Galen
Galen ist ein Pseudonym für den ersten und letzten Gesundheitsminister Westerreichs. Er war ein begabter Facharzt. Doch die Machtfülle lies ihn zunehmend zu einem Flacharsch werden.
Anfänge
Galen zählt bis heute zu den rätselhaftesten Persönlichkeiten, über welche man nur wenig weiss. Es gibt aber Hinweise, dass er schon vor dem ersten Weltkrieg eine eigene Arztpraxis in der Schweiz hatte.
Politischer Aufstieg
1921 wurde er von Titanins Regierungskomitee zum Minister für Gesundheit, Umwelt und Hygiene gewählt. Er hatte einige kuriose Kontakte im Ausland, welche dafür sorgten, dass er auf dem internationalen Schwarzmarkt sehr billige Kondome kaufen konnte, welche an die westerreichische Bevölkerung verteilt wurden. Da die westerreichische Bevölkerung immer noch die Gewohnheit hatte, mit Wurmeiern verseuchtes, rohes Fleisch zu essen, setzte sich Galen energisch für die Entwicklung der Massenkonservisierung ein, da Konserven nicht nur sehr lange haltbar, sondern auch hygienisch perfekt waren und steriles Essen enthielten. Er argumentierte auch, dass die Massenproduktion solcher Fertiggerichte immer noch billiger käme, als wenn man überall im Land Suppenküchen einrichten müsste, welche eben mehr Personal und noch mehr Brennstoffe verbrauchen würden. Aus diesem Grund wurden sofort Ernährungsexperten zusammen mit Technikern zur Umsetzung solcher Pläne beauftragt.
Kampf gegen die medizinische Opposition
Noch entschlossener als Titanin selbst, war Galen, mit Betrügern und Scharlatanen in der Medizin aufzuräumen. 1922 fegte ein allgemeines Verbot der Homöopathie Hunderte von Widersachern ins Gulag. Kurz darauf traf es auch so ziemlich alle esoterischen "Wunderheiler" und katholische Exorzisten. Traditionelle Stammesmagier und Medizinmänner wurden ohne Vorwarnung auf Veranlassung durch den radikalen Innenminister Robin gets auf ein offenes Feld getrieben und erschossen. Auf der anderen Seite hörten mit Titanins Machtübernahme die Hexenverfolgungen auf, weil die Wirkung ihrer Kräuterheilkunde nachgewiesen ist.
Hunderte von Krankenhäusern schossen aus dem Boden. Außerdem wurden auch erste Quarantänen zur Eindämmung von Seuchen eingerichtet. Die Entwicklung neuer Arzneimittel oblag der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilungen, welche Galen und Marko viz direkt unterstanden. Hier entwickelte man fortgeschrittene Antibiotika und Impfstoffe. Diese wurden an Oppositionellen und manchmal auch an "Freiwilligen" getestet.
Galen schrieb viele Lehrbücher zum Thema Medizin und hatte quasi ein Entscheidungsmonopol, auch in der Frage, was Medizin sei und was nicht.
Tatsächlich gelangte man trotz aller Missstände zu bahnbrechenden Fortschritten:
- Die Zahl der Infektionskranken sank zwischen 1921 bis 1925 auf ein Viertel.
- Im selben Zeitraum verringerte sich die Zahl der Lebensmittelvergiftungen auf die Hälfte.
- Der berüchtigte Hirnfresserwurm, von welchem zuvor ein Fünftel der Bevölkerung befallen war, wurde in kurzer Zeit beinahe ausgerottet.
- Die allgemeine Heilquote verdoppelte sich.
- Die Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit sank im Durchschnitt um ein Drittel.
Der Auftakt zum Animalicid
Ab den späten 20er Jahren wurden immer weniger staatliche Mittel für die Medizin zur Verfügung gestellt. Der Bau neuer Krankenhäuser musste eingestellt werden. Um sich dennoch beliebt zu machen, suchte und fand Galen neue Sündenböcke: Die Tauben. Ein Untersuchungsausschuss, welcher von ihm selber geleitet wurde, kam 1926 zu dem Ergebniss:
"Tauben werden immer noch gejagt und sogar roh verspeist, wobei sich ihr Körper nicht einmal als Dünger eignet. [...] Ihr Gurren stellt eine stark gesundheitsschädliche Lärmbelästigung dar, welche westerreichische Arbeiter in ihrer Leistungsfähigkeit einschränkt. [...] Ihr Kot greift unsere Gebäude an und verbreitet viele schwerwiegende Krankheitserreger. An einigen unserer neuen Wellblechkonstruktionen kam es sogar vor, dass ein Gebäude durch die Last des Taubenmistes einfach einstürtzte. [...] Eine Studie der vorigen Jahre stellte fest, dass sich die Tauben in Wein stark vermehrt hätten. Ihre Population ist weit größer, als jene der menschlichen Einwohner in dieser Stadt. [...] Die Polizei registrierte heuer in der Stadt 574 Fälle von illegaler Taubenfütterung gegenüber dem Vorjahr, wo es nur 398 Fälle waren. Und im Vorvorjahr waren es 324 Fälle. Das durchschnittliche Brotgewicht, mit welchem sie pro Fall gefüttert wurden, verdoppelte sich auch noch zwischen 1922 und 1925. [...] Angesichts der wachsenden Urbanisierung ist es unumgänglich, die Population dieser Ekeltiere auf ein statistisch verträgliches Mittelmaß zu reduzieren."
Als Titanin und seine anderen Minister wenig darauf eingingen, lieferte Galen schließlich duzende solcher Studien. Inzwischen war auch von anderen Tieren, wie Raben, Mäusen, Ratten, sowie von herumstreunenden Hunden und Katzen die Rede. In großen Reden und Informationskampangen versuchte er schließlich die Bevölkerung für seine Ideen zu gewinnen. Darauf basieren zahlreiche Vorurteile der Westerreicher gegenüber den Stadttieren noch bis heute.
Die Fäkalverbrennungsanlage
In der Zwischenzeit, also 1927, lies Galen zusammen mit dem Ingenieur Arbe die Kanalitation umbauen, welche nun modernen, hygienischen Anforderungen entsprechen sollte. Abwässer wurden in zentrale Hitzeanlagen gepumpt, um das Material auf 400 Grad zu erhitzen. Dabei ging es noch vorrangig darum, die Wurmeier und Mikroben abzutöten, auch wenn hier bereits viele Kanalratten das Leben lassen mussten. Man hoffte dadurch auch andere Tiere, welche durch die Kanalisation in die Wohnungen gelangten, etwa die Silberfischchen, zu dezimieren.
1929 befahl Titanin die Aufgabe dieses Projekts, da er das Kosten-Nutzen-Verhältniss als viel zu schlecht bewertete.
Die Massenmorde
Obwohl Galen inzwischen bei Titanin erheblich in Misskredit geraten und ausdrücklich gewarnt worden war, war er weiterhin entschlossen, die wenigen Mittel, die ihm zur Verfügung standen eher für sinnlose Prestigeprojekte, als für ein effektives Gesundheitssystem auszugeben. Inzwischen hagelte es an Protesten im Zentralkomitee über Galens Führungsstil. Der Minister würde auf Meinungsverschiedenheiten nur noch mit Repressalien reagieren und zahlreiche fähige Staatsangestellte entlassen, welche sich seinen Plänen in den Weg stellten.
Davon unbeeindruckt startete Galen 1930 seine erste Aktion, indem er Jagdeinheiten aufstellte und überall, wo sich die unglücklichen Tiere bevorzugt aufhielten, Netze und Köder mit Beteubungsmitteln auslegen lies. Außerdem wurden einige Elektrokabeln bewusst so gelegt, dass sie von den Tieren angeknabbert wurden, was zu einem tödlichen Stromschlag führte.
Die eigentlichen Opfer dieser Aktionen waren freilich die Menschen in den umliegenden Wohnblöcken, für welche dieser Strom eigentlich bestimmt war. Sie mussten bis zum nächsten Reparaturdienst warten und die Kosten dafür selber tragen.
Die massenweise gefangenen Tiere wurden auf spezielle Züge verschleppt. Sie waren derart konstruiert, dass sie direkt in die Gasstationen fuhren. Die Tötung und "Entsorgung" verlief vollautomatisch. Die Waggons hatten Löcher, welche direkt an den Gasstationen in Röhren automatisch "andockten", die dann das Gas hineinleiteten. Zehn Minuten später fuhr der ganze Zug in die Verbrennungsanlage, wo die Kadaver zu Asche verbrannt wurden. Dann ging es in die Lüftungsstation, wo diese Asche mit Hilfe von Ventilatoren weggeweht wurde.
Der Zug fuhr auf einer Kreisstrecke, so dass er schließlich ganz von alleine wieder in die Städte oder sonstige Regionen fuhr, um neue Tiere - tot oder lebendig - abzuholen.
Sowohl Marko viz, als auch Arbe waren auf diese rationalisierte Mordmethode sehr stolz. Die Wirtschaftsministerin Sana sah das mit anderen Augen. Ihrer Meinung nach wurden gewaltige Ressourcen sinnlos vergeudet.
Ab 1931 nahm diese Kampange trotz allen Einwänden ständig zu. Jetzt hielten die Züge auf mehreren, ländlichen Zwischenstationen an. Hier wurden Tiere beschlagnahmt und ebenfalls in die Waggons gestopft, wenn ein Verdacht auf Seuchen bestand.
Immer strengere Gesundheitsvorschriften wurden erlassen, welche allerdings nur eine Alibifuktion hatten, um die Massendeportationen in die Höhe zu schrauben.
Ab 1932 wurden sogar reguläre Züge und Strecken dafür beschlagnahmt. Unabhängig davon, strömten Todesschwadronen in jeden Winkel des Landes aus, um "verdächtiges Vieh" zu töten und zu verbrennen. Von solchen Schikanen waren die privaten Kleinbauern erheblich stärker betroffen, als die staatlichen Sowchosen, die unter Titanins und Sanas persönlichem Schutz standen.
Immer öfter kam es vor, dass auch Tiere verschleppt wurden, welche eigentlich kerngesund waren und für die Bauern sehr wichtig gewesen wären.
Sein Ende
1933 folgte Galens letzte große "Hygieneoffensive". Diese richtete sich vor allem gegen die Tiere in den Laboratorien, welche bisher weitgehend verschont geblieben waren. Mit dieser Aktion verspielte Galen allerdings seine Sympathie bei Marko viz und bei Arbe, welche ihn bis dahin aktiv unterstützt hatten.
Als er auch in dieser kritischen Situation alle Warnungen und Aufforderungen provokant ignorierte, sah sich Galen 1934 plötzlich mit der größten Sammelklage in der westerreichischen Geschichte konfrontiert. Bauern, Ärzte, Verwaltungsangestellte, Intellektuelle, fast alle Ministerien und nicht zuletzt auch jene Leute, welche von den Stromausfällen in ihren Häusern die Nase voll hatten, unterzeichneten eine meterlange Liste an Vorwürfen und Unrechtmässigkeiten, welche der Minister begangen hatte. Schließlich lieferten einige Geheimdienste eine ganze Reihe von Beweismitteln.
Angesichts der Tatsache, dass sich Galen schnell wie ein armes Opfer hintergangen fühlte und alle Vorwürfe vehement bestritt, wurde dies wohl zu einem der demütigendsten Schauprozessen aller Zeiten. Der einzige, welcher noch zu ihm hielt, sein Anwalt, beging aus Scham Selbstmord.
Westerreichische Tierschützer forderten Vergeltung und manche befürworteten ernsthaft, Galen in einem seiner Tierzüge in die Gasstation zu transportieren. Daraus wurde nichts, weil das westerreichische Gesetz diese Art von Maßnahme nicht vorsah und so sollte Galen 1934 vor seinen Verbrennungsanlagen aufgehängt werden.
So waren seine Gegner bitter enttäuscht, weil ihnen verboten wurde, Galen kurz vor seiner Hinrichtung, noch mit faulen Eiern zu bewerfen. Sie stürmten in einer solchen geschlossenen Masse auf den Exekutionsplatz zu, dass selbst die Sicherheitskräfte Titanins nichts dagegen tun konnten. Schließlich blieb den anwesenden Sicherheitskräften nichts Anderes übrig, als wegzuschauen, als man Galen alles Denkbare und Undenkbare antat.
Niederschlagung der Lynchorgie
Titanin war nicht nur ein erbitterter Gegner jeder Selbstjustiz. Er war sich auch sicher, dass sich diese spontanen Proteste auch gegen ihn richten könnten. Aus diesem Grund gab er scheibar nach und befahl statt dessen seinen Sicherheitskräften, die Region, in welcher dieser Exzess gerade stattfand, militärisch abzuriegeln. Alle Telefonverbindungen wurden blockiert, so dass fast niemand im restlichen Westerreich von dieser Erhebung wusste. Außerdem wurden improvisierte Störsender aufgestellt, um mögliche Versuche der Betroffenen, Kontakt zu Außenwelt aufzunehmen, im Keim zu ersticken.
Während sich die Galen-Hasser immer noch daran ergözten, seine Leiche zu verstümmeln und sich um die Teile stritten, kamen in Sonderzügen und Transportflugzeugen immer mehr Sicherheitskräfte an. Nun war der Belagerungsring um den Hinrichtungsort geschlossen und die anfängliche zahlmässige Übermacht der Randalierer kehrte sich nun ins Gegenteil, vor allem, weil Titanin ausdrücklichen Schießbefehl gab.
Die Menschenmenge sah sich nun einem heftigen Feuer ausgesetzt, woraufhin sie sich in den Stationsgebäuden verschanzte. Diese wurden dann mit Hilfe der Artillerie weggepustet. Erst als kein Gegenstand mehr auf dem anderen lag, begann der eigentliche Sturm der Polizisten gegen die Überlebenden in den Kellern. Wer von die darauf folgende Schießerei überlebte, landete im Gulag. Diejenigen, welche man für Rädelsführer hielt, wurden nach einem Schnellverfahren noch an Ort und Stelle exekutiert.
Bilanz
Die Niederschlagung der "Ordnungswidrigkeit" selbst kostete schon Tausenden Menschen das Leben. Doch auch die Angehörigen der Beteiligten wurden noch Jahre später hart verfolgt.
Für die restliche Bevölkerung verbesserte sich dagegen - vorübergehend - die Situation, weil sich Titanin nun persönlich um Gesundheits- und Umweltfragen kümmerte, wodurch viele der sinnlosen Aktionen unter Galen beendet wurden und mehr Ressourcen für die eigentliche Medizin zur Verfügung standen. Die meisten Fachärzte, welche durch Galen gefeuert wurden, durften nun wieder ihre Arbeit aufnehmen, weil ihr know how in diesem Sektor stark ins Gewicht fiel. So sanken die Preise für ärztliche Behandlungen Mitte der 30er sogar erheblich und blieben bis zum Krieg 1942 auf einem erschwinglichem Niveau.
Indessen bevölkern heute massenhaft Tauben und Ratten die Weiner Stadtregionen, als ob es Galens Ausrottungsversuche nie gegeben hätte...
Zitate von Titanin
- "Ich persönlich hielt Godoy für den größten politischen Versager aller Zeiten - bis Mussolini kam."
- "Seit ich regiere, musste noch keiner an Überernährung leiden!"
- "Ein Toter ist eine Tragödie. Eine Million Tote sind Statistik." (Zur Feier anlässilich des millionsten Toten in den Gulags)
- "...dann sollen sie diesen Monat eben ohne Lohn arbeiten!" (schriftliche Erklärung an einen Sparkommissar im Jahre 1928)
- "Dieser Stalin mit seinen Tausenden von gebrochenen Versprechen! Ich für meinen Teil, stelle von Anfang klar, dass bei mir ordentlich geschlachtet wird."
- "Hungert für den Weltfrieden, arbeitet und friert, damit der Panzerfabrik nichts passiert!"
- "Zu dumm, dass selbst der modernste Diktator immer noch ein Volk braucht, welches für ihn arbeitet!"
- "Jeder zweite Westerreicher ist im Krieg gegen Hitler gefallen. Alles halb so schlimm. So kann man sie wenigstens noch zu Tierfutter verarbeiten, bevor sie amsonsten vielleicht doch noch zu alt und nährstoffarm geworden wären. Außerdem gibt es im Ausland viele zahlungskräftige Leichenschänder. Pardon - Leichenfetischisten! So dass man sogar die blosen Gesässteile gewinnbringend verkaufen kann."
- "Um die Arbeitsmoral und Lernmotivation zu heben, ist es billiger, den Faulen mächtig Angst einzujagen, anstatt sie mit komplizierten Bonussystemen zu ködern..."
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