Agenda 2014
Im Januar 2010 weht ein recht harter Ostwind von den bitterkalten, Schnee bedeckten Höhen des Hindukusch- gen Westen herüber. Während man es sich in Europa auf lauschigen Konferenzen gemütlich macht, müssen die meisten Paschtunen ihren Plastik-Sprengstoff verfeuern, um ihre Höhlen zu heizen. Nur die tapferen KSK-Kräfte auf Höhe 413 schlottern einsam und vergessen vor sich hin, während sie eine halb verlassene Polizeistation bewachen. Ein trauriges Bild und kein guter Start für das Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts.
Der Hund kuscht einfach nicht
„Ich möchte den Eltern, Frauen und sonstigen Angehörigen verschiedener, im Friedenseinsatz, verletzter und verschiedener junger Menschen nicht sagen müssen, das dass ja alles nix gebracht hat und dass sie Das jetzt halt davon haben. Unsere Entscheidung beim Grenadierfrühstück anlässlich der Kradmelder Rallye "Enduro Freedom" war aber vollkommen richtig.“
Stabsgefreiter Peter Struck - (Sicherungsgruppe Toskana; Feldjägerdienstkommando 68)
Nach gut fünfzehn Jahren in einem Mehr-Fronten-Dauer-Kampfeinsatz musste sich die Bundeswehr leider eingestehen, dass man nicht in der Lage ist, an die grandiosen militärischen Erfolge der ruhmreichen Vergangenheit anzuknüpfen. Das Weitere soll jetzt der Ami klären, wie immer. In Deutschland hat man vom Totalen Krieg allmählich sowieso die Schnauze voll und der Bundesguido hat schon verkündet das er gar keine Lust mehr hat auf die zentral geheizte Konferenz „...wenn das so weiter geht.“
Was noch schlimmer ist: das deutsche Volk fällt den eigenen Soldaten mal wieder in den Rücken. War ja klar! Aber was soll man auch sagen, wenn jede Frau ein Pulverfass oder eine potentielle Chemiewaffenfabrik unter der Bhurka mit sich rum tragen könnte?
Kinder mit Handgranaten, Greise, die mit ihren mit Sprengstoff gefüllten Ziegenherden den öffentlichen Nahverkehr behindern und jede Menge Bärte, die irgendwie alle gleich aussehen. Das ist die Situation am Hindukusch und man kann jetzt ja nicht einfach alles niedermähen. Das alte Lied vom Guerillakrieg. Geschichte wiederholt sich immer und so wird wohl auch die Nato am schwarzen Afghanen versteinern, wie so viele, mutige Abenteurer zuvor.
Was liegt also näher, als ganz einfach eine neue Strategie aus dem Stahlhelm zu zaubern? Es ist ja nicht so, dass die verständnis- und aufopferungsvollen Industrie-Demokratien nicht noch andere Ideen hätten, als sich durch den Schlamm zu wühlen und in den Dienstpausen nichtsahnende Afghanen auszubomben oder sich eine Schädelsammlung anzulegen.
Die neue Strategie
„Die Überlegenheit des Westens, muss in dieser Stunde auf ganz neue Weise unter Beweis gestellt werden, anstatt weiterhin Kampfroboter und sonstige Tötungsmaschinen sinnlos zu verheizen, geschweige denn deren eventuelle Kriegsversehrungen nicht einmal mit einem anständigen Orden zu adeln. Pfui!“
General-Feldmarschall zu Guttenberg - (Kmd. Gnrl. Betriebsstoff-Brigade Schwarzenborn)
Die deutsche Bundesregierung hat wieder mal eindrucksvoll bewiesen, dass sie in ernsten Situationen nicht einfach nur faul in der Ecke rum steht; mitnichten, mit der Agenda 2014 soll den Paschtunen und was da sonst so lebt, endlich eine sichere Zukunft geboten werden. Dazu wurde in einem gigantischen Volks-Brainsturm im berliner Führerinnenbunker der Aufmarschplan für die kommende Frühjahrsoffensive geschaffen, wie das Oberkommando der Bundeswehr Ende Januar verlautbarte.
Der Afghanistan Einsatz 2.0TM
„Der Afghanistan Einsatz, eine Militär-Aktion zusammengefasster Kräfte - kultivierter Staaten aus aller Welt, droht aus dem Ruder zu laufen. Muss man sich eingestehen, dass der militärische Weg der Falsche gewesen ist?“
Myshit Illner - (Zweites Deutsches Frontfernsehen).
In der Tat ist der Taliban der Herr des Hindukusch. Dörfer und Städte in der Katastrophen-Provinz um Kunduz werden Nachts regelmäßig von Taliban heimgesucht, die nach einem anstrengenden Tag in den Bergen verstecken, einfach einen bombensicheren Platz zum Schlafen brauchen. Draußen wäre es auch viel zu gefährlich, bei den ganzen Nachtangriffen. Um die gesellschaftspolitischen Neuerungen durchzusetzen, muss natürlich nach wie vor der Taliban ausgesiebt werden, was sich in der Vergangenheit ziemlich schwierig gestaltete. Der erste bzw. bisherige Afghanistanensatz (eine Weiterentwicklung des völlig unbrauchbaren Friedenseinsatz) hat die Taliban einfach nur durch ein Rüttelsieb geschreddert, was wenig sinnvoll war, konnte man ja die verschiedenen Taliban danach ja nicht mehr voneinander unterscheiden.
Der Afghanistandeinsatz der zweiten Generation ist ein selbsttätiger Filter, der die gefährlichen Taliban einfach zurück hält, sodass sie in das schöne neue Kabul gar nicht mehr reinkommen. Der große Nachteil der neuen Sicherheitstechnologie ist jedoch, das man, bevor man zu brauchbaren Ergebnissen kommt, erst mal das ganze Land durch Einsatz schütteln muss, danach zeigen sich aber die Vorteile des Afghanistaneinsatz 2.0.
Die ArGe-Kundus
„Wenn die Bundesdesbürger nicht geneigt sind die notwendigen materiellen und moralischen Kriegsanstrengungen zu erbringen, muss man halt das machen, was wir halt immer so machen, die Menschen mit Sozialkohle und Arbeitsmarktpolitik veröden.“
„Angela Merkel (Reichskanzler/in)
Getreu dem deutschen Motto, wer Stress macht ist einfach nur arbeitslos und unzufrieden, wurde für gemäßigte Taliban ein 50 Millionen Euro schweres Aussteiger-Programm aufgelegt. Etwas, womit auch in der BRD schon gute Erfahrungen gemacht hat.
Im Grunde geht es darum, dem Paschtunen endlich einen schlagenden Anreiz zur Arbeitsaufnahme zu liefern. Wieso, fragt man sich zu Recht, sollte der Afghane eine geregelte Arbeit aufnehmen, wenn er bei den Taliban das Dreifache verdienen kann und dazu nur seinen Bart wachsen lassen - oder sein altes Kofferradio in eine Autobombe umfunktionieren muss?
Um die Gefahr eines (durch die Taliban) regulierten Arbeitsmarktes gar nicht erst aufkommen zu lassen, kann der gemäßigte, zum Umdenken fähige Taliban nun die Möglichkeit bekommen, aufzustocken. Genau so, wie jeder deutsche Harz IV-Empfänger auch und zum Thema 1. Euro-Jobs hat sich das deutsche Kriegsministerium ebenfalls etwas einfallen lassen.
Natürlich sind auch hier bestimmte Bedingungen geknüpft an die Gewährung von Leistungen, die vorher zu überprüfen sind.
Leistungsgewährung bei Paschtunischen Bedarfsgemeinschaften
„Es ist richtig wenn man mit Gewalt Gewalt zurück drängt, Du musst aber auch mit den gemäßigten Taliban verhandeln. Auch wenn man nicht weiß, wo die Rote Linie ist.“ Claudia Todt - (Die Olivgrünen)
Leistungsberechtigt im Sinne der ArGe- Kunduz sind:
- Menschen die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Kräften sichern können, d.h ohne Opium anzubauen, eine Camping-Anlage unterzuvermieten oder Wegelagerei zu betreiben.
- Mullahs, deren Anhänger, ohne schuldhaftes Zutun des Antragstellers verwestlicht wurden und die ihr Auskommen nicht anderweitig sichern können.
- Paschtunische Familien, die ältere oder greise Angehörige in Heimpflege halten und dadurch materiell eingeschränkt sind.
- Bedürftige, deren Ziegenherden versprengt wurden.
Hier wird schon klar, dass die neue Strategie fast die ganze Bevölkerung der malerischen Berg-Region betrifft, allerdings müssen die Ausgangsvoraussetzungen in jedem Fall streng geprüft werden, bevor man die, jetzt schon sehr begehrten lebenserhaltenden Maßnahmen bewilligen kann.
Hierzu muss erst mal ein 36 seitiges Antragsformular ausgefüllt werden, es wird allerdings moniert, dass die meisten Paschtunen (und was da sonst so lebt) eigentlich Analphabeten sind. Eine Finte der ArGe, wer weiß? Fakt ist auf jeden Fall, dass das deutsche Aussteiger-Programm, Hartz IV, ein ähnlich konfuses Antragswerk mit sich brachte, mit dem der deutsche Asoziale Erwerbslose allerdings schnell umzugehen gelernt hat. Wieso sollte das dem Afghanen nicht in ähnlich schneller Zeit gelingen?
Jetzt schon in der Kritik steht allerdings der Informationshunger der Besatzungsbehörden. Die Afghanen müssen sich praktisch völlig nackt machen, ein großes Problem, da man oft nicht weiß was unter den groben Baumwolltüchern steckt, besonders bei weiblichen Antragstellern.
Anrechenbares Einkommen
Dem afghanischen Harz 14-Empfänger bietet sich bei allen Schwierigkeiten eine breite Palette an Ab- und Weiterschreibungsmöglichkeiten des persönlichen Vermögens, sofern er bei der Antragstellung nicht schludert und sich ein bisschen auf den üblichen Solidargemeinschaft Abzock-Internetseiten vorab über sein Schonvermögen informiert (bzw. wie man solches vortäuscht).
- Aus dem Opium-Anbau erzielte Einkünfte vor dem ersten Februar 2010, bleiben verschont. Zur Sicherung der kinderlichen Ausbildung kann der Antragsteller ein gewisses Kontingent der Teufelsdroge ins Ausland verschieben. (Anlage: E. 1: Nachweis über anrechenbare Drogengelder.)
- Immobilienbesitz wird nicht angerechnet, wenn derselbe als Wohnraum einer Bedarfsgemeinschaft dient, in dem auch Schlachttiere leben. (Anlage Vieh. 2: Weitere in der Bedarfsgemeinschaft lebende Lebewesen, nichtmeschlicher Natur.)
- Ausgaben oder Einnahmen durch häusliche Altenpflege werden angerechnet. (Anlage A: In der Bedarfsgemeinschaft lebende, pflegebedürftige Mullah Omas.)
- Wohngemeinschaften in einem Terror-Camp gelten nicht als Einstandsgemeinschaften, es sei denn sie führen gemeinschaftliche Truppenübungen durch. (Anlage Vier. 3: Weitere in der Bedarfsgemeinschaft lebende Personen, mit Decknamen.)
- Zurückliegende, ehrenamtliche Tätigkeiten im Kampf gegen die kommunistische Bedrohung führen zu Rentenansprüchen. Die angerechnet werden. (Anlage W.a.R: Nachweis über Ehrenämter, in der Bedarfsgemeinschaft lebender Mullahopas.)
Möglichkeiten, von denen der unverschuldet asozial gewordenen Deutsche nur träumen kann.
Besonderen Zündstoff beherbergt das sogenannte Harz 14-Modell. Hiernach soll es gelingen, den Afghanen bis 2014 die Kontrolle über ihren sozialen Stand in die eigenen Hände zu legen. Dies klappt aber nur, wenn der Afghane nicht mehr länger diese schwarzbraune Harz an den Händen kleben hat.
Wiedereingliederunsmaßnahmen
Das Einkommens-Aufstockungs-Aussteiger-Programm der findigen deutschen Sozial- und Arbeitsmarktpolitiker, kann natürlich nur funktionieren, wenn flankierende Maßnahmen durchgeführt werden, die den Afghanen ihren prekären Lebensstil unschmackhaft bzw. einen anderen (welchen auch immer) schmackhaft machen.
Landreformen
Im Moment verdingt sich der Großteil der Afghanen noch als Opiumbauern, die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt aber davor, dass die Taliban versuchen könnten, auch in Europa einen Markt ihr für Heroin (eine eklige Schladde voller Überreste des einst hochwertigen, Naturprodukts) zu schaffen, um die Wehrfähigkeit junger Europäer zu stören. Hier muss natürlich gegengesteuert werden.
Da die meisten Afghanen in ländlichen Gebieten leben und fast schon als autonome, sehr traditionale Selbstversorger gelten ist es schwer, ihnen viel ungefährlichere Feldfrüchte zum Verzehr anzubieten als den ewigen Mohn. Es scheint, als würde ihnen außer Mohnbrötchen, Ziegenfleisch und den allgegenwärtigen Steinen einfach nichts schmecken.
In Feldversuchen wird eine neue Reihe eigens gezüchteter Nahrungspflanzen erprobt werden, mit denen der Afghane langsam vom Mohn entzogen wird. Die neuen Ackerboliden sehen den bisher verwendeten Feldfrüchten zum verwechseln ähnlich, zumindest für die Afghanen, die botanisch nicht gerade für ihren sonderlich weiten Horizont bekannt sind. Nach und nach soll den armen Bergbauern damit eine ganz neue Geschmackswelt eröffnet werden.
Staatliche Kontrolle
Für den Ausbau der öffentlichen Sicherheit soll nun endlich eine konsequente und gut bezahlte Polizeitruppe geschaffen werden. Auch hier hat Deutschland großes Geld in die Hand genommen. Besonders erfreut darüber sind natürlich die Polizeiausbilder die das jeden Morgen (an ihre Auszubildenden) zu entrichtende Wege- oder Schmiergeld nicht mehr aus eigener Tasche zahlen müssen.
Die inflationären Preise für Gouverneur-Posten sollen im gesamten Land gesenkt werden, Beträge zwischen 500.000 und 800.000 US-$ sind einfach zu hoch, um eine neue Wettbewerbsstruktur zu schaffen. Der kabulische Großhändler Hab'ne Kassam hat allerdings schon eine Verfassungsbeschwerde angedroht, sollte solch ein Gesetz verabschiedet werden.
Die Regierungsgewalt soll nun endlich von der Regierung auch wahrgenommen werden; hierzu sollen vermittlungsunwilligen Regierungsmitgliedern evtl. bewilligte Leistungen gestrichen werden. Ein harter, aber konsequenter Schlag gegen die afghanische Sozialmafia. Mal sehen, ob es gelingt...