Diverses:Landheimgipfel von Stettin
Ein Landheim nordöstlich von Stettin. Putz bröckelt von den schimmelbefallenen Wänden, Brennnesseln wuchern am Wegesrand und Mücken sirren durch die Luft. Auf dem Speiseplan stehen abwechselnd Bigos-Eintopf und klebrige Spaghetti mit Tomatensoßenwasser, die sich nur durch einen Spachtel voneinander lösen lassen. Kurzum: Das Personal des Landheims hat sein Schicksal längst akzeptiert. Die Szenerie ist so trostlos wie heruntergekommene Wohnmobile an Waldwegen an der B6.
Ein Hubschrauber überfliegt den Nadelwald, wird langsamer und setzt zum Landeanflug an. Ein russisches Modell, schwerbewaffnete Spezialeinheiten sitzen am Rand der Tür, die Sturmgewehre im Anschlag. Beginnt so die heimliche Invasion? Der Hubschrauber setzt auf und ein muskulöser Mann springt sportlich und gutaussehend aus der Seitentür. Es ist Wladimir Putin. Aha, der Chef übernimmt Polen also höchstpersönlich. Die Elite-Soldaten sitzen noch immer im Hubschrauber. Man hört ein Auto langsam den Weg zum Landheim hochkommen. Ein russischer Hilfskonvoi? Nein, deutsches Kennzeichen. Ein Audi – die Scheiben so stark getönt, dass man sie wegen Verdunklungsgefahr festnehmen müsste. Der Wagen hält und die Kanzlerin steigt aus. Umarmung und Küsschen links, Küsschen rechts für Putin, welcher ihr eigentlich nur die Hand hingehalten hatte. Die beiden betreten das Gebäude.
Rezeptionistin: „Mister Obama befindet sich in der Kantine.“
Putin nickt.
Weder die Stupidedia, noch der Autor dieses Artikels wollen Frieden in irgendeiner Form verherrlichen! Der folgende Text ist lediglich eine skurrile Art von Humor und kein Aufruf zu Freundschaft, netten Gesten, Völkerverständigung oder friedfertigen Handlungen! Ja, es wird friedlich und freundlich. Lesen Sie aus diesem Grunde am besten gar nicht erst weiter, wenn Sie in dieser Hinsicht empfindlich sind! Wenn Sie es nicht sind, wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen, Sie Hippie! |
Frühstücksdirektoren
In der Kantine. Aus typischen Sperrmüll-Landheimtischen wurde ein länglicher Verhandlungstisch gestellt. Die Stühle sind so klein, dass die Knie beinahe das eigene Kinn kraulen. Barack Obama sitzt am Ende des Tisches, steht aber auf, als er Putin und Merkel sieht.
Obama: „Meine Herren.“
Alle nehmen Platz.
Obama: „Ich möchte nochmals an die absolute Vertraulichkeit dieses Gesprächs erinnern. Es gibt einen Grund, weswegen wir uns hier treffen und nicht in den geheimdienst-verseuchten Konferenzräumen Warschaus.“
Putin: „Das ist aus deinem Brief klar hervorgegangen. Haben wir eine Tagesordnung? Brauchen wir eine?“
Obama schüttelt den Kopf. Merkel nickt. Beide gucken sich an und übernehmen die Geste des jeweils anderen. Ein heiterer Moment.
Merkel: „Kommen wir zur Sache. Die deutsche Waffenlobby macht Druck, ich habe die Wirtschaft im Nacken sitzen und gleichzeitig eine Bevölkerung, deren Großteil keine Kriege möchte. Mir fehlt es an Legitimation, doch die Lobby ist zu stark, ich sorge mich um die Bürger.“
Obama: „Frau Merkel, mir geht es ähnlich. Die Bevölkerung erwartet, dass Amerika internationale Stärke zeigt und Stärke ist in diesem Land leider unmittelbar mit Kriegsveteranen, toten Zivilisten und Bombenangriffen verbunden. Ich kann seit einigen Wochen abends kaum noch einschlafen.“
Putin: „Wenigstens haben wir beide das Problem der Waffenlobby nicht. Deine Waffenproduktion findet ihren Markt im eigenen Land, speziell unter den 6-12-Jährigen, ich exportiere einfach all die ausrangierten Waffen aus den 60ern und 70ern in sämtliche „-stan“-Staaten. Aber schön ist das auch nicht. Ich sehe mich jedoch leider in der historischen Pflicht, aktuell internationale Stärke zu beweisen.“
Merkel: „Kein vergangenes Ereignis kann einen dazu verpflichten, das Völkerrecht mit Füßen zu treten.“
Putin: „Ich trete das Völkerrecht nicht mit Füßen.“
Merkel: „Du trittst das Völkerrecht mit Füßen.“
Putin: „Ich trete das Völkerrecht überhaupt nicht mit Füßen!“
Obama: „Wir treten es doch alle mit Füßen. Und ganz ehrlich, ich will nicht mehr. Ich habe keine Lust mehr auf die Kriege, auf all die Toten.“
Stille.
Putin: „Ich auch nicht Barack, aber was sollen wir machen? Die Bevölkerungen erwarten es doch beinahe von uns, Medien und Wirtschaft brauchen den Krieg. Und sobald wir die Kriege beenden, wird der Fokus der Bevölkerung zwangsläufig auf die Probleme im eigenen Land gelenkt. Und ich sehe mich diesen Problemen nicht gewachsen. Vodka ist das Feuerholz der Stadtbevölkerung geworden, Heroinnadeln stechen Narbentattoos in russische Unterarme.“
Obama: „In Detroit gab es 2013 mehr Drive-Bys als Drive-Ins, die Zahlungsunfähigkeit des Staates wird nicht einmal registriert, weil sich das „Honey Boo-Boo“-Child zur gleichen Zeit im Fernsehen die Speckfalten knetet.“
Merkel: „Naja, Deutschlands größte Probleme heißen für viele Markus Lanz, Tim Wiese und Veggie Day. Aber es stimmt, wir müssen etwas ändern! Schluss mit der Ausspähung! Gemeinsam für die Welt! Mehr Freundschaft unter den Staaten! Liebevollere Politik!“
Wladimir Putin knöpft die oberen zwei Knöpfe seines Hemds auf. Eine Mitarbeiterin des Landheims bringt das Frühstück, belegte Brötchen. Entweder Salami mit saurer Gurke oder Butterkäse mit Gurkenscheiben-Topping. Die Gurkenscheibe lag schon so lange auf dem Käse, dass dieser sich unterhalb der Scheibe weißlich verfärbt hat. Lecker!
Mitarbeiterin: „Haben Sie geklärt, wer heute Küchendienst hat?“
Mittagessendiktatoren
Auf das Frühstück folgt eine kurze Toiletten- und Raucherpause. Obama verlässt den Raum.
Putin: „Ich traue ihm nicht. Er spricht von fehlender Lust auf Krieg, aber warte nur ab, bis ich das militärische Abrüsten beginne. Zack, steht er mit seinen Truppen an der Grenze und zwingt uns Freedom auf. Wenn ich ihm vertrauen könnte, würde von meiner Seite aus sofort Frieden herrschen, aber ich kann nicht. Er ist die Marionette einer Geheimdienst-Diktatur geworden. Angetrieben von selbstgefälligen Ex-Spionen und Vietnam-Veteranen, die nichts mehr zu verlieren haben und sich nur noch ihren kleinen eigenen Teil Leben schön halten wollen.“
Putin verlässt den Raum. Wenig später betritt Obama den Raum.
Obama: „Frau Merkel, wie stehen Sie zu Wladimir? Ich traue ihm nicht.“
Putin kommt wieder in den Raum, er hat sein Smartphone für den Toilettengang vergessen.
Putin: „Candy Crush Level 318, Medwedew ist schon zwanzig Level hinter mir. Wir spielen immer im Parlament.“
Mit stolzgeschwellter Brust verlässt Putin erneut den Raum.
Obama: „Putin gehört wenn dann ins Wrestling und nicht in die Politik, er definiert sich über Muskeln, Macht und Männlichkeit. Global-effizient-international-strategisch ist dieser Mann, rein geopolitisch, werteorientiert, ökoradikal betrachtet eine Null! Seine Würfelpolitik der Stärkedemonstration beschert uns noch den dritten Weltkrieg. Und so ein Diktator will mir hier was von Frieden erzählen. Das ist doch..!“
Merkel: „Moment, Moment, da hätte ich eine Frage: Was ist Candy Crush?“
Obama: „Neuland.“
Auf das aufreibende Mittagessen (Obama und Putin haben einander keinen guten Appetit gewünscht), folgt eine Ansprache von Angela Merkel, die eine drohende Eskalation der Geschehnisse (Essensschlacht zwischen den beiden Kontrahenten, Putin hilft nicht beim Tisch abdecken, etc.) verhindern soll.
Merkel: „Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger. Synergie-Effekte und Personality-Konvergenzen sind teil einer alternativlosen und lösungsorientierten Politik des Volkes. Eine restriktive, effektive Neuorientierung der Weltengemeinschaft, mit Konzentration auf eine Zwei-Staaten-Lösung ist nicht als optional anzusehen! Die Bildungsrepublik Deutschland erklärt entschieden, dass ein soziales Sicherungssystem länderübergreifend national notwendig zur Stabilisierung der Staatengemeinschaft des menschlichen Miteinanders im großen Tortendiagramm EU ist! Verantwortung ist Freiheit. Diese Freiheit haben außer uns nur wenige weitere Staaten. Albanien ist der Welt zum Beispiel scheißegal. Wir müssen aufstehen, aufeinander zugehen, voneinander lernen miteinander umzugehen. Aufstehen, aufeinander zugehen. Nehmt euch beide in die Arme.“
Diese Rede! Es ist jetzt absolut in Ordnung zum Taschentuch zu greifen, auch wenn man nur „etwas ins Auge bekommen hat“. Nach dem Kniefall von Warschau, dem Mauerfall von Berlin, dem Vattenfall von Strömlingen und der Fußball-WM 2006, schreibt Deutschland erneut Geschichte im Kampf um den Weltfrieden.
Abendbrotdiplomaten
Das dreiköpfige Trio beschließt zu dritt, dass zunächst Vertrauensübungen notwendig sind, um eine gemeinsame Basis zu schaffen. Dafür müssen sich die Politiker von einem der Kantinentische rückwärts fallen lassen. Nach anfänglichem Zögern traut sich schließlich Angela Merkel („Passt auf, ich habe kein Rückgrat!“). Über gemeinsame Yoga-Übungen und die Suche nach der eigenen inneren Mitte, sammeln die drei Politiker Vertrauen ineinander. Nur wenige Vorschläge werden abgelehnt, wie zum Beispiel „Mein rechtes, rechtes Land ist frei, ich wünsche mir die Russen herbei“ oder „Wer hat den Zivi im Kriegsgebiet ermordet? Wer ich? Ja du! Kann nicht sein! Wer dann?“.
Merkel: „Männer, ich bin stolz auf euch! Endlich können wir uns wieder zuprosten, ohne die Angst vergiftet zu werden. Endlich können wir uns wieder umarmen, ohne die Angst erdolcht zu werden!“
Putin: „Ich bin kein Mann Gottes, aber wenn ich an etwas glaube, dann heute Abend an Sie beide!“
Obama: „Wahre Größe zeigen, heißt auch Schwäche zeigen!“
Merkel: „Genug Poesiealben-Sprüche zitiert, jetzt wird gearbeitet.“
Putin: „Ich habe eine Frage…“
Merkel: „Ja?“
Putin: „Wie funktioniert das überhaupt mit dem Frieden?“
Nach zwanzig Minuten räuspert sich Obama.
Obama: „Ein konfliktfreies Nebeneinanderleben der Staaten und ein funktionierendes länderübergreifendes Miteinander, unabhängig von deiner Bildung, Herkunft oder deinen Essgewohnheiten. Ich zum Beispiel mag gerne Käsebrote mit Nutella, doch meine Frau verurteilt mich dafür, das sei nicht sehr „presidential“.“
Merkel: „Und wie stellen wir so einen Zustand her?“
Obama: „Wir schaffen mehr gesellschaftliche Akzeptanz für Käsebrote mit zusätzlichem Nutellaaufstrich.“
Putin: „Wir brauchen Vermittler und Vertriebler, Ärzte, Lehrer, Ausbilder. Wie hoch sind die Arbeitslosenquoten in Südeuropa aktuell? Jeder dieser Menschen würde einem zentralafrikanischen Land absolut weiterhelfen können. Wir müssen Frieden ein positiveres Image in der Wirtschaft und Medienbranche verschaffen! Stellen wir Frieden als etwas Positiveres dar!“
Obama: „Und wir müssen Gott abschaffen.“
Merkel: „Gründe einen Krieg anzufangen müssen minimiert werden, definitiv.“
Putin: „Dann müssen wir aber auch unsere Waffen vernichten... Panzer, Atombomben, Maschinengewehre. Nicht durch Abnutzung, sondern direkt.“
Obama: „Nicht zu vergessen eure größte Waffe: Irina Shayk.“
Merkel: „Es gibt auch noch andere attraktive Frauen, lieber Barack.“
In den folgenden Stunden entsteht ein 27-Punkte-Plan (wie man das halt so macht), der später als Weltfrieden von Stettin in die Geschichtsbücher eingehen soll.
Mitternachtssnackhelden
Es ist Mitternacht. Das angeforderte polnische Fernsehteam ist rechtzeitig angekommen. Nach wenigen Minuten beginnt auf sämtlichen staatlichen Kanälen in Russland, Deutschland und den USA eine Sondersendung. Die Zeitverschiebung scheint zunächst einen Strich durch die Rechnung zu machen, da der Großteil der Russen bereits schläft. Putin lässt Fliegeralarm in sämtlichen Städten auslösen. Kurz darauf schnellen die russischen Quoten nach oben.. der gute alte Kriegswecker. Zunächst kommt Barack Obama zu Wort.
Obama: „Mein Name ist Barack Obama und ich bin Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich habe mich heute mit zwei Personen getroffen, die mir lange Zeit fremd waren. Ich meine, ich hatte wöchentlich etwas mit ihnen zu tun, doch wirklich gekannt habe ich sie nicht. Und ich habe ihnen auch nicht vertraut. Wenn man Leuten unterstellt, dass sie beim Schnick-Schnack-Schnuck absichtlich verlieren oder auch einfach nur einen Anschlag auf die eigene Person planen, dann darf von einem gestörten Vertrauensverhältnis gesprochen werden. Klar, es geht um Angela Merkel und Wladimir Putin. Wir drei haben uns hier und heute in diesem wunderschönen Landheim in Stettin zusammengefunden, um einfach mal wieder über ein paar Politiker herzuziehen und zu lästern. Am Ende haben wir ausversehen den Weltfrieden von Stettin ausgehandelt. Zum Glück! Denn ich, Barack Obama, will den Frieden.“
Die Kamera schwenkt auf Wladimir Putin um. Dieser schluckt und blickt ernst in die Kamera.
Putin: „Mein Name ist Wladimir Putin. Dies ist ein Appell an meine Landsleute und den Rest der Welt da draußen. Ich wollte in meinem Leben immer historische Momente erreichen. Und was ist da besser, als der Aufbau einer friedlichen Welt? Versteht mich nicht falsch, es geht hier um keine politische Hippie-Bewegung, weder eine 68er- noch eine 69er-Bewegung. Es geht um ein friedliches Miteinander der internationalen Staatengemeinschaft. Und wer heimatlos ist, kann gerne in den russischen Wäldern mithelfen neue Städte aufzubauen, in denen er vor politischer Verfolgung, Hass und Temperaturen über null Grad geschützt ist. Ich, Wladimir Putin, will den Frieden.“
Merkel: „Ich werde mein Leben lang Vorurteile gegenüber fettleibigen Amerikanern und russischen Vodka-Leichen haben, doch der heutige Tag hat mich gelehrt, dass diese vermeintlichen Makel an anderen Menschen absolut okay sind. Die eigene Perfektion ist anderen nicht aufzwingbar. Ich, Angela Merkel, will den Frieden.“
Die Rezeptionistin klatscht, die Fernsehübertragung wird beendet. Noch in derselben Nacht erklären sechsundzwanzig weitere Regierungschefs, dass ihre Länder den Weltfriedensvertrag von Stettin, stilecht auf einer polnischen Serviette verfasst, unterschreiben werden. Dazu zählen unter anderem China, Argentinien, die skandinavischen Länder, Kuba und Ost-Tumor. Kim-Jong Un plant vorsorglich die Weltherrschaft und kündigt an, seine Armee mit Zahnstochern gegen die neupazifistischen Länder kämpfen zu lassen, wenn sich sowieso niemand wehren würde. Unsere drei Helden grinsen sich zufrieden an.
Obama: „Frau Merkel, ich wünschen Ihnen eine gute Heimreise.“
Merkel: „Sie können ruhig Mutti zu mir sagen.“
Obama lächelt und steigt in einen Hummer. Im Hintergrund reitet Putin auf einem Braunbären in die Nacht davon. Der Weltfrieden von Stettin ist Wirklichkeit geworden.
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