Diverses:Ein Treffen mit Salma Hayek
Jeder kennt das, man sieht einen Film oder liest ein Buch und möchte dann den Schauspieler oder den Schriftsteller kenn lernen. Doch man kann nicht, da man die Adresse nicht kennt, sich der Person aufgrund eines richterlichen Beschlusses nicht nähern darf, oder einfach ein Feigling ist. Ich konnte diese Hindernisse überwinden. Dies ist meine Geschichte:
Eine verhängnisvolle E-Mail (21.01.)
Das Glas kippt um und der schöne Rum entleert sich auf den Tisch. Unwillkürlich beginne ich zu lachen und stehe auf um einen Lappen zu holen. Doch bevor ich den ersten Schritt machen kann, zwingt mich ein stechender Schmerz in meinem Oberschenkel in die Knie und ich kippe zurück in den Sessel. Obwohl mein Oberschenkel schmerzt, als wäre der Knochen aus glühendem Eisen, beginne ich zu lachen und kann nicht mehr aufhören. Mir kommt die Vermutung, dass ich vielleicht einen, zwei oder fünf Mojitos zu viel getrunken habe, doch es ist nicht von Bedeutung. Im schlimmsten Fall wache ich morgen mit Kopfschmerzen auf. Ich schalte den Fernseher ein. Sofort springt mir ein Call-in-Gewinnspiel ins Auge. Gesucht wird ein Tier mit S. Ein Zuschauer ruft an und versucht sein Glück mit dem Begriff Schlange. Der Moderator versucht einen enttäuschten Gesichtsausdruck zu imitieren, der jedoch aussieht, als hätte er plötzlich Nierensteine bekommen und erklärt, dass die richtige Antwort Stirnlappenbasilisk gewesen wäre. Gelangweilt schalte ich mich durch die Fernsehkanäle. Zwischen hässlichen, alten Damen, die so aussehen, als müssten sie nach ihrem Tod, als Sondermüll entsorgt werden und Dauerwerbesendungen, die Holzventilatorenreiniger anpreisen, finde ich sogar etwas brauchbares, nämlich den Film From Dusk Till Dawn.
Er zählt zu meinen Lieblingsfilmen und ich kann schon einige Dialoge nachsprechen. Während ich die Handlung nebensächlich verfolge, beginnt der Alkohol zu wirken. Melancholisch sitze ich im Sessel und verfluche meine Chorea Huntigton Erkrankung. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Salma Hayek zur Musik von Tito&Tarantula tanzt. Während Quentin Tarantino ihre Füße reinigt, kommt mir eine abwegige Idee, welche mir, betrunken wie ich bin, jedoch wie ein genialer Einfall vorkommt. Ich stehe auf, diesmal benutzte ich meine Krücken, und humple zum Computer, jedoch leise um meine Freundin nicht zu wecken, da ich morgen nicht als undankbarer Egoist bezeichnet werden will. Nach einigen Minuten des Versuchens schaffe ich es den kleinen Einschaltknopf meines Rechners zu drücken. Während der Computer hochfährt, nimmt mein Plan langsam Gestalt an. Ich habe mich entschlossen Salma Hayek zu treffen und werde versuchen über E-Mail Kontakt aufzunehmen.
Während ich in nüchternem Zustand über diese bescheuerte Idee einfach nur gelacht hätte, erscheint sie mir jetzt schlüssig und gutdurchdacht. Einziges Problem ist, dass ich keine Kontaktadresse habe, doch voll naiven Optimismus stürze ich mich in die Suche und beginne mit Wikipedia. Dort finde ich zwar keine E-Mailadresse, jedoch lese ich, dass es eine Salma-Hayek-Stiftung gibt. Nach mühevoller Internetrecherche entdeckte ich die Seite der Stiftung und schreibe einen bewegenden Text ins Gästebuch und verschicke diesen als E-Mail. Während ich in der englischen Version noch sehr auf Grammatik und Wahrheitsgehalt bedacht bin, schreibe ich in der spanischen und deutschen Version möglichst reißerisch und mitleidserregend. Nachdem der Text im Gästebuch erscheint, nimmt eine perverse Form des Stolzes von mir Besitz. Das Gefühl mein Leben in die Hand genommen zu haben, obwohl ich nur einen Text geschrieben habe, tötet den restlichen Verstand, der vom Alkohol verschont wurde. In Ekstase schreibe ich der amerikanischen Pornodarstellerin Mindy Vega auch eine E-Mail, in der ich um ein Treffen bitte und mich der englischen Sprache bediene. Die Liste der Personen, mit denen ich mich treffen will, wächst, doch meine Gedanken werden langsamer und ich müder. Die Kombination Schmerzmittel und Alkohol begann zu wirken. Währen ich nach einer E-Mailadresse suche, unter der ich Penelope Cruz erreichen kann, gebe ich den Kampf gegen die Müdigkeit auf, lege meinen Kopf auf den Tisch und schlafe ein.
Unerwartete Antwort (28.03.)
Ich lege Jack Bauers Buch, Die Ermittlungen im Fall Pedone aus der Hand. Mein Oberschenkel pocht wie ein hyperaktives Peleusbällchen und nur, da mein Hausarzt darauf bestand die verschreibungspflichtigen Schmerzmittel abzusetzten, weil eine Suchtgefahr besteht. Ich stehe auf und suche meine Kleidung zusammen, was nicht so einfach ist, da meine Socken sich aus unerklärlichen Gründen unter meinem Schrank verstecken und humpele zum Computer. Während der Rechner hochfährt, entdecke ich, dass sich eine Kaffeetasse auf meinem Tisch befindet. An ihr ist ein kleiner Zettel befestigt. Ich schere mich nicht um die Botschaft, reiße ihn ab und trinke das lauwarme Getränk, welches scheußlich schmeckt, doch da die Bedienung der Kaffeemaschine mich vor zahlreiche Probleme stellt, entferne ich die Milchhaut und entschließe mich dieses ehemalige Heißgetränk zu trinken und versuche mir ein zureden, dass es gut schmeckt.
Obwohl ich kein Meister des Selbstbetruges bin, gelingt es mir. Einige Augenblicke starre ich unschlüssig auf meinen Bildschirm, dann öffne ich mein E-Mailkonto um eingegangene Nachrichten zu lesen. Zahlreiche Spam-Mails bieten ewige Jugend, günstige Reisen nach Thailand, ein Treffen mit Gott oder Holzventilatorenreinigergegengifte an. Während ich die zahlreichen Werbeangebote, Kettenmails, Drohungen, Mitleidsbekunden und verirrten Nachrichten lösche, fällt mir eine unbekannte E-Mailadresse auf. Ich öffne die Nachricht. Ein Jauchzen entflieht meiner Kehle, ich verschütte etwas Kaffee und starre ungläubig auf den Bildschirm. Meinem Wunsch nach einem Treffen mit Salma Hayek wurde nachgegeben. Das muss eine Entzugserscheinung sein, vermute ich und schlage auf meinen Oberschenken um mich zu überzeugen. Dies erweist sich als schwerer Fehler. Ein stechender Schmerz durchfährt meine Körper. Ich zucke zusammen und mein Drehsessel kippt nach hinten, sodass ich mit meinen Kopf unsanft den Boden berühre. Die Kaffeetasse, die ich vor kurzem noch in der Hand hielt machte sich selbständig und zerschellte Untergrund, doch zuvor entleerte sie ihren Inhalt über meinen Körper. Während ich fluchend am Boden liege, höre ich Schritte. Kurz danach betritt meine Freundin Sophie den Raum.
Sophie (fürsorglich): Felix, geht es dir gut?
Ich (euphorisch): Mir ging es nie besser. Salma Hayek kommt zu Besuch.
Sophie (entrüstest): Warum kommt sie zu Besuch? Bin ich dir vielleicht nicht genug?
Ich (mich selbst verfluchend): Es ist nicht so wie du denkst.
Sophie (wütend): Wie ist es dann? Du hast hinter meinem Rücken ein Treffen mit einer anderen Frau organisiert ohne mir etwas zu sagen.
Ich (verzweifelt): Ich war betrunken.
Sophie (wütend): Als du auf meinen Hamster gestiegen bist, war deine Ausrede der Alkohol, als du meiner spanischen Brieffreundin in den Ausschnitt gestarrt hast, war deine Ausrede der Alkohol. Auch jetzt ist deine Ausrede der Alkohol. Das ist erbärmlich. Ich hoffe dein Sturz schmerzte.
Ich (unterwürfig): Meine Liebste, bitte geh nicht.
Doch meine Bitte kommt zu spät. Meine Freundin verlässt eilig das Zimmer und wirft die Tür hinter sich zu. Mein Kopf beginnt zu schmerzen, als würde jemand dort nach Öl bohren und ich verfluche mich für meinen Leichtsinn. Ich hätte es ihr gesagt, doch nach Salmas Besuch, denn es ist leichter um Vergebung als um Erlaubnis zu bitten. Mühsam rapple ich mich hoch, versuche den Schmerz in meinem Kopf und in meinem Bein zu ignorieren. Meine Freundin ist wütend. Ich habe Schmerzen und keinen Kaffee, trotzdem kann ich nicht aufhören zu grinsen.
Planung (29.03.)
Genüsslich esse ich die frittierten Schrimps, die mir meine Freundin, als Frühstück zubereitet hat. Entweder hat sie mir verziehen oder mein Essen ist vergiftet. Da ich ihr beides zutraue, schiebe ich den Teller langsam von mir weg, nehme meinen Gehstock, den ich benutze, weil ich mir einen komplizierten Oberschenkelbruch zugezogen habe, als ich betrunken die Treppe hinab gestürzt bin und stehe auf. Schlaftrunken humpele ich ins Schlafzimmer und setzte mich in meinen alten, schwarzen Lieblingsledersessel um zu planen, da mir gestern mitgeteilt wurde, dass Salma Hayek mich besuchen werde. Ich blicke auf meine Uhr. Mein Neffe wird erst in einigen Stunden kommen, sodass mir genügend Zeit bleibt, um mir einen Plan zu Recht zu legen. Zahlreiche Gedanken schießen mir durch den Kopf. Die Tatsache, dass ich letzte Nacht kaum geschlafen habe, wirkt sich nicht positiv auf. Ich hoffe das Musik meiner Konzentration helfen wird und schalte die Stereoanlage ein.
Smoke on the Water von Deep Purple erfüllte den Raum und nach einigen Augenblicken habe ich meine Gedanken so weit geordnet, dass sie nicht mehr durcheinander schwirren, wie ein Schwarm Killerbienen, doch noch befinden sie sich nicht auf geregelten Bahnen, sodass ich oftmals den Faden verliere. Als erste suche ich in Gedanken einen geeignet Ort für das Treffen. Was einfach klingt, stellt sich als schwer heraus. In Zell am See gibt es einige gute Restaurants, doch keinen Gourmettempel. Auch gibt es gehobene Bars und Cafés, doch nichts außergewöhnliches. Nach langen Überlegungen entscheide ich mich für das Restaurant zum Hirschen. Nachdem ich diesen Punkt geklärt habe, beginne ich mich zu fragen, was ich anziehen sollte. Es sollte elegant sein, jedoch nicht so wirken, als würde ich das Treffen zu wichtig nehmen. Eine Möglichkeit wäre es ein Hemd zu einer schwarzen Hose anzuziehen, doch mit dieser Lösung kann ich mich nicht anfreunden, doch ein schwarzer Anzug mit Krawatte könnte vielleicht zu arrogant wirken, aber ein T-shirt ist keine Option, da es in meinen Augen respektlos wirkt.
Ein Pullunder wirkt zu konservativ. Nach einigen Minuten des Überlegens entscheide ich mich für einen beigen Anzug mit einem weißen Hemd. Diese Kombination deutet an, dass ich vermögend bin, über Stil verfüge und gebildet bin, jedoch wirkt sie nicht dekadent. Stolz auf meinen Entschluss gönne ich mir einen Schokorigel. Am Rande nehme ich wahr, dass Most Anything You Want von Iron Butterfly, aus den Lautsprechern dröhnt. Während sich der fehlende Schlaf der letzten Nacht negativ auswirkt und meine Gedanken verlangsamt, als würden sie durch einen Sirupteich schwimmen, fällt es mir schwer meine Konzentration aufrecht zu halten. Ich stelle mir die Frage, in welcher Sprache ich mit Salma, in Gedanken, erlaube ich mir diese freundschaftliche Ansprache, unterhalten werde. Englisch beherrsche ich zwar sehr gut, doch durch einen Intensivspanischkurs und drei Staffeln, El fuego del Amor, eine kolumbianische Telenovela, haben sich meine Spanischkenntnisse stark verbessert. Auch klingt mein spanisch bei weitem nicht so geschwollen wie mein Englisch. Nachdem dies geklärt war, merkte ich wie die letzte Anspannung von mir abfällt. Meine Augenlieder werden schwer und ich schlafe ein. Ich wache wieder auf, als mein Neffe an meinem Arm zupft und mich mit den Worten, Onkel Dagobert, begrüßt. Ich frage mich, ob ich ihn mit zum Treffen nehmen sollte, entscheide mich jedoch anders und erfreue mich der Tatsache, dass ich von zuhause ausgezogen bin. Meine Freundin ärgert sich zwar über die Tatsache, dass ich Salma Hayek treffen werde. Meine Mutter würde mich jedoch begleiten.
Ein Gespräch mit der Polizei (30.03.)
Ich bin auf dem Weg nach Salzburg um dort einen neuen Anzug für mich zu kaufen. Ich will ein beiges oder weißes Exemplar erwerben, vielleicht kommt noch ein Paar neuer Schuhe dazu. Ich werde aus den Gedanken gerissen, als mich ein silberner Porsche mit deutschen Kennzeichen überholt und sich vor mir ein bremst. Wütend betätige ich meine Lichthupe und gebe der Porschefahrerin mit zahlreichen Gesten zu verstehen, dass sie eine unfähige Idiotin ist. Daraufhin bremst der Porsche vor mir abrupt und zwingt mich auch zu bremsen. Wütend hebe ich meine Hände, schreie und stelle das Radio lauter.
Aus den Lautsprechern dröhnt Voodoo Child von Jimi Hendrix. Ich schalte hinunter und verstärke den Druck auf das Gaspedal meines Alfa Romeo 159, dessen Leistung 260 PS beträgt. Der Motor heult auf, gleich einem orgastischem Stöhnen. Meine Haare stellen sich auf und ich packe das Lenkrad fester. Mit Verzückung merke ich wie sich die Tachonadel vorwärts bewegt und die 170 km/h Line überschreitet. Während Jimi Hendrix zum genial chaotischen Höhepunkt seines Werkes kommt, ziehe ich an der Porschefahrerin vorbei, die versucht mit zu halten, aber bei 190 km/h aufgibt. Zufrieden verringere ich den Druck auf mein Gaspedal und beobachte die Tachonadel auf ihrem Weg zurück in legale Gefilde, als mich ein Polizeiauto von rechts überholt und mir mit einem riesigen blinkenden Hinweis zu verstehen gibt, ihm zu folgen. Fluchend fahre ich dem Wagen nach, der auf einer Raststation stehen bleibt. Ich bleibe in meinem Alfa Romeo sitzen, stelle das Radio leiser und beobachte im Rückspiegel, wie eine übergewichtige Polizistin und ihr kurz vor der Pension stehende Kollege austeigen und auf mich zugehen. Ich richte meinen Führerschein her und steige aus.
Frau: Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte.
Ich: Hier sind sie.
Frau: Herr, ach verdammt ich kann das nicht lesen. Wissen Sie, weswegen wir Sie aufgehalten haben?
Ich: Nein, es ist mir ein Rätsel. Ich versuche immer besonnen zu fahren und mich an die Verkehrsregel zu halten.
Frau: Sie sind zu schnell gefahren und waren nicht angeschnallt
Ich: Meine Tachonadel bleibt leider immer bei 120 km/h stehen. Übermorgen habe ich einen Termin bei meiner Werkstatt und ich war angeschnallt.
Frau: Nein, waren Sie nicht. Ich habe es deutlich gesehen, doch da ich heute einen guten Tag habe, müssen Sie nur 21 Euro zahlen, da Sie Ihren Gurt nicht benutzt haben.
Ich: Ich war angeschnallt und des Weiteren haben Sie auch einige Verkehrsregeln missachtet. Welche Rechtfertigung hat die Polizei für solche Vergehen?
Alter Mann: Werden Sie nicht frech, sonst wird es teuer.
Ernüchtert bezahle ich die Strafe und steige wieder in mein Auto ein. Während ich die Tür öffne, ärgere ich mich über die österreichische Polizei und erkenne, dass mir die italienischen Exekutivbeamten sympathischer sind, da sie schneller Autos fahren, besser aussehen und freundlicher sind. Leider schägt sich dieses bessere Dienstleistungspacket auf den Preis nieder. Wütend starte ich meinen Wagen. Aus dem Radio dröhnt Dark Knight von The Blasters. Ich habe den coolen Spruch, Sie sollten nicht ans Meer fahren, sonst versucht Green Peace Sie wieder ins Wasser zu rollen, auf den Lippen um mich an der Polizistin für diese Willkür zu rächen, doch es wird nur ein, retten Sie die Wale, daraus. Mit quietschenden Reifen und heulenden Motor fahre ich los um 10 Kilometer später in einem Stau auf der Tauernautobahn zu stecken, der von einer Porschefahrerin ausgelöst wurde.
Geschenksuche (01.04.)
Touristen drängen sich vor dem Geschäft und bestaunen singende Teddybären und duftende Lavendelkissen. Ein norddeutscher Besucher beschwert sich über einen Kalender, in dem das Wort Januar falsch geschrieben ist. Ich betrete das Geschäft und staune über die Auswahl. Vor mir befindet sich ein Regal mit Topflappen und Tischtüchern. Rechts davon sind Bierkrüge und Schnapsgläser. Eine Dame versucht mit der Verkäuferin zu verhandeln. Ein Mann unbekannter Nationalität lässt ein Souvenir in seiner Jacke verschwinden. Erschlagen durch dieses Überangebot, es gibt fünf Stockwerke, wo nur Souvenirs verkauft werden, nehme ich das was am nächsten ist in die Hand. Es handelt sich um einen unscheinbaren Teddybär, der singt, wenn man ihn drückt. Ein passendes Geschenk für Salma. Es ist typisch für diese Region und man kann es auf den teuren Edelkamin stellen. Sanft drücke ich den Teddybären. Ich zucke zusammen, als aus diesem kitschigen Kuscheltier Laute kommen, die denen eines Folteropfers gleichen. Peinlich berührt lege ich den pelzigen Guantanamohäftling weg und suche weiter. Ich betrachte gelangweilt einige Tischtücher und Schnapsgläser, doch ich kann nichts entdecken, was ich Salma schenken könnte, weshalb ich mich in den ersten Stock begebe.
Begleitet wird mein Gang durch das Treppenhaus von dem Geklapper der Kuckucksuhren, welche sich hier zu Hauf befinden. Ich zucke zusammen, als einer der Vögel, in diesem Fall eine violette Kuh, sein schmuckes Haus verlässt und einen Angriff auf meine Nerven startet. Ich lasse meinen Gehstock fallen, der die Treppen hinunterstürzt und klammer mich an das Alphorn um nicht sein Schicksal zu teilen. Nachdem mein Herzschlag sich soweit beruhigt hat, dass ich keine Supraventrikuläre Tachykardie mehr hatte und ich sorglos, jedoch unter Schmerzen meinen Gehstock holen kann, kämpfe ich mich fluchend in den ersten Stock. Am Ende der Treppe stehen einige Holzventilatorenreinigerverkäuferhandschuhe. Dahinter befinden sich zahlreiche Bücher. Gelangweilt blättere ich durch diese Werke, Österreich in 10000 Bildern, Zell am See ein Ort mit Geschichte, Ausblicke von der Schmittenhöhe, Miss Zell am See das erste Mal nackt vor der Kamera. Abgesehen davon, dass sie ein Vermögen kosten und Miss Zell am See, Salma vermutlich nicht begeistern wird können, sind diese literarischen Werke mit der Qualität eine Uwe-Boll-Film nur auf Deutsch erhältlich. Doch ich entdecke eine schlichte Panoramakarte der Schmittenhöhe, welche sogar in den Sprachen Spanisch, Englisch und Französisch erhältlich ist. Zufrieden nehme ich sie in die Hand und begebe mich in den zweiten Stock. Dort finden sich zahlreiche Vasen und Gläser, die dem Glasbläser und Töpfermeister misslungen sind und deswegen als teure Unikate verkauft werden. Irritiert betrachte ich ein weißes Ding, das aussieht, wie eine sterbende Ente auf LSD. Laut Preisschild handelt sich um eine teure Designervase. Laut meinem Verstand handelt es sich um Verschnittware.
Ich gehe hinauf in den dritten Stock. Schon bevor ich die Waren sehe, schlägt mir ein Holzgeruch entgegen. Diverse aus Holz gefertigte Alltagsgegenstände finden sich hier, wie Stühle, Tische und Schischuhhalter. Ich entdecke auch ungewöhnliche Dinge, unter anderem Holzmetalldetektoren und Keuschheitsgürtel aus Holz. Doch alles haben sie gemeinsam, man hat den Preis des Großhändlers von dem sie stammen mit 10 potenziert. Ich will mich abwenden und einen Stock nach oben gehen, als mir eine kleine Holztafel auffällt, auf der steht, I was in Zell am See. Zu meiner Überraschung ist der Preis erschwinglich. Ich nehme sie und begebe mich ein Stockwerk nach oben, wo ich zu meiner Überraschung einige alte Geräte finde. Ich setzte mich auf einen Hocker, der neben einer Popcornmaschine steht und betrachte die alten Sachen. Ein Radio ist eingeschalten und ich höre Ring of Fire von Johnny Cash. Während ich sitze und mich entschließe, den stummen Bruder des pelzigen Guantanamoheftlings zu kaufen, erinnere ich mich an ein Drehbuch, welches ich vor einem Jahr geschrieben und versteckt habe, als es fertig war. Ich werde Salma eine Kopie davon schenken.
Friseurbesuch (03.04.)
Ich humple durch die Dreifaltigkeitsgasse. Es regnet leicht und ein kalter Wind weht mir entgegen. Am Rande vernehme ich das Geschrei eines Kleinkindes. Ich zucke zusammen, da meine Nerven blank liegen. Morgen kommt Salma Hayek und ich habe letzte Nacht kaum geschlafen, da ich viermal von einer chinesischen Lottogemeinschaft angerufen wurde. Zum Glück kann ich etwas Mandarin, da meine Mutter glaubte, dass ich besser diese Sprache und nicht Spanisch oder Französisch lernen sollte. Doch egal, ob ich auf Mandarin, Englisch, Deutsch, Latein oder Spanisch, welches ich eigenhändig gelernt habe, nachdem ich mich nicht mit Sophies Freundin unterhalten konnte, gesagte habe, dass ich keiner Lottogemeinschaft beitreten möchte, es wurde ignoriert. Am Ender der Dreifaltigkeitsgasse steht ein Stand, wo ein junger Mann versucht Holzventilatorenreinigersocken zu verkaufen. Er will mich ansprechen, doch ein Blick reicht um ihn zum Schweigen zu bringen. Missmutig betrachte ich die Touristen, welche den Stadtplatz verstopfen, wo sich mein Friseur befindet. Gereizt erreiche ich sein Geschäft. Ich vernehme Iron Man von Black Sabbath. Das Gefühl der Kälte schmerzt in meinen Fingern. Der Friseur, Kurt ist sein Name, begrüßt mich mit den Worten, Quid id und bitte mich auf den Stuhl Platz zu nehmen. Ich möchte seinem Angebot nachkommen, als ein älterer, schlanker Mann sich an mir vorbeidrängt. Ich frage nach seinen Motiven und erhalte diese Antwort:
Mann: Lassen Sie mich vorbei. Ich habe Pankreaskrebs im Endstadion.
Ich: Ich leide an Chorea Huntington.
Mann: Ich bin 52 Jahre alt.
Ich: Dieses Alter werde ich nie erreichen, sondern schon mit 40 Jahren in die Kiste springen.
Mann: Ich habe nur noch 6 Monate zu leben.
Ich: Sie haben Glück, dass Sie so schnell sterben. Ich werde mit 30 Jahren die ersten Symptome erleben und darf mir selbst 10 Jahre lang bei meinem Verfall zu sehen, ohne dass ich etwas machen kann.
Mann: Ich leide unter starken Schmerzen.
Ich: Jedes Mal, wenn ich etwas fallen lasse, stolpere oder meine Hand zittert, steigt die Panik in mir hoch, denn es könnten die ersten Symptome sein. Es ist ein schreckliches Gefühl.
Mann: Ich bekomme starke Medikamente und bin dadurch oftmals nicht vollkommen anwesend.
Ich: Ich muss am Stock gehen.
Mann: Diesmal haben Sie noch gewonnen, doch nächste Woche reise ich nach Singapur und infiziere mich mit Syphilis. Wenn ich zurückkomme, werden wir sehen, wer warten muss.
Irritiert blicke ich dem alten Mann, der Silvester nicht mehr erleben wird, nach und frage mich weshalb jemand mit einer Glatze, wahrscheinlich bedingt durch die Chemotherapie, einen Friseur aufsucht. Vielleicht wolle er seinen Schädel polieren lassen. Vielleicht wollte er etwas Gesellschaft und die Zeitung von gestern lesen. Ich weiß es nicht. Ich setzte mich auf den Stuhl und Kurt stellt mir seinen neuen Lehrling vor. Er heißt Kevin und trägt eine schwarze Hose, eine graue Weste deren Ärmel abgerissen waren, darunter ein rosa T-shirt. Ich bitte um einen klassischen, seriösen Haarschnitt. Während er meine Haare schneidet, versucht er mich zu Extensions und einer neuen Haarfarbe überreden, da dies momentan, so hip sei. Ich lehne dankend ab und bin glücklich, als er fertig mit seiner Arbeit ist und ich nicht Opfer ungewollter Experimente geworden bin. Ich verlasse den Friseursalon und trete hinaus auf den Stadtplatz. Es ist alles vorbereitet für den morgigen Besuch. Ich habe einen Tisch reserviert, einen Anzug gekauft, Haare geschnitten, mich informiert. Zuhause werde ich mir noch einige gute Sprüche einfallen lassen. Spontan kommt mir nur, Usted es el esplendor de mis noches oscuras, in den Sinn, doch dieser wirkt etwas übertrieben.
Es ist mir eine Ehre, Frau Hayek (04.04.)
Ich sitze im Restaurant zum Hirschen und kontrolliere alle 15 Sekunden, ob mein Anzug richtig sitzt. Die Zeit zwischen diesen Kontrollen verbringe ich damit an meinem Atem zu riechen und mir den Verlauf des Treffens auszumalen, sogar das Szenario einer außerirdischen Invasion wird durchgedacht. Ich kontrolliere wieder, ob mein Anzug richtig sitzt und ob mein Atem frisch richt, dann achte ich auf meinen Herzschlag. Schon kurz nach dem Aufstehen hat er die Bahnen der Normalität verlassen und macht sich langsam auf die Reise in Richtung Herzstillstand, wenn ich ihn nicht wieder auf Normalniveau bringen kann. Mein Herz schlägt 120 mal pro Sekunde. Ich kontrolliere wieder, ob mein Anzug sitzt und mein Atem frisch richt, dann werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Salma wird in einigen Minuten kommen. Ich versuche eine kontrollierte Atmung zu bekommen, doch es hilft nicht, sondern verschlechtert die Situation, da ich das Gefühl habe zu ersticken und mir vorkomme, wie eine Ratte im Gurkenglas.
Ich gebe auf, lasse meinen Herz einfach schlagen, warte auf Salma und meinen Tod und richte bis dahin einige Male meinen Anzug und kontrolliere, ob mein Atem frisch ist. Die Tür des Lokals öffnet sich. Mein Blick gleitet zum Eingang. Ich will ihn enttäuscht abwenden, als ich einen großgewachsenen Mann im Anzug sehe, doch dahinter betritt Salma das Restaurant. Sie sieht bezaubernd aus in ihrem schwarzen Kleid. Eine Stimme in meinem Kopf warnt mich, dass ich nicht zu lange Starren sollte, doch ich ignoriere sie und vermute, dass ich es nicht über mich gebracht hätte den Blick abzuwenden. Salma wirkt neben dem großen Mann ihm Anzug, es dauert einige Augenblicke bis ich begreife, dass es sich vermutlich um ihren Bodyguard handelt, zierlich und klein. In ihrer Hand hält sie ein Foto, dass vermutlich meine Wenigkeit zeigt. Ich hebe die Hand und versuche auf Salma dezent auf mich aufmerksam zu machen, was jedoch misslingt. Eine Kellnerin glaubt, ich möchte etwas bestellen und begibt sich zu meinem Tisch. Ich schicke sie weg und erkläre mit unfreundlicher Stimme den Sacherverhalt. Eigentlich bin ich nett zum Personal, doch eigentlich ist ein Wort, dass einen Normalzustand beschreibt und dieser nicht gegeben ist, da Salma Hayek sich an meinem Tisch setzte will, deshalb gestatte ich mir den Luxus der Unfreundlichkeit. Ich stehe auf, etwas zu schnell in meinen Augen und mahne mich selbst in Gedanken meine Stimme unter Kontrolle zu halten, damit ich nicht wie ein Eunuch klinge, wenn ich die Begrüßungsworte bespreche.
Ich schüttele Salmas Hand und begrüße sie mit den Worten; Hola Salma, que tal? Ich klinge zwar wie eine Schwarzeneggerimitation, doch in Gedanken lobe ich mich dafür, dass ich nicht mit der Stimme eines Kindes gesprochen habe. Eine Kellnerin, zu meiner Freude handelt es sich nicht um die Dame, die ich mit scharfer Stimme verscheucht habe, nimmt unsere Bestellungen auf. Ich spreche mit Salma und versuche mich an meinen Gesprächsleitfaden zu erinnern, denn ich mir gestern zu recht gelegt hatte. Wir reden über das Wetter, meine Erkrankung, Gott und andere belanglose Dinge. Während des Gespräches versuche ich immer in ihr Gesicht oder auf mein Essen zu blicken, um peinliche Situationen zu vermeiden. Die erste Stunde verstreicht. Wir haben fertig gegessen. Ich übergebe ihr die Geschenke, die ich ihm Souvenirgeschäft für sie gekauft habe. Einige Zeit später erzähle ich über mein Drehbuch und überreiche es ihr. Sie verspricht es, jemanden zu geben, der es lesen kann und Einfluss in der Filmbranche hat. Im ersten Moment will ich ihr nicht glauben, doch ich gebe die Zweifel auf und wechsele das Thema. Wir sprechen noch eine Stunde, dann steht Salma auf und erklärt, dass sie noch nach Salzburg fahren möchte, doch wenn ich möchte könnten wir zusammen Abendessen oder Frühstücken. Sie erzählt mir, dass sie ihm Grand Hotel übernachten wird und nennt mir ihre Zimmernummer, falls ich ihr Angebot annehmen möchte. Ich bedanke mich bei ihr, dann verlässt Salma das Restaurant.
Resümee (04.04.)
Es ist dunkel geworden und ich erhebe mich von der Bank. Ich werfe dem See noch einen letzten Blick zu, dann gehe ich nachhause, mache jedoch vorher einen Abstecher ins Grand Hotel Zell am See um Salma zu sagen, dass ich mit ihr Abendessen möchte und eine weitere Person mitbringen werde. Es weht eine steife Brise und ich vergrabe meine Hände in den Manteltaschen. Meine Schritte sind langsam, meine Gedanken schwer. Mit vertrautem Blick betrachte ich die Familien, welche sorglos die Seegasse entlang gehen. Sie sind hier um dem Alltag zu entfliehen. Ich betrete meine Wohnung. Es ist kein Licht eingeschaltet. Im Dunkeln humple ich zum Balkon, wo mich Sophie erwartet. Sie sitzt in einem kleinen Holzsessel. In ihrer Hand hält sie ein Bier. Ich setzte mich zu ihr und nehme den Mojito, der auf dem Tisch steht. Ich beachte die Lautsprecher nicht, welche sich zu meinen Füßen befinden und nehme nur am Rande war, dass es Dengue Woman Blues von Jimmie Vaughan spielte. Einige Minuten blicken wir über Zell am See, dann fragt sie:
Sophie: Felix, du wirkst betrübt. Wo warst du so lange?
Felix: Ich war am See. Ich musste nachdenken.
Sophie: Worüber musstest du nachdenken?
Felix: Über mein Treffen mit Salma. Es hat mich aufgewühlt.
Sophie: Weswegen hat dich das Treffen aufgewühlt? Hat dich Salma Hayek enttäuscht?
Felix: Nein, sie war nett und ehrlich, doch es hat mich durcheinander gebracht. Es war immer einer meiner Träume Salma zu treffen, doch ich dachte immer, dass ich es nicht schaffen würde und aus einem Traum wurde eine Utopie und ich dachte, wo diese Utopie jetzt Wirklichkeit geworden ist, dachte ich, dass sich auch an der Tatsache meiner Erkrankung etwas ändern könnte, doch dem ist nicht so. Ich werde in 20 Jahren nicht mehr mit dir Reden, deine Hand halten können.
Sophie: Felix, sag so etwas nicht. Es könnte später auftreten oder ein Heilmittel entwickelt werden.
Felix: Es könnte genau so gut früher auftreten und ein Heilmittel wird es nicht geben. Es handelt sich um einen Gendefekt und nicht um eine Infektionskrankheit. Ehe ich es vergesse, ich werde mit Salma zu Abendessen und würde mich freuen, wenn du mich begleitest.
Sophie steht auf und blickt mich mit einem Blick, der vermutlich Dankbarkeit ausdrückt, an und stand auf. Ich schaue ihr nach, dann wende ich mich wieder der Stadt zu. Ich nippe an meinem Mojito. Meine Gedanken beruhigen sich und mir wird klar, dass ich etwas geschafft habe von dem viele Männer träumen. Ich habe Salma Hayek getroffen und einen Traum verwirklicht. Ich sitze auf einem Holzsessel, mit einem Mojito in der Hand und mir wird klar, dass ich auch meine anderen Träume verwirklichen kann.
Der Tag, an dem ich auf meinen kleinen Neffen aufpassen musste Tagebuch eines Kranken Ein Treffen mit Salma Hayek Der Tod des Verleugnens Veritas et Scientia Entführung eines Wahnsinnigen Geschichten aus dem Leben |