Niesky
Niesky (obersorbo-niederböhmisch Nieska) ist eine Kleinstadt am Schnittpunkt der niederschlesischen Oberlausitz mit dem oberlausitzer Niederschlesien sowie Ostsachsen mit Westpolen. Der Ort zählt zu den kleinsten Städten, denen der Status der Großen Kreisstadt zuerkannt wurde, die eigentliche Kreisstadt ist Görlitz. Im Gegensatz zu den umliegenden Krawallstädten Rothenburg, Bunzlau, Görlitz oder Bautzen gibt es in der Stadt kein Kino oder gar Theater, keine über 500 jährige Geschichte, kein mittelalterliches Altstadtflair und nicht einmal einen Fluss. Das Städtchen in der Peripherie der Wolfshauptstadt Rietschen reizt durch eine unprätentiöse Kleinstadtidylle und ist vom Tourismus weitestgehend verschont geblieben. Kein Wunder, dass diese Oase der Abgeschiedenheit schon in ca. 30 km Entfernung nahezu unbekannt ist.
Geschichte
In der ausgehenden Kolonialzeit im Jahre 1742 wurde Niesky als zweite Kolonie der Herrnhuter Brüdergemeine von böhmischen Pollen-Allergikern gegründet. Auf der Flucht vor dem in Böhmen grassierenden Katholizismus suchten sie einen noch unbefleckten Landstrich um ungestört niesen zu können. Sie fanden zwischen ÖDErnitz und SEE eine Landschaft, die von Birken und Haselnuss bewachsen ausreichend Pollenflug zur Verfügung stellte. Die Gemeinsten der Brüdergemeine stritten während der Ortsgründung, ob der junge Ort den Namen Nieswitz oder Hatschie erhalten solle. Da man im Gegensatz zu den heimatlichen böhmischen Bergen hier zudem nie Ski fahren konnte, entschied man sich schließlich für den heutigen Namen der Ortschaft.
Ähnlich wie in London und Frankfurt am Main wurde bereits Mitte des 18. Jahrhunderts im Zentrum des aufstrebenden Ortes ein riesiges Bankenviertel angelegt, der Zinsenplatz. Da sich der Einfluss der Ortschaft auf die globalen Finanzmärkte im Laufe der Zeit jedoch deutlich verringerte, wurde der Platz später in Zinzendorfplatz umbenannt. Heute erinnern nur noch die Bänke vor der Kirche an den einstigen Geldsegen der Stadt.
Sprache
Die Nieskyer Allergiker sprachen ursprünglich ein nasal ausgeprägtes germanoböhmisch, was sich im Laufe der Zeit jedoch mit dem Nieder- und Obersorbischen vermischte. Dieser als Niederschlesisch bezeichnete Dialekt vermischte sich mit dem Zuzug von rollenden Händlern aus dem Süden wiederum mit der Oberlausitzer Mundart. Den meisten Sätzen wird ein "nu" vorangestellt, typische Beispiele dafür sind "nu kommocke Hasi" (Übersetzung: Bitte komm zu mir, mein Liebster) oder "nu machtocke ma!" (Beeilt euch endlich!). Das am Häufigsten gesprochene Wort ist gleichzeitig ein Ausdruck des Nieskyer Stolzes: das Wörtchen NIE (z.B. "Hamma nie", "Wollma nie"). Dies wird besonders auch im Nieskyer Leitspruch "Gips nie gips nie" deutlich (Bei uns ist alles möglich). Als Zeuge der Nieskyer Unentschlossenheit zwischen Oberlausitz und Niederschlesien werden bei Entscheidungen und Diskussionen die Argumente auch heute noch mit "nuja", "nunee" oder beiden hintereinander vorgetragen.
Wirtschaft
Nachdem die pollenreichen Birken und Haselnussbäume im Ortsinneren dem Städtebau zum Opfer fielen, suchten die Nieskyer nach einer Möglichkeit, auch künftige Generationen weiter zum Niesen zu bringen. Die Lösung fand sich in der Produktion von Holzhäusern mit reichlich Allergie auslösendem Holzschutzmittel. Die Nachfahren der böhmischen Kolonisten bauten zunächst eher slawische Babajagahäuschen, welche standardisiert maschinell vorgefertigt wurden. Als die Nachfrage sank, widmeten sich der Tischler Jesus Christoph gemeinsam mit dem Architekten Unrat Unmack dem Bau von moderneren Musterhäusern in der Bockwurstbauweise. Als Albert Einstein ein solches Haus in Caputh errichten lies, wurden die Häuschen in der ganzen Welt begehrt und u.a. zu Kolonialfreunden nach Westindien, Südamerika und Südafrika exportiert. Von derartigem Erfolgt beflügelt, widmeten sich Jesus und Unrat ab 1917 zusätzlich dem Waggonbau. Dieser hat im Gegensatz zu fast allen anderen Industriezweigen der Nieskyer Blütezeit trotz manigfaltiger Bemühungen verschiedenster politischer Kräfte auch heute noch Bestand.
Infrastruktur
Zu Ruhmenszeiten der Stadt, als man vom Zinseszinszinz auf dem heutigen Zinzendorfplatz noch Holzpaläste bauen konnte, wurde Niesky als wichtigster Knotenpunkt zwischen Paris und Moskau an das Bahnnetz angekoppelt. Hier rollten die rubelrussischen Schlafwagen mit französischen Betten. Aktuell ist der Bahnhof geschlossen und wirkt nur äußerlich verwaist, in aller Heimlichkeit wird jedoch an einer Magistralverbindung gebaut, um die Passagiere und Getreidekörner noch schneller von Ost- nach Westeuropa zu befördern.
Aufgrund ihrer exponierten Lage am Trampelpfad von Westpolen nach Ostkamtschatka erlebte Niesky ab 1824 einen Ansturm von Entdeckern und Wanderbummlern, als von hier aus die Expedition zum Ostpol startete.
Die Kfz-Zulassungsstelle von Niesky ist seit 2012 der einzige Ort, an dem man (nach der politischen Wende) wieder lange Menschenschlangen beobachten kann. Grund hierfür ist das Kennzeichen NY, das nicht nur von heimatliebenden Kleinstädtern, sondern auch von US-amerikanischen Exilanten (siehe Artikel zu Trump-Flucht) begehrt ist.
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