Das 21. 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring, auch Int. ADAC 1000 km Nürburgring, Weltmeisterschaft, Nürburgring Nordschleife, fand am 1. Juni 1975 auf der Nordschleife des Nürburgrings statt und war der siebte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Das Rennen

Mit drei Alfa Romeo T33/TT/12 kam das Willi Kauhsen Racing Team zum Rennen auf dem Nürburgring. Zu den bisherigen Stammfahrern Arturo Merzario, Jacques Laffite, Henri Pescarolo und Derek Bell kamen zwei aktuelle Formel-1-Piloten ins Team. Jody Scheckter ging in der Weltmeisterschaft für Tyrrell an den Start und teilte sich das Cockpit des Wagens mit der Nummer 3 mit dem McLaren-Piloten Jochen Mass. Mass hatte auch einen Fahrervertrag bei Ford Deutschland, wurde aber mangels Einsatzmöglichen von Teamchef Mike Kranefuss für das Rennen freigestellt.

Die Probleme des Porsche-Teams des hessischen Immobilienhändlers Hermann Dannesberger fanden am Nürburgring ihre Fortsetzung. Nach einem Streit zwischen den Fahrern wurde Gijs van Lennep nach dem 1000-km-Rennen von Monza aus seinem Vertrag entlassen. Herbert Müller erhielt nach seiner Äußerung, der Porsche 908/3-6 mit Turbolader sei „Porsche-Schrott“, eine offizielle Abmahnung des Porsche-Vorstands. Vor dem Rennen stellte Porsche die technische Unterstützung ein und das Team musste mit den letzten Ersatzteilen haushalten.

Tödlicher Unfall im Training

Am Samstagvormittag verunglückte Walter Czadek tödlich. In seiner dritten Runde blockierte auf der Döttinger Höhe das Getriebe seines Wagens bei hohem Tempo. Das Fahrzeug prallte gegen eine Abgrenzung, überschlug sich und landete schwer beschädigt zwischen Bäumen. Czadek, der nicht angegurtet war, wurde mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus von Adenau gebracht, wo er am Nachmittag starb; er war 32 Jahre alt. In seiner Heimatstadt Hassel unterhielt er ein Unternehmen, das Fahrzeugelektrik reparierte, und in seiner Freizeit fuhr er Tourenwagenrennen. Zum 1000-km-Rennen war für ihn und Karl Richter vom „Rheydter Club“ ein BMW 2002 Ti gemeldet worden.

Der Rennverlauf

Das Rennen endete mit einem weiteren Gesamtsieg des Kauhsen-Alfa-Romeo-Teams. Allerdings gelang dieser Sieg in erster Linie durch Fehler der Konkurrenz. Lange führte der Alpine-Renault A442 von Gérard Larrousse und Jean-Pierre Jabouille. Das Duo hatte bereits einen Vorsprung von über zwei Minuten herausgefahren, als die Alpine-Techniker drei ungeplante Boxenstopp benötigten, um eine gebrochene Schweißnaht an einem Staurohr, das die linke Zylinderseite mit komprimierter Verbrennungsluft versorgte, zu reparieren. Dabei ging eine ganze Runde verloren.

Vier Runden vor Schluss führte der von Georg Loos eingesetzte Mirage Gulf GR7 mit Howden Ganley am Steuer, als Rennleiter Len Bailey ein schwerer Fehler unterlief. Er hatte sich bei den Boxenstopps verzählt und holte den führenden Wagen völlig unnötig an die Boxen. Ganley, der seinen Teamkollegen Tim Schenken warten sah, gurtete sich los, um aus dem Wagen zu steigen. Als der Fehler erkannt wurde, musste er umständlich wieder angegurtet werden. Eine halbe Minute ging bei dem Manöver verloren, die ausreichte, um den Alfa Romeo von Merzario und Laffite in Führung zu bringen. Im Ziel hatten sie nach 44 Runden einen Vorsprung von 40 Sekunden auf den Loos-Gulf.

Ergebnisse

Schlussklassement

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis Runden
1 S 3.0 1 Willi-Kauhsen-Racing-Team Arturo Merzario
Jacques Laffite
Alfa Romeo T33/TT/12 44
2 S 3.0 4 GELO-Racing-Team Georg Loos KG Howden Ganley
Tim Schenken
Mirage Gulf GR7 44
3 S 3.0 7 Martini-Racing-Team Dr. H. Dannesberger Herbert Müller
Leo Kinnunen
Porsche 908/3-6 43
4 S 3.0 6 Renault Alpine S.A. Gérard Larrousse
Jean-Pierre Jabouille
Alpine-Renault A442 43
5 S 3.0 10 Joest-Racing Jürgen Barth
Ernst Kraus
Porsche 908/3 42
6 S 3.0 3 Willi-Kauhsen-Racing-Team Jochen Mass
Jody Scheckter
Alfa Romeo T33/TT/12 42
7 S 2.0 30 March-Hart-Racing David Morgan
John Lepp
Vern Schuppan
March 75S 41
8 GT + 1.6 54 Jägermeister-Kremer-Team Helmut Kelleners
Hans Heyer
Bob Wollek
Porsche Carrera RSR 40
9 GT + 1.6 51 GELO-Racing-Team Georg Loos KG John Fitzpatrick
Toine Hezemans
Manfred Schurti
Porsche Carrera RSR 40
10 S 2.0 37 Robin Smith Robin Smith
Richard Robarts
Chevron B23 40
11 GT + 1.6 52 GELO-Racing-Team Georg Loos KG Toine Hezemans
Gijs van Lennep
Claude Ballot-Léna
Porsche Carrera RSR 40
12 GT + 1.6 63 Kuberol Racing Bengt Ekberg
Roland Larsson
Porsche Carrera RSR 39
13 T + 2.0 60 BMW-Faltz-Alpina-Tuning Alain Peltier
Siegfried Müller
BMW 3.0 CSL 39
14 GT + 1.6 58 Tebernum-Porsche-Racing-Team Clemens Schickentanz
Hartwig Bertrams
Reine Wisell
Porsche Carrera RSR 39
15 S 2.0 26 Steward Chubb-Racing Alan Jones
John Sheldon
Rafael Barrios
Lola T294 38
16 GT + 1.6 68 Rallye Gemeinschaft Ulm Eberhard Sindel
Edgar Dören
Porsche Carrera RSR 38
17 S 2.0 45 STE ROC La pierre du Nord Motul François Sérvanin
Laurent Ferrier
Lola T294 38
18 S 2.0 38 John Blanckley John Blanckley
John Calvert
Chevron B23 38
19 GT + 1.6 69 AMC Duisburg Anton Stocks
Gerhard Holup
Porsche Carrera RSR 37
20 GT + 1.6 60 Porsche-Club-Romand Claude Haldi
Bernard Béguin
Porsche Carrera RSR 37
21 GT + 1.6 60 Porsche-Club-Romand Peter Zbinden
Roger Dorchy
Porsche Carrera RSR 37
22 S 2.0 35 Chandler-Ibec-Int.-Racing Claude Crespin
Ian Bracey
Brian Joscelyne
Lola T294 36
23 S 2.0 25 Alroy-Racing Richard Knight
Christian Mons
Mike Knight
March 75S 34
24 S 3.0 17 Bernd Seidler Bernd Seidler
Klaus-Peter Reichle
GLS-Porsche BS910 34
25 T 2.0 109 Team Europa Möbel Wolfgang Dimmendaal
Wilfried Dymarkowski
BMW 2002 Ti 32
26 S 2.0 32 KVG-Racing John Hine
Ian Grob
Chevron B31 30
27 T 2.0 110 Team Europa Möbel Rüdiger Dahlhäuser
Paul Wunsch
VW Scirocco 30
Nicht klassiert
28 S 2.0 40 Team Viktor-Trave-Line-Ferrys Olof Wijk
Lars Svensson
Astra RNR1 29
29 T 2.0 104 Mayen Automobil Club Peter Ochs
Karl-Heinz Tibor
BMW 2002 Ti 25
30 T + 2.0 88 Rübenach Automobil Club Axel Sonntag
Werner Dittert
Opel Commodore 18
Ausgefallen
31 S 2.0 21 Team Warsteiner Eurorace Jörg Obermoser
Paul Keller
TOJ SC03 29
32 S 2.0 24 Alroy-Racing Mario Cabral
Antônio Castro Prado
March 75S 28
33 S 2.0 28 Peter Smith Peter Smith
John Turner
Chevron B23 28
34 S 3.0 36 Roger-Heavens Hervé LeGuellec
Manrico Zanuso
Lola T294 28
35 S 3.0 5 GELO-Racing-Team Georg Loos KG John Watson
Tom Pryce
Mirage Gulf GR7 27
36 S 3.0 11 Sportscar-Team of Austria Walter Penker
Alois Müller
KMW SP30 27
37 GT + 1.6 53 GELO-Racing-Team Georg Loos KG Manfred Schurti
Klaus Ludwig
Porsche Carrera RSR 27
38 S 2.0 23 Fisons-Racing Martin Raymond
Tony Goodwin
Chevron B31 23
39 GT + 1.6 55 Jägermeister-Kremer-Team Hans Heyer
Bob Wollek
Reinhardt Stenzel
Porsche Carrera RSR 23
40 S 2.0 34 Miles-Royston-Racing Richard Scott
José Uriarte
Peter Hanson
Lola T294 21
41 S 2.0 33 Cheetah-Cars John Burton
Loris Kessel
Cheetah G501 19
42 GT + 1.6 57 Josef Brambring Josef Brambring
Jürgen Neuhaus
Porsche Carrera RSR 19
43 GT + 1.6 66 Jürgen Kannacher Jürgen Konrad
Jürgen Kannacher
Porsche Carrera RSR 19
44 GT + 1.6 67 Neusser Motorsportklub Wolfgang Kauwertz
Klaus Drees
Porsche Carrera RSR 16
45 GT + 1.6 59 Tebernum-Porsche-Racing-Team Hartwig Bertrams
Reine Wisell
Clemens Schickentanz
Porsche Carrera RSR 13
46 S 3.0 19 Jolly-Club Lugano-Ferreti Vittorio Brambilla
Giorgio Pianta
Lola T380 10
47 S 2.0 41 Heini-Mader-Racing-Components Hansmarkus Hubert
Friedrich Hürzeler
Lola T294 10
48 S 3.0 15 Boeri-Sports-Helmets Kurt Hild
Axel Ahrens
Manfred Anspann
KMW SP30 9
49 S 2.0 22 Team Warsteiner Eurorace Gunnar Nordström
Philipp Gantner
TOJ SC03 6
50 S 2.0 29 Mogil-Motors Ltd. Tony Charnell
Andrew Jeffrey
Chevron B23 6
51 GT + 1.6 62 Gante Racing John Rulon-Miller
Tom Waugh
Porsche Carrera RSR 6
52 GT + 1.6 64 Jan Lundgardh Jan Lundgardh
Kurt Simonsen
Porsche Carrera RSR 6
53 T + 2.0 85 BMW-Faltz-Alpina-Tuning Dieter Hegels
Rolf Rummel
BMW 3.0 CSL 6
54 T 2.0 102 Balafre Lancome For Men Lothar Wagner
Eckard Babendererde
BMW 2002 Ti 6
55 S 3.0 12 KMW-Racing-GmbH & Co KG Hans Müller-Perschl
Harald Ertl
KMW SP30 4
56 T + 2.0 87 Robert Eberhardt Robert Eberhardt
Kurt Auer
Chevrolet Camaro 4
57 S 2.0 43 Neußer Motorsportklub e.V. im ADAC Heinz Gilges
Helmut Schmitz
Alpine A110 1800 3
58 S 3.0 9 Joest-Racing Reinhold Joest
Mario Casoni
Porsche 908/4 2
59 S 3.0 2 Willi-Kauhsen-Racing-Team Henri Pescarolo
Derek Bell
Alfa Romeo T33/TT/12 CC 1
Nicht gestartet
60 S 2.0 39 Trevor Twaites Trevor Twaites
Jörg Zaborowski
Chevron B23 1
61 T + 2.0 82 BMW-Faltz-Alpina-Tuning Peter Hennige
Harald Grohs
BMW 3.0 CSL 2
62 T 2.0 103 Mayen Automobil Club Kurt Hens
Hans Schell
BMW 2002 3
63 T 2.0 105 Rheydter Club Walter Prüser
Peter Sieben
BMW 2002 Ti 4
64 T 2.0 106 Rheydter Club Walter Czadek
Karl Richter
BMW 2002 Ti 5
65 S 3.0 100 Renault Alpine Gérard Larrousse
Jean-Pierre Jabouille
Alpine-Renault A441 6
Nicht qualifiziert
66 S 3.0 14 KMW-Racing-GmbH & Co KG KMW SP30 7
67 S 3.0 16 Boeri-Sports-Helmets Siegfried Schrieder
Kurt Hild
KMW SP30 8
68 S 3.0 18 Walter Proebst Walter Proebst
Holger Schechinger
Porsche 908/3 9
69 S 2.0 27 Goodwin-Racing Ivor Goodwin
Manuel Larama
Rawlson 10
70 S 2.0 42 Akamot Werner Muschak
Karl Langjahr
Porsche 910 11
71 T 2.0 107 Rheydter Club Helmut Hesse
Manfred Droegekopp
BMW 1600 12

1 nicht gestartet 2 Unfall im Training 3 nicht gestartet 4 zurückgezogen 5 Tödlicher Unfall von Czadek im Training 6 Trainingswagen 7 nicht qualifiziert 8 nicht qualifiziert 9 nicht qualifiziert 10 nicht qualifiziert 11 nicht qualifiziert 12 nicht qualifiziert

Nur in der Meldeliste

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
72 S 3.0 8 Willi-Kauhsen-Racing-Team Jody Scheckter Alfa Romeo T33/TT/12
73 20 Jolly-Club Lugano-Ferreti Lella Lombardi Lola
74 S 2.0 23 Jolly-Club Martino Finotto
Manfred Mohr
Lola T294
75 S 2.0 31 Fisons-Racing Martin Raymond
Tony Goodwin
Lola T390
76 S 2.0 44 Scuderia Lang-Verpackungen Helmut Bross Lola T290
77 S 2.0 46 Oscar Desentis Oscar Desentis
Hervé LeGuellec
Lola T294
78 S 2.0 47 Scuderia Nord-Ovest Gianfranco Trombetti
Lorenzo Niccolini
Osella PA3
79 GT + 1.6 56 Jägermeister-Kremer-Team Eckhard Schimpf
Anton Fischhaber
Helmut Kelleners
Porsche Carrera RSR
80 T + 2.0 83 Team Schnitzer Albrecht Krebs
Günter Appel
BMW 3.5 CSL
81 T + 2.0 84 Team Schnitzer Urs Zondler
Walter Brun
BMW 3.5 CSL
82 T 2.0 101 BMW Faltz Alpina Essen Peter Kuhlmann BMW 2002
83 T 2.0 108 Moebel Europa Josef Stockhausen
Fritz Kossak
BMW 1800

Klassensieger

Klasse Fahrer Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
S 3.0 Arturo Merzario Jacques Laffite Alfa Romeo T33/TT/12 Gesamtsieg
S 2.0 David Morgan John Lepp Vern Schuppan March 75S Rang 7
GT + 1.6 Helmut Kelleners Hans Heyer Bob Wollek Porsche Carrera RSR Rang 8
T + 2.0 Alain Peltier Siegfried Müller BMW 3.5 CSL Rang 13
T 2.0 Wolfgang Dimmendaal Wilfried Dymarkowski BMW 2002 Ti Rang 25

Renndaten

  • Gemeldet: 83
  • Gestartet: 59
  • Gewertet: 27
  • Rennklassen: 5
  • Zuschauer: 60000
  • Wetter am Renntag: kühl und trocken
  • Streckenlänge: 22,835 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 5:41:14,100 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 44
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 1004,740 km
  • Siegerschnitt: 176,665 km/h
  • Pole Position: Jean-Pierre Jabouille – Alpine-Renault A442 (#6) – 7:12,100 = 190,248 km/h
  • Schnellste Rennrunde: Gérard Larrousse – Alpine-Renault A442 (#6) – 7:20,800 = 186,493 km/h
  • Rennserie: 7. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1975

Literatur

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.

Einzelnachweise

  1. Zum Tod von Walter Czadek
Vorgängerrennen
1000-km-Rennen von Pergusa 1975
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
1000-km-Rennen von Zeltweg 1975
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