Spiegelwelten:Nachts im Museum
[Dunkles Szenario, gruselige Musik ertönt. Man kann die Umrisse eines Mannes und einer Frau erkennen, die durch eine Kulisse rennen.]
Frau (weint): „Frank! Wir werden sterben, Frank!“
Mann (Frau in den Arm nehmend): „Nicht weinen, Schatz. Wenn wir das hier überleben wollen, müssen wir nun einen kühlen Kopf bewahren!“
Frau (weint immer noch): „Warum muss das alles ausgerechnet an Weihnachten passieren?“
Mann (lässt die Frau los, lächelt): „Ich hab das Gefühl, der Kerl will uns einfach nur ein besonderes Geschenk machen. Und ein Weihnachtsfest, das wir nie mehr vergessen werden!“
Frau (wütend): „Das ist kein guter Zeitpunkt für deine Scherze, Frank! Was hat er wohl nur mit unserem Sohn angestellt?“
[Plötzlich erscheint ein Schatten hinter der Frau und packt sie.]
Frau (schreit): „WAAAAAAAARGH!“
Mann (steht untätig herum): „Was haben Sie nur mit unserem Sohn gemacht, Sie Monster?“
Uli Hoeneß (höhnisch lachend): „Ihr Sohn spielt jetzt beim FC Bayern München!“
Mann (schreit): „Neeeeeeeeeeeeeeeeiiiinn....“
Wir unterbrechen diesen Schundfilm mit grottigen Einschaltquoten hiermit für eine Sondermeldung von der Weltenausstellung in Little Chicago. Wir schalten jetzt live zu Iggy Guttapercha am Italo-Amerikanischen Pavillon - Was ist da los, Iggy?
09.30 Uhr
Guten Tag, meine Damen und Herren, vielleicht kennen Sie mich ja noch von der UM im Vorjahr oder jüngst von Events wie dem Chilianischen FKK-Radeln. Mein Name ist Iggy Guttapercha und ich stehe hier am Italo-Amerikanischen Pavillon, wo heute früh die Hölle los ist. Zahlreiche Männer von Don Vito Mascarpone haben den Pavillon abgeriegelt, niemand kann hier erkennen, was los ist. Menschentrauben sammeln sich vor den Absperrbändern an, wollen wissen, was vorgefallen ist. Etwa ein Mord? Gäbe es überhaupt etwas Landestypischeres für diesen Pavillon? Wohl eher nicht, schließlich gab es ja erst vor kurzem einen nach dem Gespräch zwischen Jeff Goldblum und Skandalreporter Ludwig Frauke. Da vorne sehe ich so einen Typen im Nadelstreifenanzug, den mache ich jetzt einfach mal zum Opfer meiner nervtötenden Investigativarbeit und stelle ihm ein paar Fragen.
Iggy: Eh, Sie! Signore!
Mafioso: Sehen Sie nicht, dass ich gerade beschäftigt bin, verdammt?
Iggy: Sie rauchen.
Mafioso: Sie nerven.
Iggy: Das ist aber nicht sehr freundlich von Ihnen.
Mafioso: Wahrscheinlich werde ich das jetzt bereuen, aber - Was zur Hölle wollen Sie von mir?
Iggy: Ich bin Iggy Guttapercha, vom SNC. Hab schon Einiges kommentiert. Und ich würde gerne wissen, was sich hier zugetragen hat.
Mafioso (geht weg und lacht): Och, bisher sieht es lediglich so aus, als hätten Virgil Pallazzo und seine Jungs schon wieder für ein wenig Ärger gesorgt. Haha.
Iggy: Halt, Stop, wo gehen Sie hin???
Nun, verehrte Zuschauer, der Mann war offenbar noch nicht wirklich gesprächsbereit und lässt mich und damit auch Sie auf glühenden Kohlen sitzen. Was ist vorgefallen und steckt wirklich Virgil Pallazzo dahinter? Ist er nicht noch vor der Ausstellung hingerichtet worden? Hat Dr. Bibo mit seiner Kritik diesem Land damals bei der ersten WA-Eröffnung etwa Unrecht getan? Man weiß es nicht. Ich bleibe auf jeden Fall an der Sache dran.
10. 45 Uhr
Meine Damen und Herren vor den Fernsehempfanggeräten, hier ist wieder Iggy Guttapercha aus Italo-Amerika und ich kann Ihnen nun versichern, dass kein durch Virgil Pallazzo verübtes Attentat auf dem Pavillongelände stattgefunden hat! Es sind lediglich Exponate vom Museo Nazionale auf der Plaza verstreut aufgefunden worden und niemand kann sich erklären, wie sie dahin gekommen sind. Unter den Exponaten befand sich dabei auch eine Figur des Gangsters Virgil Pallazzo, dieser Mistkerl von Mafioso hat sich eben also wohl nur einen blöden Scherz mit uns erlaubt. Und dabei bin ich doch für die schlechten Scherze hier zuständig!
Die Ausstellungsstücke werden in diesem Augenblick zurück ins Museum getragen und wieder aufgestellt, der Zugang zum Sündenpalast ist wieder frei, doch heute scheint der Palast ja überraschend wenig Besucher zu erhalten. Immer noch verfolgen nämlich Schaulustige die Geschehnisse auf der Plaza und es scheint, als würde es den WA-Veranstaltern endlich gelingen, den WA-Besuchern das geschichtliche Motto der Weltenausstellung ans Herz zu bringen. Dieser kleine Vorfall scheint bei den Besuchern nämlich noch heißer zu sein als der Luftgitarren-Wettbewerb gestern! War etwa alles nur ein gut inszenierter PR-Gag? Iggy Guttapercha bleibt für Sie am Ball!
16. 00 Uhr
Hallo liebe Zuschauer, hier ist wieder Iggy Guttapercha, mitten im Geschehen in Little Chicago. Das Italo-Amerikanische Museum für Nationalgeschichte ist mittlerweile längst wieder offen und macht Rekordumsätze, dabei war bisher doch der Sündenpalast der eigentliche Besuchermagnet. Ich war da auch schon ein paar Mal drin. Und nicht nur ich, auch Silvio Berlusconi hat das Stückchen Erde hier schon besucht. Leute strömen zu Scharen in das Museum, als hätten sie von heute auf morgen ein neues Geschichtsbewusstsein entwickelt. Es hat sich übrigens irgendwie herausgestellt, dass die Exponate hier nachts zum Leben erweckt werden, das soll der Nachtwächter erzählt haben, aber vielleicht war er einfach nur komisch drauf. Jedenfalls soll das Museum heute nachts Besuchern geöffnet sein - Ob das was gibt?
Dahinten vermag ich eine attraktive Studentin zu erkennen, scheint aus Schwedien zu stammen. Na, der stelle ich doch gerne ein paar Fragen!
Iggy: Hallo, schöne Meid! Ich bin Iggy Guttapercha und würde dich gern verführen, ich meine, ein kurzes Gespräch mit dir führen. Geht das in Ordnung? Es wäre auch ein Job bei uns für dich drin, du könntest dich dann von meinem Wohnwagen aus langsam hochschlafen, äh, hocharbeiten.
Studentin: Oh, aber gerne doch. Ich muss ja auch von was meine Studiengebühren bezahlen!
Iggy: Nun, warum besuchst du hier ausgerechnet das Museum? Bietet die Ausstellung denn nichts Anderes?
Studentin: Oh doch, ich liebe diesen ganzen Ort, aber Geschichte ist schon sehr geil. Eigentlich bin ich nur wegen der ganzen italo-amerikanischen Nudeln hergereist, aber wenn man mal die Chance hat, Mussolini den Rücken zu massieren - Warum nicht? Ist doch eh nur die Wachsfigur!
Iggy: Ähm, ja. Hier hast du meine Telefonnummer, ruf doch mal an, einfach so... Frag ich mal kurz jemand anders. Hey, Sie! Was sollen Sie denn im Geschichtsmuseum?
Irrer: Muss... Wachsfigur... den Kopf abreißen! STIIIIIIRB!!!
Iggy: Nicht noch so ein Spinner... Ich gebe hiermit erst mal zurück ins Studio und melde mich später noch einmal.
20:20 Uhr
Da bin ich wieder, Iggy Guttapercha, live aus dem Museo Nazionale in Little Chicago! Und ich kann Ihnen sagen: Der Scheiß mit den lebenden Ausstellungsstücken stimmt tatsächlich! Ich hielt es ja schon für ziemlich cool, sich hier einen landestypischen Namen verpassen zu können, auch wenn ich dann Luigi irgendwas hieß. Egal. Ich stehe jetzt hier bei Al Capone in seinen jungen Jahren, als er noch kleinen Kindern den Hummellolly weggeschossen hat und so.
Iggy: Guten Abend, Mr. Capone! Wie fühlt es sich an, in einem Museum zu stehen?
Capone: Kann mir Besseres vorstellen, als den ganzen Tag blöd zu gucken und auf demselben Fleck zu verweilen. Aber wenigstens muss ich hier keine Steuern bezahlen, hab ich ohnehin nie gemacht.
Iggy: Heute spielen Sie ja in der Italo-Amerikanischen Fußballnationalmannschaft. Können Sie sich das vorstellen? Dass Sie auf Ihre alten Tage noch zum Profisportler werden?
Capone: Wenn du etwas wirklich willst, musst du dem mit einer Waffe Nachdruck verleihen. Nett, nicht? So ähnlich werde ich in Civilization IV zitiert.
Iggy: Sie sind meiner Frage ausgewichen. Nun haben Sie sich doch nicht so, Sie sind eine lebende Museumsfigur, was sollen Ihnen denn jetzt noch passieren?
Capone: Was? Aber ich kam doch auch im richtigen Film vor! Zumindest in der Fortsetzung. Ben Stiller wird euch verklagen!
Iggy: Au, Kacke...
Irrer: DU HAST DEN MÜLL NICHT GETRENNT!
Iggy: Was will der denn noch hier, verdammt? Schafft ihn weg!
Capone: Für mich war es nie ein Problem, Leute wegzuschaffen...
Iggy: Nun, ja. Danke für diese nette Unterhaltung, Mr. Capone, bleiben Sie hart. Müssen Sie auch, Sie sind schließlich aus Wachs.
So, ich schlage vor, jetzt kommt eine kurze Werbung, ich suche so lange den Nachtwächter auf, der muss ja hier irgendwo herumlungern. Bleiben Sie dran - Ich tu es auch!
20.35 Uhr
Guten Abend. Liebe Zuschauer, hier ist wieder Iggy Guttapercha, immer noch im Museum auf dem Italo-Amerikanischen Pavillon. Ich habe den Nachtwächter hier tatsächlich gefunden, und da er heute nicht viel zu tun hat, steht er gerne zu einem Interview bereit. Ich spreche jetzt mit Dan Lauter!
Lauter: N'abend.
Iggy: Guten Abend! Nun - Erklären Sie doch unseren Zuschauern doch einmal, was Ihnen denn so nachts im Museum widerfahren ist!
Lauter: Also, eigentlich bin ich ja neu hier. Da habe ich hier vor ein paar Tagen meinen Job hier bekommen und muss dann merken, dass die Figuren nachts hier wie blöd durch das Gebäude stapfen. Horror, aber man gewöhnt sich dran. Jedenfalls kommen dann irgendwie meine drei Vorgänger wieder, faseln irgendetwas von so einer Tafel und wollen die mitnehmen. Da sagt mir Aldo Mascarpone, der Gründer dieser glorreichen Nation, dass diese Tafel die Exponate hier nachts am Leben erhält. Also sind alle hinter den alten Säcken mit der Tafel her, sogar Wachsfiguren haben irgendwie einen Überlebenwillen, und da setzt die der Mussolini mit seinem Stinkstiefel außer Gefecht. Manche sind dann nicht wiedergekehrt, aber was soll man machen. Seit ich Crystal Meth nehme, glaubt mir eh keine Sau mehr.
Iggy: Nun, da hören Sie es. Nichts ist unmöglich! Erich von Däniken hat Recht und Gott gibt es bestimmt auch! Und Luke Skywalker! Ich sehe, so ein paar Ur-Migranten veranstalten hier jetzt eine riesige Party und wo eine Party stattfindet, darf Iggy Guttapercha natürlich nicht fehlen!
Lauter: Dürfte ich noch kurz meinen Sohn grüßen?
Iggy: Nein. Das war's jetzt. Mein Name ist Iggy Guttapercha und so zerbröselt der Keks nun mal!
Lauter: Stammt das nicht eigentlich aus einem anderen Film?
Iggy: Ähm... Hier geht es jetzt weiter mit der Flop-Produktion Liebling, da sind Gurken im Salat. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und eine gute Nacht!
Die Weltenaustellung 2009/1801
Nationen aus ganz Ozeanien und der Alten Welt kamen zusammen, um ihr Land zu präsentieren. |
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