Toto Hund Harry

Toto Hund Harry ist eine pseudorealistische Dokumentation aus der seit 14 Jahren laufenden Reportagen-Versuchs-Reihe "24 Stunden" des Senders Sat1 mit drei Teilnehmern, dem Toto, dem Hund und dem Harry. Dabei handelt es sich bei der Zeitangabe nicht um die Zeitspanne, in der das Thema beleuchtet wird, sondern um die zusammengefasste Gesamtzeit aller Reportagen unter diesem Titel.

"Toto Hund Harry" setzt die Ära von Billigproduktionen fort, die es sich zum Ziel gesetzt hat, dem Zuschauer ohne special effects eine Scheinwelt als "Reallife" zu verkaufen. Der Verzicht auf Effekte macht das ganze umso glaubhafter, was auch den großen Erfolg erklärt.

Hintergrund

Toto und Harry sind langjährige Polizeischüler, denen mittels einer Video-Aufzeichnung auf Anordnung des mittlerweile extrem genervten Bochumer Polizeipräsidenten ihre Fehler vorgeführt werden sollen, die bisher den Abschluss ihrer Ausbildung verhindert haben. Durch dauerhaft leere Kassen des Landes NRW musste man bei der Ausbildung besonders lernresistenter Polizeischüler andere Wege gehen und bot die Bilder Sat1 zur Vermarktung an, wo man dafür dankbar war, endlich einen gleichwertigen Ersatz für fehlende Bundesliga-Übertragungsrechte bekommen zu haben.

Problematisch aber dabei war und ist, dass beide keinen Führerschein besitzen.

So müssen entweder die Passagen, wo sie in der Totalen Auto fahrend gezeigt werden, durch weiträumige Straßensperren - die man mit Straßenbauarbeiten verbindet - vorbereitet oder mittels spezieller Attrappen im Studio nachgestellt werden. Dazu werden meist Spenden aus "Alarm für Cobra 11" von RTL verwendet, die wegen Staugefahr der vielen bei den Stunts zu schrottenden Autos nicht mehr genutzt werden können und dürfen.

Die Teilnehmer

Der Harry

Der Harry, dessen Hauptaufgabe als Polizeischüler der Streifendienst mit der Kreidemaschine bei der Unfallaufnahme, das Kaffeekochen und das Autoholen auf dem Polizeiparkplatz war, lernte Toto während einer verkorksten Führerscheinprüfung kennen. Da sie gemeinsam auf eine sehr lange Ausbildungszeit zurückblicken durften, wurden sie Freunde und machten sich später auch hinter der Kamera immer wieder für die Zeit vor der Kamera Mut. Vor der Kamera ist er "Polizeikommissar".

Der Toto

Toto wollte zuerst Koch werden. Da sein Vater aber Polizeikommissar war, duldete dieser seine kulinarischen Ambitionen nicht und verordnete ihm vor 25 Jahren eine Polizistenausbildung. Nur seiner Fürsprache ist es zu verdanken, dass Toto immer und immer wieder neue Chancen gegeben werden. So identifizierte er sich auch gleich beim Kennenlernen mit dem Leidensweg Harrys und wurde sein Freund. Gerne aber "fährt" er als "Polizeioberkommissar" diverse Gaststätten und die ruhrpotttypischen Frittenbuden ab, um so wenigstens ein Stück weit lukullische Rundreisen a la Anthony Bourdain nachempfinden zu können.

Der Hund

So wenig die beiden Menschen Polizisten sind, so wenig Hunde gibt es in dieser Sendung. Die Einführung des nicht existenten Hundes, der auch nachträglich nicht in die Bilder hineingeschnitten werden konnte, ist verständlich, weil bekannt ist, dass Sendungen mit Tieren, Kindern und kindischen Personen am erfolgreichsten sind - selbst Sat1-Redakteuren. So ließ man die Kinder in dieser Serie zwar weg, aber dafür prangt das Wort "Hund" im Titel, ohne dass je ein Hund gezeigt wurde. Doch gibt es trotzdem mittlerweile deutschlandweit Fangruppen, die Sat1 mit Fragen nach weiteren Informationen bezüglich Rasse, Namen, Herkunft, Ausbildung usw. bedrängen und Toto und Harry manchmal zu beleidigten Reaktionen verführen. Toto soll einmal gesagt haben: Ja und ich habe auch ein schönes Fell und Harry tolle braune Augen."

Die anderen Teilnehmer

Da es sich anfangs bei den anderen Teilnehmern allermeistens um bereits fertig ausgebildete Polizisten und später größtenteils um notleidende Profischauspieler handelt, die ihr Gesicht nicht verlieren wollen, ist dieses meist verpixelt oder auf eine andere Art unkenntlich gemacht worden. Die Arbeitslosigkeit, die Armut, die Verzweiflung und das Talent der Schauspieler lassen die tumben Hauptdarsteller so sehr blass erscheinen.

Das Team wurde in letzter Zeit allerdings zunehmend durch Castings vergrößert, die der Folge stärkere realistische Züge geben soll, aber unangenehme Folgen hatte (s.u.)

Konzept und Umsetzung

Das Konzept der Serie ist denkbar einfach. Der Einsatzleiter, an der "zentralen Meldestelle" sitzend, gibt über Funk wie beim Improvisations-TV-Theater "Schillerstrasse" Meldungen an die zwei Protagonisten weiter. Seiner Phantasie ist dabei keine Grenze gesetzt. Allein er hat auch für die Koordination der gecasteten Kräfte und der Stammschauspieler auf dem Studioareal zu sorgen. Und die beiden Polizeischüler für die dummen lockeren Sprüche.

Nach der virtuellen Fahrt in der grünen Minna, die immer gleich lang dauert, kommt man mit Sprüchen wie "Na, was uns da wohl erwarten wird?!", "Was ist das denn für ein Spaßvogel??" und "Toto, na da ist ja was los, wahrscheinlich, sieht jedenfalls so aus".

Dann wird am Haus geklingelt, an der geschlossenen Straßenbahnhaltestelle nach den Bösewichten Ausschau gehalten, in der Skat-Kneipe autoritäres Auftreten geübt und ein nüchterner Fußgänger wird um das Zeigen seiner Papiere gebeten, ein Atomkraft-Gegner, der sich zwanzig Jahre zu spät ans Gleis gekettet hatte, bekommt seine Rechte vorgelesen und der mutmaßliche Islamist, der Hilfe von seinen Glaubensbrüdern zu erhalten droht, wird mit Verstärkung in die Ausnüchterungszelle gebracht, weil die beiden wieder einmal ihren Stoff nicht gelernt haben. So bekommt alles seine tragikomischen Züge und erregt so manches Mitleid beim Zuschauer und soll neben pädagogischen Effekten auch den Polzisten schlechthin bei der Bevölkerung liebenswürdiger machen.

Entsetzliche Folgen

Zahlreiche Angehörige der gezeigten Metiers, also Alkoholiker, Schläger, Kleinkriminelle, Zuhälter, Tierfreunde, Frittenbudenbesitzer und Bordsteinschwalben denken nun, sich von dem gewaltigen Erfolg der Serie auch einen Teil des Kuchens abschneiden zu können und wissen nicht, dass es sich hier im Grunde nur um eine Realsatire handelt.

So bombardieren sie mit gequälten Bewerbungen Sat1 mit der Bitte um ein Probecasting, gerne auch im "Originalkostüm" im "Originalset", was bisher jedoch nur zum Anstieg der bundesdeutschen Kriminalitätsrate, im Rahmen der Outtakes der Hauptsendung und wiederum als "Übungsmaterial" für Polizeischüler verwendet werden konnte. So schließt sich der Kreis wieder.

Rundfunkgesetzliche Folgen

Die Serie ist aber nicht wenigen echten Polizisten ein Dorn im Auge, wird ihnen doch zum Teil dadurch Mehrarbeit beschert, so werden die mit ungeeignetem Equipment festgehaltenen Bewerbungen z.B. auch als Exhibitionist, Russlanddeutscher, Dieb, Einbrecher oder Islamist von ihnen gern mit der Berufung auf das Rundfunkgesetz des Landes Nordrhein-Westfalens abgetan.

Dort steht in §11 nämlich sinngemäß zu lesen, dass die Veranstalter den Rundfunk als Prozess der freien Meinungsäußerung und als Sache der Allgemeinheit zum Zwecke der Bildung, Beratung und Unterhaltung verbreiten sollen. Daraus folgt, dass die als Prä-Castings deklarierten Bewerbungen nicht strafbar sind.

Zitate

  • „Wenn die Polizei läuft, dann läuft immer was verkehrt“ - Toto in einem lichten Moment
An ihren Funkgerät-Dialogen bemerkt man am stärksten, dass sie noch Schüler sind:
"Toto? - Bist Du Toto?"
*knister
"Ja!"
"Toto?"
*knister
"Harry?"
"Ich nicht!"
*knister
"Sorry!"
T+H spielen wieder einmal
"Das Funkgerät funktioniert!"
*knister
"Echt super"


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