Richard Löwenherz
Richard Löwenherz | ||||||||||||||||||||||||
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Lebensweg
Kindheit und Jugend
Der kleine Löwenherz wuchs in einem recht zerrütteten Elternhaus auf. Die Mutter übernahm die Erziehung der Lausbuben, während sich der mächtige Vater mit Regieren, Voltigieren und Kopulieren den Tag versüsste. Richard hatte vier Brüder: Wilhelmine (Kabarettstar, Freitod durch Stuhlgangverweigerung), Heinrich der Jüngere (führte ein ausschweifendes Leben in der Normandie und starb an suboptimaler Leberfunktion), Gottfried II. (Kaiser der Bretagne und Papst der Winzer) sowie Johann Ohneland, ein recht armes Schwein.
Als Drittjüngster hatte er es nicht leicht. Die großen Brüder vergnügten sich gern damit, den schmächtigen Burschen zu hänseln und zu ärgern, auch die anderen Adelskinder standen ihnen in Nichts nach und so musste er des Öfteren seine Pausenstullen abgeben, die Silberlinge, die ihm die Mutter heimlich zusteckte, als Schutzgeld zahlen und allerlei Schabernack über sich ergehen lassen.
Dann, in der fünften Klasse, geschah Schicksalhaftes: Ein Neuer kam hinzu. Robin von Locksley hiess der pickelgesichtige Bursche, der eines Tages schüchtern vor der Klasse stand; eine schmächtige Gestalt, Sohn verarmter Adliger mit recht wagemutigem Modegeschmack für diese Zeit. So trug er den ganzen lieben langen Tag lang grüne Unterhosen und einen gleichfarbigen Wams, wie ihn sonst nur das gemeine Volk kannte. Kein Wunder, dass er alsbald Richards Schicksal des Schlossnerds teilte.
Der Wandel
Die Jahre gingen ins Land, aus den Knaben wurden langsam Männer. Naja, sie wirkten eher wie Hampelmänner. Ein Zustand, der nicht sehr förderlich war bei der Brautschau und dessen Richard nun auch langsam überdrüssig ward. Eines Tages stiessen sie durch Zufall auf das Kellerlabor eines berühmt-berüchtigten Drogenpanschers und verruchten Alchemiefreaks, Merlin genannt, eine obskure Gestalt die wie von einer anderen Welt wirkte, ständig bedröhnt von Extrakten der heimischen Flora, wirres Zeug faselnd von mythischen Superkönigen, Drachen und sonstigem Hirngespinst. Diesen Merlin nun bat Richard um Hilfe endlich ein stattlicher Königssohn zu werden; eine imposante Gestalt, die Manns genug wäre, es mit dem Teufel aufnehmen zu können. Einen Fuss in der Tür der schicken Gesellschaft wähnend, mischte der "Zauberer" den beiden bereitwillig diverse Mittelchen zusammen, damit diese mal ordentlich was auf die Rippen kriegen. Richard, begeistert ob dieses sich bietenden Wandels in seinem bisher trostlosen Leben, nahm die Chance gern wahr und so sollten jene Pülverchen und Pillen, Trunks und Drinks des Merlin bald fester Bestandteil desselben werden. Doch Robin, ein eher vorsichtiger und verhaltener Charakter, liess die Finger davon und versuchte lieber, wie es ihm die Grossmutter lehrte, mit gesundem Essen und festem Glauben an den Allmächtigen zu einem stattlichen Mann heranzuwachsen.
Richards Trainingswahn wuchs nun kongruent zu den immer sichtbarer werdenden Erfolgen seiner Wundermedikamente. Er spross in die Höhe, in die Breite, in die Tiefe, genau wie seine sich entwickelnde Akne, Aggression und übermenschliche Kraft. Täglich ergab er sich dem Trainingswahn, stemmte schwere Gewichte, rang Ochsen nieder, zerschlug massive Steinsäulen mit bloßen Fäusten und joggte hunderte Kilometer in der Woche durchs erstaunte Königreich. Zur Motivation während des Trainings spielten die jungen Rolling Stones (ja, auch diese Mumien waren dereinst flaumbärtige Burschen) ihre frühen Hits auf Drehleier, Harfe, Schalmei & Co. Ein interessanter Anblick wie der junge Königssohn im 3/4-Takt die Hanteln schwang, während Jagger und Keith Richards wie der leibhaftige Teufel musizierten. Tja, Merlins Küche gab wohl auch für Musiker motivierende Mittelchen her. Ein Trendsetter!
So ging es jahrein, jahraus und während Richards Muskeln wuchsen, schwand Robins Nervenkostüm ob Fragen wie : "Schau mal, sag mal, hab ich abgenommen? Scheiße! Sag mal, echt jetzt!" und "Fuck Alter, hab heut schon wieder was aufgepackt, drück jetzt schon 400 Mann!" Das nervte, das nervte gewaltig! Als eines Tages Robin über Kopfschmerzen klagte, trumpfte Richard in unnachahmlicher Holzklotzmanier mit einem frischen : " Dabei kann es sich nur um Phantomschmerzen handeln, du Hohlkopf!" So war es Robin dann überdrüssig. Er schnappte seine sieben Sachen und trat einer homoerotischen Fetischgruppe bei, die wild verkleidet in einem Wald Nähe Sherwood obskure SM-Praktiken mit jungen Adligen praktizierte. Aber dies ist eine andere Geschichte.
Richard, der König
Im März 1173 beschlossen Richard und sein Bruder Gottfried sich Heinrich anzuschliessen, der grad gegen den versoffenen Vater revoltierte. Erfolglos, und so liessen die beiden Letzteren unter mysteriösen Umständen auch ihr Leben, was den jungen Löwenherz zum Thronanwärter erhob. Nachdem zwei Tage später auch sein alter Herr das Zeitliche segnete, reihte sich Richard erfolgreich in die lange Liste der Herrscher ein, die sich effizient an die Macht meuchelten. Am 3. September 1189 wurde Richard Löwenherz dann flugs in Westminster als Richard I. zum König der Löw.. König von England gekrönt. Die anschliessende Party hatte es in sich. Löwenherz liess die Staatsschatulle weit öffnen, und das Volk feierte.
Doch die Regierungsgeschäfte lagen dem jungen König nicht so sehr, er verbrachte wie bisher den lieben langen Tag mit Eisen stemmen und Kalorien zählen. Dieser Umstand blieb dem Volk nicht verborgen und so begann es mürrisch zu werden. Die Berater und Vertrauten Richards warnten ihn nicht die Gunst des Volkes zu verspielen, denn Intriganten und Konspiranten warteten, wie es in der feinen Gesellschaft bis heute üblich ist, bereits auf Gelegenheiten sich seinen Thron unter den Nagel zu reissen.
Löwenherz beruhigte jedoch seine Mannen mit dem Hinweis, der gemeine Pöbel brauche nur Unterhaltung und Heldentaten und jene wolle er ihm bescheren. Über das "Wie" jedoch schwieg er sich beharrlich aus.
Der Dritte Kreuzzug
Kurz nach der Krönung und den darauf folgenden Ereignissen führte er den glorreichen "Dritten Kreuzzug wider der Menschlichkeit" (1189 bis 1192) zur Rückeroberung Jerusalems von den Truppen des diabolischen Sultans Saladin an. Das Volk jubelte ihm zu, sein Plan schien aufzugehen. Die Kriegsvorbereitungen dauerten mehrere Wochen. Mann und Maus wurden mobilisiert, etliches an Wegzehrung gepökelt und göttlicher Beistand herbeigebetet, während sich Richard ganz eigen auf diesen Kräftevergleich der Weltreligionen vorbereitete:
Dopingplan des Löwen
10–6 Wochen vor dem Kreuzzug täglich: | 5–2 Wochen vor dem Kreuzzug täglich: | 2 Wochen bis zum Kreuzzug täglich: |
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Marsch gen Jerusalem
Im Frühjahr 1189 war es dann soweit. Richard, in bester Wettkampfform, brach mit einem großen Heer Richtung Jerusalem auf. Während die Posaunen den Marsch der furchteinflößenden Streitmacht martialisch untermalten, schmetterten tausende Männerkehlen den zeitlosen und allseits bekannten Kriegs-Chanson:
So zog das Kreuzritterheer entschlossenen Schrittes durch die Lande, den Blick fest gen Jerusalem gerichtet. Zuerst machten sie Halt in Sizilien, sie rasteten im wunderschönen Messina, stärkten sich mit Wein, Weib und Gesang und hinterliessen tiefen Eindruck bei der ortsansässigen Bevölkerung, deren Gebahren und Traditionen bis heute auf diesen kurzen Abstecher Richards zurückzuführen sind. Der König selbst soll bei diesem Halt hunderte Söhne gezeugt und einen neuen Weltrekord im Schräg-Bankdrücken aufgestellt haben. Nach wenigen Tagen zogen sie munter und vergnügt weiter Richtung Zypern, welches sie in typisch englischer Manier kurzerhand annektierten. Löwenherz, so berichten mittelalterliche Quellen, soll die Festungstore eigenhändig ausgehebelt und mit einem schmetternden Hieb seiner mächtigen Faust dutzende Gegner erschlagen haben. Leider verlor Löwenherz die wunderschöne Insel beim Kartenspiel an einen gewissen Guido von Lusignan, einem französischen Trickbetrüger und Lebenskünstler. Schade drum, aber das Interesse des Riesen aus dem Okzident galt allein Jerusalem.
Weiter diesem Trieb folgend, zog er nun ins heilige Land ein, eroberte nach und nach irgendwelche israelischen Kuhdörfer wie zum Bleistift Askalon, das heidnische Pendant zum mythischen Avalon der Christen, oder Akkon, eine heruntergekommene Festung, in der später in der Geschichtsschreibung ein komischer Typ namens Franz von Assisi die Geheimnisse des Pernods entschlüsseln sollte.
Die heilige Stadt
Einen Monat später. Man schreibt das Jahr 1192 christlicher Zeitrechnung. Löwenherz hat sein Ziel erreicht: Jerusalem, die heilige Stadt der großen Weltreligionen. Seine Männer, allesamt kampfesdurstige Haudegen und erfahrene Schlachtenbummler sind ausgemergelt ob der langen Reise, der vielen Eroberungen, Morde, Vergewaltigungen, Brandschatzungen und derlei löblichen Christenzeugs. So liess der König sie nun ruhen, während er selbst mit seinen treuesten Heerführern das berühmte antike Bordell „Corpus separatum“ der Stadt besuchte.
Dieses Freudenhaus, so die Überlieferung, war das größte und beste des Altertums, wohl vergleichbar mit dem heutigen „Pascha“ in Köln.
Richard liess sich nicht lumpen und feierte wie es eines Königs würdig war mit Pomp und Gloria. Zwei Tage und zwei Nächte verbrachten die Männer mit Exzessen und Orgien, dann war der Spaß vorbei und König Richard wurde zur Kasse gebeten. Da sein Kapital auf dem Weg bereits aufgezehrt war und er nun arge Probleme mit seiner Liquidität zu verzeichnen hatte, bat er den bösen und gemeinen Statthalter und Bordellbesitzer Sultan Saladin um Kredit. Dieser, empört ob dieses Frevels des Ungläubigen, wies seine Türsteher unter Leitung des sagenumwobenen Üzgür Kebab an, die Zechpreller zu inhaftieren. So stürzten sie sich auf die Kreuzritter und überwältigten sie der Reihe nach. Allein Richard gelang die Flucht. Während er mit der Linken eine handvoll Angreifer niederschmetterte, wehrte er mit der Rechten Speere und Standarten ab und schlug mit einem gewaltigen headbutt ein klaffendes Loch in die Befestigungsmauer der heiligen Stadt, durch welches er schlussendlich mit einem gewaltigen Hechtsprung entkam.(Quelle: Minnesang)
Die Eskalation
Außer sich vor Zorn ob dieser königsunwürdigen Behandlung durch den ledergesichtigen Muselmanenluden befahl er nun die Stadt zu belagern, auszuhungern und letzten Endes einzunehmen, um die gefangenen Heerführer zu befreien und den florierenden Puff in christliche Hand zu überführen um dessen äußerst lukrative wirtschaftlichen Vorteile für sich selbst nutzen zu können.Die Belagerung dauerte mehrere Wochen und Angriffswelle auf Angriffswelle der Ordensritter zerschellten an den gewaltigen Befestigungsanlagen Jerusalems. Richard befahl zornig gnadenlos jeden Feind zu töten, keine Gefangenen zu machen und den Islam gnadenlos auszumerzen. Doch da machte ihm der Betriebsrat des Feldheeres bestehend aus Johanniter, Samariter und anderen Menschenrechtsteufeln einen dicken Strich durch die Rechnung, und das war auch gut so!
Eines Tages erkrankte Richard schwer an einer unerklärlichen Krankheit. Die Medizinmänner des Abendlandes waren ratlos und so wurden ortsansässige Schamanen zu Hilfe gerufen um den siechenden König zu heilen. Diese erkannten nach Befragung des Leibarztes das Problem recht schnell. Richards Medikamentenkonsum war jenseits von Gut und Böse, während des Kreuzzuges ernährte er sich ausschliesslich von gepökeltem Fleisch und Sarotti-Herrenschokolade; der Ärmste hatte eine heftige Verstopfung. Seine Eingeweide blähten sich unaufhaltsam auf. Der Oberschamane der Muselmänner verabreichte ballaststoffreiches Obst und jede Menge lecker Sauerkrautsaft. Das brachte den König schnell wieder auf die Beine. Verdammt schnell, denn sein "Thron" hatte schon lang keine ausgiebige Sitzung mehr erlebt.
Doch zwischenzeitlich rieb sich Richards Streitmacht an den Verteidigern der Mauern Jerusalems auf und so beschloss er resigniert mit seinem stark gelichteten Heer den Heimweg gen England anzutreten. Gescheitert und enttäuscht kehrte das Kreuzritterheer in die verregnete Heimat zurück, gerade noch rechtzeitig, dass der König seine Wettkampfvorbereitungen für den "Mr. Universum 1194" beginnen konnte. Er sollte kläglich scheitern. Aus Frustration verprügelte er jämmerlich seinen kleinen Bruder Johann, der in seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte vertrat. Auch der Sheriff von Nottingham bekam ordentlich die Hucke voll, da der in die Jahre gekommenene Lederfetischist seinem ehemaligen Trainingspartner Robin in stalkender Manier penetrant nachstellte. Weil Richard noch immer nicht das Regieren so anstand, übertrug er dies auf seine Berater, während er sich lieber damit beschäftigte seinen alternden Körper zu konservieren und sich zu verlustieren. Da ihm das kalte Wetter in England nicht wirklich zusagte, verdrückte er sich kurzerhand nach Frankreich, welches gemeinhin dafür bekannt war, für die Kurzweil perfektioniert zu sein. Er begann haltlos zu saufen und konnte auch nicht umhin, jedem Rockzipfel nachzujagen. Ein Umstand, der ihm die Freuden der Ehe verwehrte, ihn aber nicht sonderlich bedrückte, da seine unzähligen Eskapaden bereits für ausreichend Nachwuchs gesorgt hatten.
Sein Ende
Richards Körper widerstand Jahr und Tag den vielen unsäglichen Mittelchen, der Völlerei und Maßlosigkeit. Doch leider waren damals Wunderelixiere wie Actimel & Co noch nicht bekannt, und so verstarb er am 6. April 1199 in einer malerischen französischen Kleinstadt, völlig unterhopft, an Multiorganversagen während er den heiligen Donnerbalken besuchte. Die Welt trauerte, ein großer König ging in die ewigen Jagdgründe ein, doch seine Taten und sein Mythos überdauerten die Geschichte.
Résumé
Richard Löwenherz kann wohl unumstritten als eine der schillernsten und mächtigsten Persönlichkeiten des Mittelalters gesehen werden. Seine Egomanie, gepaart mit Tapferkeit und immenser Körperkraft, führten zu seinem Beinamen "Löwenherz". Seine Schlachten um das heilige Land machten ihn zur Legende. Seine Motivationen jedoch sind bis heute ungeklärt. Diverse Theorien diesbezüglich wurden entwickelt und wieder verworfen, verschiedene Thesen machten die Runde, jedoch hatte bisher nichts davon dauerhaften Bestand. Die Frage nach dem "Wieso" ist weiterhin offen geblieben. Waren es religiöse Wahnvorstellungen, die ihn trieben oder eher ein Hang zur Selbstdarstellung angefeuert vom Narzissmus des Bodybuilders? Ging es ihm um die Befreiung der heiligen Stätten des Christentums wie Verschwörungstheoretiker behaupten oder doch eher um weltliche Dinge wie Macht, Land, Wollust, Reichtum und Ruhm?
Diese Triebfedern so manchen Eroberers im Auftrage Gottes treiben auch noch heutzutage junge Burschen zu haarsträubenden Taten an, lassen sie im Testosteronrausch der Balz gern weit weit übers Ziel hinausschiessen. Ging es dem König ebenso? Letzten Endes jedoch liegt der Mantel der Geschichte über ihm, gebettet in Sagen und Mythen sowie mündlichen Überlieferungen, die den Verdacht der übertriebenen Darstellung wohl nicht gänzlich ausschliessen und weiterhin Spielraum für so manch wilde Vermutung offen lassen werden.
Literatur
- Arnold Schwarzenegger: Richard Löwenherz - Quell der Inspiration eines geistig Minderbegabten, 2007, ISBN 978-3-534-14511-9
- Käse-Kalle: Wayne ?. University Press, 2006, ISBN 0-7486-2046-X
- Kelvin: Richard Löwenherz, der Aufschneider ISBN 3-88199-738-5.
- Neil Lance Louis Armstrong: Anfänge des Dopings, Lionheart 123, 2003, S. 65–91
- Duke Nukem: Come get some! . Verlag Styria, Graz 1995, ISBN 3-222-12299-7.
- Dennis Grote: Richard I. Löwenherz der Analritter, Mythos oder Realität?. Köln 2006, ISBN 3-205-77544-9.