Diverses:Die Jagd nach der goldenen Kartoffel
Kapitel 1: Ein geheimnisvoller Zettel
Ich laufe durch die Straßen, kein Ziel vor Augen, nur eine Sonnenbrille. Plötzlich falle ich auf die Schnauze. Kein Wunder. Immerhin ist es 23:00 Uhr und Stockfinster. Ich nehme die Sonnenbrille lieber ab und biete sie einem Passanten an. Für 100€. Ich ernte eine Beleidigung und gehe weiter. Die Sonnenbrille werfe ich weg. War eh nur aus Plastik. Ich beschließe, in eine Kneipe zu gehen und mich zu betrinken. Hoffentlich werden heute viele Runden ausgegeben, ich bin nämlich pleite. Als ich den Laden betrete, wird mir ein Bierkrug an den Kopf geworfen. Ich sehe das als gutes Zeichen. Kaum 5 Sekunden drin, schon ist mir schwummerig und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Als ich langsam wieder zur Besinnung komme, erkenne ich, dass eine Kneipenschlägerei im Gange ist. Ich reagiere sofort und eile zu den Leuten, die schon auf dem Boden liegen. Nachdem ich ihre Brieftaschen geklaut habe, suche ich mir eine Kneipe mit weniger Tumult und mehr Bier.
Nachdem ich zwei Brieftaschen versoffen habe, fällt mir in der Dritten ein seltsamer Zettel auf. Stellt sich bei näherer Betrachtung als Rezept heraus. Da ich keine Herzprobleme habe, werfe ich es weg und entdecke einen noch seltsameren Zettel darunter. Ich will ihn gerade lesen, als mir auffällt, dass ich dazu viel zu besoffen bin. Nachdem ich 10 Minuten lang versucht habe, ihn trotzdem zu lesen, spricht mich der Barkeeper an: "Hey, bezahl endlich!". Ich blicke in das Portmonee und bemerke, dass außer dem Rezept und dem Zettel nichts darin ist. "Wasch bin ik schullig?" frage ich den Mann hinter der Theke. "75€", sagt er. Ich überlege kurz und sage: "Ich habe 0€. Können wir uns da entgegen kommen? Als ich am nächsten Morgen aufwache, wundere ich mich wie aufgeräumt meine Wohnung auf einmal ist. Da fällt mir auf, dass ich mich in einer Mülltonne befinde. Nach einigen Sekunden merke ich das der Barkeeper die Zeche wohl ausgeglichen hat, indem er mich ungefragt als Punching-Ball benutzt hat. Ich überprüfe den Zustand meines Körpers und komme zu dem Schluss, dass es ein guter Deal war.
Als ich versuche aus der Mülltonne zu klettern, spüre ich etwas. Ich habe einen Kater. Außerdem bemerke ich, das an dem Blut über meinem zugeschwollenen Auge ein Zettel klebt. Es ist der von gestern, der in dem Portmonee gesteckt hat. Ich falle aus der Tonne und bleibe erst mal liegen. Ich kann zwar mein linkes Bein nicht bewegen, habe aber wenigstens Zeit, den Zettel zu lesen. Ich lese ihn und traue meinem einen sehfähigen Auge nicht. Auf dem Zettel stehen nur wenige Sätze, aber sie gehen mir durch Mark und Bein. Ich lese es noch einmal, nur um Gewissheit zu bekommen. Ich habe mich nicht geirrt. Auf dem Zettel steht: "Folge dem Weg zum schnellen Geld und finde die goldene Kartoffel."
Ich springe auf die Beine und renne zur nächsten Bank. Zumindest glaube ich, dass man so das schnellste Geld machen kann. Also stürme ich die nächste Sparkasse, schlage einen der Sicherheitsmänner nieder und brülle: "Geld her oder ich mach euch alle platt!". Leider hatte ich den zweiten Sicherheitsmann übersehen. Nachdem ich niedergestreckt und in den Streifenwagen verladen wurde, komme ich ins Grübeln. Ob ein Banküberfall wirklich der richtige Weg ist, um das schnelle Geld zu machen? Ich muss über eine bessere Möglichkeit nachdenken.
Kapitel 2: Nach dem Banküberfall
Befinde mich momentan in einer Psychiatrischen Klinik. Für Blöde: Irrenanstalt. Oder auch Klapsmühle. Egal. Fest steht: Die halten mich für verrückt. Gestern, als ich eingeliefert wurde, habe ich mit einem Pfleger gesprochen. Bot sich an, konnte ja eh nicht weg. Der Pfleger bat mich, ihm meine Personalien zu nennen. Das Gespräch lief wie folgt ab:
Ich: "Was soll ich hier?"
Pfleger: "Wir möchten Sie gern für ein paar Tage bei uns aufnehmen. Dafür brauchen wir aber Ihren Namen."
Ich: "Seid ihr ein Hotel?"
Pfleger: "Ääh...Nein, nicht so richtig...Wir sind eher eine Art Erholungsheim."
Ich: "Ich will mich nicht erholen. Ich muss los, hab viel vor."
Pfleger: "Ganz bestimmt haben Sie viel vor, aber Sie scheinen sehr erschöpft zu sein. Bleiben Sie ruhig ein paar Tage, es kostet Sie auch nichts."
Ich: "Moment! Ist das hier der Knast?"
Pfleger: "Nein, nein! Sie sind hier nicht im Knast, Sie sind..."
Ich: "...Hey, ist das hier die Klapse? Das ist die Klapse, oder? Ich will nicht in die Klapse! Ich bin Normal!"
Pfleger: "Ganz ruhig, mein Freund, das ist alles nur zu Ihrem besten."
Ich: "Schnauze. Du bist nicht mein Freund."
Pfleger: "Na gut, dann sind wir eben keine Freunde. Aber Sie müssen hier bleiben. Sagen Sie mir bitte Ihren Namen."
Ich: "Nö. Ich bin Normal und will hier nicht bleiben. Lass mich raus, Arschloch."
Pfleger: "Es tut mir leid, aber aufgrund Ihres Verhaltens kann ich Ihnen nicht erlauben, zu gehen."
Ich: "Welches Verhalten, Schwuli?"
Pfleger: "Schwuli?"
Ich: "Wer so hochgestochen redet, ist Schwul."
Pfleger: "Bitte mäßigen Sie Ihren Tonfall, mein Herr. Sie sind blutverschmiert, stinkend und betrunken in eine Sparkasse gerannt, haben einen Wachmann niedergeschlagen und wollten Geld. Sie müssen hier bleiben."
Ich: "Das macht doch jeder! Warum werde gerade ich verhaftet?"
Pfleger: "Das macht eben nicht jeder, darum sind Sie hier. Sagen Sie mir Ihren Namen, dann werden Sie verarztet und können sich in einem schön weichen Bett ausruhen."
Ich: "Na gut. Wenn ich dir in die Fresse hauen darf, ohne dass du dich wehrst, dann bleib ich."
Pfleger: "Warum sollte ich mir von Ihnen in die Fresse hauen lassen?"
Ich: "Weil du ein dummer Arsch bist."
Pfleger: "Sie dürfen mir nicht in die Fresse hauen. Aber wenn Sie mir Ihren Namen sagen, kriegen Sie ein Foto von mir, das dürfen Sie dann kaputtmachen. Okay?"
Ich: "Einverstanden. Rudi Rappel.
Pfleger: "Wie bitte?"
Ich: "Das ist mein Name. Rudi Rappel."
Pfleger: "Danke. Sie kriegen das Foto später. Kommen Sie jetzt bitte mit."
Das war das Gespräch. Der Pfleger hat mich erst zum Arzt und dann in ein Patientenzimmer gebracht. Später hat er mir noch das Foto gebracht. Meiner Meinung nach sollte man statt mir den Pfleger-Typen hier einsperren, aber egal. Das Foto beschloss ich zu behalten. Ein armer Schlucker wie ich kann alles gebrauchen, wenn er auf Schatzjagd geht.
So jetzt liege ich hier und plane meine Flucht. Ich hab noch 0€ von der Kneipenschlägerei und ein Foto von einem Pfleger. Und den Zettel. Ich nehme ihn zur Hand und lese ihn. Ich kann es immer noch nicht glauben. Die goldene Kartoffel. Und ich kenne den Weg, sie zu bekommen. Zumindest habe ich einen Hinweis. Aber egal. Auf jeden Fall bin ich näher dran als jeder andere. Näher dran an der goldenen Kartoffel. Der goldenen Kartoffel, die die Welt seit Jahrtausenden in Atem hält. Der goldenen Kartoffel, der bereits die alten Römer verfallen waren. Nero hat Rom nur angezündet, weil er ein Ablenkungsmanöver brauchte, um die goldene Kartoffel aus Cäsars Schlafzimmer zu klauen. Allerdings hat er es nicht geschafft, weil bereits ein Chinese unter dem Bett lag, der nur auf seine Chance wartete, die Knolle nach China zu bringen. Eine alte Chinesische Weisheit sagt nämlich: "Finde die Knolle, finde dein Glück.", und eine bessere Knolle als die kann man nicht finden. Als der Chinese dann gerade über die Mauer heim nach China wollte, wurde er von einem Indianer getötet, welcher die Knolle im Auftrag seines Häuptlings holen sollte, nachdem diesem ein Medizinmann von der Kartoffel berichtet hatte. Der Medizinmann hatte die Kartoffel in einer Zukunftsvision gesehen und sprach: "Wer den goldenen Erdapfel hat, wird so weise sein wie der große Geist und so stark wie tausend Büffel." Das war natürlich gelogen, der Medizinmann hatte nur zu viel Friedenspfeife geraucht. Der Häuptling hat es aber trotzdem geglaubt und einen Indianer losgeschickt. Der war nach der Überquerung des Meeres und der Reise quer durch Europa allerdings so erschöpft, das er auf dem Rückweg verstarb. Jetzt lag die goldene Kartoffel also neben der Indianerleiche und wurde von Reisenden gefunden. Die scherten sich einen Dreck um die Leiche und klauten die Kartoffel. So wurde sie immer wieder von diesem und jenem geklaut, bis sie während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, im Jahre 1945, verschwand, zusammen mit dem Bernsteinzimmer.
Und jetzt habe ich den Zettel mit dem Hinweis, wo sie sich befindet, beziehungsweise, wo ich herausfinden kann, wo sie sich befindet. Ich muss sie haben. Dieses Artefakt von nie dagewesener Schönheit wird mir gehören und alle meine Sorgen(und Schulden)werden sich in Luft auflösen. Ich muss nur noch den Weg zum schnellen Geld finden. Und natürlich einen Weg, hier aus der Klapse rauszukommen.
Kapitel 3: Die Flucht
Der nächste Morgen. Ich befinde mich immer noch in der Klinik. Der Pfleger, der mein Frühstück gebracht und mich geweckt hat, sagte mir, er wisse nicht, wie lange ich noch hier bleiben muss. Ich habe ihm die leeren Portmonees angeboten, wenn er mich laufen lässt, aber er wollte nicht. Ich habe ihm dann das Bild seines Kollegen angeboten. Er fragte mich, ob ich ihn für Schwul halte. Meine Antwort: „Natürlich. Immerhin bist du Pfleger.“. Daraufhin ging er. Jetzt sitze ich hier und warte auf eine Chance, dieses blöde Irrenhaus zu verlassen. Ich beschließe, weiter zu schlafen. Hilft mir nicht bei der Flucht, aber als bekennender Faulpelz sollte man sich keine Chance auf ein Nickerchen entgehen lassen. Auch nicht um 9 Uhr morgens, kurz nach dem Aufstehen. Etwas Später (12 Uhr) wache ich wieder auf. Eine Pflegerin bringt mir Mittagessen. Naja, für mich ist es eher ein zweites Frühstück. Mein Interesse gilt aber eher der Pflegerin. Mitte 20, schlank, scharf und freundlich. Ich mache ihr ein unmoralisches Angebot:
Ich: "Ich bin Rudi."
Sie: "Ich weiß"
Ich: "Woher?"
Sie: "Steht an der Tür."
Ich: "Will ich nicht. Da bin ich gegen."
Sie: "Warum?"
Ich: "Weil mein Name keinen was an geht."
Sie: "Ach so...Sehr interessant...Schönen Tag noch."
Ich: "Radieschen!"
Sie: "Wie bitte?"
Ich: "Sorry, ich wollte dich aufhalten, aber mir ist nichts anderes eingefallen."
Sie: "Warum Duzen Sie mich?"
Ich: "Ich bin gegen Siezen. Respekt ist was für Weicheier. Willst du reich werden?"
Sie: "Wie?"
Ich: "Reich werden. Kohle machen. Pinke-Pinke. Kapiert?"
Sie: "Warum fragen Sie? Wollen Sie mir Geld geben?"
Ich: "Am liebsten würde ich dir eins auf deinen Knack-Arsch geben, aber Geld kannst du auch haben. Wenn du mich rauslässt."
Sie: "Niemals, Sie Ferkel."
Ich: "Und wenn ich dir 1 Million gebe?"
Sie: "Moment bitte, ich muss kurz weg."
Sie geht. Nach ein paar Minuten kommt sie mit einem Doktor wieder. "Hier, Herr Doktor, der Mann redet wirres Zeug!". Der Doktor sieht mich kurz an. Ich sehe zurück und frage: "Bist du auch schwul?". Der Doktor schaut verdutzt. "Sie fragen mich, ob ich schwul bin? Wie kommen Sie darauf?".
Ich: "Wer so Blütenweiße Kleidung trägt, muss Schwul sein."
Doktor: "Ich habe mich schon mit zwei Pflegern über Sie unterhalten. Halten sie eigentlich jeden Mann in diesem Haus für Schwul?"
Ich: "Nein, mich nicht."
Doktor: "Ganz toll. Stimmt es, das Sie der Pflegerin hier 1.000.000€ für Fluchthilfe angeboten haben?"
Ich: "Ja. Die blöde Kuh wollte aber nicht. Wie wäre es mit dir? Für 1.000.000€ kannst du dir sicher einen neuen Zigaretten-Anzünder für deinen Scheißteuren fahrenden Schwanz-Ersatz leisten."
Doktor: "Ich glaube, Sie brauchen eine Beruhigungsspritze. Bitte kurz Stillhalten..."
Der Doktor zieht eine Spritze aus der Tasche. Ich sehe meine Chance gekommen und reagiere blitzschnell. Als der Doktor gerade ansetzen will, reiße ich ihm die Spritze aus der Hand und ramme sie ihm in den Oberschenkel. Er schreit auf und fällt vom Stuhl. Das könnte an der Spritze liegen, möglicherweise ist auch mein Faustschlag, den ich als kleinen Bonus zur Spritze gegeben hatte, dafür verantwortlich. Ich habe keine Zeit darüber nachzudenken. Ich springe auf und schreie die Pflegerin an. So laut ich kann. Mit viel Speichel. Sie erschrickt, rennt auf den Flur und ruft nach Unterstützung. Gleichzeitig schließt sie die Tür ab. Ich klaue dem Doktor seine Schlüssel und fliehe aus dem Fenster. Draußen! Jetzt muss ich nur noch über den fünf Meter hohen Zaun kommen. Ich hoffe auf den Kraftschub durch das Adrenalin, nehme Anlauf und springe. Als ich 10 Minuten später wieder aufwache, muss ich feststellen, dass ich es nicht geschafft habe. Gefunden wurde ich aber auch nicht. Könnte daran liegen, dass ich in einem Gebüsch gelandet bin. Ich überlege fieberhaft, wie es weitergehen soll. Da sehe ich meinen Weg in die Freiheit. Der Schlüssel des Doktors liegt neben mir im Gebüsch. Ich greife ihn mir und renne zum Tor. Nachdem ich alle Schlüssel, inklusive Autoschlüssel, ausprobiert habe, gelingt es mir mit dem letzten, das Tor zu öffnen. Ich stürme auf den Parkplatz und sehe mich nach dem Auto um, das am meisten nach Angeber-Arschloch aussieht. Ich erspähe einen Ferrari. Allerdings ist es nur ein Plakat an einer Wand. Das kann ich leider nicht aufschließen. Plötzlich kommt mir eine Idee. Ich drücke auf den Schlüssel und sperre die Augen auf. "Piep, piep!" tönt es aus einem Auto. "Piep du nur, ich klau dich trotzdem." denke ich und steige in den Wagen. Drinnen schaue ich mich kurz um. Schließlich hab ich schon seit 10 Jahren kein Auto mehr gefahren. Ich probiere es trotzdem und schaffe es vom Parkplatz auf die Straße, ohne Menschenleben zu gefährden. Nur die Schranke muss dran glauben. War eh nur aus Holz, das Billigding. Endlich bin ich frei. Jetzt muss ich den "Weg zum schnellen Geld" finden, um die Goldene Kartoffel abzugreifen.
Kapitel 4: Das schnelle Geld
Ich befinde mich noch immer auf der Straße. Ich bin auf dem Weg nach Las Vegas. So heißt das schmierige, hässliche Kasino neben dem Supermarkt, wo ich schon geschätzte 20-Mal rausgeflogen bin, weil ich mich an den Snacks vergriffen habe, ohne Geld auszugeben. Im Kasino war ich bisher allerdings noch nicht. Ob es da wohl auch Snacks gibt? Wenn man sich den Türsteher so ansieht, könnte man meinen, da würde pures Gold auf dem Boden rumliegen. Der Kerl ist geschätzte zwei Meter groß (wenn ich besoffen bin sogar fast drei!), geschätzte 150 Kilo schwer (alles Muskeln) und hat eine Visage wie ein Berggorilla. Als er mich mal wieder nicht reinlassen wollte, hab ich ihm das gesagt. Da hat er mich in eine Mülltonne gesteckt. Ob der Barkeeper von vorgestern wohl sein Bruder ist? Egal. Auf jeden Fall muss ich zum Kasino. Ich weiß jetzt nämlich, wo es das schnelle Geld gibt! Mein messerscharfer Verstand hat nämlich kombiniert, dass es nirgendwo so schnelles Geld gibt wie im Kasino. Geld kann natürlich noch viel schneller sein, zum Beispiel wenn man es in ein Auto legt und selbiges mit 200 Sachen über eine Klippe steuert. Das werde ich allerdings erst ausprobieren, wenn mir wirklich nichts mehr einfällt.
Nachdem ich jetzt drei Stoppschilder, eine Taube und fast eine Schulklasse und eine Oma überfahren habe, erreiche ich das Kasino. Dort angekommen steige ich aus dem Wagen und schreite zum Eingang. Der Türsteher stellt sich mir in den Weg.
Türsteher: "Guten Tag. Sie kommen hier nicht rein, bitte machen Sie Platz für die anderen Besucher."
Ich: "Warum komme ich nicht rein?"
Türsteher: "Weil Sie dreckig und ungepflegt sind und ihre Kleidung zerrissen ist.
Ich: "Erkennst du mich nicht? Wir sind doch alte Bekannte!"
Türsteher: "Erstens ändert das nichts daran, das Sie hier nicht reinkommen, und zweitens kenne ich Sie nicht."
Ich: "Arme, alte Affenfresse. Hast du unser kleines Stelldichein an der Mülltonne schon vergessen?"
Zwei Sekunden später befinde ich mich auf der Flucht. Der Typ scheint wohl nicht gerne auf sein Primaten-Gesicht angesprochen zu werden. Ich denke, jetzt sollte ich mir Schritt zwei überlegen. Das mit dem beleidigen und von der Tür weglocken war nur eine spontane Idee. Jetzt kommt es auf meine Sprintfähigkeiten an. Leider sind die miserabel. Ich war schon in der Schule immer so langsam, das man mühelos die alte Turnhalle abreißen und eine neue um mich herum hätte bauen können, ohne dass ich zwischenzeitlich das Ziel erreicht hätte. Da ich also nicht vor meinem Verfolger davonlaufen kann, muss ich mir schnell eine Alternative überlegen. Jetzt habe ich eine Idee. Ich renne in den Supermarkt, um im Getümmel unterzutauchen. Das Getümmel besteht leider nur aus acht Leuten. Schade. Dann habe ich wohl keine andere Wahl, als mich meinem Gegner zu stellen und wie ein Mann zu sterben. Ich drehe mich also um und sehe...nichts. Mein Verfolger hat sich in Luft aufgelöst.
Ich begebe mich nach draußen und sehe, wie er auf dem Boden liegt. Mehrere Passanten stehen drum herum und glotzen. Ich nehme an, dass er ein Wehwehchen hat. Als ich vorsichtig näherkomme, höre ich die Leute tuscheln. Der eine meint, dass der Kerl zu viel raucht und wohl deshalb zusammengeklappt ist. Ein anderer stimmt zu. Tja, das kommt halt vom Rauchen. Ein Glück, das ich mein Geld für Alkohol und nicht für Zigaretten ausgebe.
Nachdem der Türsteher jetzt eine kleine Verschnaufpause im Krankenhaus einlegt, kann ich mich im Kasino ungestört umsehen. Ich trete ein und werde von einem Kasino-Mitarbeiter angesprochen. "Warum treten Sie die Tür ein?" "Ich bin gegen Türen. Die sind nur im Weg." Der Kasino-Mitarbeiter wirft mich raus.
Kapitel 5: Im Kasino
Befinde mich auf dem Boden vor dem Kasino. Nachdem ich die Tür eingetreten hatte, warf mich ein Mitarbeiter wieder raus. Völlig ungerechtfertigt, war ja nicht seine Tür. Egal. Dann muss ich eben meine perfekten Verkleidungskünste nutzen, um mir unbemerkt Zutritt zu verschaffen. Ich überlege kurz. Wie kommt man am besten in ein Kasino? Nach einigen Minuten habe ich die ideale Verkleidung gefunden, die eines Kasino-Mitarbeiters! Ich gehe also zur Tür und spreche den Mitarbeiter an, der mich eben rausgeschmissen hat. "Hey, Arschloch! An der Straßenecke steht ein schwuler Drogendealer, das wär doch doppelt was für dich!" "Wie bitte?!" Ich überlege. So, wie er mich bisher behandelt hat, war ich fest davon ausgegangen, er würde mich davonjagen, aber er hat einfach nichts gemacht. Was nun? Meine grauen Zellen arbeiten auf Hochtouren. Naja, zumindest die, die noch nicht im Alkohol ersoffen sind. Nachdem ich mit dem Nachdenken fertig bin, sage ich folgendes zu meinem Gegenüber: "Komm mit, du Sack." "Warum?" fragt der Sack. "Ich hab deine Frau in meiner Gewalt. Komm mit oder ein Rudel Wiesel beißt ihr die Ohren ab, während drei Wildpferde ihren gefesselten, wehrlosen Körper zu Matsch zertrampeln." Der Mann sieht mich geschockt an. Ich gehe. Er folgt mir. Als wir in der Gasse neben dem Kasino ankommen, drehe ich mich um und hole dazu aus, ihn K.O. zu schlagen.
Nach langem Kampf kann ich ihn mit letzter Kraft niederschlagen und seine Sachen stehlen. Mit Gegenwehr hatte ich nicht gerechnet. Nach meiner Rechnung hätte er sofort umkippen müssen. In meiner Rechnung habe ich allerdings auch getroffen. Was soll's... Ich begebe mich nun zum Kasino und betrete es. Zu meinem Glück ist so viel los, das mich keiner beachtet. Außer den Kunden natürlich. Einer kommt angelatscht und fragt mich nach Jetons. Ich gebe ihm den Schlüssel zum Jeton-Schrank, der in der Tasche meiner Verkleidung war, und sage ihm, er soll ihn, wenn er genug Jetons hat, einfach einem anderen Kunden geben. Der Kerl ist begeistert und trabt davon. DAS wird die Mitarbeiter sicher eine Weile beschäftigen. Bedeutet: Ich kann mich in Ruhe umsehen.
Nachdem ich eine Weile dumm in die Gegend gegafft habe, beschließe ich, mich genauer umzusehen. Also nehme ich die Automaten unter die Lupe. Einer heißt: Bauernglück. Ich kombiniere blitzschnell. Das muss mit der goldenen Kartoffel zusammenhängen. Hört man ja schon am Namen: Bauernglück. Man kennt doch das alte Sprichwort: "Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln." Alles klar, oder? Hier muss sich ein Hinweis befinden! Ich untersuche den Automaten und finde in einer Spalte einen Zettel. Leider war die Spalte unter der Abdeckung. Ich werde herausgejagt und kann mich gerade noch in meinen Wagen flüchten, bevor ich getötet werde. Mit qualmenden Reifen würge ich den Motor ab und fliehe dann mit Schritt-Tempo auf die Straße, wo mich meine Verfolger zu Fuß nicht mehr einholen können. Allerdings habe ich jetzt etwa 10 Autos voller Leute hinter mir, die mich auch umbringen wollen. Ich fummele hektisch an der Gangschaltung herum, bis ich endlich den richtigen Gang erwische. Später, auf einem Hinterhof irgendwo in der Stadt, lese ich den nächsten Hinweis.
Kapitel 6: Der nächste Hinweis
Ich lese also den nächsten Hinweis. Zumindest versuche ich es. Allerdings ist der Zettel viel zu unleserlich. Könnte auch daran liegen, das es kurz nach Mitternacht ist. Ein bisschen zu dunkel zum Lesen. Ich beschließe, bis zum nächsten Morgen zu warten. Ich könnte dazu natürlich nach Hause gehen, aber hier, in diesem dunklen, grauen, kalten und nach Müll stinkenden Hinterhof einer heruntergekommenen Kneipe, in der mehr gekifft als gesoffen wird, ist es viel gemütlicher. Nachdem ich mich ein wenig gelangweilt habe, beschließe ich, die Zeit mit Schlafen zu verbringen. Als ich später wieder aufwache, befinde ich mich nicht mehr auf dem Hinterhof. Ich blicke mich erstaunt um, kann aber nicht erkennen, wo ich mich befinde. Weil ich nämlich gar nichts erkennen kann. Scheinbar befinde ich mich in einer Kiste. Könnte auch ein Sarg sein. Immerhin hat mein Großvater immer gesagt, dass ich schlafen würde wie ein Toter. Immer hat er es gesagt, wenn meine Eltern und ich ihn im Heim besucht haben. Bis ich erwachsen wurde und selbst bestimmen konnte, ob ich den alten Sack besuche oder nicht. Hab mich für nicht entschieden. Hat Opa eh nur gestört, dass ich gepennt hab, wenn er mit mir reden wollte.
Zurück zur Kiste. Ich versuche, mich zu drehen. Es macht zwar keinen Sinn es zu versuchen, aber mir ist irgendwie nach rumhampeln zumute. Nachdem ich ein wenig rumgehampelt habe, muss ich feststellen, dass ich mich nicht drehen kann. Außerhalb der Kiste zwar schon, aber in der Kiste reicht der Platz nicht. Nach reiflicher Überlegung befinde ich die Kiste für ungemütlich und beschließe, sie zu verlassen. Nachdem ich 20 Minuten gegen den Deckel getrommelt habe, stelle ich den Ausbruchsversuch ein und puste lieber ein wenig gegen meine Pfoten. Nachdem ich damit weitere fünf Minuten totgeschlagen habe, versuche ich es jetzt mit den Füßen. Es vergehen 20 trittreiche Minuten, die mir nichts als Respekt vor der fiesen Kiste einbringen. Plötzlich fällt mir etwas Schreckliches ein! Letzte Woche wurde meine Lieblings-Serie abgesetzt! Ich schwelge eine Viertelstunde in Erinnerungen, als ich höre, wie ein Schloss geöffnet wird. Dann wird der Deckel der Kiste angehoben. Ich springe sofort auf und fliege auf die Schnauze, als ich über den Rand der Kiste stolpere. Als ich mich aufrappele, blicke ich in den Lauf einer Pistole. Langweilig. Man kann gar nichts erkennen. An der Pistole hält sich eine Frau fest. Sie blickt mich böse an. Ich grinse zurück. Ihr Gesichtsausdruck wechselt zu Verwunderung.
Sie: "Warum grinst du?"
Ich: "Ich will dich verunsichern."
Sie: "Zettel her oder ich knall dich ab!"
Ich: "Ich bin gegen Abknallen. Ist so laut."
Sie: "Dann rück den Zettel raus!"
Ich: "Nö."
Sie: "Dann knall ich dich ab!"
Ich: "Du kannst mich nicht abknallen. Die Waffe ist nicht geladen."
Sie: "Natürlich ist die Waffe geladen!"
Ich: "Beweis es."
Sie: "Wie bitte?"
Ich: "Beweise, das die Waffe geladen ist."
Die Frau zieht das Magazin aus der Pistole und hält es mir hin. Ich nehme es ihr weg. Die Frau schaut ärgerlich. Dann glätten sich plötzlich ihre Züge.
Sie: "Du bist geschickt. Wir sollten zusammenarbeiten."
Ich: "Zusammenarbeiten? Und was würden wir arbeiten?"
Sie: "Ich weiß, dass du die Goldene Kartoffel suchst. Das tue ich auch. Mein Freund hat einen Hinweis erhalten, wurde aber nach einer Kneipenschlacht ins Krankenhaus befördert. Außerdem wurde ihm der Hinweis gestohlen. Das warst du, oder?"
Ich: "Schuldig."
Sie: "Ich wusste es. Wir sollten wirklich zusammenarbeiten."
Ich: "Ich glaube, ich weiß, was du von mir willst! Willst du etwa mit mir zusammen die Kartoffel suchen?"
Sie: "Ja."
Ich: "Nein."
Sie: "Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Du bist geschickt."
Ich: "Ich könnte deine Hilfe nicht gebrauchen. Du bist dämlich."
Sie: "Ich bin vielleicht nicht sehr gewieft, aber ich habe Geld."
Ich: "Was willst du dann mit der Kartoffel?"
Sie: "Noch mehr Geld."
Ich: "Macht Sinn. Ich brauch aber keine Hilfe."
Sie: "Dann gib mir den Zettel, oder ich knall dich ab!"
Ich: "Ich hab die Patronen."
Sie: "Ach ja, richtig..."
Die Frau scheint ein wenig ratlos zu sein. Ich sehe meine Chance, renne zum Fenster und springe heraus. Schlecht: Dritter Stock. Gut: Pool unter mir. Schlecht: Zettel wird Nass. Gut: Ich auch(lange nicht gewaschen!). Mit unvergleichlicher Eleganz mache ich einen Bauchplatscher in den Pool. Die Frau schaut zu mir herunter. Ich schwimme schnell zum Rand des Beckens, laufe zum Zaun und steige drüber. Die Frau flucht. Nachdem ich einige Zeit damit verbracht habe, mich von ihrem Haus zu entfernen, komme ich wieder auf einem Hinterhof an. Diesmal ist es noch Hell, also werde ich den Zettel jetzt sicher lesen können. Allerdings ist er durch mein Bad im Pool durchgeweicht und nicht mehr lesbar. Erschüttert lasse ich mich auf einen Stuhl fallen. Da auf diesem Hinterhof allerdings kein Stuhl steht, lande ich schmerzhaft auf meinem Rücken. Als ich dann, leicht gekrümmt, auf dem Boden liege, sehe ich mir den Zettel noch mal an. Er ist Nass. Aber aufgelöst hat er sich nicht. Mein Gesicht nimmt entschlossene Züge an. Ich werde nicht aufgeben!
Kapitel 7: Ein zweites Treffen
Ich befinde mich vor meinem Waschbecken. In der Hand einen Föhn haltend, versuche ich, meinen Zettel mit dem Hinweis zu trocknen. Ich föhne ihn auf sehr niedriger Stufe mit möglichst großem Abstand, um ihn nicht kaputt zu machen. Nach Drei Stunden kann man etwas erkennen. Zum einen, das ich eine mordsmäßige Geduld und Ausdauer habe. Zum anderen wird der Text etwas leserlicher. Ich nehme mir also den Zettel, sowie einen Stoß alter Zeitschriften und mache mich ans Werk. Die Zeitschriften brauche ich, um den Hinweis drauf zu schreiben, sobald ich ihn entziffert habe. Ich könnte natürlich auch richtiges Papier nehmen, aber dafür müsste ich erst mal welches haben. Außerdem sind die Zeitschriften eh veraltet. Auf der jüngsten steht: "Angela Merkel wird Bundeskanzlerin". Sind also nicht mehr aktuell und können mir bei meiner Schatzjagd als Notiz-Zettel dienen.
Ich wende mich dem Hinweis zu. Kaum leserlich, aber besser als nichts. Nach etwa 10 Minuten habe ich den Text verstanden. Der Hinweis lautet (Trommelwirbel bitte): "In der Fabrik, die nicht mehr stinkt, um Mitternacht im großen Topf." Ich verstehe nichts. Das liegt allerdings daran, dass ich unter den Gleisen wohne und nur ein halbes Dach habe. Als der Zug durchgefahren ist, konzentriere ich mich wieder auf den Hinweis. Mir fällt allerdings nichts ein und so beschließe ich, Passanten nach ihrer Meinung zu fragen. Ich bin zwar gegen Passanten befragen, weil nur Idioten rumlaufen, aber in der Not frisst der Teufel fliegen. Mach ich auch, aber egal. Ich gehe also raus auf die Straße und quatsche den nächsten Typen an.
Ich: "Hey du, warte mal!"
Er: "Ich gebe nichts."
Ich: "Ich habe nur eine Frage. Mach dir nicht in die Hose, Geizhals."
Der Mann lässt mich stehen. So eine Mimose. Egal. Ich suche mir jemand anderen. Etwas später finde ich dann sogar einen, der richtig intelligent aussieht! Begeistert stürme ich auf ihn zu und stelle mich ihm in den Weg. Er blickt mich erschrocken an und will mir sein Geld geben, aber ich lehne ab und stelle ihm meine Frage:
Ich: "Kennst du eine Fabrik, die nicht mehr stinkt? Sollte hier in der Gegend sein."
Er: "Eine Fabrik, die nicht mehr stinkt? Ich würde sagen, das ist eine Fabrik, die früher mal stark riechende Sachen produziert hat, aber bereits seit so langer Zeit die Produktion umgestellt oder geschlossen hat, dass der Geruch verflogen ist."
Ich bin überwältigt. Ich habe nicht nur den einzigen nicht-bescheuerten in dieser bescheuerten Stadt gefunden, er hat mir sogar geholfen! Mit meinem neuen Wissen ausgerüstet kann mich nun nichts mehr aufhalten, denn ich kenne die Lösung! Früher war ich nämlich mal, in meinem letzten Schuljahr (6.Klasse), mit der Klasse bei einer Fabrikbesichtigung. Da haben Sie Fischsuppe in Dosen, Fischkonserven und Rollmops produziert. Das hat enorm gestunken, mehr als ich in meinen besten Tagen. Damals war die Fischfabrik noch sehr erfolgreich, bis man in der Fischsuppe einen Delfinzahn gefunden hat. Das hat dem Ruf der Firma etwas geschadet, weshalb die Firma schließen musste. Jetzt sind Jahre vergangen und keiner wollte den Laden haben. Deshalb steht er leer, wenn man von Dieben, Junkies, Landstreichern, Dealern, ausgerissenen Jugendlichen, Sprayern, Obdachlosen, Schmugglern, Prostituierten, Zuhältern, Freiern, Geiseln, Geiselnehmern, Mitgliedern von Sekten und allen anderen Arten von Lichtscheuem Gesindel absieht. Und was passiert mit einer stinkenden Fabrik, die leer steht? Genau das, was der Passant gesagt hat! Sie hört auf zu stinken! Rätsel gelöst! Der nächste Hinweis wartet nur darauf, von mir gefunden zu werden!
Es ist 23 Uhr, als ich bei der Fabrik ankomme. Ich habe mir den Wagen wieder geholt, den ich, da ich ja entführt wurde, leider zurücklassen musste. Einen Parkplatz zu finden ist nicht schwer, doch in die Fabrik hineinzukommen könnte sich als schwierig herausstellen. Vor der Fabrik liegt ein Fabrikhof, der von einer hohen Mauer umgeben ist. Zum Glück liegt das Stahltor rostend auf dem Boden. Ich lache es aus und betrete die Fabrik.
Kurz nachdem ich die Produktionshalle erreicht habe, sehe ich einen riesigen Topf, in dem früher Fischsuppe gekocht wurde. Das ist mein Ziel, ich weiß es genau. Schließlich war ich es, der damals den Klassenstreber mit den Worten "Da gehörst du hin, Fischkopf!" in den Topf geworfen hat. Danach hatte der Betriebsleiter gejammert, das der größte Topf für den halben Tag gesperrt werden müsste, um ihn zu reinigen. Gut, das ich da aufgepasst habe. Mein Ziel vor Augen, nähere ich mich dem Topf. Plötzlich höre ich ein leises metallisches Klacken. Ich bleibe stehen. "Ich hoffe, das war ein Feuerzeug", denke ich mir, während ich mich langsam umdrehe. Hinter mir steht die Frau, die mich entführt hatte, um den Hinweis zu bekommen. Sie scheint sich neue Munition für ihre Waffe besorgt zu haben. Sie schaut mich mit scharfem Blick an.
Sie: "Hände hoch!"
Ich: "Da bin ich gegen, da werden die Arme so taub von."
Sie: "Hände hoch oder ich knall dich ab!"
Ich: "Gutes Argument."
Ich hebe die Hände.
Sie: "So ist es brav. Jetzt her mit dem nächsten Hinweis!"
Ich: "Erstens hab ich ihn noch nicht, zweitens kriegst du ihn nicht, und drittens, wie hast du mich gefunden?"
Sie: "Bin dir gefolgt. Und jetzt such den Hinweis!"
Ich: "Warum soll ich ihn für dich suchen? Such ihn doch selber, namenloses Weib."
Sie: "Deinen Namen kenne ich auch nicht."
Ich: "Rudi Rappel."
Sie: "Tatjana Radek."
Ich: "Russin?"
Sie: "Was dagegen?"
Ich: "Wodka schmeckt zum Kotzen."
Sie: "An die Arbeit! Such den Hinweis."
Ich: "Na gut, aber nur, wenn du "Bitte" sagst."
Sie: "Los jetzt!"
Sie fuchtelt mit ihrer Waffe herum und scheucht mich los. Nach einer halben Stunde, in der ich natürlich nicht richtig gesucht habe, da ich ihr den Hinweis nicht überlassen will, kommt sie auf mich zu:
Sie: "Du willst mich reinlegen! Hier hast du schon gesucht!"
Ich: "Um ehrlich zu sein, ist der Hinweis nicht mal hier in der Halle."
Sie: "Wo ist er dann?"
Ich: "Genau hinter dir!"
Tatjana dreht sich und schaut sich hektisch um. Ich verpasse ihr einen Faustschlag auf den Hinterkopf. Aber kein einfaches Knuffen, sondern einen von der Sorte, wo einem in Trickfilmen die Augen zwei Meter weit aus dem Kopf schießen. Tatjana geht zu Boden und bleibt erst mal liegen. Ich schnappe mir ihre Wumme und laufe zum Topf. Ich klettere am Topf hoch und schwinge mich rein. Drinnen ist nichts. Nur ein Lichtstrahl. Mondlicht. Ich blicke nach oben. Das Mondlicht scheint durch ein kleines rundes Loch in der Wand. "Könnte mal ein Fenster gewesen sein", denke ich mir. Bringt mir aber auch nichts, das zu denken. Wo ist der Hinweis?
Kapitel 8: Das Versteck der goldenen Kartoffel
Seit zwanzig Minuten überlege ich, wo der Hinweis sein könnte. Es muss hier irgendwo sein, weil es keine andere Fabrik in Stadtnähe gibt, die früher mal gestunken hat. Vielleicht sollte ich aber auch erst mal versuchen, aus dem Topf rauszukommen. Das könnte sich als schwierig herausstellen. Die Wände sind zwei Meter hoch und sehr glatt. Alleine werde ich es wohl nicht schaffen, mich zu befreien. Ich versuche es trotzdem. Nachdem ich dreimal gegen die Wand gerannt bin, komme ich zu dem Schluss, dass der Topf wohl nicht umkippen wird. Außerdem tut mein Arm weh. Als nächstes versuche ich, an den Rand zu springen und aus dem Topf zu klettern. Nach mehreren Versuchen muss ich feststellen, dass ich wohl nicht Athletisch genug bin, so hoch zu springen und mich dann noch festzuhalten. Da meine Knie jetzt auch schmerzen, setzte ich mich hin. Langeweile. Ich überlege, was ich tun kann. Plötzlich habe ich die Idee! Ich schlafe erst mal eine Runde. Irgendwann werde ich dann von einem Rauschen geweckt. Ich öffne die Augen und sehe einen Schlauch in den Topf hängen, aus dem Wasser sprudelt. Verwundert blicke ich nach oben. Dort steht Tatjana und grinst böse. Ich schaue ungerührt zurück.
Sie: "Gib mir den Hinweis, oder du wirst ertrinken!"
Ich: "Ich kann Schwimmen, du dämliches Weib."
Sie: "Oh..."
Tatjana schaut mal wieder ratlos. Dann stellt sie das Wasser aus und will gehen.
Ich: "Hey, warte!"
Sie: "Warum?"
Ich: "Du willst doch den Hinweis, oder?"
Sie: "Ja. Und? Du gibst ihn mir doch eh nicht, oder?"
Ich: "Wenn du mir hier raushilfst, kann ich weitersuchen. Wenn ich ihn dann finde, verrate ich ihn dir."
Sie: "Hmm... Einverstanden. Was soll ich tun?"
Ich: "Ich kann am Schlauch hochklettern, wenn du ihn etwas tiefer reinhängst."
Sie: "Bekomme ich meine Waffe wieder?"
Ich: "Nie im Leben. Die passt gut zu der Munition, die ich dir letztes Mal abgenommen habe."
Tatjana macht ein wütendes Gesicht, hilft mir aber. Als ich aus dem Topf raus bin, mache mich auf den Weg, Tatjana folgt mir. Das habe ich erwartet. Sie rechnet sicher damit, dass ich abhaue, wenn ich den Hinweis habe. Würde ich auch. Aber wenn sie an meinen Hacken klebt, kann ich schlecht abhauen. Ich könnte sie natürlich auch Erschießen, dann würde ich sicher entkommen. Bis die Bullen mich erwischen. Dann hätte ich mindestens 15 Jahre Zeit, über den Hinweis nachzudenken. Dauert mir zu lange. 15 Monate wären ja noch in Ordnung, die würde ich auf einer Backe absitzen. Aber 15 Jahre... Nee, lieber nicht. Meine unfreiwillige Partnerin und ich machen uns auf die Suche. Nachdem wir alles auf den Kopf gestellt haben, komme ich zu dem Schluss, dass der blöde Hinweis wohl nicht in diesem Raum ist. Tatjana schaut genervt. Ich beachte sie nicht, schaue mich um. Habe ich etwas vergessen? Ich glaube nicht. Sogar die alte Bierflasche, die in der Ecke lag, habe ich mir genau angesehen. Schmeckte grauenhaft. Egal. Mein Blick schweift umher. Plötzlich stutze ich. Natürlich stutze ich keinen Busch, Bonsai oder Tatjanans Kopf, nein! Ich stutze, weil ich das kleine, runde Fenster sehe und eine Idee habe! Ich eile aus der Halle, dicht gefolgt von Tatjana. Nach ein paar Minuten irrem Gehetze erreiche ich die Außenwand der Halle und sehe, was ich gesucht habe. Glasscherben. Von einem kleinen runden Fenster. Ich knie mich hin und sehe mir die Scherben an. Buchstaben. Tatjana schaut, was ich mache.
Sie: "Was willst du mit dem Müll?"
Ich: "Siehst du das nicht? Da stehen Buchstaben drauf."
Sie: "Na und?"
Ich: "Bist du als Kind eventuell auffallend oft auf den Kopf geschlagen worden?"
Sie: "Hä?"
Ich: "Vergiss es. Guck mal da hoch, da ist ein kleines Loch in der Wand. Das war mal ein Fenster, bis es irgendwer eingeschmissen hat. Das hier sind die Scherben."
Sie: "Und warum stehen da Buchstaben drauf?"
Ich: "Wenn der Mond richtig steht, leuchtet er durch das Fenster und man kann auf dem blanken Topfboden diese Buchstaben erkennen."
Tatjana schaut begeistert.
Sie: "Wow! Du bist echt geschickt. Kannst du es zusammensetzen?"
Ich: "Vielleicht. Mal sehen..."
Nach einer Stunde bin ich fertig. Puzzle waren noch nie meine Stärke. Egal. Ich will gerade alles einsacken und die Segel streichen, als ich merke, dass Tatjana mir über die Schulter geschaut hat. Wir lesen den Hinweis. Er lautet: "Die goldene Kartoffel ist nah. Du findest sie im reichsten Haus der Stadt." Erstaunen macht sich auf meinem Gesicht breit. Die goldene Kartoffel ist hier in der Stadt? Ich drehe mich zu Tatjana um. Sie läuft schon zu ihrem Wagen. Ich blicke ihr gelangweilt nach, ziehe die Pistole, die ich ihr geklaut habe und schieße ihre Reifen platt. Ich gehe zu meinem Wagen und will gerade einsteigen, als ich umgerissen werde. Tatjana sitzt auf meinem Rücken und will mich wohl erwürgen. Ich werfe sie ab und packe sie am Kragen. Sie zappelt und tritt. Aus Angst, dass sie meine Kronjuwelen treffen könnte, lasse ich sie auf den Boden fallen. Bevor sie sich wieder aufrappeln kann, springe ich in meinen Wagen und gebe Gas. Da ich quer über den vorderen Sitzen liege und das Gaspedal mit der Hand betätigt habe (wie gesagt, rein"gesprungen"), habe ich leichte Probleme mit der Lenkung. Nachdem ich es geschafft habe, mich auf meinen Sitz zu wühlen, blicke ich in den Rückspiegel. Tatjana rennt mir hinterher. Ich gebe tüchtig Gas und erfreue mich an ihrem wutverzerrten Gesicht und den bösen Flüchen, die sie mir mit auf den Weg gibt. Mit Tempo 180 rase ich in die Stadt. Ich muss den/die reichste/n Mann/Frau/Zwitter in der Stadt finden und sein Haus auch noch. Viel zu tun, aber so kurz vor dem Ziel werde ich nicht aufgeben.
Kapitel 9: Der reichste Mann der Stadt
Nach meiner Rückkehr in die Stadt begebe ich mich in die nächste Kneipe, um mich nach dem reichsten Mann der Stadt zu erkundigen. Ich hätte auch bei der Touristen-Information nachfragen oder mal ins Villenviertel gehen können, aber da gibt es keinen Alkohol. Nachdem ich ein paar Schluck getrunken habe (sechs Flaschen), frage ich meinen Nebenmann nach dem reichsten Kerl in der Stadt. Er blickt mich mit versoffenem Blick an und rülpst mir laut ins Gesicht. Ich haue ihm eine auf sein freches Maul und suche mir den nächsten Kandidaten. Mir begegnet ein Kerl, der offensichtlich ein dringendes Bedürfnis hat. Ich halte ihn an und frage. Er drängelt sich an mir vorbei und läuft zum Klo. Wieder Pech. Leicht verärgert schnappe ich mir den nächsten. "Wer ist der reichste Mann der Stadt?" frage ich barsch. "Du schon mal nicht, du Penner." kommt es zurück. Mir reicht es. Der erste war eine Sau, der zweite wollte lieber auf Klo anstatt mir zu helfen und der dritte ist ein Arschloch. Ich beschließe, ihm die Meinung zu hauen. Also gebe ich ihm eine Kopfnuss. Das gefällt ihm nicht besonders. Seinem Kegelclub auch nicht. Ich beschließe, lieber woanders zu suchen. Nach einer lustigen kleinen Verfolgungsjagd quer durch die Stadt, schaffe ich es, mich in einer leeren Regentonne zu verstecken. Leer, wenn man von der Katze absieht. Nachdem ich ein wenig mit ihr getobt habe, schaffe ich es, sie aus der Tonne zu werfen. Während sie türmt, mache ich es mir gemütlich. Wenn ich mir schon mal ein ruhiges Plätzchen erkämpft habe, kann ich mich auch gleich ein bisschen ausruhen. Nach einiger Zeit, es ist bereits hell, wache ich wieder auf. Meine Tonne hat sich spontan dazu entschieden, eine abschüssige Straße runterzurollen. Aus einiger Entfernung höre ich Gelächter. Ich schwöre Rache gegen Unbekannt und... mache nichts. Was soll man in so einer Lage schon tun? Ich bleibe einfach liegen und versuche mich irgendwie festzuklemmen, damit ich nicht herausgeschleudert werde. Nach einigem Gehupe und Geschreie pralle ich gegen eine Mauer. Das tut weh. Egal. Ich krieche aus meinem Gefährt und rücke meine Kleidung zurecht. Dann klopfe ich mir den Dreck ab. Ganz schön viel zu klopfen. Als ich gehen will, fallen mir ein paar missbilligende Blicke auf, die auf mich gerichtet sind. "Wenn ihr euch bei jemandem beschweren wollt, sollten ihr euch die Typen da oben vornehmen." sage ich und zeige die Straße hoch. Dann gehe ich. Allerdings nur ein paar Meter, dann bleibe ich stehen und sehe mir das Grundstück hinter der Mauer an. Es ist groß. Sehr groß. Groß, edel und gepflegt. "Ich glaub, hier bin ich richtig." sage ich zu mir und gehe zum Tor. Am Tor ist eine Klingel. Da das Tor zum rüber klettern zu hoch ist, drücke ich auf die Klingel. Einen kurzen Moment später kommt die Stimme eines Butlers aus einem Lautsprecher.
Er: "Wer ist da?"
Ich: "Tach, ist der Chef zu sprechen?"
Er: "Ihren Namen, bitte."
Ich: "Rudi Rappel. Ist der Chef jetzt zu sprechen oder nicht?"
Er: "Wenn Sie mit dem "Chef" den Hauseigentümer meinen, dann ja. Was wünschen Sie vom Hausherrn, Herr Rappel?"
Ich: "Dass er mir das Tor aufmacht, oder hast du da auch die Befugnis zu?"
Er: "Wenn Sie keinen Grund für Ihren Besuch haben, bitte ich Sie, wieder zu gehen."
Ich: "Ich bin Sicherheitsfachmann und möchte dem Chef ein paar Sicherheitsvorkehrungen anbieten."
Er: "Ich werde den Hausherrn fragen, ob er Sie empfangen möchte."
Nach einigen langweiligen Minuten, in denen ich herausfinde, dass ich wirklich nicht über das Tor komme, höre ich den Butler wieder:
Er: "Hallo? Sind Sie noch da?"
Ich: "Aber sicher."
Er: "Der Hausherr empfängt Sie nun."
Das Tor wird geöffnet und ich trete ein. Ich bin aufgeregt. Falls der Kerl, der in diesem Haus wohnt, wirklich der reichste in der Stadt ist, befindet sich die goldene Kartoffel auch hier. Mir läuft der Sabber in Strömen herunter. Bildlich gesprochen natürlich. Nach kurzem Fußmarsch durch den riesigen Garten erreiche ich die Villa. Ein steinalter Kerl im Anzug wartet auf mich.
Er: "Guten Tag, mein Herr! Ich bin überrascht über Ihren Besuch, aber ich freue mich trotzdem, dass Sie hier sind!"
Ich: "Tach Keule! Warum freuste dich denn so?"
Er: "Oh! Sie haben einen sehr rustikalen Sprachstil! Gefällt mir! Mein Butler sagte mir, dass Sie Sicherheitsfachmann sind. Dann zeigen Sie mir mal ein paar Sicherheitsvorkehrungen. Ich könnte ein neues Sicherheitssystem gebrauchen."
Ich blicke den Mann an. Mein Verstand läuft auf Hochtouren. Mein Wissensstand im Bereich Sicherheit ist Null. Ich weiß, was ich als ganzer Mann zu tun habe. Lügen.
Ich: "Okay, dann schauen wir mal... Gut... Ich würde sagen, wir installieren in jedem Busch Kameras und auf den Ecken Selbstschussanlagen mit herzsuchenden Wärmesensoren der neuesten Generation, dazu 5 Landminen pro Quadratmeter..."
Er: "Hmm... Klingt schon ganz gut... Aber haben Sie vielleicht ein paar Prospekte?"
Ich: "Nein, hab ich alle vergessen. Komm mit, wir planen die Todesfallen im Schlafzimmer...Oh, Moment, nur damit wir uns über die Preisklasse im Klaren sind, bist du sehr reich?"
Er: "Oh ja!"
Ich: "Der reichste in der Stadt?"
Er: "Mit Sicherheit!"
Ich: "Dann werde ich dir natürlich nur das Beste anbieten, was ich zu bieten habe."
Der Mann führt mich ins Schlafzimmer. Ich überlege kurz und lasse einen Stift aus meiner Tasche fallen. "Vorsicht! Mir ist eine Kugelschreiber-Giftgas-Granate auf den Boden gefallen! Das Ding ist scharf! Schnell in den Schrank!" Mit diesen Worten stoße ich den reichen Idioten in den Schrank und sperre selbigen zu. "Was ist mit Ihnen?" fragt der Mann aus dem Schrank heraus. "Das Mittel wirkt nicht gegen Leute, die bei der Herstellerfirma registriert sind. Warte hier, ich hol ein Gegengift. "Mit diesen Worten mache ich mich aus dem Staub, um die Kartoffel zu finden. Als ich gerade die Zimmer im ersten Stock durchsuche, begegne ich dem Butler.
Er: "Was machen Sie hier?"
Ich: "Ich suche nach geeigneten Plätzen für Granatenwerfer."
Nachdem ich einen zweiten Stift aus meiner Tasche geworfen habe, sitzt auch der Butler im Schrank. Nach zwei Stunden bin ich mit meiner Suche im Keller angekommen. Dort befindet sich auf den ersten Blick nichts, aber hinter einem Bild, das ich versehentlich von der Wand reiße, kommt ein Schalter zum Vorschein. Ich drücke ihn.
Mit lautem Krachen öffnet sich eine Geheimtür. Das Krachen kam von dem Schrank, der davor stand. Ich bin starr vor Erstaunen. Etwas ist in meiner unmittelbaren Nähe kaputtgegangen, ohne dass ich Schuld bin. Wow. Nachdem ich mich wieder gefasst habe, gehe ich durch die Geheimtür. Vor mir ist eine Wendeltreppe, die tief nach unten führt. Nach dem Abstieg finde ich mich in einer Halle wieder. Am Ende der Halle sehe ich einen Altar. "Da muss die goldene Kartoffel drin sein!" denke ich mir und mache mich auf den Weg. Am Altar angekommen, sehe ich, dass sich darauf ein Kästchen befindet. Es lässt sich allerdings nicht öffnen. Nachdem ich das störrische Ding eine Weile untersucht habe, finde ich eine Botschaft auf der Unterseite, welche allerdings nicht in einer Sprache geschrieben ist, die ich verstehe. Wahrscheinlich Bayrisch. Egal. Plötzlich fällt mir ein Zettel auf, der unter dem Kästchen war. Darauf steht ein seltsamer Text. Wahrscheinlich die Übersetzung des Textes, steht zumindest drauf. Folgendes steht auf dem Zettel:
"Du, der du die goldene Kartoffel suchst, bist am Ziel. Ich habe sie in dieser Kiste versteckt, aber ich will nicht, das sie irgendeinem Barbaren in die Hände fällt. Darum habe ich dieses Rätsel entworfen. Wenn du das Schloss aufbrichst, wird die Kiste explodieren. Wenn du die Kiste zerbrichst, wird sie ebenfalls explodieren. Was tust du? Wenn du es schaffst, soll die goldene Kartoffel dir gehören.
Auf dem Zettel findet sich keine Unterschrift. "Da muss wohl einer das ständige Gemorde wegen der Knolle sattgehabt haben. Weichei." sage ich zu mir selbst und betrachte nachdenklich die Kiste. Nach fünf Minuten drehe ich die Kiste um und schaue mir die Scharniere an. Dann nehme ich mein Taschenmesser und ziehe die Stifte aus den Scharnieren.
Ich klappe die Kiste auf und finde im Inneren ein Glasröhrchen, das mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt ist. Da es mich an klaren Rum erinnert, behalte ich es. Neben dem Röhrchen ist auch noch ein Stoffbündel aus rotem Samt in dem Kästchen. Ich nehme es behutsam, mit schweißnassen Händen aus dem Kästchen und öffne es langsam... Ich traue meinen Augen nicht. Noch weniger als sonst. Es ist der größte Schatz der Menschheit, die schönste, erhabenste Sache, die je ein Mensch gesehen hat. Unbeschreiblich. darum werde ich das auch nicht tun. Die goldene Kartoffel ist mein. Ich, ICH allein habe sie gefunden und werde sie niemals hergeben. Außer für ein Vermögen, natürlich. Als ich gerade mitten in meinen Zukunftsträumen bin, höre ich Schritte. Ich drehe mich blitzschnell um, ziehe die Pistole, die ich Tatjana gestohlen habe und richte sie auf mein Gegenüber. Allerdings ist da kein Gegenüber. Muss wohl vor der Geheimtür rumlaufen, der Typ... Moment mal! Die Geheimtür hat sich geschlossen! Wie komme ich jetzt hier raus?
Kapitel 10: Das Ende der Jagd
Plötzlich wird die Geheimtür geöffnet. Hocherfreut, nicht in einem blöden Keller verrotten zu müssen, blicke ich in einen Revolverlauf. Es ist der Alte Sack mit seinem Laufburschen. Der Alte sieht mich mit einem fiesen Blick an und beginnt zu erzählen:
"Hören Sie mir gut zu, mein Freund. Ich war früher Archäologe und habe nach alten Schätzen geforscht. Irgendwann habe ich dann dieses verdammte Kästchen gefunden. Aber bis heute, 40 Jahre später, hatte ich keine Ahnung, wie ich es öffnen könnte. Darum habe ich einen jungen Mann damit beauftragt, den Zettel, den Sie gefunden haben, an jemand Klugen weiterzureichen."
Ich: "Den Zettel hab ich bei einer Kneipenschlägerei geklaut."
Er: "Macht nichts."
Ich: "Was sollten diese dämlichen Rätsel?"
Er: "Ich wollte sichergehen, dass nur ein wirklich kluger Kerl hierher findet."
Ich: "Ganz schön pfiffig, Alter. Und wie geht dein toller Plan jetzt weiter? Die Kartoffel hab ich, und meine Waffe ist geladen.
Er: "Sie haben Ihre Waffe aber nicht in der Hand."
Ich: "Deine Waffe ist aber nicht geladen!"
Er: "Doch."
Ich: "Glaube ich nicht!"
Er: "Ihr Pech."
Bei Tatjana hätte das geklappt. Irgendwie fehlt sie mir. Egal.
Ich: "...Dein Diener will dich erstechen!"
Der Alte dreht sich erschrocken um, sein Butler macht aber nur ein blödes Gesicht und schüttelt den Kopf. Als der Opa sich wieder zurückdreht, sieht er gerade noch meine Faust auf sich zukommen. Er geht zu Boden, sein Butler allerdings setzt zum Gegenangriff an. Nach einem kurzen Hiebwechsel gelingt mir ein fataler Treffer in seine Vergnügungszone. Er geht in die Knie und winselt: "Gnade! Wir können doch über alles reden!" "Stimmt. Aber frühestens im Krankenhaus.". Mit diesen Worten hole ich weit aus und trete ihn in ins Reich der Bewusstlosigkeit. Im Krieg und bei Kartoffeln ist alles erlaubt. Ich begebe mich nach draußen. Als ich fast an der Tür bin, höre ich eine Stimme. Es ist der Mann, dem ich in der Kneipe das Portmonee mit dem Zettel geklaut habe. Er ist mit einem Gewehr bewaffnet und sieht entschlossen aus.
Er: "Hab ich dich endlich gefunden, du Dieb!"
Ich: "Du musst der Typ sein, der den Zettel an den Mann bringen sollte, oder?"
Er: "Genau der bin ich! Aber ich bin selber nicht blöd. Die Kartoffel wollte ICH finden!"
Ich "Hast du aber nicht! Und jetzt geh nach Hause."
Er: "Hättest du wohl gerne! Ich schieße dir die Birne von den Schultern!"
Als er gerade den Abzug betätigen will, haut ihm jemand eine Vase über den Schädel. Es ist Tatjana. Sie wirkt allerdings nicht feindselig.
Tatjana: "Komm, wir müssen fliehen!"
Ich: "Hmm... Na gut, aber wehe, du machst irgendwelche Dummheiten."
Tatjana: "Ich bin nicht bewaffnet. sonst hätte ich ihn erschossen."
Ich folge Tatjana nach draußen, wo mein Wagen steht. Ich steige ein, sie auch. Mir egal, denn da sie nicht bewaffnet ist, kann ich sie mit einem Fingerschnipsen ausschalten. Nach einigen Minuten spreche ich sie an:
Ich: "Der Kerl war doch dein Freund, oder? Warum hast du ihn Niedergeschlagen?"
Tatjana: "Weil er mich, hätte er die Kartoffel gefunden, sitzengelassen hätte. Er wollte nur mein Geld, und mit der Kartoffel in seinem Besitz hätte er mehr Geld als ich gehabt."
Ich: "Woher hast du das gewusst? Tagebuch geklaut, geheimes Gespräch belauscht, in die Zukunft gesehen?"
Tatjana: "Er hat es bei Facebook gepostet."
Ich: "Ääääh... sehr intelligent, muss ich sagen..."
Während ich gerade versuche, mir solch eine Dummheit vorzustellen, blickt Tatjana in den Spiegel und ruft erschrocken: "Der Alte ist uns auf den Fersen!". Ich blicke ebenfalls in den Spiegel und sehe ihn. Er folgt uns in einem Sportwagen, die Waffe in der Hand, sein blaues Auge strahlt uns entgegen. Er schießt. Zum Glück daneben. Tatjana fragt mich verängstigt, was wir nun tun sollen. Ich schaue gelassen, nehme das Glasröhrchen aus der Tasche und zeige es Tatjana. "Sieht aus wie klarer Rum, brennt aber sicher noch mehr." Mit diesen Worten werfe ich es aus dem Fenster auf die Windschutzscheibe meines Gegners. Es explodiert sofort und zertrümmert die Windschutzscheibe. Unser Gegner gerät ins Schlingern und bleibt mitten auf einer Kreuzung stehen, während wir am Horizont verschwinden. Tatjana schaut mich glücklich an und sagt:
Tatjana: "Das war toll, aber was machen wir jetzt? Nach dieser Verfolgungsjagd kommen wir sicher in den Knast und die Kartoffel klaut irgendein Polizist."
Ich: "Ich hab eine bessere Idee. Wir suchen uns eine Stadt, wo uns keiner kennt, verkaufen die Kartoffel meistbietend und tauchen erst mal eine Weile unter, bis Gras über die Sache gewachsen ist."
Tatjana: "Echt? Hasst du mich nicht?"
Ich: "Ohne Waffe bist du ganz Sympathisch, außerdem schulde ich dir noch was."
Tatjana lächelt und blickt die Straße entlang. Die Sonne scheint und die Wolken ziehen ruhig am Himmel vorüber. Tatjana wendet sich mir zu:
Tatjana: "Was machen wir denn, wenn wir erst mal reich sind?"
Ich: "Bist du nicht schon reich?"
Tatjana: "Nicht so richtig. Außerdem hat die Polizei angekündigt, meine Wohnung zu durchsuchen. Danach habe ich sicher nicht mehr so viel Geld..."
Ich: "Klauen die Bullen?"
Tatjana: "Sehr witzig. Ich habe das Buch "Reichtum für Dumme" gelesen und mich für die unehrliche Variante entschieden.
Ich: "Macht nichts, wir haben ja die Kartoffel."
Tatjana: "Stimmt... Was wollen wir denn jetzt machen, wenn wir die Knolle verkauft haben?"
Ich blicke nach vorn. "...Hast du noch einen Zettel?"
ENDE (Ich bin gegen Enden, da hört immer alles auf.)