Spiegelwelten:Wo ist Scoutopias Pavillon?
Wo ist Scoutopias Pavillon?
Alles begann mit der Anmeldung: 4m² für einen Pavillon? Was wollten die Scoutopianer ausstellen? Eine Biergarnitur mit einem Topf voll Schai drauf? Hatten sie das mit dem Gran Prix missverstanden und wollten eine Carerrabahn aufbauen? Sollte es gar nur ein Lagerfeuer zum Stockbrotbacken werden?
Und während sich die Organisatoren den Kopf zerbrachen, was den Scoutopias Beitrag sein könnte, verging die Zeit. Der Tag der Eröffnungsfeier rückte näher und kam, aber von Scoutopia keine Spur. Am 16. Mai endlich der 1. Scoutopianer. Er ging zur Mitte des Platzes vor dem Amphitheater, malte einen großen, Kreis runden, phosphorgrünen und insgesamt äußerst hässlichen, nicht abwaschbaren Flecken auf das Pflaster, faselte etwas von noch kein ausreichend großes Portal gefunden und war wieder weg.
Was mochte das wieder bedeuten? Wie groß musste denn ein Portal für eine Bierbank schon sein? Oder wollten die Scoutopianer die Bierbänke mit einem ihrer monströsen Kräne absetzen. Zuzutrauen wäre es ihnen ja gewesen. Wie auch immer, auch am 2. Tag der Universumsausstellung war der einzige Scoutopianische Beitrag ein hässlicher nicht abwaschbarer grüner Fleck.
Der 3. Tag
Am 3. Tag hatten die Veranstalter die Nase voll, zum Teufel mit den Scoutopianer. Verarschen konnte man sich ja wirklich alleine. Man beschloss, den Flecken mit etwas Sinnvollen zu überdecken, einer Popkornbude. Am späten Nachmittag wurde die harmonische Lautuntermalung von lautem Propellergeräusch überdeckt, da schien etwas wirklich Großes heran zu schweben, aber zusehen war nichts. Nichts außer einem riesen großen Schatten, der das halbe Gelände verdunkelte und dessen Mitte sich langsam auf den mit der Popkornbude bedeckten Flecken zubewegte.
Als dieser Zustand erreicht war, verklang das Geräusch und wurde von einem ohrenbetäubenden piepen abgelöst. Die Menschen, die sich die Ohren zuhaltend gehen Himmel starten, sahen, wie sich mitten im nichts eine Klappe öffnete. Der Budenbesitzer konnte sich gerade noch mit einem Sprung aus seiner Bude in Sicherheit bringen, als ein Tonnenschwerer Metallquader an seiner Stelle in das Pflaster krachte. Das erstaunte Publikum sah von selbigen mehre starke Taue gegen Himmel streben der das große nichts, das den Schatten warf, an seiner Position hielt.
Der Scoutopianische Pavillon
Nach anfänglicher erstaunen, und weil erst mal weiter nichts passierte, traten einige mutige näher. Auf dem Metallquader war ein Knopf angebracht. Als einer darauf drückte, schwang eine Tür auf und gab das Innere einer Fahrstuhlkabine preis. Außerdem klappte ein Schild oben heraus, auf dem groß die Flagge von Scoutopia dargestellt war. Und trotz allem sah es alles eher wie eine sorgfältig ausgelegte Falle den wie ein freundlicher Auftritt aus.
Nach langem hin und her wurde einer der nervenden Kinderländer in die Kabine geschoben und auf den aufwärtsknopf gedrückt. Die Kabine verschwand nach oben ins nichts und kam nach wenigen Minuten leer wieder nach unten. Ein sehr entmutigender Anfang. Als noch darüber diskutiert wurde, was man wohl als nächstes machen sollte, gelbes Absperrband wurde am lautesten vorgerbacht, erreichte eine Gruppe aus Verdinga den Ort des Geschehens. Mit der Bemerkung endlich sind sie da bestiegen einige von ihnen die Kabine und verschwanden ebenso im nichts. Die anderen, die nicht in die Kabine stiegen wollten sich entfernen wurden aber von den Ordnungskräften aufgehalten. Man wollte endlich ein paar Fragen beantwortet haben. Die Verdingianer teilten darauf hin mit, das die Scoutopianer so freundlich gewesen seien, ihre Rennwagen zur Universumsausstellung mit zu nehmen um sie hier dem Publikum zusammen mit ihren eigenen zu Präsentieren, sie selbst hätten ja keinen eigenen Pavillon. Aber da hier ja alle Wagen vorgestellt werden sollten, schien dies eine gute Lösung darzustellen. Auf die Frage wo den nun der Pavillon den sei, zeigten sie nun Verständnislos nach oben und entfernten sich kopfschüttelnd.
Des Rätsels Lösung
Nach dem sich auch lange Zeit nach dieser kurzer Unterhaltung keiner traute, der Kabine sein Leben an zu vertrauen, schienen auch die Scoutopianer diesen Umstand zu bemerken. Jedenfalls Verschwand daraufhin die Kabine wiedermal im Nichts und spuckte nach wieder auftauchen haufenweise Scoutopianer aus, die mit freundlich bedruckten Flyern um einen Besuch in dem Wohl herrlichsten Pavillon auf dem Gelände warben. In diesem Flyer konnte der Leser erstmals erfahren, was denn den Schatten warf. Die Scoutopianer hatten ein riesiges Luftschiff gebaut und komplett mit Ledermausfell überzogen, deshalb war es für das Menschliche Auge vollkommen unsichtbar. In den 14 Stockwerken hohen Inneren hatten die Scoutopianer eine wahre Fülle von eigenen Entwicklungen untergebracht.
Stock 1
Hier war der Empfang untergebracht. Der Besucher, der sich nach der Wirbelsäulenstauchenden Fahrt mit dem Lift hier aus der Kabine gerettet hatte, wurde sofort von freundlichen Scharen junger Scoutopianer in Empfang genommen, die mit stolzer Miene auf die technischen Raffinessen der offen dargestellten Maschinenteile verwiesen und auf weiter Lifte, die in die darüber liegenden Etagen führten. Und besonders Mutigen wurde sogar der Patanosta gezeigt, dessen atemrauben Geschwindigkeit jedoch eher den Eindruck einer aufrechtstehende Hobelmaschine erweckte denn den einer Alternative zu den Liften.
Stock 2
Hier war das eigentliche Technikdeck. Die Ebene war angefüllt von riesigen Getrieben, Meter dicken Wellen, Trommel mit Seilen, die in alle möglichen Richtungen verschwanden, Pumpen, die mit Schläuchen Gase aus riesigen Drucktanks in die außen angebrachten Auftriebstanks bliesen oder saugten. Zudem konnte man von hier über wackelige Hängebrücken zu den riesigen Propellern gehen, die nun die Funktion von Windmühlenrädern hatten und alles in diesem Schiff in Bewegung hielten.
Stock 3
Hier befand sich eine große rund um das Schiff verlaufende Cateringeinrichtung, wo vor allem Ben Tics Spezielle Köstlichkeiten im Angebot waren, also alles, was auf Lagern Scoutopianische Herzen höher schlagen ließ.
- Wackelpudding mit Überraschung
- Schmierscheiße auf Brot
- Des Piraten Fuß
- Gedärme mit roter Soße
- Toter Ritters Schuhsollen
- Eiter mit Blut und Stückchen
Wer sich also nach der Lektüre der Karte nicht grün im Gesicht entfernte und so mutig war, was zu bestellen, konnte nach Erhalt der Mahlzeit verstehen, warum sich die Scoutopianer selber hauptsächlich in diesem Teil des Pavillons anzutreffen waren.
Stock 4
Dieser Stock wird vollkommen von den Vertretern des Scoutopianischen Glaubens beansprucht. Hier kann sich der Besucher darüber informieren, warum Gott eine Frau ist, warum Jesus Christopf auf keinen Fall der Heiland ist und wie man ihr am besten huldigt. Nachteil dieses Stockes ist, das der Besucher erst nach einer ausführlichen Gehirnwäsche und einer Taufe auf den neuen Glauben und eine Einschwörung auf die Scoutansiche Weltanschauung wieder freigelassen, äh herausgelassen wird.
Stock 5
Hier wird Scoutopianischer Sport betrieben. Auf einem Gelände mit Gras und einigen in Decke und Boden eingelassen Stämmen kann man sich an einem Scoutopianischen Fußballspiel beteiligen. Wenn man die verschieden Spieler fragt, wie es denn stehe, wird man darüber informiert, das seit Errichtung dieses Deckes noch kein Tor gefallen sei. Wer sich mit dem Scoutopianischen Fußball auskennt, den verwundert diese Aussage gar nicht. Neue Mitspieler sind immer gerne gesehen, aber sie sollten hart im nehmen sein, die Scoutopianische Elf ist nämlich auch mit von der Partie.
Stock 6
In dieser Abteilung haben sich die Scoutopianer mit Workshops eingerichtet. Hier kann der Besucher alles lernen, was man in der Scoutopianischen Welt wissen muss, um ein guter Scout zu sein. Hier kann man lernen, wie man einen ordentlichen Knoten knüpft und dass man nicht unbedingt einen Kran braucht, um einen 2 Tonnen schweren Quader an zu heben. Man kann kochen lernen. Es gibt Workshops, wie man auf einer Ledermaus richtig reitet und wie man ihren unsichtbaren Körper am besten pflegt. Man lernt auch, wo auf der Flagge das Nationaltier der Scoutopianer zu finden ist. Ein kleiner Tipp: der dargestellte Vogel ist ein Tier, das das Fell des besagten Tieres reinigt. Man kann lernen, wie man einen Gegner besiegt, ohne ihn zu Töten (Fallen, Einsatz von Messern, Körperstellen am menschlichen Körper, die stark schmerzen ohne zum Tod zu führen). Und man kann hier viel darüber lernen, warum man über all auf Ozeanien diese komischen Inselkolonien finden kann.
Stock 7 – 10
Dieser Bereich war in 2 Bereiche aufgeteilt. Die eine Hälfte wurde von dem Scoutopianische Rallyfahrzeug eingenommen, die andere von dem Fahrzeug aus Verdinga. Zudem wurden auf großen Plakatwänden die Strecken vorgestellt und an Schaltern konnte man sogar schon die Anreise zu den jeweiligen Veranstaltungen buchen. Während man in Verdinga dabei die Wahl zwischen mehren Luxushotels mit mehr oder weniger vielen kleinen Männlein in der Beschreibung wählen konnte, gab es bei den Scoutopianer nur die Wahl zwischen Zeltplätzen und Familienpenisionen mit Privatbetreuung.
Stock 11 -14
In diesem zum Himmel offenen Bereich hatten die Scoutopianer einen Park mit Büschen, Bäumen einen Park mit See, ein authentisches Scoutopianische Lager und eine Miniaturausgabe des berühmten Transozeanienexpresses aufgebaut. Hier konnte der mutige Besucher in gläsernen Kugeln einer Magnetseilbahn platznehmen, die ihn dann nach oben und über den Rand der Öffnung trug und ihm eine schwindelerregende Aussicht über das ganze Gelände bot, wenn er sich nicht gerade aufgrund der doch recht starken G-Kräfte, die seinen Körper belasteten, die Seele aus dem Leib kotzte.
Fazit
Auch wenn die Scoutopianer mal wieder nicht pünktlich waren und ihre Ankunft einige Aufregung verursachte, ihr Pavillon kann nur als ein absolutes Meisterwerk betrachtet werden. Und wegen der dargestellten Fülle an Dingen zur Beschäftigung ist es auch kaum verwunderlich, dass die Scoutopianer wie üblich sich kaum für die Beiträge der anderen Aussteller interessieren.
Die Weltenaustellung 2009/1801
Nationen aus ganz Ozeanien und der Alten Welt kamen zusammen, um ihr Land zu präsentieren. |
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