Spiegelwelten:Eröffnungsfeier zur Weltenausstellung 2009/1801

Meine Damen und Herren vor den Fernsehgeräten, wir schreiben heute den 01. August 2009 und heute findet der zweite Versuch in der Geschichte statt, eine erfolgreiche Weltenausstellung 2009/1801 in Italo-Amerika zu initiieren. In den nächsten Wochen sollen sich hier zahlreiche Nationen aus Ozeanien und der Alten Welt der Weltengemeinschaft offenbaren und vermeintlich lustige Events miteinander bestreiten. Insgeheim werden schon Wetten abgeschlossen, wie die Ausstellung diesmal in die Hose geht, ich persönlich tippe da auf eine Invasion von Außerirdischen. Mein Name ist übrigens Alfred Griesmayr, vielleicht kennen Sie mich ja noch vom großen TV Total Promi-Sackhüpfen. Wohl eher nicht. Jedenfalls soll ich bei diesem Ereignis meinen Kollegen Iggy Guattapercha vertreten, der sich seit dem ersten WA-Versuch mehrfach zugesoffen hat und mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus liegt.

Der Konvoi

Wieder einmal befinden wir uns im Dreckskaff Little Chicago, der Hauptstadt der Bananenrepublik Italo-Amerika. Die Plaza Mascarpone ist einer der wichtigsten Plätze des gesamten Landes, hier liegt nämlich der meiste Müll herum. Apropos, gerade verlässt ein Haufen Politiker den Palast der Regierung. Elton John und Reta Watim hatten diesmal den Anstand daheim zu bleiben, dafür sind aber Vertreter aus anderen Drittweltländern mit von der Partie, etwä Präsident Lightening aus Ostfriesland. Wieder wollen sie alle in irgendwelchen Karren aus Anno Filzschuh durch die Innenstadt tuckern, kennen wir ja alles schon, aber Don Vito Mascarpone und sein Handlanger Tom Hogan schauen recht zufrieden drein.

Ich hoffe, dass diesmal die Komplikationen ausbleiben, denn wenn das Spektakel hier endlich vorbei ist, kann ich in Ruhe mein Sex and the City sehen. Papst Joseph Ratzinger darf diesmal neben Mohammed VII. aus Kurdistan sitzen, das ist zwar nicht unbedingt der Jackpot, aber Adelo Braaten aus Magica scheint mit der Lösung recht zufrieden zu sein. Übrigens gab Braaten neulich ein Interview, das ich nicht führen durfte, weil ich als zu spießig gelte. Kann ich ja mal überhaupt nicht verstehen. Aber immerhin lässt mich die Sendeleitung dabei zusehen wie Petr Wlogga von der Müllschieberinsel mal wieder zu fett ist, um in den Wagen zu passen. Oh Gott, ich kann nicht hinsehen, die wollem dem Mann ja schon wieder in den Hintern schießen. Ganz hinten fahren heute übrigens die Vertreter aus Lupercania, aus Sicherheitsgründen, weil die alle die Schweinegrippe haben oder so.

Der Konvoi durchfährt Little Chicago!

So, endlich geht es los und die Wagenkolonne durchfährt den einfallslosen Konfettiregen in der Innenstadt von Little Chicago, wobei die nervigen Quälgeister aus Kinderland wieder einmal nicht umhin können, sich das Zeug in den Mund zu stecken. Einfach nur widerlich. Jetzt wird wieder am Continental Club vorbeigefahren, ich glaub ich sollte mich da heute auch so richtig volllaufen lassen. Jede Alkoholvergiftung ist besser als das hier.
An den Fenstern sind immer wieder irgendwelche nackten Leute zu erkennen, die unbedingt die Aufmerksamkeit der Kameras erringen wollen. Ist es nicht faszinierend, dass der einzige Lacher, den diese Leute in ihrem Leben je ernten werden, daher rührt, dass sie sich ausziehen und aller Welt ihre Mängel zeigen? Nein, das ist es definitiv nicht. Wohl eher abstoßend, vor allem wenn da plötzlich so ein Stiefmütterchen am Fenster steht. Herrje, ich hasse meinen Job.
Diesmal scheint die Parade ja recht flott und ohne Zwischenfälle von statten zu gehen. Schmeißt denn diesmal keiner Weihnachtsbäume aus dem Fenster? Das ist ja alles so abgesichert und durchorganisiert, dass man sich ernsthaft fragen muss, warum denn zur Hölle die Ausstellung noch in Italo-Amerika stattfindet? Wo ist hier das Verbrechen, wo bleibt die Korruption? Aha! Haben Sie das gesehen? Da war ein Taschendieb, der einer älteren Dame die Brieftasche stibitzt hat! Jetzt bin ich glücklich. Obwohl: Ich bin nie glücklich.
Tatsächlich ist der Konvoi heute so langweilig, dass ich die Übertragung kurz unterbrechen muss, um auf unser Gewinnspiel hinzuweisen. Gewinnen Sie meine alte, wertlose Gartenschere, die nicht mehr ganz zugeht!

Wie heißt die Hauptstadt von Italo-Amerika?
A: Little Chicago
B: Buxtehude

Wenn Sie die richtige Antwort kennen, schreiben Sie sie bitte auf ein Blatt Papier und essen es hinterher auf. Oder noch besser: Rufen Sie für 10 Gefälligkeiten pro Minute bei uns an und erleben Sie, wie Sie nicht durchkommen!
Endlich fährt der Konvoi nun auf dem Parkplatz des Austellungsgeländes vor und wenn sich der weltberühmte Regisseur Francis Ford Coppola mit der Neuaufführung seiner Show beeilt, kann ich vielleicht noch rechtzeitig die neuste Folge von Desperate Housewives sehen. Die hohen Herren der Politik nehmen auf der Tribüne des Amphitheaters Platz, mit zwei Reihen Abstand zu den erkrankten Vertretern aus Lupercania. Präsident Lightening versteht es noch einmal zu stolpern, diese Ostfriesen sind wohl wirklich alle gleich bedeppert. Leonardo DiCaprio kann ich im Publikum diesmal nicht erkennen, aber ich meine Tom Cruise entdeckt zu haben. Zwischen den ganzen Zwergen aus dem Kinderland erkennt man ihn ja fast kaum. Und da ist auch dieser Detektiv, der im Pedone-Fall ermittelt hat. Ich habe die Akten natürlich nicht gelesen, meine Damen und Herren, erwarten Sie bitte nicht, dass ich mich auf meine Arbeit vorbereite.

Expocalypse Now

Expocalypse Now - Der vielversprechende Titel der Eröffnungsfeier.

Mittlerweile hat sich auch der letzte Depp hingesetzt, um sich das Programm eines Francis Ford Coppola anzusehen. Die Begeisterung hält sich diesmal ein wenig in Grenzen, denn wenn man sich einen Film das zweite Mal im Kino ansieht, ist die Euphorie ja auch bekanntermaßen gering. Mit Ausnahme des Kinofilms zu Sex and the City natürlich, den kann ich mir immer wieder ansehen.
Wie bereits erwartet, wird auf der Bühne ein Podest mit dem Schlagerbarden Johnny Lontano hochgefahren, der die Nationalhymne Italo-Amerikas, Felicita, trällern wird. Dem Publikum scheint es wieder einmal zu gefallen, aber mir ist so langweilig, dass ich mal eben zur neuesten Ausgabe der Expo Aktuell greife, wenn es recht ist. Und wenn nicht, ist es mir auch egal. Schalten Sie doch um auf den SSC und schauen sich Amateur-Turniere im Snooker an, wenn Sie etwas gegen meine Moderationskünste haben.

Endlich hat dieser Fatzke aufgehört, ins Mikrofon zu krächzen. Nun wird - Wer hätte denn bitte schön damit gerechnet - die Bühne geflutet und das Dschungelbild mit dem "EXPOCALYPSE NOW"-Schriftzug erscheint. Die Italo-Amerikaner haben sich diesmal ja richtig Mühe gegeben! Und auf dem Wasser kommt tatsächlich ein Patrouillenboot der Armee herangefahren - Aber diesmal ohne die Rolling Stones! Molldurien boykottiert ja bekanntermaßen die neue Weltenausstellung, auch die 4 Millionen Gefälligkeiten an Gage waren dem Organisator Giovanni Pedone wohl etwas zu teuer. Dafür kann man jetzt U2 dabei bestaunen, wie sie das machen, was sie am besten können: Langweilige Reden halten für die Rettung des Klimas und dem Kampf gegen den Hunger in Katastrophilia. Kommt Jungs, spielt jetzt oder verkrümelt euch! Offenbar haben sie sich fürs Verkrümeln entschieden. Ich frage mich, ob es denn nun jemals einen offiziellen WA-Song geben wird, aber es ist ja nicht so, dass in diesem Land auch nur irgendetwas funktionieren würde.
Auf jeden Fall tauchen jetzt wieder die surfenden Soldaten mit den Nationalflaggen der Teilnehmerstaaten auf den Helmen auf. Wieder vollführen sie ihre Tricks, wie langweilig, warum könnte man nicht zum Beispiel einen Weißen Hai noch in die Szenerie werfen? Oder ein paar nervende Kinder? Ohne Schwimmflügel?

Nahe dem Messegelände bereiten sich die Soldaten auf den Höhepunkt der Vorstellung vor.

Auch auf den Ehrensalut scheint Coppola beim zweiten WA-Anlauf nicht verzichten zu wollen. Wieder positionieren sich die Soldaten mit Gewehren und verpulvern ihre Munition in der Luft, während im Hintergrund Bilder der Terroranschläge der ersten Weltenausstellung eingeblendet werden. Aber bei denen gab es doch überhaupt keine Opfer! Das Einzige, was dabei gestorben ist, ist das Image dieses Landes! Jetzt kommen noch Bilder der Schlacht in Kirchdorf, na immerhin. Mich interessiert die ganze Veranstaltung hier ohnehin einen Dreck, ich kommentiere auch nur nebenbei. Eigentlich löse ich gerade Sudokus.

Nun ertönt auch schon der berühmte Walkürenritt von Richard Wagner, während Kampfhubschrauber das Amphitheater anfliegen und mit Bomben auf die Bühne werfen. Und es ist nicht so, dass man sich beim zweiten Mal von dieser Inszenierung noch beeindruckt zeigen würde. Explosionen und Feuerwerk gibt es schließlich auch in jedem Film von Michael Bay. Während sich die Hubschrauber wieder verziehen, quittiert das Publikum die Vorstellung mit einem schlichten Achselzucken. Wieder einmal gibt es Standing Ovations für Francis Ford Coppola, aber diesmal schon etwas lascher. Coppola sieht schwer enttäuscht aus, aber was erwartet er auch, wenn er schon billige Remakes seiner eigenen Werke produziert. Ich denke, von dieser Eröffnungszeremonie wird man nicht unbedingt noch in Jahren sprechen, aber ich bin ja auch ein Pessimist. Auf jeden Fall fährt jetzt wieder das Podest hoch und ich denke, Don Vito Mascarpone wird gleich eine Rede halten. Und die Sendeleitung zwingt mich dazu, dass ich Sie da jetzt reinhören lasse.

Die Eröffnung

Don Mascarpone gilt als ein begnadeter Redner, wenn auch als kein besonders kreativer!

Nobles Volk von Italo-Amerika, sehr geehrte ausländischen Gäste! Willkommen bei der Weltenausstellung 2.0! Ich denke, wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und stehen deshalb jetzt bereit, es noch einmal zu versuchen. Das Motto dieser Ausstellung heißt nicht umsonst "Die Welten im Wandel der Zeiten". Es geht um Fortschritt, meine Damen und Herren, und der ist uns denke ich mal hier durchaus gelungen. Es gibt keine Krise, die sich mit vereinten Kräften nicht bewältigen lässt! Und darum lasst uns noch einmal hier in Italo-Amerika zusammenkommen, ohne Terror und ohne Krieg! Es geht wieder bergauf! Es gibt nicht viel, was ein Mann wie ich an dieser Stelle noch sagen könnte. Von daher werde ich jetzt mal ganz schnell die Ausstellung eröffnen, ich will heute schließlich noch Desperate Housewives sehen. Also: Ich erkläre diese Ausstellung als eröffnet!

Das Publikum lacht beherzt und klatscht euphorisch in die Hände. Immerhin hat der Don diesmal nicht die selbe Rede gehalten, wie beim letzten Mal. Stolz eilt er auf das rote Eröffnungsband zu, setzt die Schere an und - Ach, du Kacke! Der Mann kollabiert und fällt dabei genau auf das Band! Während die Aufstellung auf diese Art und Weise nun wiederbelebt und neueröffnet worden ist, eilt nun ein Arzt herbei, um den alten Don wieder ins Leben zu rufen. Nach einigen schrecklichen Minuten des Schweigens steht der Mann auf und tanzt einen fröhlichen Samba! Darauf hätte ich zwar gut verzichten können, aber nun gut. Immerhin ist der Mann nicht tot. So wie Michael Jackson.

Fassen wir noch einmal zusammen: Die Weltenausstellung scheint diesmal recht erfolgreich anzulaufen, auch wenn man hier heute nicht wirklich etwas Neues gesehen hat. Eigentlich hätte man auch getrost auf Pushing Daisies umschalten können und man hätte dennoch nichts verpasst. Hoffen wir mal, dass die Weltenausstellung ab jetzt spannend bleibt. Ich werde mir die Pavillons übrigens nicht ansehen, aber ich bin ja auch ein Misanthrop, wie es immer so schön in den Beschwerdemails über mich steht. Meine Gartenschere hat übrigens niemand gewonnen, weil hier auch keine Sau angerufen hat. Aber es gab ein paar Anrufe irgendwelcher wütenden Mütter, die sich beschwert haben, ihre Kinder hätten Papier gegessen. Was macht ihr auch mit, wenn ihr noch keine 18 seid? Die Lösung war übrigens auch nicht Buxtehude.

Das war's aus Little Chicago, ich wünsche Ihnen noch einen mittelmäßigen Abend.

Die Weltenaustellung 2009/1801

Nationen aus ganz Ozeanien und der Alten Welt kamen zusammen, um ihr Land zu präsentieren.

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