Fahrende Bäume

Fahrende Bäume sind ein alternatives Mobilitätskonzept mit einem dreifachen Schwerpunkt auf Umweltverträglichkeit, Sicherheit und Effizienz und dem Anspruch, konventionelle, benzinbetriebene Verkehrsmittel schon in naher Zukunft abgelöst zu haben. Sie werden weithin als Symbol für das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur gesehen.

Achtung Waldverherrlichung!
Dieser Artikel enthält Fotos von Laub und andere botanische Motive. Zudem steht er im Verdacht, Bäume und Wälder zu idealisieren oder zu verharmlosen und wird deshalb von den Diktatoren der Stupidedia als waldverherrlichendes Material eingestuft.

Solltest du, lieber Leser, jünger als 67 Jahre sein oder empfindlich auf explizite Walddarstellungen reagieren, lies bitte nicht weiter.

Verbreitung

Abb. 1: Inzwischen sind oft mehr Bäume unterwegs als Autos

Nach ihrer Erfindung brauchten die fahrenden Bäume nur wenige Jahre, um sich weltweit als gleichberechtigte Alternative zu den herkömmlichen Verkehrsmitteln zu behaupten. Es ist inzwischen ein vertrauter Anblick, dass Straßen und Autobahnen neben Standstreifen, Mittel- und Überholspur eine weitere Bahn für Baumverkehr haben, den so genannten Grünstreifen. Lokal ist es durchaus schon zu beobachten, dass das Auto vom Baum als dominierendes Verkehrsmittel abgelöst wurde.

Abb. 2

Gleichwohl ist es nach wie vor so, dass die meisten Verkehrswege prinzipiell am konventionellen Automobil orientiert bleiben. Insbesondere ist zu beobachten, dass Grünstreifen bei Kreuzungen nicht berücksichtigt werden, d.h. Bäume können hier nur abbiegen und nicht geradeaus weiterfahren. Das ist für den Fahrer natürlich besonders dann störend, wenn er sich nicht nur so zum Spaß ans Steuer seines Baums gesetzt hat, sondern ein konkretes Ziel erreichen wollte. Als Übergangslösung werden heute meist Fliegende Brücken eingesetzt, die in einer Höhe von drei bis fünf Metern über der Kreuzung schweben, so dass sie den darunter ablaufenden Automobilverkehr nicht stören, gleichzeitig aber für die hoch aufragenden Bäume bestens erreichbar sind.

In Kunst und Kultur erfreut sich der fahrende Baum ebenfalls größter Beliebtheit. Insbesondere in Action- und Science-Fiction-Filmen der neuen Generation sind häufig spektakuläre Verfolgungsjagden zu sehen, in denen sich Bäume mit quietschenden Wurzeln ihren Weg durchs Unterholz bahnen und wild mit den Ästen schlagen, um sich schließlich krachend zu überschlagen und in Flammen aufzugehen. Dieses Motiv wird auch im erfolgreichen Computerspiel Grand Theft Arbre bis zum Exzess getrieben.

Vorteile

Entgegen anfänglicher Zweifel sind sich Wissenschaft und Technik inzwischen weitgehend einig, dass die neue Technologie dem Automobil klar überlegen ist.

Der augenfälligste Unterschied ist sicherlich der Nachhaltigkeitsaspekt. Während ein Auto nach zehn Jahren alt ist und nach zwanzig Jahren Schrott, überzeugt der Baum mit einer Lebensdauer bis an die tausend Jahre, in deren Verlauf seine Qualität sogar noch zunimmt: Wo das herkömmliche Auto verrostet und verschleißt, blüht und gedeiht der Baum. Und das ganz von selbst.

Das Auto ist auf knapp werdendes Erdöl angewiesen, befördert den Treibhauseffekt und vergiftet Mensch und Umwelt mit Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid und Feinstaub. Wie viel umweltschonender ist dagegen der Baum! Er gewinnt die für den Betrieb notwendige Energie über Photosynthese aus Wasser und Sonnenlicht und gibt als Abfallprodukt sogar noch frische Luft zurück.

Abb. 3: Autos sind ständig unfallgefährdet
Abb. 4: Im Unfallfall gewinnt meist der Baum

Im Hinblick auf die Sicherheit wird der Unterschied vielleicht sogar noch deutlicher. Abbildung 3 zeigt ein häufiges Bild: Zwei Autos sind zusammengestoßen, beide sind schwer beschädigt und wahrscheinlich beide Fahrer verletzt oder getötet. In Abbildung 4 ist ein Unfall zwischen Auto und Baum zu sehen. Der Fotografie ist unzweifelhaft zu entnehmen, dass der Baum im Recht ist, denn das Auto hat die eigene Fahrbahn verlassen und die für den Grünverkehr vorgesehene Spur – den sprichwörtlichen Holzweg – gekreuzt. Ebenfalls sehr gut zu erkennen ist, dass das konventionelle Fahrzeug nach dem Unfall Schrott ist, während der wesentlich robuster konzipierte Baum keinerlei Schaden genommen hat – aufgrund seiner hervorragenden Bodenhaftung hat ihn der Zusammenstoß noch nicht einmal von der Bahn abgebracht.

Unfälle zwischen zwei oder mehr Bäumen ohne Beteiligung anderer Verkehrsmittel sind extrem selten, wie auch die fehlende Abbildung 5 zeigt. Gelegentlich kommen zwar Unfälle zwischen Fußgängern und Bäumen vor, sind aber einerseits fast ausnahmslos vom Fußgänger verschuldet und laufen andererseits meist eher glimpflich ab. Es kann daher als erwiesen gelten, dass der fahrende Baum zu den sichersten Verkehrsmitteln überhaupt zählt und die Zahl der Verkehrstoten gegen Null sinken wird, wenn er das Auto erst gänzlich abgelöst hat. Auch das Problem der betrunkenen Fahrer wäre auf einen Schlag erledigt: Bäume sind stets stocknüchtern.

Anfang der Neunzigerjahre gab es große Bedenken, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland, der zu einem guten Teil von Automobilindustrie und -export lebte, unter dem raschelnden Umstieg vom Auto auf den fahrenden Baum leiden würde. Inzwischen ist es der deutschen Industrie jedoch gelungen, an den großen Erfolg mit dem Auto anzuknüpfen und sich auch auf dem Baummarkt führend zu positionieren. Vom kleinen Einbaum bis zum mehrere hundert Menschen fassenden Omnibusch, deutsche Bäume stehen international für höchste Qualität und Sicherheit. Insbesondere auch die deutsche Eiche ist weltweit als Statussymbol gefragt und geschätzt.

Ausblick

Zahlreiche führende Koniferen der Mobilitätsdendrologie zeigen sich überzeugt, dass der fahrende Baum, obschon er zu den bedeutsamsten Erfindungen seit langer Zeit gehört, erst der Anfang eines noch viel umfassenderen Wandels ist. Obwohl der Baum an sich recht erdverbunden ist, gibt es durchaus Anlass zur Hoffnung, dass auch im Luftverkehr und vielleicht sogar in der Raumfahrt in Zukunft baumgestützte Verfahren tragende Rollen übernehmen könnten.

Abb. 7: Baum fliegt nach dem Rückstoßprinzip

So konnte bereits experimentell nachgewiesen werden, dass die bewährte Flugzeugträgerin an Stelle von Flugzeugen auch ebenso gut Bäume durch die Luft befördern kann. Mittelfristig wird allerdings angestrebt, Bäume aus eigener Kraft fliegen zu lassen. Ansatzpunkt hierfür ist die bekannte Eigenschaft von Bäumen, mittels Bewegung der Äste, Zweige und Blätter Wind erzeugen zu können. Ließe sich diese Fähigkeit derart kultivieren, dass der Luftstrom willentlich gesteuert werden könnte, ergäben sich daraus gleich zwei mögliche Konzepte zur botanischen Luftfahrt.

Abb. 6: Bäume verschaffen einem Segelflugzeug Aufwind

Die erste Möglichkeit sieht vor, Bäume entlang der gängigen Flugrouten zu pflanzen. Diese würden anschließend dazu dienen, vorüber fliegenden Segelflugzeugen gezielten Aufwind zu verschaffen und somit die heute noch vielfach eingesetzten Flugzeugträgerinnen wie auch die umweltschädlichen und teuren Verbrennungsmotoren überflüssig machen. (Abbildung 6)

Die andere Möglichkeit besteht darin, Bäume selbst fliegen zu lassen. Dazu müsste der Luftstrom, ähnlich wie beim Hubschrauber, senkrecht nach unten gerichtet werden, um so den Baum durch das Rückstoßprinzip in die Luft zu heben. (Abbildung 7) Zu beachten ist hierbei die Notwendigkeit eines ausreichend großen Vorrats feuchter Erde, die in einem geeigneten, an den Wurzeln des Baums befestigten Behältnis mitgeführt werden würde. Die Frage, ob Bäume bei ausreichend hoher Luftfeuchtigkeit das benötigte Wasser auch aus der Luft beziehen könnten, ist derzeit noch Gegenstand intensiver Forschung.

Während die Nutzbarmachung des Baums zur Luftfahrt zumindest auf theoretischer Ebene inzwischen recht weit fortgeschritten ist, bleibt es weiterhin heftig umstritten, ob Bäume auch für die Raumfahrt geeignet sind. Dafür spricht in jedem Falle die hohe Lebenserwartung des Baums, die bei ausreichenden Geschwindigkeiten durch Zeitdehnung noch gesteigert werden könnte und hilfreich bei der Überbrückung kosmischer Entfernungen ist. Da im Weltraum nicht nur kein Wasser und keine Erde vorhanden sind, sondern auch keine Luft, müsste der Baum mit einer eigenen Atmosphäre ausgestattet starten. Da Pflanzen Kohlenstoffdioxid verbrauchen und gleichzeitig elementaren Sauerstoff abgeben, liegt es nahe, Menschen oder anderes tierisches Leben mit auf die Reise zu schicken und so ein kleines, aber vollständiges Ökosystem zu erzeugen. Der Mensch entwickelt in Gefangenschaft meist früher oder später die Tendenz, alle in Reichweite befindlichen Bäume abzuholzen, so dass nach aktuellem Stand der Forschung ein paar niedliche Eichhörnchen besser als Baumbegleitung geeignet scheinen. Ein bislang ungelöstes Problem ist der Antrieb: Auf der Erde kann der Baum, wie oben erläutert, seine zahlreichen Blätter als Tragfläche nutzen und und fliegen, doch im Weltraum gibt es keine Luft. Die einzige heute realistisch erscheinende Möglichkeit besteht darin, den Baum bereits in der Erdatmosphäre so weit zu beschleunigen, dass er das Schwerefeld der Erde verlassen kann, ohne anschließend weiter angetrieben werden zu müssen. Einmal im All angekommen, würde der Baum aufgrund seiner Trägheit weiter fliegen, bis er einen anderen Himmelskörper erreicht hat. Problematisch ist einerseits, die Bahn entsprechend präzise zu berechnen, und andererseits, den Baum auf die so genannte Fluchtgeschwindigkeit von rund 40.000 km/h zu beschleunigen. Heutige Bäume erreichen diese Geschwindigkeit bei Weitem nicht. Dementsprechend ist die häufig kolportierte Annahme, irdische Bäume seien überhaupt erst aus dem Weltraum auf die Erde gekommen, rein spekulativ und wissenschaftlich nicht fundiert.

Abb. 8: Bislang reine Utopie – ein Baum hat die Erdanziehungskraft überwunden und fliegt neuen Welten entgegen.
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