocaustdenkmal Yad Vashem in Jerusalem verursachte, ist weitgehend bekannt. (… die durch diese Andeutung entstehende Lücke wird durch die Fantasie des Lesers/Zuhörers gefüllt). Deshalb werden zukünftige Kranzniederlegungen deutscher und österreichischer Politiker nunmehr durch Fleurop besorgt.

Quelle: Erschienen in „Brennbare-Bücher-Edition“ des Reichskristall-Verlags.
Prognomiert auf System iNAZ.
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