Brasilien
Als Brasilien bezeichnet der Geographielehrer das bevölkerungs- und flächenmäßig größte Land Südamerikas. Ihre Einwohner heißen brasilianische Gauchos. Aber nicht nur das: Brasilien ist ein aufstrebender Industriestaat und bekannt für seine Kultur und Naturwunder, außerdem ist es die geistige Heimat des Fußballs und sämtliche Sozialschmarotzer aus ganz Südamerika werden in den brasilianischen Favelas entsorgt. Woher der Name Brasilien kommt, ist heute noch nicht hundertprozentig sicher. Eine Theorie besagt, dass der Name auf eine bestimmte Holzart zurückgeht, andere sehen darin viel mehr eine Hommage an die Sklaven, die für dieses Holz schuften mussten. Irgendetwas mit Holz war da jedenfalls, aber wen interessiert das eigentlich?
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Wahlspruch: O estupido mante ao ordem, o gênio dominou o caos. (Der Dumme hält Ordnung, das Genie beherrscht das Chaos) | |||
Amtssprache | Spanischer Dialekt, genannt Portugiesisch | ||
Hauptstadt | Brasilia | ||
Staatsoberhaupt | „Lady in Red“ Dilma Rouseff | ||
Staatsform | Bananenrepublik | ||
Nationalfeiertag | Faschingsdienstag | ||
Fläche | Sehr flach | ||
Hymne | Oh El Presidente | ||
Geographie
Einst war Brasilien ein malerischer Landstrich. Die Städte hochmodern, die Landschaften zeigten die Natur in ihrer vollen Pracht. Heute ist das anders. Gebirge, Seen und Flüsse sind verdreckt, zugemüllt und stinken bestialisch. Und wie es in den Städten aussieht, das möchte man lieber erst gar nicht wissen. Teilweise ist daran die Vernichtung des Regenwaldes schuld, immerhin wurden dadurch tausende von wunderschönen Orten zu kahlen und hässlichen Kieswüsten gemacht. Weil das hier jedoch keine Broschüre eines zwielichtigen Ökoverbundes ist, wird natürlich auch das vorbildliche Streben nach Umweltschutz der brasilianischen Regierung erwähnt. Ganze drei Nationalparks befinden sich auf Brasiliens Staatsgebiet und das bei einer Fläche von gerade einmal 8.500.000 Quadratkilometern.
Brasiliens Tierwelt ist weltberühmt. Insgesamt zählte das Brasilianische Umweltministerium 2013 unglaubliche 5000 verschiedene Tierarten. Die meisten dieser Tiere leben zwar in Zoos oder hängen als Trophäe an der Wand irgendeines Wilderers, aber Statistik bleibt Statistik. Auch die brasilianische Pflanzenwelt lädt zum Staunen ein, zumindest jene Pflanzen, die der Smog im ganzen Land noch nicht zerfressen hat. Das Klima ist das ganze Jahr über unerträglich heiß, steigert sich jedoch nur selten ins Lebensgefährliche. Der größte Berg Brasiliens liegt eigentlich in Paraguay, der längste Fluss fließt fast ausschließlich durch Uruguay.
Geschichte
Entdeckung
Es war im Jahre 1500, als der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral an der nördlichen Atlantikküste Südamerikas anlegte und damit ein Land entdeckte, das rund 20.000 Jahre zuvor schon einmal entdeckt wurde. Die damaligen Entdecker, deren Nachkommen noch immer in jenem Land verweilten, waren jedoch Fremdlinge aus exotischen Gebieten, vermutlich auch noch farbig. Das konnte die portugiesische Krone natürlich nicht gelten lassen und deshalb erklärte man das neu erworbene Land prompt zu Staatsgebiet. Nun stellte sich jedoch die Frage, was man mit diesen fremdartigen Ureinwohnern anstellen sollte. Lange Zeit hielten es die Portugiesen für die beste Idee, einfach alle Eingeborenen abzuschlachten. Schlussendlich setzte sich aber eine humanere Lösung durch. Die Ureinwohner wurden allesamt versklavt und nur jene, die zu schwach waren oder sich gegen die neuen Herrscher auflehnten, wurden getötet. Viele Jahre lebten die Eroberer und die indigenen Völker in einer fröhlichen Zweiklassengesellschaft, bis sich im Jahre 1629 die Niederländer in Brasilien niederließen. Auch sie wollten einige der neuen, südamerikanischen Sklaven für ihre eigenen Zwecke nutzen. In der entscheidenden Schlacht von Guararapes wurden sie jedoch wieder vertrieben und der normale portugiesische Alltag mitsamt Unterdrückung, Versklavung und Massakern hielt wieder Einzug.
Eine zweite ebenfalls halb belegte Theorie besagt, dass die Spanier zunächst ganz Südamerika erobert hatten. Als dann die portugiesische Krone den neuen Kontinent erreichte war sie zunächst enttäuscht, dass die Spanier zum zweiten mal vor ihnen Land besiedelt hatten. Die Portugiesen waren zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise bereits intelligenter als die Spanier und schlugen ihnen einen unfassbar guten Deal vor: "Wir haben ein Stück von Spanien, also bekommen wir auch ein Stück von diese Land!" Die Spanier hielten dies für logisch, stimmten zu und deshalb wird in Brasilien bis heute die Portugalsprache gesprochen.
Kaiserreich
1807 kam Napoleon auf die Idee, Portugal zu erobern. Gesagt, getan und so musste König Peter I. nach Brasilien flüchten. Im Zuge dessen wurden dort Versklavung und Ausbeutung forciert, weshalb es bald zu größeren Aufständen der Bevölkerung kam. Nachdem man 1821 Portugal wieder einnehmen konnte, bemühte sich der König, das brasilianische Volk wieder zu besänftigen. So wurde das unabhängige Kaiserreich Brasilien gegründet, das zwar von einem Mitglied der portugiesischen Königsfamilie regiert und dank zahlreicher Verträge an Portugal gebunden wurde, aber dennoch in irgendeiner Hinsicht frei war. Und mit den neuen Freiheiten kam auch ein wirtschaftlicher Aufschwung einher. Die Europäer waren in den Genuss von Kaffee und Kautschuk gekommen und die Brasilianer hatten sowohl die Rohstoffe, als auch die schlecht behandelten Arbeitssklaven, die man zur Herstellung dieser Produkte benötigte. Über einen langen Zeitraum hinweg durfte sich Brasilien zu den wirtschaftlich stärksten Ländern des Erdballs zählen, bis im Jahre 1888 doch tatsächlich die Sklaverei abgeschafft wurde. Brasiliens Wirtschaftssystem kollabierte und führende Generäle, sowie sämtliche Großgrundbesitzer tobten. Sie fühlten sich ungerecht behandelt, schließlich sollte es jedem zustehen, einen Sklaven zu besitzen. Deswegen putschten sie sich ein Jahr später an die Macht, wurden jedoch wenig später von den immer lauter werdenden Rufen nach einer Republik erdrückt und gaben 1890 den Weg frei für Demokratie.
Militärdiktatur
Das brasilianische Heer gründete 1891 die Erste Demokratische Republik Brasilien. Mit dieser demokratischen Republik verhielt es sich jedoch wie mit einer klassischen Sage. Der Kern musste wohl oder übel stimmen, immerhin standen im neuen Staatsnamen ja die Wörter Demokratische und Republik. Andererseits wurde einfach kurzerhand der Militärchef zum Präsidenten bestimmt und was freie Wahlen waren, das wusste damals auch keiner der neuen Machthaber. Was folgte, war ein über Jahrzehnte lang andauernder Kampf zwischen vermeintlichen Demokraten und dem Militär. Im Prinzip war es jedoch sowieso egal, ob gerade die Armee oder die Sozialisten an der Macht waren - dem Volk blieb so und so kein Mitspracherecht. Nach zwei gewonnenen Weltkriegen auf Seite der Alliierten putschte sich das Militär 1964 endgültig an die Spitze Brasiliens. Von den Sozialisten waren ohnehin nicht mehr viele übrig, der Rest wurde nun einfach kurzerhand ins Ausland oder ins Nirwana befördert. Bis 1985 konnte sich der undemokratische, ausbeuterische und ultranationalistische Kurs der Armee durchsetzen, vermutlich sehnte sich das Volk schlicht nach dem Flair der Kolonialzeit.
Demokratie
Tancredo Nevez machte damit aber endgültig Schluss. Er gewann die ersten freien Wahlen Brasiliens und wurde der erste Präsident nach der langen Militärherrschaft, leider starb der gute Mann zwei Wochen später an einem seltsamen Magengeschwür. Das Heer stellte in seiner unendlichen Güte und Hilfsbereitschaft natürlich sofort einen Mann für den freigewordenen Posten zur Verfügung, dieser wurde jedoch seltsamerweise vom Volk abgehlehnt und Fernando Collor zum obersten Regierungschef gemacht. In den Folgejahren hatte Brasilien immer wieder mit seinen Präsidenten zu kämpfen. Dabei spielten fast immer Alkohol und Korruption eine Rolle, seltener auch sexuelle Handlungen. Außerdem wuchs der brasilianische Schuldenberg jährlich um mehrere Meter. 2011 reichte es den Brasilianern, sie wählten eine Präsidentin ins Amt. Die Hoffnungen, Dilma Roussef würde das Land aus der Krise holen, lösten sich jedoch bald in Luft auf. Die Frau schaffte es nämlich tatsächlich, dem Land noch mehr Schulden aufzubrummen. Aber was will man da sagen? Frauen und Politik eben.
Kultur
Musik und Kunst
Wenn der Durchschnittseuropäer einen Gedanken an Brasilien verschwendet, denkt er a) an Fußball und b) an den Karneval in Rio mit seinen halbnackten Sambatänzerinnen. Mit dem, was man im deutschen Sprachraum mit dem Wort Karneval verbindet - sprich, sich in einem hässlichen Kostüm hemmungslos zu besaufen - hat der Karneval in Rio aber nichts zu tun. Zwar besaufen sich die hässlich verkleideten Brasilianer dort auch, doch die schön bunten Festwagen und die oben erwähnten Sambatänzerinnen machen das ganze Spektakel zu einem der kulturell wichtigsten Feste dieses Planeten.
Der bekannteste brasilianische Musikstil ist Samba. Er entstand Mitte des 17.Jahrhunderts, als die Weißen den Schwarzen auch noch ihre Musik wegnahmen. Seither ist Samba ein wichtiger Teil brasilianischer Kultur. Es gibt Sambaschulen, riesige Sambakonzerte und der zur Musikrichtung passende Tanz ist die genau richtige Mischung aus nackten Körpern und feierlicher Musik. Außerdem gibt es in ganz Brasilien hässliche Betonklötze, die noch viel hässlichere (aber moderne) Kunst von mehr oder minder talentierten Künstlern beherbergen. Historische Gemälde, die in schönen Museen platz hätten, gibt es kaum. Diese haben entweder die Portugiesen bei ihrer Abreise 1821 oder portugiesische Touristen wesentlich später allesamt mitgenommen.
Brasilianische Küche
Laut vertrauenswürdiger Experten hören die Leibspeisen der Brasilianer auf so klingende Namen wie Feijoada oder Bana de Rolo, bei den Getränken ganz vorne dabei sind natürliche exotische Cocktails wie der Caipirinha. Der stinknormale Strandtourist kann sich davon selbst ein Bild machen und wird nicht überrascht sein. Denn in den Urlaubsregionen werden einem tatsächlich nur bunte und üppige Speisen serviert. Je weiter man sich jedoch von Sandstrand und Hotelgelände entfernt, desto seltsamer sehen die Gerichte aus. Das Volk am Land und in den Favelas isst fast jeden Tag nur Bohnen und Reis. Doch keine Angst, an Feiertagen wird auch dort vornehmer gespeist. So kocht die Mutter an Weihnachten beispielsweise Fleisch und wenn die Menschen Glück haben, gibt es sogar sauberes Trinkwasser.
Sport
Nationalsport der Brasilianer ist - wie könnte es anders sein - Fußball. An jeder Straßenecke, in jedem Lokal, an jedem Haus - überall sieht, hört und spürt man König Fußball. Fußball ist eben zu einer richtigen Religion mutiert, die mittlerweile ganz Südamerika missioniert hat. Wer eine andere Sportart ausübt, ja sogar wer an einen anderen Sport denkt, wird öffentlich ausgepeitscht und/oder verbrannt. Da jedoch die brasilianische Fußballliga mit ihren klingenden Namen wie Portuguesa und Vasco da Gama genauso spannend ist wie jene im Sudan oder in Österreich, konzentriert sich das gesamte Land auf ihre Nationalmannschaft mit Spielern, die schon im Kindesalter in wesentlich talentiertere Fußballstaaten wechseln.
FIFA Weltmeisterschaft 2014
2007 beschloss die brasilianische Regierung jedoch, die als bedrohlich geltende Volksreligion schrittweise auszurotten. Als erstes wollte man die enge Bindung zwischen Volk und Sport zerstören und so bewarb man sich für die FIFA Fußballweltmeisterschaft 2014. Die protzigen Stadien, das fehlende Geld im Gesundheits- und Bildungsbereich, sowie die gewaltsamen Räumungen der Favelas sollten den Zorn der brasilianischen Bürger heraufbeschwören. Der Plan ging voll auf; schon bei der überflüssigen Generalprobe, dem Konföderationen Pokal 2013, gab es massenweise Proteste. Und diesmal zogen alle an einem Strang - Weiße, Indios und Schwarze. Denn wenn Sepp Blatter mit seinen Schurkenfreunden antanzt, wirkt jeglicher Alltagsrassismus wie weggeblasen.
Olympische Spiele 2016
Damit aber noch nicht genug. Indem man sich für die Olympischen Spiele 2016 bewarb, setzte man den Grundstein zur Vernichtung sämtlicher Sportarten in Brasilien. Für die völlig überteuerten Sportstätten wurden wiederum einige Armenviertel dem Erdboden gleich gemacht, aber auch große Teile des Regenwald und anderer Naturwunder mussten diesmal dran glauben. Wütende Menschen, brennende Fahnen und Proteste gegen die Regierung werden uns also auch 2016 in den Nachrichten begleiten.
Siehe auch
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